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Wardwick in Hurog 1 страница

ESTIAN: BECKRAM, ERDRICK, GARRANON 2 страница | ESTIAN: BECKRAM, ERDRICK, GARRANON 3 страница | ESTIAN: BECKRAM, ERDRICK, GARRANON 4 страница | ESTIAN: BECKRAM, ERDRICK, GARRANON 5 страница | CALLIS:BECKRAM 1 страница | CALLIS:BECKRAM 2 страница | CALLIS:BECKRAM 3 страница | CALLIS:BECKRAM 4 страница | CALLIS:BECKRAM 5 страница | CALLIS:BECKRAM 6 страница |


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Ich habe festgestellt, dass mir nach dem Ende der Ernte ein wenig Zeit bleibt, um alte Bekanntschaften zu erneuern und über Politik zu diskutieren.»Du schummelst«, sagte Oreg, und Schmerz trübte mein Sehvermögen und schwächte mich, bis die Flamme, die ich auf der Wasserschale brennen ließ, in einem traurigen, verblichenen Gelb aufflackerte und erstarb.»Ich habe dir doch gesagt, du sollst keine Magie aus Hurog beziehen - eines Tages bist du vielleicht irgendwo anders, wenn du Magie benötigst, und was dann?«

Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und starrte ihn wütend an. Er sah mehr wie ein junger Mann mit dunklem Haar und helllila Augen aus denn wie ein alter Drache, aber der Schein kann trügen -etwas, was ich selbst oft recht nützlich gefunden hatte. Oreg machte einen jungen und verwundbaren Eindruck, und ich wirkte groß und dumm. Nichts davon entsprach der Wahrheit.

Oreg ignorierte meinen Zorn und nickte zu der Schale hin.»Versuch es noch einmal, Ward.«

Er hielt den Schild aufrecht, der mich von der Magie von Hurog trennte, und der Schmerz machte es mir schwer, die Macht, die mir geblieben war, he-

raufzubeschwören. Es tat weh, die Verbindung zu Hurog zu verlieren.

»Konzentration, Ward.«

In den vergangenen Jahren hatte ich gelernt, dieses Wort zu hassen. Aber mit Oreg an meiner Magie zu arbeiten, war auch eine Art von Zuflucht, wenn der Druck, Herr von Hurog zu sein, zu stark wurde. Es ist nicht einfach, eine Burg wiederaufzubauen.

Technisch gesehen gehörte Hurog, Land wie Burg, meinem Onkel Duraugh. Aber vor vier Jahren hatte mich mein Onkel an Stelle meines verstorbenen Vaters zum Hurogmeten ernannt. Ironischerweise war es Hurog selbst, nicht Iftahar, der wohlhabendere Landsitz meines Onkels, der ihm die Macht gab, das zu tun - denn Hurog war damals zwar durch meine eigenen Aktionen eine Ruine gewesen, aber es bildete immer noch das Herz von Shavig, des nördlichsten der Fünf Königreiche unter tallvenischer Herrschaft. Wenn mein Onkel, Duraugh von Hurog, mich Hurogmeten nannte, dann war ganz Shavig bereit, zur Verteidigung dieser Erklärung in den Krieg zu ziehen.

König Jakoven hatte nicht vor, einen Bürgerkrieg anzufangen, zumal seine eigene Position auf dem Thron ohnehin unsicher war, und daher ignorierte er uns. Ich blieb auf Hurog-Land, wo es einfacher war, mich zu ignorieren.

Aber selbst wenn mein Onkel mir Hurog nicht zurückgegeben hätte, hätte es immer noch mir gehört, durch eine Verbindung, die bis ins Blut und die Knochen reichte.

Ich schaute auf die Schale hinab und stellte mir eine Flamme vor, die auf der Oberfläche brannte. Meine Welt schrumpfte, bis ich nur noch das Wasser in der Schale sah. Dann bewegte sich etwas in meinem Kopf, die Steinschale brach, und Flammen regneten auf einem Strom von Wasser auf den Boden. Macht toste von meinen Fußsohlen bis zu den Haarspitzen, und ich bebte von der Anstrengung, sie wieder dorthin zu schicken, wo sie hergekommen war.

Als ich schließlich erschöpft innehielt, wurde mir klar, dass das Geräusch, das ich gehört hatte, Oregs Lachen gewesen war.

Er deutete auf das Feuer, und es verschwand. Auf dem Steinboden des Wachturms blieb nur ein feuchter Fleck zurück.

»Wenn du durch meinen Schild brechen kannst«, sagte er immer noch glucksend vor Lachen,»dann ist es sehr wahrscheinlich, dass du Macht aus Hurog beziehen kannst, egal wo du dich aufhältst.«

Ich spürte, wie die Wärme des Triumphs die Leere ersetzte, und grinste ihn an.»Ich bin durch deine Magie gebrochen?«

»Hurog brach durch meinen Bann, als du danach riefst«, verbesserte er, und seine Heiterkeit konnte sein Staunen nicht ganz verbergen.

Ich hob die Scherben der Schale auf und legte sie auf einen kleinen Tisch.»Die Magie von Hurog fühlt sich für mich anders an als damals, bevor ich dich getötet habe«, sagte ich. Ich wusste, wie seltsam das klang, aber ich vergaß nie, dass ich ihn getötet hatte.

Er war nur nicht auf die Weise gestorben, wie wir es beide erwartet hatten.

»In welcher Hinsicht?«Er saß auf der Kante des einzigen Hockers im Turm. Wir hatten den Raum nur spärlich möbliert, damit nicht so viel verbrennen konnte, wenn etwas mit meiner Magie schiefging. Der Turm war einer von Sechsen an der Mauer, welche die Burg schützte, also gab es in der Nähe nur Stein. Die versengten Stellen an den Turm wänden bewiesen, dass Oreg dieses Unterrichtszimmer sehr klug gewählt hatte. Beinahe vier Jahre der Arbeit, und ich machte hin und wieder immer noch spektakuläre Fehler.

»Erinnerst du dich an Menogue?«, fragte ich. Der Hügel mit dem Tempel des Aethervon stand verlassen kurz vor Estian - verlassen zumindest von Menschen. Wir hatten dort eine lebhafte Demonstration erlebt, dass Aethervon den heiligen Tempel nicht verlassen hatte, als seine Priester ein paar Jahrhunderte zuvor gestorben waren.

»Ja.«

»Die Magie hier in Hurog ist nicht so konzentriert wie dort, aber manchmal fühlt es sich an, als stecke eine Art Intelligenz dahinter.«Ich sah ihn an.»Etwas, das durch deine Schilde brechen kann, wenn ich es rufe. Es ist in den letzten Monaten stärker geworden, seit du mir beigebracht hast, meine Magie von der von Hurog zu trennen.«

Oreg runzelte die Stirn.»Interessant. Hat sich die Verbindung zwischen dir und dem Land verändert?«

Ich schüttelte den Kopf.»Nicht, dass es mir aufgefallen wäre.«

Oreg blieb im Turm, und ich ging über den Hof in die Burg. Mir blieb noch ein wenig Zeit, bevor die Waffenübungen begannen, und wann immer ich frei hatte, arbeitete ich an der Burg.

Hurog war einmal vollkommen aus Schwarzstein gebaut gewesen, aber viele Steine waren geborsten, als Oregs Tod die Burg und ihre Mauern zerstört hatte. Schwarzstein war teuer, und als wir mit dem Wiederaufbau begonnen hatten, hatten wir wenig Gold gehabt, um welchen zu kaufen. Der Steinbruch, der den ursprünglichen Erbauer mit Steinen beliefert hatte, war ohnehin vergessen, immer vorausgesetzt, dass er den Stein von irgendwo in der Nähe bezogen hatte, wie es gewöhnlich geschah - Oreg erinnerte sich nicht mehr daran.

Aber es gab in Hurog einen alten Granitbruch, also nahmen wir stattdessen Granit, und das Ergebnis ließ sich nur als seltsam bezeichnen. Die Burg sah in Schwarz mit grauen Flecken erheblich weniger beeindruckend aus, und ein Teil von mir bedauerte den Verlust der alten Burg bitterlich.

Wir hatten die inneren Mauern wiedererrichtet, aber es gab noch kein richtig gesichertes Torhaus. Stattdessen verfügten wir derzeit nur über primitive Holztore, die unser Hufschmied und unser Waffenschmied mit Eisen beschlagen hatten. Der größte Teil der Außenseite des Hauptgebäudes war ebenfalls fertig. Wir waren ungewöhnlich schnell vorangekommen, denn die Zwerge hatten uns geholfen, aber ich nahm an, die Burg würde noch nicht vollständig wiedererbaut sein, bis ich zu Staub geworden war. Nach Maßstäben der Fünf Königreiche war Hurog keine sonderlich große Burg, aber die Anzahl von Leuten, die uns für den Wiederaufbau zur Verfügung standen, hielt sich ebenfalls in Grenzen. Die äußere Mauer war noch nichts weiter als ein Band von Geröll, das beinahe zwölf Hektar Land umschloss. Ich hatte bisher nicht den Mut gehabt, damit zu beginnen.

Die Ernte in diesem Jahr war die beste seit langer Zeit gewesen, nicht zuletzt dank des Verschwindens der Salzlawine, die sich seit vor der Zeit meines Urgroßvaters auf dem besten Feld ausgebreitet hatte. Magie, flüsterten die Leute und warfen mir ehrfürchtige Blicke zu. Drachenknochen, dachte ich und hoffte, dass der Weizen, den wir geerntet hatten, die Leute, die ihn aßen, nicht vergiften würde. Im vergangenen Jahr war nichts dergleichen geschehen und in dem Jahr davor ebenfalls nicht. Das Getreide schien zu meiner Erleichterung auch keine anderen ungewöhnlichen Eigenschaften zu haben.

Nachdem die Ernte eingebracht war, jagten andere für Wildfleisch oder zum Spaß, aber ich arbeitete weiter am Wiederaufbau der Burg, mit allen, die mir dabei helfen wollten. Die Zwerge kamen und gingen, wie es ihnen passte, und im Augenblick waren keine hier. An zwei Tagen in der Woche bezahlte ich Arbeiter, aber selbst nach einer guten Ernte war Hurog nicht reich. Wir hatten das Dach und die inneren Stützwände im letzten Winter fertiggestellt, doch der Bergfried war immer noch überwiegend eine Art Schale für halb vollendete Räume.

Von innen sah die große Halle ganz ähnlich aus wie zuzeiten meines Vaters, da ich darauf bestanden hatte, bei diesem Projekt nur dort Granit einzusetzen, wo man ihn von innen nicht sehen konnte. Die Wand mit dem Familienfluch darauf hatte am längsten gebraucht. Die alten Steine wiederzufinden und sie in der richtigen Anordnung zusammenzusetzen, war ein wenig schwieriger gewesen als die Mosaike der Damen am Hof, denn jedes Stück wog über hundert Pfund, und mehrere Steine waren zerbrochen, als Hurog eingestürzt war.

Mein Onkel hielt es für dumm, dass ich so schwer daran arbeitete, denn der Fluch, der vorhersagte, Hurog werde der Bestie aus der Unterwelt - einem mythologischen Geschöpf - zum Opfer fallen, war bereits gebrochen. Mein Bruder Tosten sagte, ich täte es deshalb, weil ich beim Brechen des Fluchs eine so wichtige Rolle gespielt hatte. Aber erst dann, als ich Oregs Gesicht gesehen hatte, war mir selbst klar geworden, dass ich es getan hatte, um ihn vor den zu schnellen Veränderungen der letzten paar Jahre zu schützen. Wenn man über tausend Jahre alt ist, sind Veränderungen schwierig, selbst wenn es Veränderungen zum Guten sind. Und er hatte ebenso viel Anteil daran gehabt wie ich, den Fluch zu brechen.

Ich berührte die Wand leicht mit einer Hand und bückte mich nach einem Eimer mit Mörtel. In den letzten Wochen hatten wir an den Fußböden gearbeitet. Einer aus der Blauen Garde, ein Mann aus Avinhelle, war der Sohn eines Steinmetzen. Er hatte einen Blick auf das Durcheinander geworfen, das nach dem Einsturz vom Boden der großen Halle übrig geblieben war, und erklärt, das könne man nicht reparieren. Wenn ich gewusst hätte, wie viel Arbeit dieser dumme Fußboden kosten würde, hätte ich einen Dielenboden verwendet, oder vielleicht sogar nur gestampfte Erde. Wir hatten Monate gebraucht, bis die Unterlage für unseren Steinmetzen gerade genug gewesen war. Ich glaube, er hatte insgeheim seine Freude daran, mir Anweisungen zu geben.

Die Haupttore des Gebäudes warteten auf Scharniere, die ihr gewaltiges Gewicht tragen konnten, also hielt nichts den Jungen auf, der in die große Halle gerannt kam. Er blieb vor mir stehen und öffnete den Mund, konnte aber kein Wort herausbringen, weil ihm die Puste ausgegangen war.

»Immer mit der Ruhe, Junge«, sagte ich. Wir warteten über mehrere vergebliche Anfänge hinweg, bis er wirklich sprechen konnte. Inzwischen betrachtete ich ihn, um herauszufinden, wo er herkam.

Er war recht gut gekleidet, sogar für den Sohn eines freien Bauern. Die Wollhose war frisch gefärbt und das Hemd aus Leinen - ein Stoff, der erworben werden musste, da in unserem Klima kein Flachs wuchs. Er sah aus wie einer aus der Atwater-Familie, hoch gewachsen und mit dunklen Augen, die das Licht verschluckten.

»Banditen! Drunten bei Pas Hof! Er hat mich hergeschickt, um Euch zu holen.«

Er war schweißbedeckt, und sobald er seine Botschaft hervorgebracht hatte, musste er sich wieder vollkommen aufs Atmen konzentrieren.

»Atwater ist dein Vater?«, fragte ich, und er nickte.

Ich wusste immer, wenn es auf Hurog-Land Ärger gab. Oreg sagte, es liege daran, weil ich durch Blutrecht an das Land gebunden sei, und hatte mir von mehreren entfernten Ahnen erzählt, die eine ähnliche Bindung an das Land gehabt hatten. Hurog sprach zu mir - wenn ich hinhörte.

Eine kurze Berührung der Magie zeigte mir, dass derzeit nirgendwo in der Nähe von Atwaters Hof gekämpft wurde, was wohl bedeutete, dass er die Banditen vertrieben hatte. Wären Atwater oder ein Mitglied seiner Familie umgekommen, hätte ich das ebenfalls gewusst. Sie gehörten auf eine Weise zu Hurog, die nichts mit dem Gesetz und alles mit Blut zu tun hatte.

»Keine Sorge, Junge«, sagte ich.»Atwater kämpft schon länger gegen Banditen, als ich am Leben bin. Lass mich mein Pferd holen.«

Am Ende waren es drei von uns, die dem Jungen folgten. Er dachte eindeutig, dass wir mehr brauchten, ich hingegen fand, weniger wäre besser gewesen. Mit Oreg und meinem Bruder zusammen unterwegs zu sein, war für gewöhnlich eher interessant als angenehm.

Mein Bruder Tosten ritt auf seinem neuen Rotschimmel, einem Geschenk unseres Onkels, und brachte die Ausrede vor, dass das Tier Übung brauche, als er bemerkte, dass ich mein eigenes Pferd sattelte.

Tosten würde nie so groß werden wie ich, aber in den letzten vier Jahren hatte er das Gesicht eines Mannes und den Körper eines Kämpfers bekommen. Er wirkte kühl, fähig und klug (wie eine Dame von Hof in meiner Hörweite gesagt hatte). Fähig und klug, da konnte ich nur zustimmen. Kühle Ruhe würde mit dem Alter kommen - vielleicht in fünfzig Jahren oder so.

Während ich darauf wartete, dass Tosten sein Pferd sattelte, erschien Oreg und holte ohne ein Wort seinen eigenen Wallach heraus. Von dem dunklen Haar und einem halben Kopf Körpergröße abgesehen (Tosten war der Größere), sahen er und Tosten sich ähnlich genug, dass sie Zwillinge hätten sein können.

»Banditen«, sagte ich zur Antwort auf Oregs Blick, dann stieg ich in den Sattel und ritt aus dem Hof.

»Mein Bruder hat sie nahe unserem Hof gesehen, und Pa hat mich hergeschickt, um Hilfe zu holen.«In der Stimme des Jungen lag eine Spur von Anklage. Drei Leute, deutete er an, waren nicht viel Hilfe.

Die Kälte des kommenden Winters lag bereits in der Luft. Wir hatten in dieser Woche die letzten Ernten eingebracht. Oreg sagte, es werde bald schneien, aber an diesem Tag zeichneten sich die Blätter der Ebereschen und Espen noch bunt vor dem Dunkelgrün von Kiefern und Föhren ab. Blümchen, mein Hengst, schnaubte und tat verängstigt, als ihm ein fallendes Blatt zu nahe kam, und er scheute gewaltig. Im Kampf würde nicht einmal ein schwerer Schlag ihn dazu bringen, ohne meine Anweisung von seinem Weg abzuweichen, aber abseits von ernster Arbeit spielte Blümchen gern.

Der kürzeste Weg zu Atwaters Hof führte um den Rand der Berge herum, wo das Land zum Pflügen zu steinig war. Der Hof lag isoliert in einem Hochtal, fern von den anderen bewirtschafteten Feldern in Hurog. Diese Isolation hatte schon öfter Banditen verlockt, aber es war ihnen nie gelungen, Atwater etwas abzunehmen. Ich dachte, das würde sich auch an diesem Tag nicht ändern.

Der Boden war immer noch weich genug, dass der stetige Trab, den ich anschlug, die Pferde nicht sonderlich beanspruchen würde. Menschen waren eine ganz andere Sache.

»Wir müssen uns beeilen«, sagte der Junge zum dritten Mal. Ich hatte eine sanfte Stute für ihn gefunden, aber das wäre nicht nötig gewesen. Er saß nach eigener Entscheidung auf ihrem bloßen Rücken und war ungeduldig, weil wir anderen ihn zurückhielten.

»Man sollte nie atemlos bei einem Kampf eintreffen«, entgegnete Tosten verärgert.

»Wenn sie den Hof überrannt hätten, würden wir inzwischen Rauch riechen«, versicherte ich dem Jungen und warf Tosten einen zornigen Blick zu.»Sie haben den Hof vielleicht noch nicht einmal gesehen, oder dein Vater hat sie vertrieben oder getötet. Wie auch immer, wir brauchen uns nicht zu beeilen. Es können nicht viele sein, oder ich hätte von ihnen gehört, bevor sie so tief in Hurog-Land vorstießen.«

»Mach dir wegen Tosten keine Gedanken, Junge«, sagte Oreg vergnügt.»Er ist ebenso ungeduldig wie du.«

Tosten versank in Schweigen. Oreg hingegen war ungewöhnlich unbeschwert und neckte den Jungen, bis er lächelte - an diesem Punkt trieb mein Bruder seinen Hengst an uns vorbei. Mit einem Blick auf mich schickte der Junge meinem Bruder seine Stute hinterher, weil er offenbar hoffte, ich würde mich dann ebenfalls mehr beeilen.

»Ich wünschte, du würdest das nicht mit Tosten machen«, murmelte ich Oreg zu.

Oreg lächelte nur, obwohl seine Augen nicht auf die Weise leuchteten, wie sie es taten, wenn er sich wirklich amüsierte.»Dein Bruder hatte ausreichend Gelegenheit, um zu dem Schluss zu kommen, dass ich keine Gefahr für ihn darstelle. Es wird Zeit, dass er erwachsen wird. Wenn ich ihn gern ein bisschen ärgere - dann ist das seine und meine Sache. Er braucht deinen Schutz nicht mehr, Ward.«

Ich verdrehte die Augen.»Du ermutigst ihn nur«, sagte ich.

»Ich mache ihm Angst«, verbesserte Oreg, und seine Miene war vollkommen ernst. Ich sah wohl nicht sonderlich überzeug aus, denn er schüttelte den Kopf und sagte:»Ich stelle keine Gefahr für seine Beziehung zu dir dar, und das weiß er auch. Darum geht es schon seit einiger Zeit nicht mehr.«Oreg lächelte erneut, und diesmal war es echt.»Der arme Junge kämpft gegen Drachen.«

Das war eine Redewendung aus Shavig, wenn man sagen wollte, dass sich jemand besonders verwegen gab, weil ihn die Furcht antrieb. Die Ironie von Oregs Äußerung lag natürlich darin, dass die Redewendung in diesem Fall auch buchstäblich zutraf. Oregs Vater war ein Halb-Drache gewesen, und Oreg konnte, wenn er wollte, Drachengestalt annehmen und hielt sowohl die Drachengestalt als auch seine menschliche für seinen wahren Körper.

Ich dachte über das nach, was er gesagt hatte. Tosten war der Einzige, der wie ich Oregs gesamte Geschichte kannte. Ich hatte geglaubt, ihm das als meinem Bruder und meinem Erben schuldig zu sein. Vielleicht wäre es besser gewesen, bei Halbwahrheiten zu bleiben.

Atwaters Junge wartete oben auf einer Anhöhe auf uns, aber Tosten war immer noch vor ihm.

»Tosten sagt, es sei Magie, die Euch spüren lässt, dass bei mir zu Hause alles in Ordnung wäre. Es gibt viele Leute, die sich vor Magie fürchten.«

Es klang wie eine persönliche Beobachtung, und ich warf ihm einen scharfen Blick zu. Er wurde rot, sah mir aber entschlossen ins Gesicht.

»Die meisten Leute wissen, dass Ihr Magie wirken könnt, Herr«, erwiderte er ruhig.»Und die meisten von uns sind dafür dankbar. Vater sagt, sie hätten meinen Bruder und seine Jagdgesellschaft nie in diesem Schneesturm gefunden, wenn Ihr Euch der Suche nicht angeschlossen hättet.«

Ich lächelte ihn an, und er ließ sein Pferd neben uns in den Trab fallen. Wenn Oreg nicht in der Nähe war, konnte Tosten sehr liebenswert sein und Menschen dazu bringen, zu tun, was er wollte. Er behauptete, das habe damit zu tun, dass er ein Barde sei, aber ich nahm eher an, dass es sich andersherum verhielt. Eine gewinnende Ausstrahlung, eine wohltönende Stimme und geschickte Finger, das machte einen guten Barden aus.

Als wir näher zu Atwaters Hof kamen, sagte mir das Land, dass der Tod hier vor Kurzem zu Besuch geweilt hatte. Tod war für Hurog kein Fremder - seine sterblichen Bewohner erlagen ihm wie alle anderen -, aber ich musste annehmen, dass dieser Tod etwas damit zu tun hatte, warum man mich hierher gerufen hatte. Wer immer hier gestorben war, stammte nicht von Hurog-Boden, was bedeutete, dass es weder Atwater noch einer seiner Leute gewesen sein konnte. Es mussten die Banditen sein.

Dennoch zog ich, als wir die Grenze zum Hof überquerten, mein Schwert. Tosten (der sich schließlich hatte einholen lassen) und Oreg taten es mir nach. Der Weg, den wir genommen hatten, führte auf die Hofgebäude zu, die von hinten eher wie eine Festung denn wie ein Haus wirkten, aber ein Späher sah uns bereits, als wir ins Tal ritten, und blies ein paar Töne auf einem Jagdhorn - Atwaters eigener Ruf. Die Anspannung in meinen Schultern ließ nach.

Einen Augenblick später kam die unverwechselbare Gestalt des Bauern selbst um die Ecke. Als er uns sah, pfiff er zur Entwarnung, also steckte ich das Schwert ein.

Der Junge seufzte erleichtert und trieb die Stute zu einem Galopp an.

Wenn man ein in Ehren ergrauter alter Kriegsherr oder der jüngere Sohn eines freien Bauern ist, darf man galoppieren, so viel man will. Da ich ein junger Herr war, der versuchte, seinem Ruf gerecht zu werden, zügelte ich mein Pferd zum Schritt.

Auf dem alten Kampfross meines Vaters wurde Schritttempo mitunter zum Abenteuer. Blümchen hätte es besser wissen sollen, aber ich ließ ihn schnauben und damit allen, die zusahen, ankündigen, dass er gefährlich war und viel schneller sein würde als die kleine Stute, wenn ich ihn nur rennen ließe.

Atwater nickte mir zu, als wir nahe genug waren.»Danke, Herr, dass Ihr gekommen seid. Aber wegen der Banditen brauchen wir uns keine Gedanken mehr zu machen. Die Leichen sind hinterm Haus, wenn Ihr sie Euch ansehen wollt.«

Atwater war ein Berg von einem Mann, beinahe so groß wie ich. Sein hellblondes Haar, das beinahe unmerklich zu Grau überging, trug er im alten Stil zu einem Zopf geflochten - das war in diesen Zeiten eher ungewöhnlich, aber nicht wert, darüber zu reden. Sein Bart hingegen war wahrhaft überwältigend. Feuerrotes Haar bedeckte die untere Hälfte seines Gesichts und einen großen Teil seiner Brust. Nach Maßstäben der Königreiche mochte das ein wenig barbarisch wirken, aber meine Leute hier in Hurog fingen wieder an, Stolz auf ihr Shavig-Erbe zu demonstrieren.

Wie viele ältere Männer in Hurog hatte Atwater bei der Niederschlagung der Rebellion in Oranstein an der Seite meines Vaters gekämpft. Irgendwann während dieses Feldzugs hatte er eine Abneigung gegen den ehemaligen Hurogmeten entwickelt. Ich hatte ebenfalls Gründe gehabt, meinen Vater nicht zu mögen, aber selbst ich musste zugeben, dass es nicht viele Männer gab, die so gut kämpfen konnten wie er. Die meisten, die mit ihm in den Krieg gezogen waren, wollten kein Wort gegen ihn hören. Ich weiß nicht, was mein Vater Atwater angetan hatte, aber es hatte mich mehr als zwei Jahre gekostet, ihm deutlich zu machen, dass ich nicht wie er war.

Tosten, Oreg und ich folgten Atwater und seinem Sohn um das Gebäude herum in das Durcheinander von Kindern und Verwandten, die ihm halfen, sein Land zu bebauen und es zu schützen. Inmitten der Menschenmenge lagen drei Tote, die man wegen der Kinder zugedeckt hatte.

Ich stieg ab, reichte Oreg, dessen Wallach Blümchen tolerierte, die Zügel und schlug die Decken zurück, um die Gesichter der Toten zu betrachten. Ich achtete darauf, die Decken so zu halten, dass die Kinder weiterhin nichts sehen konnten. Einer der Männer kam mir bekannt vor, aber ich brauchte einen Moment, bevor ich mich erinnerte.

»Söldner aus Tyrfannig«, sagte ich und ließ die Decke wieder über das Gesicht des letzten Mannes fallen. Tyrfannig war die nächstgelegene Hafenstadt, einen halben Tagesritt weiter südlich. Hurog grenzte ebenfalls ans Meer, aber das Ufer war zu felsig, als dass größere Schiffe dort anlegen konnten.»Sie haben anscheinend keine Arbeit bei Kaufleuten gefunden, die nach Süden wollten, und sich entschlossen, sich selbstständig zu machen.«Manche Söldner kannten keinen Unterschied zwischen dem Plündern auf einem Schlachtfeld und anderswo.»Ich werde fragen, ob jemand in Tyrfannig Anspruch auf die Leichen erhebt. Ansonsten werden wir sie selbst begraben, wie?«

»Ja, Herr.«

Ich setzte dazu an, mich abzuwenden, dann fiel mir etwas ein, das ich an den Wunden der Leichen bemerkt hatte.»Wer hat sie getötet?«Atwater war bekannt für seine Bogenarbeit und konnte eine Axt ebenso gut bei Menschen wie bei Holz einsetzen, aber er hätte sich diesen Banditen niemals mit nichts weiter als einem Messer bewaffnet entgegengestellt. Die beiden Leichen mit den offensichtlichsten Wunden waren jedoch durch eine kurze Klinge umgekommen, nicht durch eine Axt. Bei dem Dritten wusste ich es nicht so genau, und ich hatte nicht vor, ihn mir noch näher anzusehen, nicht bei all den Kindern, die um uns herumstanden.

»Mein Ältester, Fennel, sah sie rechtzeitig kommen, um uns zu warnen. Ich schickte Rowan zu Euch, und wir warteten. Nach einer Weile bin ich Fenneis Spur gefolgt, um herauszufinden, wo er die Banditen gesehen hatte. Ich fand diese drei tot. Und ich fand auch, was sie getötet hat. Ihr würdet es nie erraten.«

Während dieser Worte war Atwaters Frau aus dem Haus gekommen, zusammen mit einer kleinen Elfe von einem Mädchen - sie musste um die sechs Jahre alt sein.

»Es war ein Mädchen!«, rief das Kind erfreut.»Ein Mädchen hat die Banditen ganz allein umgebracht.«

Atwaters linke Braue wanderte hoch bis zu seinem Haaransatz. Seine Frau zuckte die Achseln.

»Meine Tante hätte sie ebenfalls töten können«, sagte ich.»Warum überrascht es Euch so, dass es eine Frau war?«

Atwater schüttelte den Kopf.»Stala würde das vielleicht fertigbringen. Aber diese Frau - es würde mich überraschen, wenn selbst ein Mann in ihrer Verfassung auch nur von hier, wo wir stehen, bis zu meinem Haus gehen könnte, nicht davon zu reden, drei Männer mit nichts als einem jämmerlich kleinen Messer zu töten. Würdet Ihr sie Euch ansehen?«

Verblüfft nickte ich Oreg zu.»Bleib hier und pass bitte auf, dass die Kinder nicht unter Blümchens Hufe geraten.«

Auch Tosten gab Oreg seine Zügel.

Atwaters Haus war dunkel und eng und bereits für den Winter mit trockenem Gras und Stroh isoliert. Ich musste den Kopf einziehen, damit er nicht die Decke streifte.

Das Feuer in der Feuerstelle brannte mehr wegen des Lichts, als um Wärme zu erzeugen, aber das würde sich ändern, wenn der Winter nahte. Eine von Atwaters älteren Töchtern saß auf einer Bank in der Nähe und nähte, einen Eimer Wasser zu ihren Füßen, falls ein Funke herausfliegen und Fell oder Stroh berühren sollte. Sie nickte mir zu, dann konzentrierte sie sich schüchtern wieder auf ihre Arbeit. Ich wusste nicht, wie sie in dem trüben Licht etwas sehen konnte. Selbst so nahe an den Flammen konnte ich kaum erkennen, dass in den Fellen vor der Feuerstelle eine Person vergraben war.

Der eindeutige Gestank von verfaulendem Fleisch war allerdings nicht zu ignorieren. Ich kniete mich neben die Felle und berührte die Haut im Nacken der bewusstlosen Frau, spürte die trockene Hitze.

»Sie hat sich nicht gerührt, seit wir sie gefunden haben, Herr«, sagte Atwater.»Ihre Waffe liegt auf dem Tisch. Nachdem ich die Leichen der Banditen gesehen hatte, hielt ich es für besser, das Messer nicht in ihrer Reichweite zu lassen.«

Ich stand auf und sah mir das Messer auf dem Tisch an. Es war kein Jagdmesser - dazu war die Klinge zu klein, nicht einmal einen ganzen Finger lang. Ein Häutemesser, dachte ich, aber ein ungewöhnliches. Das Metall war bearbeitet wie das feinste Schwert, das Muster vom Falten des Metalls selbst in diesem trüben Licht sichtbar.

Tosten stieß einen leisen Pfiff aus.»Sie hat drei Söldner mit diesem Messer erledigt?«

»Sie haben sie unter schätzt«, sagte ich und legte das Messer zurück auf den Tisch. Stala sagte, dass Männer dazu neigten, sie nicht ernst zu nehmen, weil sie eine Frau war, und das gab ihr einen Vorteil, der sie für den Unterschied an Größe und Kraft mehr als entschädigte.»Tosten, würdest du bitte nach draußen gehen und die Pferde übernehmen, damit Oreg hereinkommen und sich die Wunden ansehen kann?«Ich hatte mich mitunter als Feldarzt betätigt, aber der Gestank nach Fäulnis sagte mir, dass wir mehr als das brauchten - und Oreg war unter anderem auch ein erfahrener Heiler.

Tosten nickte und drehte sich ohne ein weiteres Wort um.

Als Oreg hereinkam, veränderte sich die Atmosphäre im Haus. Niemand gab sich, als hätte er Angst vor Oreg, aber alle hielten den Abstand, den sie dem Zauberer von Hurog schuldig waren.

Oregs dunkles Haar ließ ihn unter den blonden Shavig-Leuten auffallen, aber die lilablauen Augen, Spiegelbilder der Augen meines Bruders, machten sehr deutlich, dass auch er ein Hurog war. In den vergangenen Jahren, der Zauber entbunden, die ihn gefesselt hatten, hatte er angefangen, mehr wie ein Mann und weniger wie ein Junge auszusehen, aber er war ebenso wie mein Bruder von schlankem Körperbau. Er sah nicht aus wie jemand, vor dem man sich fürchten musste. Und noch weniger sah er aus wie ein Mann, der von den Toten auferstanden war.


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