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Callis:beckram 1 страница

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Kommandanten sind daran gewöhnt, Leute auf dem Schlachtfeld zu verlieren, aber für gewöhnlich gibt es dann eine Leiche. Das Einzige, wofür Beckram sich begeistern konnte, waren die täglichen Übungskämpfe mit Stala. Dabei konnte er sich auf den Kampf konzentrieren; die quälende Trauer und die Schuldgefühle traten in den Hintergrund, und es blieb nur diese Leere zurück, die sein Bruder ausgefüllt hatte. Stala ließ ihn nicht mit den anderen Männern kämpfen, sondern nur noch mit ihr selbst.

Sie zwang ihn, auf seine Verteidigung zu achten, indem sie ihn mit der flachen Seite ihrer Klinge schlug.»Wenn du das im Kampf tust, verlierst du einen Arm«, fauchte sie.

Er reagierte mit einem raschen Vorstoß und einer Reihe von Bewegungen, die sie ein paar Minuten zu sehr beschäftigten, als dass sie noch etwas hätte sagen können. Erst als sie ihn entwaffnete, erkannte er, dass er keinem Muster gefolgt war, und wenn einer seiner Schläge sie wirklich getroffen hätte, wäre sie tot gewesen. Was selbstverständlich der Grund war, wieso sie ihn nicht mehr mit anderen kämpfen ließ.

Er versuchte nicht, sein Schwert aufzuheben, sondern schwankte nur ein wenig auf den Füßen und konzentrierte sich darauf, nicht umzufallen.»Tut mir leid.«

»Versuchen wir es noch einmal.«Er bemerkte, dass sie nicht einmal schwer atmete.

Langsam griff er wieder nach dem Schwert und sah sie an.

»Ich werde deinem Vater nicht die Nachricht bringen, dass er noch einen Sohn verloren hat, Beckram.«Ihre Stimme war nicht unfreundlich.»Und wenn es dazu ein paar blaue Flecken braucht, dann ist das deine Wahl, nicht meine.«

Als sie mit ihm fertig war, taumelte er zu seinem Zelt und sackte auf seiner Decke zusammen. Manchmal, wenn er so müde war, träumte er nicht. Wenn ihn niemand störte, konnte er dann vielleicht eine ganze Stunde schlafen. Er schloss die Augen, aber nicht Schlaf kam zu ihm, sondern Nachdenken über seinen Vetter.

Alles in allem, dachte er, machte Wards plötzliche Gesundung von seiner Dummheit ihn noch unsympathischer. Statt eines Dummkopfs war er jetzt jemand, der Leute manipulierte. All diese Bemerkungen in der Öffentlichkeit, die bewirkt hatten, dass Beckram sich vor Verlegenheit wand, waren absichtlich gefallen. Nicht, dass er als Einziger darunter gelitten hatte.

Gegen seinen Willen musste Beckram grinsen, als er sich an die Miene von Lord Ibrims Witwe erinnerte, nachdem sie den Fehler gemacht hatte, sich Ward vor ein paar Jahren in aller Öffentlichkeit an den Hals zu werfen. Schon damals war Ward so groß gewesen wie ein ausgewachsener Mann. Beckram hatte sich an ihrer Verlegenheit gefreut, da sie am Abend zuvor nichts unversucht gelassen hatte, um Erdrick zu quälen. Sie und ihre Freundinnen hatten so lange über das Landei gekichert, das zu einem förmlichen Bankett mit einem Hemd mit einem Fleck erscheinen war, dass Erdrick, damals sechzehn, angefangen hatte zu weinen.

Beckrams Lächeln verging, als ihm klar wurde, dass Ward ebenfalls bei diesem Vorfall anwesend gewesen war. Hatte Ward Erdrick auf seine Weise verteidigen wollen? Er erinnerte sich an Wards Miene, als er ihm von Erdricks Tod erzählt hatte. Schockierter Kummer, dann ein Zorn, der die Augen seines Vetters so kalt aussehen ließ, dass sie kein bisschen mehr wie die einer Kuh wirkten.

Wenn er Ward erst in dieser Woche kennengelernt hätte, hätte er ihn gemocht. Gestern beim Abendessen hatte er erzählt, wie er aus Hurog geflohen war, und sie hatten alle Tränen gelacht - selbst Alizon. Als er nun im trüben Licht des Zelts lag, bezweifelte Beckram, dass es wirklich so komisch gewesen war. Wards gesamter Haufen sah heruntergekommen aus, ihre Kleidung war nicht viel mehr als gut geflickte Lumpen.

»Beckram!«, rief eine vertraute Stimme vor seinem Zelt.

»Kirkovenal?«Der zweite Sohn des reißenden Wolfs war einer von Beckrams wenigen wirklichen Freunden, also setzte er sich hin, statt ihn wegzuschicken, was er mit jedem anderen getan hätte.»Komm rein.«

Kirkovenal trat ins Zelt und schloss die Klappe hinter sich. Sein rotes Haar war vor Kurzem auf die traditionelle oransteinische Art geschoren worden, und er hatte einen Streifen heller Haut über beiden Ohren.

»Jemand hat mir erzählt, dein Vetter wäre hier«, sagte er abrupt.

»Stimmt.«Beckram setzte sich im Schneidersitz hin und bedeutete Kirkovenal, neben ihm Platz zu nehmen.»Und es scheint, dass der Tod meines Onkels Ward auf seltsame Weise von seinen geistigen Problemen geheilt hat.«

»Was will er mit Ciernacks Bastilla?«

Beckram schnippte mit den Fingern.»Das ist es, wo ich sie schon gesehen habe! Ich glaube allerdings nicht, dass ich je ihren Namen gehört habe.«

»Und was tut sie mit Ward?«

Beckram sah seinen offensichtlich aufgeregten Freund stirnrunzelnd an.»Du weißt, das Ward Hurog verloren hat, weil er verhindern wollte, dass Garranon eine von Ciernacks Sklavinnen zurückholte.«

»Und diese Sklavin war Bastilla?«Kirkovenal klang vollkommen verblüfft, als wäre ihm dieser Gedanke nie gekommen.

»Immerhin hat Ciernack mehr als nur ein paar«, erwiderte Beckram.»Was ist denn los?«

Der Oransteiner rieb sich das Gesicht.»Hast du je darauf geachtet, was bei Ciernack passierte? Ist dir aufgefallen, wie viele Gäste Oransteiner waren?«

Beckram schüttelte den Kopf.»Aber jetzt, wo du es sagst...«

»Ich habe es auch nicht bemerkt«, gestand Kirkovenal.»Erst, als Garranon mich vor ein paar Jahren deswegen in die Enge trieb. Er sagte, da ich offenbar ohnehin entschlossen sei, mich zu Tode zu trinken, könne ich mich dabei wenigstens nützlich machen. Er war es, der herausfand, worum es Ciernack ging.«

»Ciernack arbeitet mit den oransteinischen Rebellen zusammen?«Das verblüffte Beckram gewaltig.

»Nein.«Kirkovenal flüsterte jetzt nur noch.»Er arbeitet für Vorsag.«

»Was?«Beckram schüttelte den Kopf, um zu sehen, ob ihm das half, einen wilden Haufen nutzloser oransteinischer Adliger mit Vorsag in Verbindung zu bringen.

»Wen hassen die oransteinischen Adligen noch mehr als die Vorsag?«, fragte Kirkovenal.

»Den König und alle Tallvens«, antwortete Beckram sofort.»Siphern helfe mir... Willst du behaupten, es gibt Oransteiner, die den Vorsag helfen?«

Kirkovenal schüttelte den Kopf.»Jedenfalls nicht so, wie du es meinst. Aber denk an die Männer bei Ciernack. Sie sind alle wie ich - Waisen der Rebellion, denen keinerlei Macht geblieben ist, nicht einmal über ihre eigenen Ländereien. Sie könnten den Vorsag nicht direkt helfen, selbst wenn sie es wollten. Aber einige von ihnen haben vielleicht nichts dagegen, Informationen zu beschaffen.«

»Du sprachst von Bastilla.«

Zu Beckrams Überraschung lächelte Kirkovenal jetzt angewidert.»Ja, das tat ich. Weil ich für Garra-non arbeitete, achtete ich auf das, was bei Ciernack passierte. Und mir sind ein paar Dinge aufgefallen. Bastilla ist eine Magierin.«

Beckram nickte.»Das sagt Ward ebenfalls.«

»Hast du dich je gefragt, wie eine Magierin Sklavin werden konnte? Ich schon. Und mir ist aufgefallen, dass Ciernack ihr niemals Befehle gab und ihr niemals widersprach.«

»Also gut«, meinte Beckram.»Ich habe ihr nicht sonderlich viel Beachtung geschenkt, aber auch mir ist aufgefallen, dass Bastilla eine ungewöhnliche Sklavin war. Ich verstehe allerdings immer noch nicht, wieso es dich so aufregt, dass sie jetzt zusammen mit Ward unterwegs ist.«

»Magst du deinen Vetter?«, fragte er.

Beckram lachte auf.»Das habe ich mich gerade selbst gefragt, aber ich denke, die Antwort könnte ja lauten.«

»Erinnerst du dich an Paulon?«

»Den Jungen, der letztes Jahr in der Schattenstadt von Räubern umgebracht wurde? Selbstverständlich.«

»Etwa einen Monat vor seinem Tod kam er zu mir in meine Wohnung. Er war blau wie ein Veilchen, und das am helllichten Vormittag. Ich habe ihn gewaschen und ihm einen Schlafplatz gegeben, aber bevor er umfiel, sagte er, Bastilla habe ihn vergewaltigt und gefoltert.«Kirkovenal schloss abrupt den Mund und wandte den Blick ab.»Ich habe ihm nicht geglaubt - er war ein Säufer. Wer hat schon je davon gehört, dass ein Mann von einer Frau vergewaltigt wurde?«

Beckram war so empfindsam für Schuldgefühle, dass er sie auch bei einem anderen auf fünfzig Schritte spüren konnte.»Du glaubst, man hat ihn umgebracht? Weil er dir erzählt hat, dass Bastilla ihm wehgetan hatte?«

Kirkovenal lächelte angespannt, dann holte er bebend Luft.»Ich denke, dass jemand, vielleicht Pau-lon selbst, ihr von unserem Gespräch erzählte. Als ich das letzte Mal zu Ciernack ging.«

Plötzlich stand er auf, die Hände zu Fäusten geballt.»Ich habe diese Geschichte nie jemandem erzählt. Ich weiß nicht, ob.«Er begann, auf und ab zu gehen.»Habe ich dir je erzählt, dass dein Vetter mir einmal einen großen Gefallen getan hat? Ich war in der Schattenstadt und wäre beinahe das Opfer von ein paar Schurken geworden, die auf leichtes Geld aus waren. Einer von ihnen schlug mich nieder, und als ich das nächste Mal aufblickte, war die ganze Gasse voller regloser Räuber. Dein Vetter tätschelte mir den Kopf und fragte mich, ob ich tot sei.«

Kirkovenal blieb mit dem Rücken zu Beckram stehen.»Kurz nach Paulons Tod ging ich zu Ciernack. Ich glaubte damals nicht, dass irgendeine Verbindung bestand, weil ich Paulons Geschichte immer noch nicht ernst nahm. Das Nächste, woran ich mich erinnerte, war... ich... sie...«Kirkovenal konnte nicht weitersprechen. Stattdessen griff er nach dem

Saum seines Hemds und zog es hoch, um Beckram seinen Rücken zu zeigen.

»Ihr Götter!«, rief Beckram. Selbst das trübe Licht im Zelt konnte die furchtbaren Narben auf Kirkove-nals Rücken nicht verbergen.

Kirkovenal riss das Hemd wieder herunter.»Das war nicht das Schlimmste, was sie mir angetan hat. Ich dachte, ich wäre tot.«

»Warum hat sie dich nicht ebenfalls umgebracht?«, fragte Beckram.

»Sie behielt mich zwei Tage lang dort. Ich konnte sie überzeugen, dass Paulon mir nie etwas verraten hatte. Dass ich glaubte, ich hätte sie dafür bezahlt, mir... mir wehzutun, als ich betrunken war, als hätte ich schon öfter Frauen Geld gegeben, damit sie so etwas taten. Ich sagte, sie müsse darüber schweigen, weil mein Bruder mich verstoßen würde, wenn er herausfände, dass ich Frauen bezahlte, damit sie mich schlugen. Es hat offenbar funktioniert. Ich bin noch am Leben.«Nun sah er Beckram wieder an.»Seitdem habe ich keinen Tropfen mehr getrunken.«

Beckram stand auf.»Danke. Ward muss sofort davon erfahren. Weißt du, wen ich fragen sollte, um herauszufinden, wo er ist? Er ist heute Früh aufgebrochen - Bastilla war auch dabei... Und ich kann mich wirklich nicht erinnern, wohin er wollte.«

Kirkovenal nickte.»Ich werde mich erkundigen. Dann bringe ich dich hin.«

Tisala hielt sich den linken Arm und hörte zu, wie ihr Stellvertreter die Männer aufzählte, die tot oder verwundet waren. Sie kannte alle unter ihrem Befehl gut, bis hin zu ihren Lieblingsfarben, und es tat weh, sie zu verlieren. Vierzehn ihrer fünfzig Männer waren an diesem Tag bereits gestorben. Ein weiteres Dutzend war schwer verwundet, und die anderen hatten allesamt Schnittwunden und Prellungen.

Sie schickte den Mann aus, sich darum zu kümmern, dass genügend Holz gesammelt wurde, um einen Scheiterhaufen für die Toten zu errichten. Sie selbst würde sich darum kümmern, eine Wache aufzustellen. Es wäre dumm, sich überraschen zu lassen, falls die Vorsag unerwartet zurückkämen. Dann stellte sie die zehn ihrer Männer, denen es noch am besten ging, zu einer Patrouille zusammen. Sie war gerade damit fertig geworden, als der Priester auf sie zuschlurfte.

»Die Artefakte der Göttin brauchen eine Eskorte nach Callis«, verkündete er in klagendem Tod.

»Wir werden alle dorthin zurückkehren, um meinem Vater zu berichten, was hier geschehen ist«, sagte sie.»Ihr und die Dorfbewohner könnt gern mitkommen, wenn wir morgen Früh aufbrechen.«

»Es gibt nicht genug Reittiere im Dorf.«

Sie unterbrach ihn ungeduldig.»Wir werden so viele Tiere finden, wie wir können, aber der Rest muss zu Fuß gehen. Sagt ihnen, sie sollen nicht viel Gepäck mitnehmen, denn sie müssen es selbst tragen.«

Er wirkte enttäuscht. Wollte er etwa das halbe Dorf zurücklassen?

Gereizt drehte sich Tisala um und ging zum Scheiterhaufen, um zu sehen, wie weit ihre Leute dort gekommen waren. Bevor sie ihn jedoch erreichte, packte der schlanke dunkelhaarige Zauberer, der mit Ward von Hurog unterwegs war, sie am Arm.

»Habt Ihr meinen Herrn gesehen?«, fragte er aufgeregt.»Penrods Pferd wurde reiterlos gefunden, und ich kann ihn nicht finden. Es gibt auch keine Spur vom Hurogmeten.«

Sie verzog verärgert das Gesicht. Es gab Schlachtfelder, die ihre Toten zu verschlingen schienen, aber dieses hier war nicht so groß.»Kurz vor dem Rückzug sah ich, dass Ward auf einen Hain zuritt. Ich glaube, ein paar von Euren Leuten folgten ihm.«

»Welcher Hain?«

Tisala sah, wie angespannt er war, und wog das gegen die Arbeit ab, die noch zu tun war.»Ich zeige es Euch. Ich muss nur mein Pferd holen.«

Im Hain lag einer von Wards Männern im Schutz der Bäume, getötet von einem sauberen Schwertstoß von hinten. Oreg fiel beinahe von seinem Pferd, um ihn zu untersuchen.»Penrod?«Er suchte nach einem Pulsschlag, aber Tisala konnte sehen, dass der Mann zu viel Blut verloren hatte, um noch am Leben zu sein. Während der Zauberer sich mit der Leiche beschäftigte, ging sie auf der Lichtung umher. Hier hatte das große Pferd, das Ward ritt, kurze Zeit gestanden - die Größe der Hufspuren war unverwechselbar.

Der Boden war zu weich vom Regen und zu dicht bewachsen, um mehr zu zeigen als das Offensichtlichste. Sie konnte in dem allgegenwärtigen Schlamm keine Fußabdrücke von Menschen finden.

»Die Pferde sind in diese Richtung gegangen.«Sie hielt inne, als sie den Zauberer ansah.

Rasch ging sie ein paar Schritte auf ihn zu und schob ihm die Schulter unter den Arm, bevor er umfiel.»Seid Ihr verwundet? «

Mit einem grausigen, klagenden Geräusch erschlaffte er.

Dann bebten die Büsche hinter ihnen. Tisala ließ den Zauberer fallen und zog das Schwert, aber es war nur ein anderer von Wards Männern, Axiel. Sie konnte sich an seinen Namen erinnern, weil ihr Vater gesagt hatte, es sei ein Zwergenname, und die Zwerge einmal mit Callis Handel getrieben hatten.

Axiel warf einen raschen Blick auf den Toten, bevor er sich neben den jammernden Jungen kniete.»Oreg?«

»Hat er das öfter?«Sie musste die Stimme heben, um sich verständlich zu machen.

»Ich habe nie gesehen, dass er so etwas getan hätte.«Axiel nahm das Gesicht des jüngeren Mannes zwischen die Hände.»Oreg, was ist los? Was ist Penrod zugestoßen?«

Der Magier entzog sich und rollte sich zusammen, aber er hörte auf zu klagen.»Er ist weg. Es ist meine Schuld. Er ist weg.«

»Wer?«

»Ward, glaube ich«, antwortete Tisala, als Oreg nicht antwortete.»Wir sind hierhergekommen, um nach ihm zu suchen, und haben Penrod gefunden. Wards Hengst war hier, ebenso wie ein paar andere Pferde, aber viel mehr kann ich nicht sagen.«

Ohne ein Wort ging Axiel davon, um sich die kleine Lichtung anzusehen, wie sie es zuvor getan hatte. Einen Augenblick später kehrte er zurück und nickte.»Wenn wir in den letzten Monaten einen oder zwei Fuß weniger Regen gehabt hätten, könnte ich mehr finden. Jemand hat drei Pferde in diese Richtung mitgenommen und ein anderes freigelassen -wahrscheinlich das von Penrod. Alle drei Pferde waren groß, was bedeutet, dass sie wahrscheinlich unserer Gruppe gehörten. Oreg ist hier. Penrod ist tot. Ciarra hilft bei den Verwundeten. Damit bleiben Ward, Tosten und Bastilla.«

»Sie sind zusammen weggeritten?«

Er zuckte die Achseln.»Ihre Pferde haben es jedenfalls getan. Vielleicht sind sie dem Mann gefolgt, der Penrod getötet hat.«

»Und sie werden zurückkommen, wenn sie mit ihm fertig sind.«

Axiel knurrte, wie es Männer taten, und Tisala nahm das als Bestätigung.»Also gut. Dann werden wir Oreg jetzt zu den Verwundeten bringen. Ich schicke jemanden nach Penrod.«Sie hatte genug Kämpfe erlebt, um zu wissen, dass das Schlachtenfieber und sein Nachspiel einigen Männern ziemlich seltsame Dinge antat. Solange Oreg morgen nicht mehr jammerte und schluchzte, würde es ihm nicht schlechter gehen als jedem anderen Soldaten, den sie kannte.

»Ich komme zurück und hole Penrod, wenn ich mit Oreg fertig bin. Penrod und ich waren zu lange Kameraden, um ihn anderen zu überlassen.«Axiel hob den jungen Magier ohne sichtliche Anstrengung hoch, obwohl Tisala bezweifelte, dass der Junge viel weniger wog als er.

»Ich werde Ciarra suchen und ihr sagen, was los ist.«Sie hielt Axiels Wallach, während er sich abmühte, Oreg auf sein großes Pferd zu wuchten. Diesmal verkniff sie sich jede abwertende Bemerkung über die Pferde aus dem Norden. Es gab Leute, die man necken konnte, und bei anderen ließ man es bleiben. Trotz der Bemerkungen ihres Vaters konnte sie das gut unterscheiden, und manchmal interessierte es sie sogar.

Axiel deckte Oreg mit ihrer beider Bettzeug zu, aber der Junge hörte nicht auf zu zittern.

»Ich muss gehen und Penrods Leiche holen.«

Oreg schien ihn nicht zu hören. Schließlich stieg Axiel aufs Pferd. Das Tier gab einen beinahe menschlichen Seufzer von sich, protestierte aber ansonsten nicht.

»Wir haben es bald hinter uns, Schlaufuchs«, sagte er zu dem Pferd.»Ich weiß nicht, wieso das Nachspiel von Schlachten immer anstrengender ist als die Schlachten seihst, aber so ist es nun mal.«

Auch Axiel war müde. Die Gerüchte, die unter

Menschen über das Durchhaltevermögen von Zwergen umgingen, hatten durchaus ihre Grundlagen, aber er war nur zur Hälfte Zwerg, und seine Arme sagten ihm, dass er in einem Kampf gestanden hatte. Ein dumpfer Schmerz in den Rippen ließ ihn wissen, dass er nicht unverletzt entkommen war, aber das würde warten müssen, bis er sich um Penrod gekümmert hatte.

Man hätte denken sollen, dass Penrod nach all diesen Jahren erfahren genug gewesen wäre, sich nicht von hinten erwischen zu lassen. Axiel bremste sich. Es war viel einfacher, den Tod zu akzeptieren, als gegen ihn anzutoben, und das hätte er inzwischen eigentlich gelernt haben sollen.

Penrods Leiche lag da, wie er sie verlassen hatte. Zunehmende Schatten ließen die Lichtung unheimlich aussehen, obwohl das vielleicht auch nur damit zu tun hatte, dass er hier allein war. Axiel bückte sich, um seinen Freund aufzuheben.

»Schlafe wohl, alter Freund«, murmelte er. Er hob die Leiche so vorsichtig hoch, als wäre Penrod nur verwundet.

Ciarra weinte lautlos, als die Flammen Penrod verschlangen. Axiel legte ihr die Hände auf die Schultern, aber seine Augen waren trocken. Penrod war nicht der erste Kamerad, den er dem Feuer übergab, und er würde wohl auch nicht der letzte sein. Er schaute zu, wie die Leichen der Gefallenen schwarz wurden, und seine Zwergenaugen ließen ihn sehen, was die Flammen vor den Menschen rings umher verbargen. Als Ciarra sich abwandte und das Gesicht an seiner Brust vergrub, legte er die Arme um das Kind.

»Kommt, Mädchen«, sagte er.»Waschen wir uns und stellen das Zelt auf. Wenn wir uns nicht beeilen, werden wir es im Dunkeln tun müssen. Eure Brüder werden bald wieder da sein und schlafen wollen.«

Es war beinahe dunkel, als Beckram und Kirkovenal das Lager erreichten. Die noch glühenden Überreste des Scheiterhaufens sagten ihnen, dass hier nicht lange vor ihrer Ankunft eine Schlacht stattgefunden hatte, also machte Beckram sich bemerkbar, bevor er ins Lager ritt. Niemand, den er fragte, wusste, wo Ward war. Aber eine schlanke Hand packte ihn am Ärmel, als er mit einem weiteren Oransteiner sprach.

»Ciarra?«, fragte er. Und dann, als er sie genauer ansah:»Was ist los? Ist Ward etwas zugestoßen?«

Sie setzte dazu an, den Kopf zu schütteln, dann zuckte sie stattdessen die Schultern. Sie packte ihn fester und zog ihn hinter sich her. Kirkovenal stieg ebenfalls vom Pferd und folgte ihnen.

Ciarra führte sie in die Mitte des Lagers, wo Beckram Axiel am Kochtopf stehen sah.

»Beckram«, sagte Axiel.»Was bringt Euch hierher?«

»Ich suche nach meinem Vetter. Wisst Ihr, wo Ward ist?«

Axiel reichte seinen Löffel mit einem»Rühr weiter, oder es wird anbrennen!«weiter.

»Wir sind nicht sicher, wo Ward hingeritten ist«, sagte Axiel.»Soweit wir wissen, ist er zusammen mit Tosten und Bastilla den Vorsag gefolgt. Wir hatten früher am Tag ein kleines Scharmützel mit ihnen. Danach fanden wir Penrod tot auf einer Lichtung auf der anderen Seite des Schlachtfelds. Den Spuren nach zu schließen sind die drei nach Süden geritten. Weshalb wollt Ihr ihn sprechen?«

Beckram hatte den ganzen Ritt von Callis Zeit gehabt, um Kirkovenals Informationen mit Wards Geschichten zusammenzubringen und ein paar Theorien zu entwickeln.

»Ciernack in Estian hat Informationen an König Kariarn und wahrscheinlich schon an dessen Vater verkauft«, begann er.»Zunächst ging es um militärische Dinge, aber der neue König von Vorsag wollte mehr: Er wollte Magie. Also haben die Leute, die in der Taverne arbeiten, Artefakte angekauft und wahrscheinlich auch ein paar gestohlen. Vor ein paar Jahren, etwa um die Zeit, als Kariarns Vater krank wurde, kamen mehrere neue Leute zu Ciernack, darunter eine Sklavin namens Bastilla. Nur, dass sie nicht wirklich eine Sklavin war; sie arbeitete für Kariarn.«

»Bastilla arbeitete für Kariarn?«, fragte Axiel.

»Das ist der einzige Grund, den wir für ihre angebliche Flucht nach Hurog finden konnten«, erklärte Beckram.»Bastilla war keine Sklavin, die in die Freiheit floh. Kirkovenal weiß von mindestens einem

Mann, den sie umgebracht, und von einem anderen, den sie gefoltert hat. Ciernack hat ihr keine Befehle gegeben - es war umgekehrt. Wir glauben, Bastilla hat die Geschichten über den Schatz von Hurog gehört und wollte sie selbst überprüfen - gefolgt von ihrem Geliebten Landislaw, um sicherzugehen, dass sie es auch zurück schaffen würde.«

Axiel schüttelte den Kopf.»Ich habe ihre Füße gesehen, nachdem sie nach Hurog geflohen war. Ich sah die Narben auf ihrem Rücken.«

Kirkovenal mischte sich ein:»Ich habe gesehen, wie sie einem Mann die Haut vom Rücken schnitt, nur weil ihr das Spaß machte. Ich habe gesehen, wie der Schwarze Ciernack, gegenüber dem selbst der König vorsichtig ist, vor ihrem Zorn zurückwich. Und ich habe gesehen, wie sie sich abwechselnd als unschuldiges Mädchen oder als Hure ausgab, ganz wie es ihr passte.«

Beckram brach schließlich das Schweigen, das dieser Bemerkung folgte.»Bevor Bastilla nach Hurog >floh<, zog Landislaw mich beiseite und fragte nach dem Schatz aus Gold und Magie, den die Zwerge angeblich in der alten Burg zurückgelassen haben. Es ist alles Unsinn, und das habe ich ihm auch gesagt - aber vielleicht hat sich Bastilla aufgemacht, um es zu überprüfen. Ich weiß nur nicht, wieso sie danach bei Ward geblieben ist.«Noch während er das sagte, fiel ihm aber eine mögliche Antwort ein.»Es sei denn, sie hat etwas gefunden. Etwas, das sie nicht sofort mitnehmen konnte. Ward rettete sie und sagte ihr, dass er nach Oranstein will, und sie kam zu dem Schluss, dass dies der leichteste Weg sein könnte, die Informationen zurück zu Kariarn zu bringen.«

»Haverness glaubt, die Vorsag haben eine Enklave in Oranstein«, warf Kirkovenal abrupt ein.»Ihr sagtet, Ward, sein Bruder und Bastilla seien nach Süden gezogen. Buril liegt nicht weit südlich von hier.«

»Garranons Burg?«, fragte Beckram.

Kirkovenal nickte.»Wo Landislaw Hof gehalten hat. Bastillas Geliebter Landislaw.«

»Der den König noch mehr hasst als die Vorsag«, fügte Beckram hinzu.

»Das sind alles Spekulationen«, wandte Axiel ein.»Welche Beweise habt Ihr?«

»Wann ist Ward verschwunden?«, fragte Beckram.

»Direkt nach der Schlacht«, erwiderte Axiel.

»Ich frage Euch: Würde ein Kommandant, der von Stala ausgebildet wurde, seine Leute nach einer Schlacht verlassen, um ein paar feindliche Soldaten zu jagen?«, fragte Beckram. Als Axiel nicht gleich antwortete, fuhr er fort:»Nein, das würde er nicht tun. Ich glaube, Bastilla denkt, dass es in Hurog einen Schatz gibt, aber sie kann ohne Ward nicht an ihn herankommen, und sie hat vor, Tosten zu benutzen, damit Ward ihr hilft.«

WARDWICK

 

Besessenheit ist etwas Seltsames. Sie kann das Feuer sein, das eine wahre Klinge schmiedet, aber häufiger ist sie der Makel, der zum Zerbrechen des Schwerts führt. Ich träumte von Hurog. Es war so wirklich, dass ich die muffigen Bücher in der Bibliothek riechen konnte, in der ich in meinem Traum stand. Verstaubte Bände in Sprachen, die niemand mehr lesen konnte, reihten sich auf den Regalen. Irgendwo gab es auch einen Plan der Geheimgänge, aber die lange, flache Schublade mit den Plänen war verschwunden. Wenn ich den Plan nicht finden konnte, würden sie meinen Bruder umbringen.

Tosten schrie auf, seine Stimme gedämpft und entfernt, aber es tat mir immer noch weh.

»Pass auf Tosten und Ciarra auf«, sagte meine Mutter.»Ich muss mich um den Garten kümmern.«

»In Ordnung, Mutter«, erwiderte ich. Tostens Hand war warm in meiner. Ciarra war ein schweres Bündel in meinem freien Arm. Die Sonne überzog die Blumen im Garten mit strahlendem, orangefarbenem Licht...

»Wo sind die Drachenknochen?«

Tosten schrie auf. Seine Stimme hallte in meinem Kopf wider, bis der Garten verschwand und ich mich in der Drachenhöhle wiederfand, tief im Herzen von

Hurog. Ich musste hier herauskommen, aber ohne Oreg saß ich in der Falle. Ich war durch das Abflusssystem hereingekommen. Durch den engen Gang, der mich umschloss wie ein Schraubstock.

»Die Magie von Hurog wurde vergiftet, Kind«, flüsterte Oregs Stimme in meinem Kopf.»Sie sucht die Schwäche im Blut des Drachen. Träumer verlieren sich in ihren Träumen. Zorn wird zu Berserkerwut. Ehrgeiz zu Besessenheit. Hass frisst deine Seele.«

Hurog, dachte ich. Hurog bedeutet Drache.

Hurog war verschwunden, als ich aufwachte. Es war so weit weg, dass ich nur die Leere spüren konnte, die es hinterlassen hatte, und der Schmerz dieses Verlusts ließ mich beinahe weinen. Meine rechte Hand war so kalt, dass es wehtat, und eisige Wellen strahlten von dem zerschlagenen Platinring in meinen Körper aus. Ich versuchte, meine Hand an mich zu ziehen, um sie in die Achselgrube zu stecken und zu wärmen, wie ich es in den Wintermonaten tat, aber das ließ nur die Ketten rasseln.

Ich befand mich in einer kleinen, dunklen Zelle mit hoher Decke. Ein winziges Fenster zwei Mannshöhen hoch an der Wand ließ ein wenig Licht ein, aber es half nicht viel gegen den Gestank von den Binsen am Boden, die schon vor einem Jahrzehnt hätten gewechselt werden sollen.

Erst dachte ich, ich sei allein, aber als ich zu Boden blickte, bemerkte ich die liegende Gestalt auf den schimmligen Binsen.

Ich vergaß mein Unbehagen.

»Tosten?«Die Hand, die ich sehen konnte, war geschwollen und verformt. Ich erinnerte mich daran, seine Schreie in meinem Traum gehört zu haben, und erkannte, dass es kein Traum gewesen war.

»Tosten!«Nun war ich es, der schrie. Er musste sich bewegen, denn ich konnte nicht erkennen, ob er noch atmete. Ich hätte es nicht ertragen können, wenn er tot wäre.

Wie zur Antwort auf meine Schreie ging die Zellentür auf, und Kariarn kam herein. Er sah dem Jungen, an den ich mich erinnerte, sehr ähnlich - tatsächlich war er nur etwa ein Jahr älter als ich. Sein dünnes braunes Haar trug er ordentlich schulterlang geschnitten, und seine Kleidung war teuer, aber nicht protzig. Ich starrte allerdings nicht ihn an, sondern seine Begleiterin.

Ich hätte Bastilla beinahe nicht in der bescheidenen Frau erkannt, die direkt hinter dem vorsagischen König stand, den Blick zu Boden gerichtet, den Kopf unterwürfig gesenkt. Von der Kriegerin, die an meiner Seite im Schlamm gekämpft hatte, war nichts übrig geblieben, und an ihre Stelle war eine makellos gepflegte Sklavin getreten, die einen Hauch von elfenbeinfarbener Seide trug, die wenig tat, um ihren Körper zu verbergen. Was hatte Kariarn ihr angetan?


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