Студопедия
Случайная страница | ТОМ-1 | ТОМ-2 | ТОМ-3
АрхитектураБиологияГеографияДругоеИностранные языки
ИнформатикаИсторияКультураЛитератураМатематика
МедицинаМеханикаОбразованиеОхрана трудаПедагогика
ПолитикаПравоПрограммированиеПсихологияРелигия
СоциологияСпортСтроительствоФизикаФилософия
ФинансыХимияЭкологияЭкономикаЭлектроника

Callis:beckram 4 страница

ESTIAN: ERDRICK, BECKRAM UND GARRANON 2 страница | ESTIAN: ERDRICK, BECKRAM UND GARRANON 3 страница | ESTIAN: ERDRICK, BECKRAM UND GARRANON 4 страница | ESTIAN: BECKRAM, ERDRICK, GARRANON 1 страница | ESTIAN: BECKRAM, ERDRICK, GARRANON 2 страница | ESTIAN: BECKRAM, ERDRICK, GARRANON 3 страница | ESTIAN: BECKRAM, ERDRICK, GARRANON 4 страница | ESTIAN: BECKRAM, ERDRICK, GARRANON 5 страница | CALLIS:BECKRAM 1 страница | CALLIS:BECKRAM 2 страница |


Читайте также:
  1. 1 страница
  2. 1 страница
  3. 1 страница
  4. 1 страница
  5. 1 страница
  6. 1 страница
  7. 1 страница

Ich nickte wortlos.

Sie zog die Tür hinter sich zu, doch ich hätte nicht sagen können, ob sie sie auch abschloss oder nicht.

Oreg erschien an der gleichen Stelle, wo sie gerade gesessen hatte.»Er hat ihr befohlen, es dir bequem zu machen.«

Ich schauderte, und Oreg tätschelte mir das Knie genau so, wie Bastilla es gerade getan hatte. Ich zuckte zurück, und sei es nur, weil ich vor ihr nicht hatte zurückzucken können.

»Ist Tosten entkommen?«

»Ja.«Er verlagerte das Gewicht und sah mich nicht an.»Es tut mir leid, dass ich so fest zugeschlagen habe.«

Ich erinnerte mich an unsere letzten Sätze und warum Oreg so wütend gewesen war.»Oreg, ich würde ihn die Drachenknochen nicht nehmen lassen, wenn ich einen Ausweg sähe.«

Er nickte, immer noch, ohne mich anzusehen.»Was willst du wegen Duraugh unternehmen?«

Tosten, Bastilla und nun Oreg, dachte ich. Es half auch nicht gerade, dass mir vom Schaukeln des Schiffs übel wurde. Ich fühlte mich jämmerlich und wollte ihm wehtun, also sagte ich:»Ich werde ihn umbringen, wenn Kariarn das nicht für mich erledigt. Er ist das letzte Hindernis zwischen mir und Hurog. Und wenn ich jeden Einzelnen opfern muss, der in Hurog geblieben ist, um mein Geburtsrecht zurückzuerhalten, nun, dann lässt sich das eben nicht vermeiden.«Ich dachte, er würde den Sarkasmus begreifen, aber stattdessen verschwand er. Selbst Oreg, dachte ich. Selbst Oreg hielt mich für imstande, Duraugh umzubringen.

Die nächsten Tage waren schlimm.

Wenn ich an Deck ging, musste ich mit Kariarn sprechen, und Bastilla hielt sich immer in seiner Nähe auf. Ich musste sehr darauf achten, ihr mit keinem Wort, keiner Geste zu verraten, dass ich nicht auf Kariarns Seite stand. Sie selbst benahm sich, als wäre nichts geschehen, und zwang mich damit, das Gleiche zu tun.

Ich hatte mich daran gewöhnt, weniger wachsam zu sein, und die alte Vorsicht, die ich meinem Vater gegenüber an den Tag gelegt hatte, fühlte sich nun wie ein härenes Hemd an. Ich hätte es sicher nicht tun können, wenn ich das, was Kariarn mir anbot, nicht so unbedingt haben wollte. Das schenkte mir eine Wahrheit, mit der ich ihn blenden konnte.

Kariarn bewies, dass sein Ruf, liebenswert zu sein, wenn er es wollte, durchaus gerechtfertigt war. Er stellte mit leiser Stimme Fragen und hörte zu, wenn ich mich wütend über die Idioten ausließ, die mich umgaben - so, wie ich es immer hatte tun wollen. Ich erzählte ihm von meinem Ehrgeiz und wie viel Hurog mir bedeutete. Ich erzählte ihm sogar von meinem Vater. Ich redete mich so heiser, dass ich mich, als ich zu meiner Kajüte und Oregs anklagendem Schweigen zurückkehrte, nicht dazu durchringen konnte, mit Oreg über sein Misstrauen zu sprechen.

Seine Haltung tat beinahe so weh. wie der Verlust von Hurog. Ich hatte mich in Silbermoor mit diesem Verlust abgefunden, aber das bedeutete nicht, dass es nicht wehtat, wenn Kariarn es vor meiner Nase baumeln ließ.

Eines Abends stand ich nahe dem Bug, und die untergehende Sonne links von mir entsandte ihre roten Finger über das dunkler werdende Meer. Die Luft auf dem Wasser war kühl und blies mir das Haar aus dem Gesicht.

»Ihr könnt das Schiff nicht schneller machen, indem Ihr es Euch wünscht«, sagte Kariarn hinter mir.

Und ich konnte es auch nicht verlangsamen. Am

Abend zuvor hatte ich gehört, wie der in Seefurt geborene Segelmeister sagte, dass wir gut vorankamen.

»Ich habe langsam genug von dem Essen hier«, sagte ich und meinte das durchaus ehrlich.

Oreg sprach nicht mit mir, es sei denn, ich verlangte es. Ich fragte mich verbittert, was er in ferner Zukunft einem Hurogmeten über Wardwick sagen würde, der die Drachen ein letztes Mal verraten hatte. Aber zumindest war er nicht allein. Er hatte sich mit den scheuen Trillies angefreundet, die in den dunkelsten Ecken des Schiffsbauchs lebten; ich hatte eins der graugrünen, rattenähnlichen Geschöpfe von seinem Schoß huschen sehen, als ich eines Abends in die Kajüte gekommen war.

Kurz danach begann das Essen, unter Fäulnis, Ratten und Getreidekäfern zu leiden. Meine Decken waren immer feucht. Ratten nagten sich durch meine Truhe und fraßen Löcher in alle Kleidung, die ich besaß. Ich ließ Oreg alles flicken. Es war vielleicht nur Pech, aber ich verdächtigte ihn und seine Trillies, die durchaus zu solchem Schabernack imstande und nicht durch den Ring gebunden waren, mir zu dienen.

»Ich habe mit dem Kapitän über seine Lebensmittelvorräte gesprochen«, sagte Kariarn freundlich. Ich schauderte innerlich und entschuldigte mich lautlos bei dem unglücklichen Mann.»Ich habe ein Boot zur Seesänger geschickt, um Vorräte von dort zu holen, also werden wir wenigstens heute Abend eine vernünftige Mahlzeit haben.«

Es waren insgesamt sechs Schiffe, unseres eingeschlossen. Auf jedem Schiff befanden sich zweihundertfünfzig Mann, mit Ausnahme der Schlange, die hundert Mann, den Basilisken und fünfzig Pferde trug - Offizierspferde; Blümchen hatte man in Buril zurückgelassen. Kariarn brachte also insgesamt vierzehnhundert Männer mit, von denen etwa zwei Drittel Soldaten waren (der Rest waren Köche, Boten, Schmiede, Pferdeknechte und so weiter) - also beinahe tausend Mann und ein Ungeheuer, um Hurog einzunehmen. Duraugh hatte bestenfalls hundertzwanzig, und ihm fehlten Stala und fünfzig Mann aus der Blauen Garde.

Ich richtete den Blick weiterhin aufs Meer.

»Ich bin immer gern auf dem Seeweg gereist«, sagte Kariarn, stützte die Arme auf die Reling und lehnte sich in den Wind.

»Werdet Ihr seekrank?«, fragte ich, obwohl ich kein Anzeichen an ihm gesehen hatte.

»Nicht mehr als Ihr.«Kariarn grinste. Ich erwiderte das Lächeln. Niemand wusste von der Nacht, in der ich mich ununterbrochen übergeben hatte. Oreg hatte alles stillschweigend beseitigt, obwohl ich es ihm hatte befehlen müssen. Er hatte kein Mitleid mit einem Hurogmeten, der die Seinen verraten würde.»Es ist nur«, sagte Kariarn,»dass ich es nicht ausstehen kann, von etwas abhängig zu sein, das ich nicht beherrschen kann.«

Ich lachte und sah ihn an.»Ebenso wenig wie ich.«

»Manchmal wirkt Ihr so traurig«, sagte er.»Bastil-la denkt, dass Ihr Euch um Euren Onkel Sorgen macht.«

Ich nickte.»Das tue ich tatsächlich mitunter. Aber er hat mir Hurog genommen.«Ich sah Kariarn in die Augen. Wenn irgendwer etwas über Besessenheit wusste, dann er.»Ich habe mich unter der Hand meines Vaters geduckt, habe selbst meine Identität aufgegeben, um Hurog zu behalten. Ich werde es mir von Duraugh nicht abnehmen lassen.«

Er berührte meinen Arm, dann versetzte er mir einen liebevollen Klaps.»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr nicht wisst, wo die Drachenknochen sind.«Er hatte ähnliche Dinge schon öfter gesagt, und ich benutzte die gleichen Ausreden wie jedes Mal.

»Ich habe erst ein paar Wochen vor Bastillas Eintreffen von ihnen erfahren. Oreg gehörte zuvor meinem Vater.«Und davor dessen Vater, aber das brauchte Kariarn nicht zu wissen.»Mein Vater hat ihn schlecht behandelt, und das machte ihn für mich ziemlich nutzlos. Es dauerte lange, bis Oreg mir die Geheimnisse von Hurog anvertraute.«

»Ihr glaubt also, es gibt noch mehr Geheimnisse?«Seine Reaktion war so beiläufig, so harmlos, dass ich im Kopf durchgehen musste, was ich gesagt hatte, um herauszufinden, was dieses oh-so-lässige Interesse geweckt hatte.

Geheimnisse. Die Pest sollte sie holen. Für einen Mann, der von Magie besessen war, bedeuteten Geheimnisse immer Magie. Ich würde ihn nie wieder aus Hurog herausbekommen, wenn er glaubte, es gäbe dort noch etwas anderes, besonders, da es einfach nicht stimmte.

Ich nickte ernst und sagte ihm die Wahrheit.»Mein Großvater hat alle wertvollen Dinge verkauft - vier Rüstungen aus Zwergenstahl, jedes Artefakt, das seine Zauberer finden konnten und das auch nur über eine Spur von Magie verfügte, die meisten wertvollen Wandbehänge; er hat es getan, um Hurog vor etwa einem halben Jahrhundert durch zwei schlechte Ernten zu bringen. Aber laut den Büchern der Festung sind zweitausend Silberstücke übrig geblieben. Ich weiß aus den Notizen im Kontobuch, dass mein Vater Zugang zu ihnen hatte. Es sollten noch beinahe zwölfhundert vorhanden sein, und sie waren nicht in den mir bekannten Schatztruhen. Ich wette Edelsteine gegen Süßgebäck, dass Oreg weiß, wo sie sich befinden. Mit so viel Geld könnte ich genug Schafe kaufen, um eine brauchbare Herde zu bekommen. Schafe werden Hurog seinen Wohlstand wiedergeben, wisst Ihr«, gestand ich ihm mit meiner üblichen Langsamkeit. Sein interessierter Gesichtsausdruck wurde ein wenig starr, aber ich redete weiter.»Mein Vater und mein Großvater haben es mit Pferden probiert, aber die sind zu arbeitsintensiv. Man kann kein Geld mit ihnen verdienen, solange sie nicht ausgebildet sind. Schafe hingegen...«Ich beobachtete, wie das Interesse aus Kariarns Augen verschwand, während ich mich begeistert über die Schafzucht erging.

Oreg stand in meiner Kajüte, als ich mir das Hemd über den Kopf gezogen hatte, obwohl ich allein gewesen war, als ich den Saum gepackt hatte.

»Du verkürzt für gewöhnlich, was du sagst, damit deine langsame Art zu reden die Leute nicht zum Alkohol treibt, nicht wahr?«, stellte er fest.»Ist dir aufgefallen, wie Kariarn sein Messer packte, als du ihm den Unterschied zwischen nordavinhellischen und südavinhellischen Schafen erläutertest?«

So viel hatte er nicht mehr mit mir gesprochen, seit ich an Bord aufgewacht war. Es machte mich misstrauisch.

»Und was hast du als Nächstes vor?«, fragte ich freundlich. Der Abend war ermüdend gewesen, und ich war nicht mehr in der Stimmung, ihn noch länger zu ignorieren.»Du könntest die Trillies bitten, das Seil verfaulen zu lassen, das meine Hängematte hält, damit ich heute Nacht auf den Boden falle.«Ich hatte die Koje gegen eine Hängematte eingetauscht, weil das die Seekrankheit im Zaum hielt.

Er riss die Augen auf, also zog ich fest am oberen Ende der Hängematte (nicht am unteren, denn ein Riss dieses Seils würde mich nur mit den Füßen zuerst fallen lassen), und beim zweiten Ruck löste sich der Haken, der die Hängematte am oberen Deck hielt, aus dem Balken. Es war das Holz, nicht das Seil, mit dem sie sich beschäftigt hatten.

Ohne ein Wort zog ich meine Kleidertruhe herüber und stellte mich darauf, um den Haken an der übernächsten Planke zu befestigen. Als ich davon ausgehen konnte, dass er mein Gewicht halten würde, schob ich die Truhe wieder zurück und setzte mich darauf. Es war Zeit für Verhandlungen. Ich brauchte Oreg, wenn ich Hurog retten wollte, also konnte ich es mir nicht mehr leisten, zu schmollen.

»Ich weiß, du willst nicht, dass ich Kariarn die Drachenknochen gebe, aber ich sehe keine Möglichkeit, es zu verhindern«, sagte ich.

»Sie war wunderschön«, erwiderte er.»Rosa und goldfarben, mit einer Stimme, dass selbst die Wellen sich zu ihrem Gesang bewegten. Und Seleg brachte sie um, weil er fürchtete, Hurog zu verlieren. Er weinte und war bekümmert, und dann rechtfertigte er, was er tat. Er brachte einen Fluch über seine Familie bis hin zu dieser Generation, aber er rechtfertigte es, weil er nicht zugeben wollte, dass er zu große Angst hatte, Hurog an die Eindringlinge zu verlieren. Angst, den Versuch zu wagen und sie ohne die Magie aufzuhalten, die er aus dem Tod des Drachen bezog.«Oreg machte einen kleinen Schritt weg von mir.»Er hatte inzwischen gelernt, was es bedeutete, den Drachen zu töten. Es wimmelte in der Abstammung der Hurogs nur so von Zauberern, aber Seleg war der letzte in deiner Familie, bis du zur Welt kamst.«

Ich starrte ihn an und erinnerte mich an die kleinen Dinge, die er mir erzählt hatte, und an Dinge, die Axiel erwähnt hatte.»Das war es, was die Zwerge vertrieb, oder? Nicht, dass der Drache getötet worden war. Wenn sie gewusst hätten, dass Seleg den Drachen getötet hatte, hätten die Zwerge Hurog angegriffen, und darüber gibt es keine Aufzeichnungen. Der Tod des Drachen hat etwas mit Hurog gemacht. Etwas, das die Zwerge krank werden und ihre Magie schwinden ließ.«Oreg nickte. Ich holte tief Luft.»Deshalb förderten die Minen nichts mehr, und es gab Salzlawinen auf den besten Feldern. Ich habe die Aufzeichnungen über die Ernten gesehen, die früher einmal von diesen Feldern kamen. Wir bringen in einem guten Jahr weniger als die Hälfte davon ein.«

»Ja«, flüsterte Oreg.

Ich stand auf und ging in der Kajüte auf und ab.»Aber es geht nicht nur um die Zwerge, nicht wahr? Ich habe oben auf den Überresten des Tempels in Menogue gestanden und auf Estian hinabgeschaut. Es schrumpft, und das geht schon lange so. Nicht nur Hurog ist heute weniger, als es einmal war, aber es geht von Hurog aus.«

»Ja«, flüsterte Oreg abermals.

»Und der Fluch, der auf der Familie liegt, bedeutet nicht nur, dass es keine Hurog-Magier mehr gibt. Ich erinnere mich an meine Mutter, als sie noch glücklich war, aber je länger sie in Hurog blieb, desto seltsamer wurde sie. Und dann ist da mein Vater.«Ich erinnerte mich, was der Oreg, von dem ich geträumt hatte, mir über Hurog gesagt hatte.»Hurog vergiftet die Menschen, die dort leben. Mein Großvater hatte acht legitime Kinder, von denen nur zwei ihre Kindheit überlebten: mein Vater und sein Bruder, die sehr jung als Pflegekinder weggeschickt wurden. Ciarra kann nicht sprechen, und Tosten wollte sich umbringen.«Die Anstrengung der Reise hatte sich auf meine Laune niedergeschlagen, und am liebsten hätte ich wegen der Folgen dieser uralten Dummheit auf etwas eingeschlagen.

»Und du hast die Fähigkeit verloren, Magie zu wirken.«

Ich machte eine Geste, und alle Öllampen im Raum flackerten hell auf.

Als ich ihn anstarrte, wurde mir klar, dass er sich aus Angst vor mir nicht bewegt hatte. Ich war aufgeregt gewesen und hatte getobt wie mein Vater, alles aus kaum einem anderen Grund als Anspannung und Erschöpfung. Ich holte tief Luft, schloss die Augen und streifte sorgfältig den Zorn ab, den ich Seleg gegenüber empfand, weil er nicht der Held gewesen war, für den ich ihn gehalten hatte, ferner den Zorn auf meinen Vater, meine Mutter und schließlich auf Hurog, dessen Magie meine Seele erfüllte, meiner Schwester die Stimme und meiner Mutter den Verstand genommen hatte, aber am meisten auf Oreg, der nicht an mich geglaubt hatte.

Zorn ist dumm, und Dummheit wird dich mit größerer Sicherheit töten als die Klinge deines Gegners. Die Stimme meiner Tante hallte in meinem Kopf wider, und so schob ich meinen Zorn mit Vernunft beiseite. Es war nicht Selegs Schuld, dass ich ihn mir als meinen Helden ausgesucht hatte. Es war nicht meine Schuld, dass mein Vater mich gehasst hatte und meine Mutter innerlich davongelaufen war. Als ich sicher war, den Zorn abgeschüttelt zu haben, schaute ich wieder Oreg an, den man viel öfter verraten hatte als mich.

»Ich kann nicht ändern, was Seleg getan hat«, sagte ich schließlich.»Es gibt nichts, was ich tun kann, um es wieder in Ordnung zu bringen.«

Oregs lila Augen waren immer noch groß vor Angst oder vor einem anderen Gefühl und beobachteten mich, um zu wissen, in welche Richtung er ausweichen sollte.

»Ich könnte dir befehlen, uns beide nach Hurog zu bringen, wenn wir nahe genug sind. Wir könnten meinem Onkel helfen, die Burg zu halten.«

»Duraugh kann Hurog nicht halten, Ward«, sagte Oreg.»Kariarn hat zu viele Soldaten. Selbst wenn die gesamte Blaue Garde dort wäre, könnte Hurog so vielen Männern nicht widerstehen. Nicht in dem Zustand, in dem es sich befindet. Es ist nicht bereit für eine Belagerung.«

Ich dachte noch einmal nach.»Könntest du die Knochen nach draußen bringen?«

Er schüttelte den Kopf.»Außerhalb des Schutzes der Höhle kann jeder Zauberer innerhalb von hundert Meilen sie finden, aber das ist ohnehin gleich. Seleg hat mich über meinen Tod hinaus verpflichtet, diese Knochen im Herzen von Hurog zu verbergen.«

»Siehst du irgendeine Möglichkeit, die verhindern würde, dass Kariarn sich die Knochen nimmt?«, fragte ich.

»Nein.«Er wandte den Kopf ab.

»Oreg.«Ich wartete.»Oreg.«

Schließlich sah er mich an.

Ich räusperte mich, um zu verbergen, wie wichtig mir seine Antwort war.»Glaubst du denn wirklich, ich würde meinen Onkel umbringen, um wieder Hurogmeten zu werden?«

Plötzlich geschah etwas mit seiner Miene, und dann sank er vor mir auf die Knie.»Ich glaube, du würdest niemals einen Drachen töten, um dich selbst zu retten. Ich glaube, dass du nie wissentlich Vertrauen verraten würdest, das in dich gesetzt wurde.«

Es waren machtvolle Worte, und ich hätte ihm gern geglaubt, aber ich hatte schon öfter mit Sklaven zu tun gehabt. Sie sagten ihren Herren, was sie glaubten, dass diese Herren es hören wollten, und dann versuchten sie, es selbst zu glauben.

Als er aufblickte, hatte er einen seltsamen Ausdruck im Gesicht, einen, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, dass es sich um Hoffnung handelte.»Du wirst Hurog nicht verraten«, sagte er.»Du wirst das Richtige tun, ganz gleich, worin die Folgen bestehen.«Etwas an der Art, wie er das sagte, bewirkte, dass ich nachhaken wollte, als stünde hinter diesen Worten mehr, als er ausgesprochen hatte.

Aus dem Schatten hinter der Truhe kam etwas hervorgeschossen und lenkte mich mit seinem lauten Gekecker ab. Oreg lachte plötzlich, hob das kleine Geschöpf auf und zauste das graugrüne Fell hinter dem Nagetiergesicht. Er sagte etwas zu ihm und setzte es ab, woraufhin es wieder im Schatten der Kajüte verschwand.

Er zog die Knie an und verbarg sein Gesicht. Seine Schultern bebten vor - Lachen.»Ich fürchte, zwischen deinen Decken steckt ein verfaulter Fisch.«

»Der Segelmeister sagt, wir werden Tyrfannig morgen erreichen - wahrscheinlich sehr früh am Morgen«, sagte ich und beobachtete Oreg, der in der Hängematte auf dem Bauch lag und sich hin und her schaukelte, während er den Boden anstarrte. Es war stockdunkel draußen, aber die kleine Öllampe hätte auch genügt, um einen größeren Raum als meine Kajüte zu beleuchten.

»Was?«Offenbar war der Boden interessanter als ich.

»Hör auf zu beobachten, wie die Ritzen im Boden vorbeiziehen, und hör mich an.«Ich lief wieder auf und ab; zwei Schritte, Drehung, zwei Schritte, Drehung. Unsere Kajüte war die zweitgrößte auf dem Schiff, aber das hatte nicht viel zu bedeuten.»Geh sobald du kannst nach Tyrfannig und warne die Leute dort vor den Vorsag. Lass den Vorsteher eine Botschaft zu meinem Onkel bringen und...«

»Beruhige dich, Ward«, sagte Oreg, rollte sich herum und sprang mit der gleichen Bewegung aus der Hängematte, was mein Hin und Her aufhielt, denn nun gab es dafür keinen Platz mehr.»Ich weiß, ich soll den Leuten in der Stadt sagen, sie sollen sich verstecken, bis das Heer vorbeigezogen ist. Und sobald wir nahe genug sind, werde ich uns beide nach Hurog transportieren, und du kannst Duraugh warnen.«

Etwas an Oreg hatte sich in den vergangenen paar Tagen verändert. Vielleicht lag es nur daran, dass er mir vertraute, aber ich hatte ihn nie bei so guter Laune gesehen. Es machte mich nervös. Nun gut, noch nervöser. Wellen voll panikartiger Selbstzweifel waren über mich hinweggerollt, seit ich an Bord dieses Schiffes aufwachte. Meine Pläne waren so dürftig, es war geradezu lachhaft. Nichts, was ich tun konnte, würde die Sicherheit meines Onkels garantieren.

Selbst ohne Erfahrung in diesen Dingen wusste ich, dass Hurog vor der Ernte keiner Belagerung standhalten könnte. Also lag die einzige Hoffnung darin, die Menschen aus Hurog wegzubringen und darauf zu vertrauen, dass Kariarn die Knochen nehmen und wieder abziehen würde. Oreg schien trotz seiner früheren Sorgen seltsamerweise vollkommen ruhig zu sein. Er sprach voller Vertrauen von unseren jämmerlichen Plänen, während ich nicht einmal sicher war, ob mein Onkel auch nur auf mich hören würde, wenn ich ihm riet, unsere Leute aus Hurog wegzubringen.

»Wenn ich mit Bastilla geschlafen hätte, wäre sie vielleicht nicht zu Kariarn zurückgekehrt.«Ich warf mich auf die Koje, da Oreg die Hängematte besetzt hatte.

»Das wäre gleich gewesen, Ward. Sie ist an ihn gebunden.«

»Hättest du diese Bindung brechen können, Oreg?«

»Wenn sie es unbedingt gewollt hätte«, antwortete er.»Aber das hat sie nicht.«

Seine ruhige Vernunft machte mich wütend, und ich ballte die Fäuste, wie es mein Vater immer getan hatte, bevor er die Nerven verlor. Dieser Gedanke zwang mich selbstverständlich, die Finger wieder geradezubiegen und sie gegen die schmale Matratze zu drücken.»Es tut mir leid, Oreg. Ich bin einfach nur nervös. Ich wünschte, ich wüsste, was passieren wird.«

Eine flüchtiges Gefühl zeichnete sich einen halben Herzschlag lang auf seinen Zügen ab.»Es geschieht alles, wie es geschehen soll, ob du es willst oder nicht.«

Er erstarrte plötzlich, hob den Kopf und starrte ins Leere.»Wir sind weiter gekommen, als ich dachte. Ich kann Tyrfannig jetzt warnen.«

»Geh«, befahl ich ihm, aber er war bereits verschwunden.

Ich holte bebend Luft. Es ging los. Ich wusste nicht, ob ich mich deshalb besser oder schlechter fühlte.

Als wir am Morgen in Sichtweite von Tyrfannig kamen, waren dort keine Schiffe zu sehen und auch keine Hafenarbeiter. Das behinderte Kariarns Schiffe allerdings nicht. Sie warfen Anker und setzten Aalbote ab, um Soldaten und Pferde an Land zu bringen.

»Ist es hier immer so ruhig?«, fragte Kariarn, der im Bug unseres Schiffes stand.

Ich schüttelte den Kopf und beobachtete die vor-sagischen Aalboote. Sie sahen nicht sonderlich wie Aale aus und waren viel breiter und flacher als alles, was ein Nordländer auf dem Wasser benutzen würde. In der stürmischen Jahreszeit würden sie kentern, aber an diesem Tag war es ruhig, und sie glitten durch die Wellen, als befänden sie sich auf einem südlichen Meer.

»Wo sind die Leute?«

»Es muss meinem Bruder gelungen sein, eine Botschaft an Duraugh zu schicken«, sagte ich unbesorgt.»Seht Euch das an! Wenn sie nicht vorsichtig sind, wird dieses Pferd - ah, sie haben ihm die Augen verbunden. Sie hätten beinahe das Boot verloren.«

»Eine Botschaft!«, sagte Kariarn.»Was für eine Botschaft? Wie viele Soldaten könnte er aufstellen?«

Ich verdrehte die Augen und sagte:»Mein Onkel hat einen Zauberer, ebenso wie Haverness. Nach dem, was ich hier sehe, nehme ich an, dass Haverness’ Zauberer eine Botschaft an den meines Onkels geschickt hat.«Innerlich verspürte ich plötzlich ein wenig Hoffnung. Die Zauberer hatte ich vergessen.

»Bastilla?«, fragte er.

Sie schüttelte den Kopf.»Meine Quellen sagen, dass Duraughs Zauberer unfähig ist, und Haverness’ Mann ist nicht dazu begabt, sich über weite Entfernungen mit anderen in Verbindung zu setzen. Ich nehme an, Oreg könnte es tun.«Sie sah mich an.

Ich zuckte die Achseln.»Das könnte sein; er gibt sich gern geheimnisvoll, was seine Kräfte angeht. Aber es ist gleich. Es gibt keine Kämpfer in Tyrfannig, wenn man einmal von zehn oder zwanzig Söldnern absieht, die sich als Eskorte für Kaufleute verdingen. So spät im Sommer werden es eher noch weniger sein. Und mein Onkel hat nur die Hälfte der Blauen Garde.«

»Aber er hat noch andere Ländereien.«

»Iftahar in Tallven«, antwortete ich. Darüber hatten wir bereits gesprochen. Aber offenbar war ich nicht der Einzige, der sich wegen des Angriffs Sorge machte - wenn auch aus anderen Gründen. Es war schwer, sich zu erinnern, dass Kariarn kaum älter war als ich.»Selbst wenn er Zeit gehabt hätte, sie alle herzubringen, hätte er immer noch nicht die Hälfte der Männer, die Ihr gegen ihn stellt.«

»Wenn ein Bote so schnell durchkommen konnte, dann vielleicht auch Soldaten.«

»Unmöglich.«Ich wurde ein wenig ungeduldig.»Ihr wisst, wie viel länger ein Heer braucht, um sich zu bewegen. Die Wagen mit der Ausrüstung brauchen richtige Straßen, oder zumindest anständige Wege. Sie können sich glücklich schätzen, wenn sie fünf Meilen am Tag schaffen. Sie werden noch mindestens eine Woche nicht hier sein. Bis dahin gehört Hurog längst mir, und ich werde sie willkommen heißen, nachdem ich Eure Truppen angeblich vertrieben habe.«

Auf dem Schiff, das unserem am nächsten war, brachten Kariarns Zauberer nun den Basilisken an Deck. Er war länger als die Aalboote, aber sie schienen ihn trotzdem auf eins verfrachten zu wollen. Das lange, schmale Boot schwankte wild an den Flaschenzügen, an dem sie es ins Meer senken wollten, sobald es beladen war. Der Basilisk war so schwer, dass sich das Schiff, auf dem er sich befand, gefährlich schief legte, als die Position des Geschöpfs ihm das Gleichgewicht nahm. Eine einzige große Welle im falschen Winkel, und es würde kentern.

Der Basilisk blieb einen Augenblick reglos, alle vier Beine ausgestreckt, um sich gegen die Bewegungen des Schiffs zu stützen. Dann eilte er über das Deck und in das Aalboot. Aber er verharrte keinen Herzschlag in dem schaukelnden Boot, sondern glitt sofort über Bord und verschwand im Meer. Wer hätte geahnt, dass Steindrachen schwimmen konnten?

Kariarn fluchte und rannte zur Seite des Schiffs, die dem Tier am nächsten war. Ich folgte ihm rech-zeitig, um zu sehen, wie der Basilisk unter unserem Schiff durchtauchte und ihm dabei einen festen Schlag mit dem Schwanz versetzte. Ich hielt mich an der Reling fest und packte instinktiv auch Kariarn, bevor er über Bord fiel.

Er nahm sich nicht die Zeit, mir zu danken, sondern rannte zur anderen Seite. Der Basilisk tauchte nahe dem steinigen Strand wieder auf und stieg aus dem Wasser. Er ließ sich auf den Steinen nieder und schloss die edelsteinfarbenen Augen, was ihn so gut mit dem Untergrund verschwimmen ließ, dass ich nicht gewusst hätte, ob er dort war, wenn ich nicht gesehen hätte, wie er sich hinbewegt hatte.

Eine schwere Hand fiel auf meine Schulter.

»Danke, dass Ihr mich vor einem Reinfall bewahrt habt.«Kariarn grinste mich an.

Ich grinste zurück und fragte mich, ob er wohl ertrunken wäre, wenn ich ihn hätte ins Wasser fallen lassen. Oder ich hätte vielleicht hinterherspringen sollen, um ihn zu >retten<, und dafür sorgen, dass er auch wirklich ertrank. Aber ich hatte keine Zeit gehabt nachzudenken, und mein Reflex hatte mich veranlasst, ihn zu retten.

»Sire, das Boot ist bereit.«Ein Seemann war zögernd näher gekommen.

Kariarn bedeutete mir vorzugehen. Ich drehte mich um, und mir wurde schwarz vor Augen.

Ich wachte in einem Raum auf, der sich nicht mit dem Wasser bewegte. Meine Handgelenke und Fußknöchel waren fest zusammengebunden.

»Es tut mir leid, vor allem, nachdem Ihr so loyal wart«, sagte Kariarn.

Ich versuchte, mich auf sein Gesicht zu konzentrieren. Die Nachwirkungen von Bastillas Zauber waren diesmal nicht so schlimm. Vielleicht gewöhnte ich mich daran.

»Ich kann mir im Augenblick einfach nicht leisten, Euch zu vertrauen«, erklärte Kariarn aufrichtig.»Nachdem wir die Burg eingenommen haben, schicke ich ein paar Leute, um Euch zu holen. Dann werden Bastilla und meine Magier so tun, als würden sie Euch helfen, die Burg mit ein paar beeindruckenden Zaubern zurückzuerobern. Ihr werdet hier in Sicherheit sein. Niemand außer meinen Männern wird wissen, dass Ihr unser Gefangener gewesen seid. Und für den Fall, dass ein paar Bewohner von Tyrfannig zurückkehren, werde ich den Basilisken im Hauptraum lassen, direkt vor Eurer Tür. Meine Magier sagen, er sei immer schwerer zu beherrschen und werde meinem Heer womöglich ebenso schaden wie dem Eures Onkels. Also kann er als Wächter für Euch dienen. Damit Ihr in Sicherheit seid.«

Ich nickte - langsam, sodass der pochende Schmerz nicht schlimmer wurde.»Ich verstehe. Sorgt nur dafür, dass Ihr die Burg bald erobert. Ich möchte lieber nicht hier festsitzen, wenn der Basilisk Hunger bekommt.«


Дата добавления: 2015-11-14; просмотров: 54 | Нарушение авторских прав


<== предыдущая страница | следующая страница ==>
CALLIS:BECKRAM 3 страница| CALLIS:BECKRAM 5 страница

mybiblioteka.su - 2015-2024 год. (0.024 сек.)