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Estian: Erdrick, Beckram und Garranon 2 страница

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Garranon bemerkte, dass Jakoven ernsthaftes Interesse zeigte. Der König hätte das Pferd seines Halbbruders nur zu gern gehabt.

»Also gut«, sagte Jakoven schließlich.»Callis soll hundert Mann aussuchen; wenn sie die Banditen in den nächsten sechs Monaten hinter die Grenze zurücktreiben können, werde ich Euch Großvaters Schwert geben. Wenn nicht, werdet Ihr mir das Streitross überlassen.«

»Immer vorausgesetzt selbstverständlich, Haverness ist einverstanden«, murmelte Alizon.

Es war ihnen gelungen, die Bitte des alten Kriegers in eine Belanglosigkeit zu verwandeln, dachte Garranon, und mit der Ehre des Mannes zu spielen.

»Ich akzeptiere Eure Wünsche, wie mich mein Schwur verpflichtet.«Es lag Würde in der Haltung des alten Mannes. Garranon hoffte, dass alle das erkannten. Es machte ihn stolz, selbst aus Oranstein zu stammen, wenn er einen Mann wie diesen sah. Sein Vater hätte eine hohe Meinung von Haverness gehabt.

»Er ist ein tapferer Mann«, murmelte der König und sah Garranon an.

Entsetzen verknotete seine Gedärme, und eine leise Stimme in seinem Kopf flüsterte: Er weiß es, ihr Götter, er weiß es. Aber tatsächlich gab es nichts, was der König wissen konnte.

Garranon hatte nichts für Oranstein getan. Das einzige Geheimnis, das ihm schaden könnte, war immer noch verborgen: Nur er selbst wusste, wie sehr er den König hasste.

»Er hat mehr Mut als die meisten.«Garranon ließ Bewunderung in seine Stimme einfließen.»Es ist schade, dass ein Mann wie er auch ein solcher Narr ist. Er gestattet, dass seine Liebe zu Oranstein ihn blind macht gegenüber dem, was die Fünf Königreiche brauchen. Es wäre wohl wirklich das Beste, ihn nach Oranstein zu schicken; er wird nie so hart kämpfen wie für seine Heimat.«

Dankbar bemerkte er, dass der scharfe Blick des Königs Spuren erster Langeweile zeigte, während Haverness selbst bei dieser Beschreibung errötete. Jakoven wandte sich seinem Sekretär zu.»Schreibt die Entscheidung und Alizons Wette nieder. Oh, und gebt dem Mann eine Woche, um seine Auswahl zu treffen und die Leute zu bewaffnen. Wir werden die

Ausrüstung finanzieren. Wenn Ihr damit fertig seid, will ich den nächsten Bittsteller hören.«

Während der König sich um die weiteren Angelegenheiten kümmerte, beobachtete Garranon die Anwesenden und fragte sich, ob die Welt jemals richtig und gerecht gewesen war, wie er einmal geglaubt hatte.

Wo sind die Männer von Ehre?

So viele Jahre vergehen.

Wo ist der der tapfere Mann mit Schild und Schwert, Gegen den keines Feiglings Held kann bestehen?

Dieses traurige kleine Lied ging ihm durch den Kopf. Er hatte es irgendwo auf dieser dummen Jagd nach der geflohenen Sklavin in einem Gasthaus gehört. Eines Feiglings Held. Das gefiel ihm; es beschrieb ihn hervorragend.

»Dumm von Jakoven, dem alten Bastard freie Hand zu lassen.«

Das weiche Mondlicht schien den im Schatten liegenden Garten nur noch dunkler zu machen. Garranon sah sich um und war nicht überrascht, die Ta-merlain auf einer der dekorativen Balustraden zu entdecken, welche als Stütze für eine Unzahl von Kletterranken dienten. Das Marmorgeländer schien sich unter dem Gewicht des Geschöpfs zu biegen.

Wenn sie nichts gesagt hätte, hätte er sie nicht bemerkt, obwohl sie sich nicht verbarg. Das hell gefleckte Fell, so auffällig im Tageslicht, verschwamm vollends mit den dschungelartigen Schatten des Gartens. Dieses magische Wesen hatte sich schon vor langer Zeit einem verängstigten Jungen gezeigt, aus Gründen, die er nie verstehen würde. Langeweile, hatte sie behauptet, als er sie fragte.

Die Tamerlain war die Hüterin von Menogue, aber niemand glaubte mehr an sie, vor allem nicht, nachdem Menogue zerstört worden war. Sie hatte einmal gesagt, der Untergang von Menogue sei vom Schicksal vorherbestimmt gewesen, aber bei diesen Worten hatte sie mit dem Schwanz gezuckt wie eine zornige Katze. Da nur noch wenige Reisende die Ruinen des Tempels aufsuchten, interessierte sie sich mehr für das Geschehen am Hof in Estian und den oransteinischen Geliebten des Königs.

»Es war dumm vom König? Wie kommst du darauf?«, fragte er. Er wusste aus ihrer entspannten Haltung, dass sie allein im Garten waren.

Sie drehte sich auf dem nur eine Handspanne breiten Geländer auf den Rücken und rieb sich genüsslich an der festen Oberfläche, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.»Wie kommt es, dass Oranstein sich nicht gegen die Vorsag verteidigen kann wie früher?«

»Weil die...«Der Gedanke, wohin dieser Satz führen würde, ließ ihn einen Augenblick zögern.»Die Adligen, die auf ihren Ländereien sein sollten, befinden sich hier in Estian, und das schon seit dem Ende des letzten Krieges. Aber es liegt nicht nur daran, Tamerlain. Seit der Rebellion sind fünfzehn Jahre vergangen. Auf den Gütern gibt es keine ausgebildeten Kämpfer mehr, weil man uns nicht gestattet, ein Heer zu haben. Die meisten kampferfahrenen Adligen wurden getötet - während der Rebellion, oder sie kamen später auf geheimnisvollere Art um. Der einzige Grund, dass Haverness noch nicht vom Pferd gefallen ist oder bei einem Ritt in den Wald versehentlich für einen Hirsch gehalten wurde, liegt daran, dass er keinerlei Falschheit an sich hat. Nicht einmal der patriotischste Dummkopf würde auf die Idee kommen, Haverness für eine Untergrundbewegung zu rekrutieren, denn er würde dem König sofort davon erzählen.«

»Viele Männer werden ihm im Krieg folgen«, schnurrte sie beruhigend.»Er ist ein Held - und vielleicht nicht ganz so lächerlich ehrenhaft, wie du glaubst. Und es gibt andere hier. Dich zum Beispiel.«

»Es ist unwahrscheinlich, dass er mich wählen wird, nachdem ich ihn so in Verlegenheit gebracht habe.«

»Mag sein«, gestand sie ihm zu, sprang vom Geländer und landete auf weichen Pfoten. Ihre Krallen klickten leise auf dem Backsteinweg.»Aber du wolltest wissen, wieso ich den König für dumm halte. Denk doch, was geschehen wird, wenn Haverness mit seinen hundert Mann Erfolg hat! Alle in den Fünf Königreichen werden wissen, dass der König diese Wette aus reiner Bosheit abgeschlossen hat. Und alle lieben es, wenn ein zu Unrecht Verfolgter triumphiert. Es könnte genügen, um Jakovens Zugriff auf den Thron zu schwächen. Wenn ich an der Stelle des Königs wäre, hätte ich Alizon schon lange getötet. Intelligente Männer sind gefährlich.«

»Wieso interessiert dich das denn alles so sehr?«, fragte Garranon gereizt.»Was bedeutet es dir schon, was hier geschieht?«

Sie veränderte sich plötzlich, wie sie es zuvor erst ein einziges Mal getan hatte. Es schien, als erhöbe sich eine Menschenfrau aus der Masse ihres Tierkörpers. Ihre Haut war so fleckig, wie ihr Fell gewesen war, aber davon abgesehen hätte sie eine ganz gewöhnliche nackte Frau sein können. Selbst die Farbe ihrer Augen war von gelb zu einem warmen Bernsteinton geworden. Wäre sie ein Mensch gewesen, hätte er sie für jünger als zwanzig gehalten.

Die Tamerlain kam auf ihn zu und berührte seine Wange.»Die Zeit ist nahe, Garranon von Buril. Es war sehr lange dunkel, nicht nur für mich, sondern auch für andere magische Geschöpfe. Die Zwerge verbergen sich in ihren Zufluchten, aber selbst dort suchen Krankheit und Unfrieden sie heim. Etwas hat die Magie des Landes vor langer Zeit besudelt. Nun könnte das Land gerettet werden.«

»Du meinst, die Vorsag zu vertreiben, wird etwas an diesem besudelten Zustand ändern?«, fragte er. Sie hatte schon oft von der besudelten Magie gesprochen, aber noch nie so ausführlich.

Sie lächelte.»Ich weiß es nicht, aber vielleicht ist es möglich. Es ist schwer, in die Zukunft zu schauen, selbst für Aethervon.«

»Aethervon?«Garranon sah sie überrascht an.

»Dass Menogue in Trümmern liegt, bedeutet nicht, dass Aethervon seine Versprechen vergessen hat.«Die Tamerlain senkte den Blick.»Im Ausgleich dafür, dass seine Anhänger Menogue erhielten, versprach Aethervon dem Hochkönig, auf sein Königreich aufzupassen.«Ihr Blick verlor kurz die Konzentration, als sie witterte.»Er kommt.«Sie nahm ihre andere Gestalt an und verabschiedete sich mit den üblichen Worten:»Lebe wohl, Kind.«

Unsicher, was er mit dem, was sie ihm gesagt hatte, anfangen sollte, ließ sich Garranon auf dem Geländer nieder, auf dem sie gesessen hatte, und rieb mit dem Daumen über eine abgebröckelte Stelle.

»Garranon«, sagte Jakoven.»Ich erinnere mich, dass du genauso dagesessen hast, als du damals zu mir kamst. Was macht dich so traurig?«

Garranon richtete sich auf, obwohl die Hand des Königs ihn ermutigte, sich gegen seine Schulter zu lehnen. Schluss mit den Lügen, dachte er. Sie würden ohnehin nicht funktionieren.»Oranstein, mein Lehensherr.«

Seine Antwort verärgerte Jakoven; die Hand auf seiner Schulter war nun reglos.»Dein Vater hat dich verlassen, um für die Freiheit von Oranstein zu kämpfen. Er hat dich schutzlos zurückgelassen -niemand war mehr da, um dich zu verteidigen, als die Soldaten kamen und deine Schwester umbrachten, während du zusahest. Und sie haben dich und deinen Bruder vergewaltigt, nicht wahr? Wenn dein

Vater seinem Wort treu geblieben wäre, wäre er dort gewesen, um euch zu retten.«

Vor dir, dachte Garranon mit plötzlicher Heftigkeit. Einen Augenblick befürchtete er schon, die Worte laut ausgesprochen zu haben. Aber die Hand des Königs wurde wieder sanfter.

»Du warst so verletzt, als du zu mir kamst«, murmelte Jakoven.»So klein und verängstigt. Es tat mir weh, dich auch nur anzuschauen und die Angst in deinen Augen zu sehen.

Also habe ich es besser gemacht.«Er streifte Garranons Nacken mit den Lippen.

Garranon ließ sich von dem sanften Ton nicht täuschen; er wusste, dass Jakoven die Worte sehr bewusst gewählt hatte. Besonders die Erwähnung seines Bruders. Aber Landislaw war nun in Oranstein und sicher vor Jakoven. Vielleicht, dachte er, während sein Körper auf die Zärtlichkeiten des Königs reagierte, vielleicht würde er sich Haverness ja tatsächlich anschließen. Es wäre gut, seine Frau und sein Land wiederzusehen.

WARDWICK

 

Aethervon stellte für die frommen Bewohner von Tallven immer ein Problem dar. Wenn er wirklich ein Gott war, wieso hatte er dann erlaubt, dass man seinen Tempel zerstörte? Zum Glück neigen die meisten Tallvens nicht dazu, etwas anderes anzubeten als Gold, daher machen sie sich nicht allzu viele Gedanken darüber.»Sag mir noch einmal, wieso wir so dicht an Estian vorbeiziehen, Ward«, sagte Tosten und schwang sein Schwert in meine Richtung.

»Weil der beste Weg durch die Berge direkt nach Süden führt«, sagte ich und parierte.»Nach dem, was du erzählt hast, haben Garranon und sein Bruder es offenbar aufgegeben, die Flüchtige zu finden. Sie werden die schnellere Straße nach Estian genommen haben, also werden wir ihnen nicht begegnen.«

Wir übten Muster, die er und ich kannten, seit wir ein Schwert halten konnten. Stala ermutigte stets das Reden bei dieser Art von Übungskämpfen, denn sie war der Ansicht, die Arbeit des Mundes verlange, dass der Körper sich vollkommen auf die Reflexe verließ. Ich war mir dessen nicht ganz sicher, aber ich wusste, dass nicht zu befürchten stand, dass er auch nur den kleinsten Teil des Musters ausließ.

»Glaubst du, dass wir Estian heute erreichen wer-

den?«, fragte Tosten und beschleunigte seine Schläge, sodass ich ebenfalls schneller werden musste.

»Ja.«Ich wurde ein bisschen schneller als er.

»Würden wir nicht rascher weiterkommen, wenn wir weniger kämpften?«, fragte er keuchend, aber dann beschleunigte er noch mehr.

»Ja. Aber wir müssen bereit sein, wenn wir Oranstein erreichen.«All das brachte ich heraus, ohne zwischendurch Luft zu holen, und ich konnte auch mit seinem Tempo mithalten.»Ich will nicht, dass einer von uns«- Keuchen -»getötet wird, weil er nicht weiß, wie man mit dem Schwert umgeht.«Um meine Atemlosigkeit wettzumachen, wurde ich erneut schneller. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass die anderen aufgehört hatten zu üben und uns beobachteten.

»Warum wirkt Ward schneller?«, hörte ich Bastilla fragen.

»Weil er es ist.«Axiel klang so zufrieden wie ein stolzer Vater.»Er muss größere Entfernungen zurücklegen, um auf Tostens Schläge reagieren zu können. Deshalb ist ein großer Mann sonst fast immer langsamer als ein kleinerer.«

»Es überrascht mich jedes Mal, Ward kämpfen zu sehen«, fügte Oreg hinzu.»Er spricht so langsam und klingt beinahe einfältig, selbst wenn er nicht versucht, diesen Eindruck zu erwecken. Er bewegt sich auch so.«

»Nein«, widersprach Axiel.»Er bewegt sich gut. Er sieht nur langsam aus, genau wie Penrods Wallach. Er ist das schnellste von unseren Pferden, aber er sieht aus, als bewege er sich nur halb so schnell wie die anderen.«Er hob die Stimme.»Ward, Tosten, macht langsamer. Sonst wird noch jemand verletzt.«

»Willst du es ihnen wirklich zeigen?«, fragte Tosten grinsend. Das verblüffte mich. Er hatte nie dazu geneigt, so leicht zu lächeln.

»Was hast du denn im Sinn?«Es würde schnell geschehen müssen, denn ich konnte dieses Tempo nicht mehr viel länger halten.

»Schließ die Augen.«

Stala hatte uns das beigebracht. Wir hatten dabei selbstverständlich Holzschwerter und vollständige Rüstungen benutzt, damit die größte Gefahr in einer unangenehmen Prellung bestand - es sei denn, wir wären vollkommen unfähig gewesen. Und für gewöhnlich verband sie nur einem der Übenden die Augen, und die Muster wurden mit halber Geschwindigkeit ausgeführt.

»Du auch?«, fragte ich.

Zur Antwort schloss er die Augen, also tat ich es ebenfalls, und wir wurden beide nicht langsamer. Das Schlimmste daran, mit geschlossenen Augen zu kämpfen, war immer, dass es mich aus dem Gleichgewicht brachte, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Andererseits förderte es meine Konzentration ungemein. Die intensivste Sinneswahrnehmung erfolgte durch mein Schwert, bis es sich beinahe anfühlte, als träfe Tostens Waffe meinen Arm statt der funkelnden

Klinge. Es war berauschend, noch besser, als auf Feder durch die Berge zu galoppieren - und ungefähr genau so weise.

Wir machten weiter, bis der Rhythmus von Metall auf Metall abgerissen klang; einer von uns war müde, oder wir beide.»Fertig auf drei«, flüsterte ich.

»Eins«, sagte er leise.

»Zwei«, erwiderte ich.

»Drei«, sagte er.

Ich sprang außer Reichweite, öffnete die Augen und sah, dass er das Gleiche getan hatte. Schwindlig, weil ich jetzt zusätzlich zu meinen anderen geschärften Sinnen auch wieder sehen konnte, musste ich mich schnell hinsetzen, damit ich nicht hinfiel.

»Idioten«, sagte Axiel.»Solche Dummheiten werden einmal euer Tod sein.«

Tosten und ich grinsten ohne jede Reue, und ich spürte, wie sich zum ersten Mal seit langer Zeit die alte Verbindung zwischen uns Brüdern wieder bildete.

Unsere Haltung half nicht, Axiel zu besänftigen.»Ich habe Stala immer gesagt, dass ich diese Sache mit den verbundenen Augen für dumm halte. Es ermutigt die Steran, hirnlose Dinge zu tun, wie gerade eben.«

Mir war nicht mehr so schwindlig, also stand ich wieder auf und hielt Axiel mein Schwert hin, wie es ein reuiger Schüler tun sollte.

Er schüttelte abwehrend den Kopf, musste aber leise lachen.»Das hätte ich für alle Schafe in Hurog nicht missen wollen - aber verratet es niemandem.«

»Was sind Steran?«, fragte Oreg mit solcher Unschuld in der Stimme, dass ich scharf zu ihm aufblickte. Er wollte mich auf etwas hinweisen, aber ich verstand nicht, was es war.

»Dumme Jungen«, antwortete Axiel mit solch gut verborgenem Unbehagen, dass es mir nicht aufgefallen wäre, hätte Oreg nicht meine Aufmerksamkeit geschärft. Wie jeder junge Adlige in den Königreichen beherrschte ich mehrere Sprachen. Aber mit dem Begriff Steran war ich nicht vertraut.

»Knurriger alter Zwerg«, neckte Oreg leise.

Axiels Gesicht wurde verschlossen, aber bevor er etwas sagen konnte, mischte sich Tosten ein, wie er überhaupt jede Gelegenheit nutzte, Oreg anzugreifen.»Du unhöflicher Bastard«, sagte er.»Du solltest mehr Respekt vor Leuten zeigen, die älter sind als du.«

Ein Ausdruck unheiliger Schadenfreude breitete sich auf Oregs Zügen aus.

»Zeit, das Lager abzubrechen«, sagte Axiel abrupt. Es war das erste Mal, dass er außerhalb der morgendlichen und abendlichen Übungen Anweisungen gab. Es diente vielleicht dem Zweck, Oreg und Tosten davon abzuhalten, sich zu streiten, aber ich fragte mich, ob es nicht mehr mit Oregs Bemerkung über Zwerge zu tun hatte.

Ich dachte daran, der Sache auf den Grund zu gehen, kam dann aber widerstrebend zu dem Schluss, dass es besser wäre, Axiel sich selbst zu überlassen. Das hatte er sich mit seinen langen Jahren des Dienstes in unserer Familie verdient. Außerdem hatte es mir noch nie gefallen, anderer Leute Spiele zu spielen, nicht einmal die von Oreg. Aber wie unwahrscheinlich war es wirklich, dass Axiels Vater ein Zwerg gewesen sein sollte? Etwa so unwahrscheinlich wie Oregs Behauptung, so alt zu sein wie Hurog. Ich konnte Zwergenblut akzeptieren - es war der andere Teil, den ich eher bezweifelte: Wenn er wirklich, wirklich betrunken war, behauptete er immer, sein Vater sei der Zwergenkönig.

Blümchen war bester Laune und zeigte das, indem er tänzelte und schnaubte. Die warme Sonne fühlte sich auch auf meiner Haut gut an, und zum ersten Mal, seit wir Hurog verlassen hatten, fühlte ich mich wieder wie sonst auch. Meine unterbrochene Verbindung zu Hurog gab mir immer noch das Gefühl, als fehle ein wichtiger Teil meiner selbst, aber es war inzwischen erträglich, eine verheilte Narbe, als hätte ich vor längerer Zeit einen Arm oder ein Bein verloren.

»Ward?«, sagte Oreg schüchtern und ritt neben mich.

»Ja?«

»Wo willst du heute Abend unser Lager aufschlagen? Wir werden Estian erst spät am Nachmittag erreichen.«

»Der Weg, auf dem wir uns befinden, stößt in ein paar Meilen auf die Hauptstraße. Mein Vater ritt gern am frühen Morgen nach Estian hinein. Ich dachte, wir schlagen unser Lager auf, wo wir es immer getan haben, und reiten morgen an der Stadt vorbei.«

»Wäre es möglich, stattdessen in Menogue zu lagern?«

»Im Interesse der Gelehrsamkeit?«, fragte Bastilla, die neben mir ritt.

Oreg lächelte erfreut und nickte.

Bastilla hatte sich viel besser in meine Gruppe eingewöhnt, als ich es von einer schönen Frau erwartet hätte. Ich nahm an, dass sie sowohl mit Axiel als auch mit Penrod schlief, aber es kam deshalb nicht zu Problemen.

»Menogue liegt im Nordosten von Estian. Das ist ein Umweg von mindestens fünf oder sechs Meilen in einer Richtung«, sagte ich.»Also insgesamt über zehn.«

»Ich weiß«, erwiderte er.»Ich würde dennoch gern über Nacht dort bleiben. Du hast Tosten gesagt, dass unser Tempo nicht wichtig ist.«

»Es spukt in den Ruinen.«Der Weg war breit genug, dass auch Tosten neben uns reiten konnte.»Axiel kennt alle Geschichten darüber. Er ist vorausgeritten, um den Weg auszuspähen, aber ich wette, er wird uns heute Abend alles darüber erzählen.«

Sein Tonfall war freundlich. Etwas an dem Übungskampf dieses Morgens hatte seine Laune gebessert.

»Es spukt?«Ich legte ein leichtes Zittern in meine Stimme, und es gelang mir, Oreg nicht anzusehen.»Das hatte ich ganz vergessen. Vielleicht sollten wir dort lieber doch nicht übernachten.«

Tosten schnaubte.»Das Theater kannst du dir sparen, Ward.«Er grinste Bastilla an. Ich konnte sehen, dass sie auch bei ihm ihren Zauber gewirkt hatte.»Wir haben selbst in Hurog ein Gespenst. Ich habe es nie gesehen, aber Ihr hättet meine Tante hören sollen - Lady Duraugh, nicht Stala -, als es sie besuchte.«Bastilla hatte Stala nie kennengelernt, aber sie kannte unsere Geschichten.

»Bei Tageslicht ist es nicht schwer, sich über Gespenster lustig zu machen«, sagte ich.»Wenn die Ruinen im Dunkeln lebendig werden, wird es dir schon schwerer fallen.«

Penrod war näher gekommen, um zu hören, worüber wir sprachen.»Ruinen?«

»Oreg möchte in den Ruinen von Menogue übernachten, wo es spukt«, erklärte Bastilla.

Der alte Stallmeister grinste.»Die Nacht in spuki-gen Gemäuern verbringen? Klingt ganz wie zu Hause.«

Es war Axiel, der den Weg fand, den wir nehmen mussten. Ich wäre daran vorbeigeritten. Es gab Anzeichen dafür, dass er einmal eine breite Straße gewesen war, aber ich bezweifelte, dass man in weiteren hundert Jahren auch nur noch eine Spur davon erkennen könnte. Gerüchte über Geister und Flüche hielten die Neugierigen fern. Und das, obwohl die Bewohner von Tallven behaupteten, wir Nordländer seien abergläubisch.

Um ehrlich zu sein, wenn ich nicht gewusst hätte, was Oreg war, hätte ich dem Vorschlag ebenfalls nicht zugestimmt. Wie mein Onkel gesagt hatte, wusste niemand so gut wie ein Nordländer, wie lästig echte Magie sein konnte. Weder Axiel noch Bastilla waren sonderlich begeistert. Aber Tosten überschlug sich praktisch vor Aufregung, und das gab mir den letzten Anstoß. So vergnügt hatte ich ihn noch nie erlebt.

Unser Weg wand sich zwischen Bäumen hindurch, die während Menogues Herrschaft nicht existiert hatten, uns aber nun überragten und Schatten spendeten. Brombeerbüsche verbargen die Überreste von Steinbänken und Statuen.

Die Pferde waren nach einem langen Tag müde, und sie schnaubten und schwitzten, als sie uns den steilen Hügel hinauftragen mussten. Penrod zog die Füße aus den Steigbügeln und ließ sich vom Pferd gleiten. Axiel, der vor ihm ritt, tat es ihm nach. Ich musste über mich selbst lächeln, als ich aus dem Sattel rutschte, denn ich freute mich nicht darauf, den Hügel hinaufzusteigen, aber wenn Penrod es tat, der ebenso frisch aussah wie an diesem Morgen, obwohl er doppelt so alt war wie ich, dann würde ich es halt auch tun.

Sobald meine Füße den Boden berührten, hörte ich auf zu grinsen, und die Haare auf meinen Armen sträubten sich. Ich hatte am ganzen Körper eine Gänsehaut. Es war nicht das Gleiche wie in Hurog. Die Magie in diesem Hügel durchfloss mich nicht wie ein Meer, füllte nicht die leeren Stellen meiner Seele, aber sie war eindeutig vorhanden. Und sie war neugierig.

Ich weiß nicht, warum ich das dachte. Man hatte mir beigebracht, Magie sei eine Naturkraft, wie der Wind oder die Sonne. Aber in Hurog hieß mich die Magie willkommen und erfüllte mich mit Kraft und Frieden, wenn ich es brauchte - selbst wenn sie meinem Ruf nicht mehr folgte. Was immer mich jedoch nun durch den weichen Boden unter meinen Füßen berührte, war neugierig und... nicht sonderlich freundlich. Oreg kam neben mich, packte meinen Ellbogen und zog mich weiter, bevor die anderen bemerkten, dass ich stehen geblieben war.

»Ja«, murmelte er leise, sodass das Klirren der Zaumzeuge und des Stampfen der Hufe seine Worte vor den anderen verbarg.»Du spürst es auch, nicht wahr? Bastilla nicht. Wie seltsam.«

»Es ist wie Hurog«, murmelte ich zurück.

Er lächelte grimmig.»Ja und nein. Es sind beides Stätten alter Macht.«

»Welche Macht?«, fragte Tosten und kam neben uns, wie er es oft tat, wenn Oreg und ich uns unterhielten, obwohl er Oreg selten direkt ansprach.

»Menogue«, antwortete ich und nickte zu den Ruinen hin, die dunkel vor uns aufragten.

Tosten rieb sich die Arme und sagte:»Dieser Ort macht mich nervös, so als beobachte uns jemand, der nicht besonders freundlich ist.«

»Macht schon, beeilt euch«, rief Bastilla.»Ihr blockiert den Weg. Wenn wir schon auf diesem elenden

Hügel ein Lager aufschlagen sollen, lasst es uns wenigstens tun, solange es noch hell ist.«

Ich warf einen Blick zurück und sah, dass sie, ungetrübt von Stolz, immer noch zu Pferd saß. Aber ich ging ohne ein Wort schneller. Sie hatte recht.

Weiterzugehen beendete meine Fragen, weil ich einfach nicht den Atem dazu hatte - etwas, dessen ich mich geschämt hätte, wäre es nicht allen anderen ebenso ergangen. Als der Hang steiler wurde, ließ ich die Zügel locker auf Blümchens Rücken liegen und ging hinter ihm, um mir von seinem Schwanz über den rauen Boden helfen zu lassen. Das war ein alter Bergsteigertrick, und ich hatte, bevor ich den Schwanz des Hengstes packte, vergessen, dass Blümchen nicht an solche Vertraulichkeiten gewöhnt war. Aber als er nicht austrat und Penrod weiterhin folgte, machte ich mir keine Gedanken mehr und nahm dankbar seine Hilfe an. Bei einem Blick zurück sah ich, dass Tosten das Gleiche tat, Oreg jedoch ohne sichtbare Anstrengung weiterkletterte. Bastilla war schließlich ebenfalls abgestiegen und ein wenig zurückgefallen. Feder, die eine leichtere Last trug, als sie gewohnt war, brachte Ciarra an uns vorbei, als bewege sie sich auf ebenem Boden.

Die Hügelkuppe ragte vor uns auf wie ein Leuchtfeuer in einem Schneesturm. Blümchen spürte es ebenfalls, oder vielleicht fühlte er sich gedemütigt, weil Feder ihn überholt hatte - jedenfalls wurde er schneller, bis ich einen Laufschritt anschlagen musste, um ihm folgen zu können.

Oben auf der Hügelkuppe mochte es noch hell sein, aber der Weg lag im Schatten von Bäumen, und ich geriet ins Stolpern. Da ich mich nicht den Rest des Weges schleifen lassen wollte, ließ ich Blümchen los und hielt mich an einer abgebrochenen Steinsäule fest, die zu den Ruinen gehörte.

Als ich wieder erwachte, lag ich flach auf dem Rücken, und ein Fremder beugte sich über mich. Er hatte keine der Tätowierungen unseres Ordens, und seine Kleidung war mir auch nicht vertraut. Etwas an seinem Gesicht... er sah aus wie ein Hurog... Und ich sah einen Drachen am Himmel, wild und furchterregend, tiefblaue Schuppen mit goldenen Rändern.

Hurog.

Es war Tosten, der sich über mich beugte und mich besorgt ansah.»Hast du dir wehgetan, Ward? Was ist passiert?«

Eine gute Frage, aber mein Körper kribbelte von Kopf bis Fuß. Und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte offenbar nicht lange dort gelegen, denn ich hörte, wie Oreg und sein Pferd rasch näher kamen.

»Was ist denn?«, fragte Oreg.

»Ich bin gestolpert«, sagte ich, obwohl es die Säule gewesen war, die mich umgeworfen hatte, und nicht etwas am Boden. Ich zwang mich zu einem Grinsen.»Es fühlt sich nur so gut an, hier im Gras zu liegen, dass ich dachte, ich bleibe eine Weile.«

Ich bemerkte, dass meine Hand immer noch den Sockel der Säule berührte, und zog sie weg. Zum Glück hörte das pulsierende Kribbeln innerhalb von ein paar Herzschlägen auf. Ich war nicht verletzt, nur der Kopf tat mir weh.

»Es ist alles in Ordnung«, sagte ich und stand auf. Dabei stieß ich mit dem Kopf gegen den von Blümchen, was uns beiden nicht gut tat, und er trat empört zurück.»Gehen wir weiter.«

Ich hoffte, dass der Schatten mein Gesicht verbarg, denn ich wollte nicht, dass jemand meine Angst sah. Was an diesem Morgen geklungen hatte wie ein Abenteuer, hatte sich in etwas anderes verwandelt, und plötzlich entwickelte ich ernsthaftes Widerstreben gegenüber Oregs Wunsch, hier über Nacht zu lagern.

»Ich hoffe, du weißt, was du tust, Oreg«, sagte ich leise.

Er lächelte dünn, antwortete aber nicht.

Als wir die Kuppe erreichten, hatten Axiel, Penrod und Ciarra bereits die Pferde abgesattelt und kümmerten sich um sie. Blümchen wieherte, gesellte sich zu den anderen Tieren und wartete darauf, dass ich ihm ebenfalls die heiße, kratzige Decke und das Zaumzeug abnahm.

»Können wir uns ein bisschen umsehen, ob die Mönche irgendetwas hinterlassen haben?«, fragte Bastilla und pflockte ihr Pferd an.


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