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Die Originalausgabe erschien 2004 unter dem Titel »PS I love you« 20 страница



»Wie bitte?«, fragte er verdutzt.

»Mein Boss ruft dich morgen an«, grinste Holly.

Richard machte ein langes Gesicht.»Ach Holly, das ist wirklich sehr nett von dir, aber an Journalismus habe ich überhaupt kein Interesse. Ich bin Naturwissenschaftler.«

»Und Gärtner.«

»Ja, stimmt schon, ich mag Gartenarbeit«, bestätigte er etwas verwirrt.

»Deshalb will mein Chef dich doch anrufen. Er möchte, dass du seinen Garten in Ordnung bringst. Ich hab ihm gesagt, für fünftausend Euro würdest du dort mal nach dem Rechten sehen. Hoffentlich ist das okay für dich.«Sie lächelte ihn an, während ihm vor Erstaunen die Kinnlade herunterfiel.

Eine ganze Weile war Richard sprachlos, während Holly munter weiterplapperte.

»Hier ist deine Visitenkarte«, verkündete sie und händigte ihm den Stapel Kärtchen aus, die sie heute ausgedruckt hatte.

Richard und seine Eltern sahen sich die Karten an.

Auf einmal fing Richard an zu lachen, sprang auf die Beine, zog Holly hoch und tanzte mit ihr unter dem Beifall ihrer Eltern in der Küche herum.»Ach übrigens«, sagte er, nachdem er sich etwas beruhigt und einen zweiten Blick auf die Karte geworfen hatte.»Du hast Landschaftsgärtnerei falsch geschrieben. Es heißt nicht ›Lanschaft‹, sondern ›Landschaft‹«, erklärte er.


 

 

Einunddreißig

 

»Okay, Leute, danach mach ich Schluss!«, rief Denise, während ihr BH über die Tür der Umkleidekabine segelte.

Sharon und Holly stöhnten und plumpsten wieder auf ihre Stühle zurück.

»Das hast du schon vor einer Stunde gesagt«, beschwerte sich Sharon, zog sich die Schuhe von den Füßen und massierte sich die geschwollenen Knöchel.

»Ja, aber diesmal meine ich es ernst. Bei diesem Kleid hab ich ein richtig gutes Gefühl«, beteuerte Denise aufgeregt.

»Das hast du vor einer Stunde auch schon gesagt«, brummte Holly, lehnte sich zurück und schloss die Augen.

»Schlaf jetzt bloß nicht ein«, ermahnte Sharon sie, und Holly klappte die Augen gehorsam wieder auf.

Sie waren stundenlang von einer Brautmodenboutique zur nächsten gewandert, quer durch Dublin, und jetzt hatten sie die Nase gestrichen voll. Denise hatte so viele Kleider anprobiert, dass die anfängliche Begeisterung ihrer Freundinnen Stück für Stück versickert war. Außerdem konnte Holly Denises hysterisches Gekreische nicht mehr hören.

»Oooh, das ist wundervoll!«, ertönte es genau in diesem Moment.

»Hör mal, ich hab einen Plan«, flüsterte Sharon Holly zu.»Wenn sie hier rauskommt und aussieht wie ein Baiser auf einer Fahrradpumpe, dann sagen wir ihr trotzdem, dass das Kleid klasse ist.«

Holly kicherte.»Das können wir doch nicht machen, Sharon!«»Oooh, wartet nur, bis ihr mich seht!«, kreischte Denise erneut.

»Andererseits, wenn ich darüber nachdenke…«Holly sah Sharon an.

»Seid ihr bereit?«

»Ja«, ächzte Sharon mit wenig Begeisterung.

»Ta-da!«, rief Denise und trat aus der Kabine. Holly riss unwillkürlich die Augen auf.

»Oh, das sieht wirklich gut aus«, meinte die Verkäuferin, die in der Nähe gelauert hatte, überschwänglich.

»Ach, Ihnen gefällt doch sowieso alles!«, kicherte Denise.

Holly sah Sharon an und verkniff sich das Lachen; ihre Freundin sah aus, als hätte sie etwas Unangenehmes gerochen.

»Gefällt es euch?«, kreischte Denise schon wieder, und Holly zuckte innerlich zusammen.

»Ja«, antwortete Sharon wenig begeistert.

»Bist du sicher?«

»Ja.«

»Glaubt ihr, dass Tom sich freuen wird, wenn er mich so bei der Trauung auf sich zukommen sieht?«Denise probierte zu schreiten, falls sich ihre Freundinnen nicht vorstellen konnten, was sie meinte.

»Ja«, wiederholte Sharon.

»Wirklich?«

»Ja.«

»Wenn ich ein bisschen braun bin, wirkt es noch besser, oder?«»Ja.«

»Sieht mein Hintern darin fett aus?«

»Ja.«

Belustigt sah Holly Sharon an und merkte, dass ihre Freundin überhaupt nicht zugehört hatte.

»Soll ich es nehmen?«Offensichtlich hörte Denise die Antworten genauso wenig.



Holly erwartete, dass die Verkäuferin jetzt auf und ab hüpfen und vor Freude ganz laut»Jaaa!«schreien würde, aber die Dame riss sich zusammen.

»Nein!«, rief Holly, ehe Sharon wieder»Ja«sagen konnte.

»Nein?«, wiederholte Denise verdattert.»Nein«, bestätigte Holly.

»Es gefällt dir also nicht?«

»Nein.«

»Glaubst du, es würde Tom gefallen?«

»Nein.«

»Oh«, sagte Denise und wandte sich an Sharon.»Bist du der gleichen Meinung wie Holly?«

»Ja.«

Die Verkäuferin machte ein verzweifeltes Gesicht und ging resigniert auf eine andere Kundin zu. Man konnte ihr nur wünschen, dass diese etwas einfacher zufrieden zu stellen war.

»Na gut, ich vertraue euch«, sagte Denise betrübt und warf noch einen letzten Blick auf ihr Spiegelbild.»Wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich es auch nicht so prickelnd.«

Sharon zog eine Grimasse und schlüpfte wieder in ihre Schuhe.»Gut, Denise, du hast gesagt, das war das Letzte. Lass uns was essen gehen, ehe ich tot umfalle.«

»Nein, ich hab gemeint, das ist das Letzte, das ich in diesem Laden hier anprobiere. Es gibt noch eine Menge andere.«

»Auf keinen Fall«, protestierte Holly.»Denise, ich bin am Verhungern, und inzwischen sehen alle Brautkleider für mich gleich aus. Ich brauche dringend eine Pause.«

»Aber ich heirate doch, Holly!«

»Ja, aber…«Holly suchte angestrengt nach einer Erklärung.»Aber Sharon ist schwanger.«

»Okay, okay, dann gehen wir erst mal was essen«, meinte Denise enttäuscht und verschwand wieder in der Kabine.

Sharon versetzte Holly einen Rippenstoß.»Hey, ich bin nicht krank, ich bin nur schwanger.«

»Mir ist nichts Besseres eingefallen«, entgegnete Holly matt.

So trotteten die drei Freundinnen zu Bewley’s Cafe und ergatterten dort sogar ihren üblichen Tisch am Fenster auf die Grafton Street.

»Ach, ich hasse es, samstags einzukaufen«, stöhnte Holly, während sie zusah, wie sich die Leute unten auf der Straße gegenseitig anrempelten.

»Tja, die Zeiten, als du mitten in der Woche bummeln gehen konntest, sind vorbei«, neckte Sharon und begann ihr Club-Sandwich zu verdrücken.

»Ich weiß, und ich bin total erschlagen. Aber ich habe das Gefühl, dass ich mir das verdient habe, anders als früher, wenn ich mal wieder die ganze Nacht ferngesehen habe«, meinte Holly.

»Erzähl uns von der Sache mit Gerrys Eltern«, bettelte Sharon mit vollem Mund.

Holly zog eine Grimasse.»Sie waren echt gemein zu Daniel.«

»Blöd, dass ich geschlafen habe. Wenn John gewusst hätte, worum es geht, hätte er mich garantiert geweckt«, entschuldigte sich Sharon.

»Ach, sei nicht albern, so wichtig war es nun auch wieder nicht. Es hat sich nur in dem Moment so schrecklich angefühlt.«

»Sie können dir doch nicht vorschreiben, mit wem du ausgehen darfst und mit wem nicht«, schimpfte Sharon.

»Sharon, ich gehe nicht mit Daniel aus«, versuchte Holly, die Sache richtig zu stellen.»Ich habe auch nicht die Absicht, mit einem Mann auszugehen, jedenfalls nicht zu einem richtigen Date. Wahrscheinlich die nächsten zwanzig Jahre nicht. Es war nur ein Geschäftsessen.«

»Oh, ein Geschäftsessen!«, kicherten Sharon und Denise im Chor.

»Ja, genau, ein Geschäftsessen und ein bisschen nette Unterhaltung«, lächelte Holly.»Ich komme gut aus mit Daniel, und ich fühle mich wohl mit ihm. Das ist alles.«

»Hast du denn inzwischen irgendwas über seine Vergangenheit in Erfahrung gebracht?«Denise beugte sich mit leuchtenden Augen über den Tisch, ganz wild auf ein bisschen Tratsch.»Er spricht nicht viel über sich, oder?«

»Ja, aber bestimmt nicht, weil er was zu verbergen hat«, entgegnete Holly.»Er hat mir von der Frau erzählt, mit der er verlobt war. Laura heißt sie. Außerdem war er bei der Armee, ist aber nach vier Jahren gegangen…«

»Ach, er war Soldat? Ich mag richtige Männer!«, sabberte Denise.

»Und DJs«, fügte Sharon hinzu.

»Und DJs, natürlich«, kicherte Denise.

»Na ja, ich hab ihm jedenfalls gesagt, was ich vom Militär halte«, lächelte Holly.

»Nein!«, lachte Sharon.


»Was denn?«, wollte Denise wissen.

»Und was hat er gesagt?«, fragte Sharon, ohne auf Denises Frage zu achten.

»Er hat drüber gelacht.«

»Worüber denn?«, beharrte Denise.

»Hollys Theorie über das Militär«, erklärte Sharon.

»Und wie lautet die?«, fragte Denise leicht irritiert.»Für Frieden kämpfen ist wie für Jungfräulichkeit vögeln.«Die drei Freundinnen prusteten vor Lachen.

»Na, ich freue mich jedenfalls, dass ihr miteinander auskommt, Holly«, sagte Dennise.»Bei der Hochzeit musst du nämlich mit ihm tanzen.«

»Warum?«, fragte Holly verwirrt.

»Weil das Tradition ist für den Trauzeugen und die erste Brautjungfer«, erklärte Denise mit funkelnden Augen.

Holly blieb die Luft weg.»Und das soll ich sein?«

Denise nickte.»Keine Sorge, ich hab es Sharon schon gesagt, und sie stört es nicht«, versicherte sie.

»Oh, gern!«, rief Holly.»Aber macht es dir wirklich nichts aus, Sharon?«

»Ach, mir reicht es, eine kugelrunde zweite Brautjungfer zu sein.«»Du bist doch nicht kugelrund!«, lachte Holly.

»Bis dahin bin ich im achten Monat. Da muss ich mir wahrscheinlich ein Zelt als Kleid leihen.«Allgemeines Gelächter.

»Ich hoffe bloß, dass die Wehen nicht bei der Hochzeit einsetzen«, grinste Sharon.»Eigentlich bin ich ja erst ein paar Wochen später fällig.«

Denise machte einen erleichterten Eindruck.

»Ach, dabei fällt mir ein - ich hab ganz vergessen, euch das Foto zu zeigen!«, rief Sharon aufgeregt und wühlte in ihrer Handtasche. Schließlich förderte sie ein kleines Bild vom letzten Ultraschall zutage.

»Wo ist das Baby denn?«, fragte Denise stirnrunzelnd.

»Da ungefähr«, erklärte Sharon und zeigte mit dem Finger darauf.»Ganz schön gut ausgestattet, der Knabe«, rief Denise und hielt sich das Bild näher vors Gesicht.

Sharon sah sie genervt an.»Denise, das ist ein Bein, du Pflaume, wir wissen noch gar nicht, was es wird.«

»Oh.«Denise wurde rot.»Aber trotzdem herzlichen Glückwunsch, Sharon, sieht ganz so aus, als kriegt ihr einen kleinen Alien.«

»Ach hör doch auf, Denise«, lachte Holly.»Ich finde das Foto sehr schön.«

»Gut.«Sharon lächelte, sah zu Denise hinüber und Denise nickte ihr zu.»Ich möchte dich nämlich was fragen.«

»Was denn?«, erkundigte sich Holly etwas besorgt.

»Na ja, John und ich fänden es toll, wenn du die Patin unseres Babys werden würdest.«

Jetzt blieb Holly endgültig die Spucke weg, und Tränen traten ihr in die Augen.

»Hey, als ich dich gefragt habe, ob du meine erste Brautjungfer wirst, hast du aber nicht geheult«, beschwerte sich Denise.

»O Sharon, es wäre mir eine große Ehre!«, rief Holly und umarmte ihre Freundin.»Danke, dass ihr an mich gedacht habt.«

»Danke, dass du dazu bereit bist. John wird sich wahnsinnig freuen.«

»Oh, jetzt fangt bloß nicht alle beide an zu heulen«, stöhnte Denise, aber Sharon und Holly ignorierten sie.

»Hey«, rief Denise so laut, dass die beiden auseinander fuhren.

»Was?«

Denise zeigte aus dem Fenster.»Den Brautladen da drüben habe ich noch nie wahrgenommen, unglaublich. Trinkt schnell aus, dann probieren wir den als nächsten aus.«Gierig glitten ihre Augen über die Auslage.

Sharon seufzte und tat so, als würde sie in Ohnmacht fallen.»Ich kann nicht, Denise, ich bin schwanger…«

 

»Hey, Holly, ich hab gerade nachgedacht«, sagte Alice, als sie nebeneinander im Waschraum standen und ihr Make-up auffrischten.

»O nein! Hat es sehr wehgetan?«, kicherte Holly.

»Ha, ha«, erwiderte Alice trocken.»Nein, im Ernst, ich hab über das Horoskop nachgedacht, das für diesen Monat in unserer Zeitschrift erscheint, und ich glaube, Tracey hat es unheimlich gut getroffen.«

Holly sah sie verwundert an.»Wie kommst du denn auf die Idee?«

Alice legte ihren Lippenstift weg und drehte sich zu Holly um.»Na ja, zuerst war da die Sache mit dem großen, dunklen, gut aussehenden Mann, mit dem du ausgehst…«

»Ich gehe nicht mit ihm aus, wir sind nur Freunde«, erklärte Holly zum hundertsten Mal.

»Okay, okay«, erwiderte Alice.

»Aber dann ist da noch die Sache mit deinem Glückstag, einem

Dienstag, und deiner Glücksfarbe blau…«

»Und?«

»Also, heute ist Dienstag, und ein großer, dunkler, gut aussehender Mann hat dich zu der Party von Blue Rock eingeladen.«Zufrieden hielt Alice inne.

»Na und?«, fragte Holly nicht sehr beeindruckt.

»Das ist ein Zeichen.«

»Ein Zeichen, dass ich damals zufällig ein blaues T-Shirt anhatte, weil nämlich alle anderen in der Wäsche waren. Und sie hat den ersten Wochentag genannt, der ihr in den Kopf kam. Das hat überhaupt nichts zu bedeuten, Alice.«

»Ach, ihr Kleingläubigen«, seufzte Alice.

Holly lachte.»Na ja, wenn ich deine kleine Theorie glauben soll, dann bedeutet das auch, dass Brian im Lotto gewinnt und sich alle

Frauen in ihn verlieben.«

Alice machte ein verlegenes Gesicht.

»Was ist?«, hakte Holly.

»Tja, Brian hat heute vier Euro mit einem Rubbellos gewonnen.«

»Jippie!«, lachte Holly.»Aber es fehlt immer noch mindestens ein menschliches Wesen, das ihn attraktiv findet.«Alice schwieg.

»Und?«, wollte Holly wissen.

»Nichts«, antwortete Alice achselzuckend und grinste.

»Nein, das kann nicht sein!«Holly war schockiert.

»Was kann nicht sein?«, fragte Alice mit leuchtenden Augen.

»Du findest ihn doch nicht etwa toll?«

Alice zuckte erneut die Achseln.»Doch, er ist nett.«

»O nein!«Holly schlug sich die Hände vors Gesicht.»So weit solltest du nicht gehen, nur um mir etwas zu beweisen.«»Ich will dir gar nichts beweisen«, lachte Alice.

»Dann kann ich nicht glauben, dass du ihn attraktiv findest.«

»Wer findet wen attraktiv?«, fragte Tracey, die in diesem Augenblick hereinkam.

Alice schüttelte heftig den Kopf und blickte Holly flehend an, ihr Geheimnis nicht preiszugeben.

»Ach, niemand«, brummelte Holly, starrte Alice aber weiter an. Wie konnte sie sich für diesen Schleimer interessieren?

»Hey, habt ihr schon gehört, dass Brian heute mit einem Rubbellos was gewonnen hat?«, rief Tracey aus ihrer Kabine.

»Darüber haben wir gerade gesprochen«, lachte Alice.

»Vielleicht bin ich doch hellseherisch veranlagt, Holly«, kicherte Tracey und bediente die Wasserspülung.

Alice zwinkerte Holly im Spiegel zu, und Holly ging zur Tür.»Komm schon, Alice, wir sollten uns auf den Weg machen, sonst dreht der Fotograf noch durch.«

»Der Fotograf ist schon da«, erklärte Alice, während sie sich die Wimpern tuschte.

»Wo ist er denn?«

»Er ist eine Sie.«

»Wo ist sie denn?«

»Ta-da!«, verkündete Alice mit einer Verbeugung und zog die Kamera aus der Tasche.

»Du machst die Fotos?«, fragte Holly erstaunt.»Na, dann riskieren wir wenigstens alle beide unseren Job, wenn der Artikel veröffentlicht wird.«

 

Holly und Alice drängten sich durch die Menschenmenge in Hogan’s Pub und stiegen die Treppe zum Club Diva hinauf. Holly hielt die Luft an, als sie sich der Tür näherten: Eine Gruppe muskulöser junger Männer in Badehosen gab zur Begrüßung der Gäste afrikanische Trommelrhythmen zum Besten. Einige sehr dünne weibliche Models in knappen Bikinis hießen die beiden Frauen an der Tür willkommen und legten ihnen bunte Blumenkränze um den Hals.

»Ich fühl mich direkt wie in Hawaii«, kicherte Alice, während sie die Kamera klicken ließ.»O mein Gott!«, rief sie, als sie den Club betraten.

Der Saal war kaum wieder zu erkennen. Am Eingang stand ein riesiges Becken, in dem ein kleiner blauer Wasserfall über ein paar Felsen plätscherte.

»Oh, ¦sieh mal, der Blue Rock!«, lachte Alice.»Gute Idee.«

Auch Holly lächelte, machte sich allerdings im Stillen Vorwürfe, dass sie trotz all ihrer Vorrecherche nicht einmal bemerkt hatte, dass das Arrangement den Namen des Drinks versinnbildlichte. Da würde sie wohl heute Nacht noch ihren ganzen Artikel umschreiben müssen. Nervös sah sie sich um und entdeckte Denise, die gerade die Hand mit dem funkelnden Verlobungsring in eine Kamera hielt. Denise und Tom, das Promipärchen. Holly musste lachen.

Auch die Bedienungen, die am Eingang blaue Drinks auf großen Tabletts servierten, trugen Bikinis und Badehosen. Holly nahm sich ein Glas von dem neuen heißen Winter-Drink, nahm vorsichtig einen Schluck und musste sich zusammennehmen, um nicht das Gesicht zu verziehen, denn genau in diesem Augenblick richtete einer der Fotografen seine Kamera auf sie. Junge, war das Zeug widerlich süß! Wie Daniel bereits angekündigt hatte, war überall Sand verstreut, riesige Bambusschirme prangten über den Tischen, und große Kesselpauken dienten als Barhocker. Außerdem roch es lecker nach Gegrilltem. Holly lief das Wasser im Mund zusammen. Schnell lief sie zum nächsten Tisch hinüber, nahm sich einen Kebab und biss herzhaft hinein.

»Aha, du isst also doch manchmal was!«, sagte eine bekannte Stimme, und Holly sah Daniel vor sich stehen. Sie kaute hektisch und schluckte einen viel zu großen Bissen hinunter.

»Oh, hallo! Tut mir Leid, ich hab den ganzen Tag nichts gegessen und bin kurz vor dem Verhungern. Sieht toll aus hier«, bemerkte sie mit einem Blick in die Runde.

»Ja, bisher hat alles gut geklappt.«Er sah zufrieden aus. Daniel war etwas vollständiger bekleidet als sein Personal, in ausgewaschenen Jeans und einem blauen Hawaiihemd mit großen pinken und gelben Blumen. Er hatte sich immer noch nicht rasiert, und Holly fragte sich unwillkürlich, wie es wohl wäre, ihn mit diesem Stoppelbart zu küssen. Ganz allgemein natürlich. Verdammt! Es nervte sie schon, dass es ihr überhaupt eingefallen war.

»Hey, Holly! Warte, ich will ein Foto von dir und dem großen, dunklen, gut aussehenden Mann machen«, rief Alice und kam mit ihrer Kamera angerannt.

Holly wäre am liebsten im Boden versunken.

Aber Daniel lachte.»Du solltest deine Freundin öfter mal mitbringen.«

»Sie ist nicht meine Freundin«, entgegnete Holly mit zusammengebissenen Zähnen, während sie neben Daniel für das Foto posierte.

»Warte mal«, sagte Daniel und hielt die Hand vor die Linse. Dann schnappte er eine Serviette vom nächstbesten Tisch und wischte Holly Fett und Barbecuesauce aus dem Gesicht. Ihre Haut kribbelte, und ein warmer Schauer durchfuhr ihren Körper. Das kam ganz sicher nur daher, weil sie so rot geworden war.

»Jetzt ist es weg«, sagte er lächelnd, legte den Arm um sie und stellte sich der Kamera.

Als Alice zu ihrem nächsten Opfer davongesaust war, sagte Holly:»Es tut mir wirklich Leid wegen neulich Abend, Daniel. Gerrys Eltern waren echt unhöflich zu dir.«

»Ach, du brauchst dich nicht für sie zu entschuldigen, Holly. Du brauchst dich überhaupt nicht zu entschuldigen. Mir war es hauptsächlich für dich unangenehm«, meinte er lächelnd und legte ihr die Hand auf die Schulter.

Er wollte noch etwas hinzufügen, aber in diesem Augenblick rief ihn jemand von der Bar, und er eilte hinüber.

Hoffentlich interpretierte Daniel nicht auch noch etwas in dieses»Geschäftsessen«hinein. Seither hatte er sie fast jeden Tag angerufen. Zwar wusste Holly, dass er nur nett sein wollte, und sie freute sich auch über seine Anrufe, aber… jetzt hatte sie schon wieder so ein komisches Gefühl. Nachdenklich wanderte sie zu Denise hinüber, die sich auf einer Sonnenliege ausgestreckt hatte und das blaue Gebräu schlürfte.

»Hey, Holly, die hab ich für dich freigehalten«, rief sie und deutete auf eine Luftmatratze in der Ecke des Raums und lachte laut los.

»Wie findest du denn den neuen heißen Drink für den Winter?«, fragte Holly.

Denise verzog das Gesicht.»Ziemlich klebrig. Ich hab nicht viel davon getrunken, aber mir dreht sich schon der Kopf.«

Alice tauchte wieder auf, diesmal mit einem riesigen Muskelprotz in knappen Shorts und einem Bizeps, der etwa den gleichen Umfang hatte wie ihre Taille. Sie drückte Holly die Kamera in die Hand.»Mach doch bitte mal ein Bild von uns, ja?«

Obwohl Holly ziemlich sicher war, dass Chris sich andere Fotos vorgestellt hatte, tat sie Alice den Gefallen.

»Das wird mein neuer Bildschirmschoner«, erklärte Alice an Denise gewandt.»Vielleicht bringe ich es dann auch mal übers Herz, Überstunden zu machen.«

Holly plauderte noch eine Weile mit Denise und Tom, während Alice weiter herumflitzte und die halbnackten Models fotografierte. Irgendwie hatte Holly immer noch ein schlechtes Gewissen, weil sie sich beim Karaoke damals so über Tom geärgert hatte. Eigentlich war er ein echt netter Kerl, und er und Denise gaben ein ausgesprochen sympathisches Paar ab. Mit Daniel wechselte sie den Rest des Abends kaum ein Wort, denn als Geschäftsführer war er ständig irgendwo eingespannt. Sie beobachtete, wie er Anweisungen gab und seine Angestellten diese unverzüglich ausführten; offenbar wurde er von allen respektiert. Jedes Mal, wenn er auf sie zukam, wurde er unterwegs von jemandem abgefangen, der ein Interview mit ihm machen oder sich einfach ein bisschen mit ihm unterhalten wollte. Meistens waren es dünne junge Mädchen in Bikinis. Ärgerlich sah Holly weg.

Abgesehen davon verlief der Abend reibungslos, und alle äußerten einhellig die Meinung, dass er ein großer Erfolg war.

»O je, ich weiß überhaupt nicht, wie ich jetzt diesen Artikel schreiben soll«, stöhnte Holly, als sie neben Alice in die kühle Nachtluft hinaustrat.

»Mach dir keine Sorgen, Holly, es sollen doch nur achthundert

Worte sein, oder?«

»Ja - nur!«, meinte sie sarkastisch.»Ich hab schon vor ein paar Tagen einen Artikel vorbereitet, weil Daniel mir die Infos gegeben hat, aber jetzt, wo ich alles live gesehen habe, muss ich das Ganze umschreiben.«

»Du machst dir echt einen Kopf deswegen, stimmt’s?«

Holly seufzte.»Ich kann nicht gut schreiben, Alice, das konnte ich noch nie. Es fällt mir immer schwer, die richtigen Worte zu finden.«»Hast du den Artikel im Büro?«, fragte Alice nachdenklich.

Holly nickte.

»Na, dann lass uns doch hingehen. Ich lese mir durch, was du geschrieben hast, und schlage dir bei Bedarf die eine oder andere Änderung vor.«

»Oh, Alice, das wäre toll, vielen Dank!«Vor lauter Erleichterung fiel Holly ihr um den Hals.

 

Am nächsten Tag saß Holly nervös vor Chris’ Schreibtisch und sah ihm zu, wie er den Artikel durchlas. Sein Gesicht blieb so mürrisch wie eh und je, während er umblätterte. Alice hatte nicht nur ein paar Änderungen vorgeschlagen, sondern eigentlich alles umgeschrieben, und Holly fand den Bericht umwerfend. Er war lustig, trotzdem informativ und beschrieb den Abend absolut zutreffend. So etwas hätte Holly nie gekonnt. Alice war unglaublich talentiert, und Holly war es schleierhaft, warum sie als Sekretärin am Empfang saß, statt als Journalistin zu arbeiten.

Endlich war Chris fertig, nahm langsam seine Lesebrille ab und sah Holly an. Sie spielte nervös mit den Händen und hatte das Gefühl, bei einer Klassenarbeit geschummelt zu haben.

»Holly, ich weiß nicht, was du bei den Anzeigen verloren hast«, sagte Chris.»Du schreibst wirklich phantastisch, ich bin absolut be-

geistert. Frech, lustig und genau auf den Punkt. Fabelhaft.«

Holly lächelte schwach.»Äh… danke.«

»Du hast ein großes Talent, und ich weiß gar nicht, warum du versucht hast, es vor mir zu verstecken.«

Hollys Lächeln wurde immer gezwungener.

»Wie würde es dir gefallen, hin und wieder mal was für uns zu schreiben?«

Sie erstarrte.»Weißt du, Chris, ich interessiere mich eigentlich viel mehr für die Anzeigen.«

»Natürlich, das verstehe ich schon, und ich zahle dir auch was zusätzlich. Na ja, wenn wir mal wieder einen Engpass haben, weiß ich jetzt wenigstens, dass wir noch eine talentierte Journalistin hier sitzen haben. Gut gemacht, Holly«, sagte er noch einmal, grinste sie an und streckte ihr die Hand hin.

»Äh… danke«, wiederholte Holly lahm.»Jetzt geh ich lieber mal wieder an die Arbeit.«Schnell schob sie ihren Stuhl zurück und marschierte steif aus dem Zimmer.

»Na, hat Chris der Artikel gefallen?«, fragte Alice laut, als sie Holly auf dem Korridor begegnete.

»Ja, er fand ihn toll. Er möchte, dass ich öfter mal was schreibe.«Mit schlechtem Gewissen kaute Holly auf der Unterlippe herum. Sie hatte Lorbeeren eingeheimst, die sie überhaupt nicht verdiente.

»Oh.«Alice sah schnell weg.»Na, du bist doch echt ein Glückspilz«, fügte sie hinzu und ging weiter zu ihrem Schreibtisch.

 

 

Zweiunddreißig

 

Denise schob die Kasse mit der Hüfte zu und reichte der Kundin ihre Quittung über die Ladentheke.»Danke«, sagte sie mit einem Lächeln, das rasch verschwand, als die Frau sich umgedreht hatte. Sie seufzte laut und starrte die Schlange an, die sich an der Kasse gebildet hatte. Es sah ganz so aus, als müsste sie heute den lieben langen Tag hier stehen, dabei wünschte sie sich nichts sehnlicher als eine Zigarettenpause. Aber es gab keine Möglichkeit, sich aus dem Staub zu machen, und so ergriff sie missmutig das Kleidungsstück, das die nächste Kundin sich ausgesucht hatte, entfernte das Sicherheitsetikett, las den Preis ein und stopfte das Teil in eine Tüte.

»Entschuldigung, sind Sie Denise Hennessey?«, Denise blickte auf, um zu sehen, zu wem diese attraktive männliche Stimme gehörte. Als sie einen Polizisten vor sich stehen sah, runzelte sie die Stirn. Einen Moment zögerte sie und überlegte, ob sie sich in den letzten Tagen irgendetwas hatte zuschulden kommen lassen, aber da sie zu dem Schluss kam, dass sie eine blütenweiße Weste hatte, lächelte sie und antwortete:»Ja, die bin ich.«

»Mein Name ist Officer Ryan, und ich möchte Sie bitten, mich aufs Revier zu begleiten.«

Denise blieb der Mund offen stehen, denn das war keineswegs eine Bitte, sondern unzweifelhaft ein Befehl. Blitzschnell wurde aus dem gut aussehenden Polizisten ein widerlicher, fieser Bulle, der nichts anderes im Sinn hatte, als sie für immer in eine winzige Zelle zu sperren, wo sie einen ekelhaften orangefarbenen Overall und FlipFlops tragen musste und weder warmes Wasser noch Make-up bekam. Denise schluckte und stellte sich schon vor, wie sie von einer Bande brutaler Insassinnen, die noch nie was von Mascara gehört hatten, unter den billigenden Blicken der Wärterinnen, die Wetten auf die Gewinnerin abschlossen, im Gefängnishof zusammengeschlagen wurde.»Und warum bitte?«

»Wenn Sie ohne Widerstand mitkommen, werden wir Ihnen auf dem Revier alles erklären«, antwortete der Bulle und machte Anstalten, hinter die Ladentheke zu kommen. Denise wich zurück und blickte Hilfe suchend auf die lange Kundenschlange. Alle starrten sie sensationslüstern an.

»Lassen Sie sich seinen Ausweis zeigen«, rief eine Kundin ganz am Ende der Schlange.

Mit unsicherer Stimme befolgte Denise ihren Rat, allerdings war die Maßnahme insofern nicht sonderlich effektiv, als sie keine Ahnung hatte, wie ein Polizeiausweis auszusehen hatte. Ihre Hand zitterte, während sie unter den neugierigen Blicken der Kunden und ihrer Angestellten den Ausweis studierte, und sie konnte kein Wort davon lesen. Bestimmt hielten sie jetzt alle für kriminell.

Aber sie wollte nicht kampflos aufgeben.»Ich weigere mich mitzukommen, bis Sie mir erklärt haben, worum es hier geht.«

Wieder trat der Bulle auf sie zu.»Ms. Hennessey, wenn Sie kooperieren, besteht keine Veranlassung, eine Szene zu machen. Wenn nicht, muss ich leider zu härteren Mitteln greifen«, sagte er und zog ein Paar Handschellen aus der Hosentasche.


Дата добавления: 2015-11-05; просмотров: 26 | Нарушение авторских прав







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