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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 64 страница



»Gott mit Ihnen, Jude«, sagte er.schaltete ab. Li blieb auf ihrem Laufband zurück, und plötzlich fragte sie sich, ob sie es tatsächlich schaffen würden.immer die Botschaft über den Feind im Meer verriet — von den Sachzwängen menschlicher Biochemie kündete Shankars knurrender Magen so beredt, dass Crowe es irgendwann nicht mehr mit anhören konnte und ihn zum Essen schickte.

»Ich muss nichts essen«, beharrte Shankar.

»Tu mir den Gefallen«, sagte Crowe.

»Wir haben keine Zeit, essen zu gehen.«

»Das weiß ich selber. Wir haben aber auch nichts davon, wenn man irgendwann unsere gebleichten Knochen findet. Ich ernähre mich wenigstens von Lucky Strike. Geh schon, Murray. Iss was, komm gestärkt zurück und lös unsere Probleme mit einem konstruktiven Aufstoßen.«ging, und sie war allein. Ein bisschen Alleinsein hatte sie gebraucht. Es ging nicht gegen Shankar. Er war brillant und eine große Hilfe.Shankar wurzelte im Akustischen. Mit außermenschlichen Denkweisen tat er sich schwer, und Crowe war immer dann auf die besten Ideen gekommen, wenn sie nichts und niemanden um sich hatte außer Qualm.rauchte eine Zigarette und rollte die Sache neu auf.O. Wir leben im Wasser.Botschaft nahm sich aus wie ein Tapetenmuster. Ein Rapport aus H2O. Immer gleich, aber jedes H2O gekoppelt mit irgendwelchen Zusatzdaten. Millionen solcher Datenpaare aneinander gereiht. In der graphischen Übersetzung wurden Bilder daraus, die Linien zeigten. Der Gedanke lag natürlich nahe, dass die Zusatzdaten Eigenschaften des Wassers beschrieben oder etwas, das darin lebte.aber war dieser Gedanke falsch.hatten die Yrr zu erzählen?. Was noch?überlegte. Plötzlich kam ihr ein Beispiel in den Sinn. Zwei Aussagen. Erstens, dies ist ein Eimer. Zweitens, dies ist Wasser. Zusammengenommen ein Eimer Wasser. Die Wassermoleküle waren alle gleich, die Daten, die den Eimer beschrieben, keineswegs. Sie differierten, was die Form des Eimers anging, seine Oberflächenstruktur, eventuelle Muster. Ein Datensatz, der einen Eimer beschrieb, in tausend unterschiedliche Einzelaussagen aufgeschlüsselt, war also eine differenzierte Angelegenheit. Nun die Aussage, dass der Eimer randvoll mit Wasser sei. Ganz einfach zu treffen, indem man jeder der Eimer-Aussagen die Zusatzaussage ›Wasser‹ anhängte.: H2O wurde gekoppelt mit Daten, die etwas beschrieben, das mit Wasser nicht das Geringste zu tun hatte. Nämlich einen Eimer.leben im Wasser.wo ist dieses Wasser? Wie kann man Aussagen über den Ort von etwas treffen, das selber keine Gestalt hat?man beschreibt, was es begrenzt.üsten und Meeresboden.freien Flächen waren Festland, ihre Ränder Küsten.ließ beinahe ihre Zigarette fallen. Sie begann dem Computer Befehle einzugeben. Mit einem Mal wusste sie, warum die Flächen zusammen kein Bild ergaben. Weil sie keinen zweidimensionalen Raum beschrieben, sondern einen dreidimensionalen. Man musste sie biegen, damit sie zusammenpassten. So lange biegen, bis sie etwas Dreidimensionales ergaben.Kugel.Erde.gleichen Zeit saß Johanson über den Proben, die er dem Yrr-Gewebe entnommen hatte. Oliviera war nach zwölf Stunden hoch konzentrierter Laborarbeit nicht mehr in der Lage gewesen, offenen Auges durch ein Mikroskop zu blicken. Sie hatte wenig geschlafen in den Nächten zuvor. Allmählich begann die Expedition, ihren Tribut zu fordern. Obwohl sie in Riesenschritten vorankamen, saß allen die Verunsicherung tief in den Knochen. Jeder reagierte auf seine Weise. Greywolf hatte sich ins Welldeck zurückgezogen. Er pflegte die verbliebenen drei Delphine, wertete ihre Daten aus und ging Kontakten aus dem Weg. Andere legten eine spürbare Gereiztheit an den Tag. Manche blieben stoisch, und Rubin kompensierte den Schrecken mit Migräne — neben Olivieras wohl verdientem Schönheitsschlaf der zweite Grund, warum Johanson allein in dem großen, dämmrigen Labor saß.hatte die Hauptbeleuchtung ausgeschaltet. Tischleuchten und Computerbildschirme bildeten die einzigen Lichtquellen. Aus dem stetig vor sich hin summenden Simulator drang ein kaum wahrnehmbarer blauer Schein. Die Masse bedeckte unverändert den Boden. Man hätte sie für tot halten können, aber inzwischen wusste er es besser.sie leuchtete, war sie äußerst lebendig!der Rampe erklangen Schritte. Anawak steckte den Kopf herein.



»Leon.«Johanson sah von seinen Unterlagen auf.»Wie nett.«lächelte. Er kam herein, zog einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf, die Arme über die Lehne verschränkt.»Es ist drei Uhr morgens«, sagte er.»Was zum Teufel tust du hier?«

»Arbeiten. Was tust du hier?«

»Ich kann nicht schlafen.«

»Vielleicht sollten wir uns einen Schluck Bordeaux genehmigen. Was meinst du?«

»Oh, das …«Anawak sah plötzlich verlegen aus.»Wirklich sehr freundlich von dir, aber ich trinke keinen Alkohol.«

»Nie?«

»Nie.«

»Komisch.«Johanson runzelte die Stirn.»Normalerweise fällt mir so was auf. Wir laufen alle ein bisschen neben der Spur, was?«

»Ja, kann man sagen.«Anawak machte eine Pause. Er schien über irgendetwas reden zu wollen, aber dann fragte er:»Und wie kommst du voran?«»Gut«, erwiderte Johanson und fügte wie beiläufig hinzu:»Ich habe euer Problem gelöst.«

»Unser Problem?«

»Deines und Karens. Das Problem mit dem DNA-Gedächtnis. Ihr hattet Recht. Es funktioniert, und ich weiß auch, wie.«machte große Augen.»Das sagst du so nebenbei?«

»Du musst entschuldigen. Ich bin zu müde für den erforderlichen Flicflac. Aber du hast natürlich Recht, man müsste es begießen.«

»Wie bist du dahinter gekommen?«

»Diese rätselhaften hypervariablen Bereiche, du erinnerst dich — es sind Cluster. Überall auf dem Genom finden sich solche Cluster, die bestimmte Proteinfamilien codieren. — Äh … weißt du überhaupt, wovon ich rede?«

»Hilf mir auf die Sprünge.«

»Cluster sind Subklassen von Genen. Gene, die für irgendwas zuständig sind, zum Beispiel für die Ausbildung von Rezeptoren oder die Produktion irgendwelcher Stoffe. Wenn sich eine Zusammenballung dieser Gene auf einem Streckenabschnitt der DNA findet, nennt man das Cluster. Und davon hat das Yrr-Genom jede Menge. Der Witz an der Sache ist, dass die Yrr-Zellen durchaus repariert werden. Aber bei den Yrr startet die Reparatur nicht global für das ganze Genom, und die Enzyme suchen auch nicht die komplette DNA nach Fehlern ab, sondern reagieren nur auf spezifische Signale. Wie auf einer Eisenbahnstrecke. Erkennen sie ein Startsignal, beginnen sie zu reparieren, gelangen sie an ein Stoppsignal, hören sie auf. Denn dort beginnt …«

»Das Cluster.«

»Genau. Und die Cluster sind geschützt.«

»Sie können Teile ihres Genoms vor der Reparatur schützen?«

»Durch Reparatur-Repressoren. Biologische Türsteher, wenn du so willst. Sie schirmen die Cluster gegen Reparatur-Enzyme ab. Darum sind diese Bereiche frei, ohne Unterlass zu mutieren, während der Rest der DNA brav repariert wird, um die Kerninformationen der Rasse zu erhalten. Schlau, was? Auf diese Weise wird jedes Yrr zu einem unbegrenzt entwicklungsfähigen Gehirn.«

»Und wie tauschen sie sich aus?«

»Wie Sue schon sagte, von Zelle zu Zelle. Durch Liganden und Rezeptoren. Die Rezeptoren empfangen die Liganden, die Sendeimpulse, von anderen Zellen und setzen eine Signalkaskade in Richtung Zellkern in Bewegung. Das Genom mutiert und gibt die Impulse an die nächstliegenden Zellen weiter. Alles geht blitzschnell. Der Haufen Gallerte da im Tank denkt in der Geschwindigkeit von Supraleitern.«

»Tatsächlich eine ganz neue Biochemie«, flüsterte Anawak.

»Oder eine ganz alte. Neu ist sie nur für uns. In Wirklichkeit existiert sie wahrscheinlich schon seit Jahrmillionen. Vielleicht seit Anbeginn des Lebens. Eine parallele Spielart der Evolution.«Johanson stieß ein kleines Lachen aus.»Eine sehr erfolgreiche Spielart.«stützte das Kinn in die Hände.»Aber was fangen wir jetzt damit an?«

»Gute Frage. Ich hatte selten so ein vermurkstes Gefühl wie heute. Dass mich so viel Wissen so wenig weiterbringt. Es bestätigt nur, was wir ohnehin befürchtet hatten.sie in jeder Hinsicht anders sind als wir.«Er reckte die Arme und gähnte ausgiebig.»Ich weiß nur nicht, ob Crowes Kontaktversuche uns weiterbringen. Im Augenblick kommt’s mir eher so vor, als ob die sich prächtig mit uns unterhalten, während sie uns zugleich den Garaus machen. Vielleicht stellt das in ihren Augen keinen Widerspruch dar. Meine Art von Konversation ist das jedenfalls nicht.«

»Uns bleibt keine Wahl. Wir müssen einen Weg der Verständigung finden.«Anawak saugte an seiner Backe.»Bei der Gelegenheit — glaubst du eigentlich, dass alle auf dem Schiff am selben Strang ziehen?«horchte auf.»Wie kommst du jetzt darauf?«

»Weil …«Anawak verzog das Gesicht.»Okay, sei ihr nicht böse, aber Karen hat mir erzählt, was du in der Nacht vor deinem komischen Unfall gesehen hast. Oder meinst gesehen zu haben.«maß ihn mit kritischen Blicken.»Und wie denkt sie darüber?«

»Sie glaubt dir.«

»Den Eindruck hatte ich auch. Was ist mit dir?«

»Schwer zu sagen.«Anawak zuckte die Achseln.»Du bist Norweger. Ihr behauptet auch steif und fest, es gäbe Trolle.«seufzte.

»Das Ganze wäre mir überhaupt nicht mehr eingefallen ohne Sue«, sagte er.»Sie hat mich drauf gebracht. In der Nacht, als wir zusammen auf der Kiste im Hangardeck saßen: Ich hätte Rubin gesehen, obwohl der angeblich mit Migräne im Bett lag. So, wie er jetzt auch wieder Migräne hat. Angeblich! — Seitdem kommen Bruchstücke zurück. Ich erinnere mich an Dinge, die ich unmöglich geträumt haben kann. Manchmal bin ich kurz davor, alles zu sehen, aber dann … ich stehe vor einer offenen Tür, schaue in weißes Licht — ich gehe hinein, und die Erinnerung reißt ab.«

»Was macht dich so sicher, es nicht geträumt zu haben?«

»Sue.«

»Die hat aber selber nichts gesehen.«

»Und Li.«

»Wieso gerade Li?«

»Weil sie sich auf der Party ein bisschen zu auffällig für mein Erinnerungsvermögen interessiert hat. Ich glaube, sie wollte mir auf den Zahn fühlen.«Johanson sah ihn an.»Du hast gefragt, ob alle hier am selben Strang ziehen. Ich glaube nicht. Ich hab’s schon im Chateau nicht geglaubt. Ich habe Li von Anfang an misstraut. Mittlerweile glaube ich ebenso wenig, dass Rubin unter Migräne leidet. Ich weiß nicht, was ich glauben soll — aber ich habe das sichere Gefühl, dass was im Gange ist!«

»Männliche Intuition«, grinste Anawak unsicher.»Was sollte Li denn deiner Ansicht nach vorhaben?«sah zur Decke.»Das weiß sie besser als ich.«älligerweise schaute Johanson in diesem Moment direkt in eine der versteckten Kameras. Ohne es zu wissen, sah er Vanderbilt an, der Lis Platz eingenommen hatte, und sagte:»Das weiß sie besser als ich.«

»Du bist ja so ein schlaues Kerlchen«, summte Vanderbilt. Dann rief er Li über die abhörsichere Leitung in ihrem Quartier an. Er wusste nicht, ob sie schlief, aber es war ihm egal.erschien auf dem Monitor.

»Ich sagte ja, es gibt keine Garantie, Jude«, bemerkte Vanderbilt.»Johanson steht kurz davor, sein Gedächtnis wiederzuerlangen.«

»So? Und wenn schon.«

»Sind Sie gar nicht nervös?«lächelte dünn.»Rubin hat hart gearbeitet. Er war eben hier.«

»Und?«

»Es ist brillant, Jack!«Ihre Augen leuchteten.»Ich weiß, wir mögen den kleinen Scheißer nicht sonderlich, aber ich muss sagen, diesmal hat er sich selber übertroffen.«

»Schon praktisch getestet?«

»Im kleinen Maßstab. Aber der kleine ist wie der große. Es funktioniert. In wenigen Stunden werde ich den Präsidenten verständigen. Danach gehen Rubin und ich runter.«

»Sie wollen das selber machen?«, rief Vanderbilt.

»Was denn sonst? Sie passen ja in so ein Boot nicht rein«, sagte Li und schaltete ab.summten die elektrischen Systeme in den leeren Hangars und Decks der Independence. Sie versetzten die Schotts in kaum merkliche Schwingungen. In dem riesigen, leeren Hospital waren sie zu hören, in der verlassenen Offiziersmesse, und wer in den Mannschaftskojen seine Fingerspitzen gegen eines der Spinde legte, konnte die leichten Vibrationen spüren, die sie erzeugten.tief hinunter in den Bauch des Schiffes drangen sie, wo Greywolf mit offenen Augen am Rand des Gestades lag und an die Stahlträgerdecke starrte.bloß ging immer alles verloren?fühlte sich überwältigt von Traurigkeit und dem Gefühl, alles verkehrt gemacht zu haben. Allein schon, auf die Welt gekommen zu sein, war ein Fehler gewesen. Alles war schief gelaufen. Und jetzt hatte er nicht mal Licia retten können.hast du geschützt, dachte er. Gar nichts. Du hast immer nur eine große Fresse gehabt und dahinter eine noch größere Angst. Ein kleiner, heulender Junge in einem Riesenkörper, der sich und anderen so gerne was bedeuten würde., im Krankenhaus, zusammen mit dem Kind, das er von der Lady Wexham gerettet hatte, da war er wirklich stolz gewesen. Auf der Lady Wexham hatte er einen guten Job gemacht. Er hatte vielen Menschen geholfen, und plötzlich war auch Leon wieder sein Freund geworden. Ein Fotograf hatte ein Bild geschossen und die Zeitung tags darauf den Segen der Verbindlichkeit erteilt.jetzt drehten die Wale weiter durch, die Delphine litten, die ganze Natur litt vor sich hin, und Licia war tot.fühlte sich leer und wertlos. Er empfand Abscheu vor sich selbst. Mit niemandem würde er darüber reden, so viel stand fest, nur seine Aufgabe erledigen, bis der ganze Alptraum überstanden war.dann …änen liefen aus seinen Augen. Sein Gesicht war unbewegt. Er starrte weiter an die Decke, aber dort waren nur Stahlträger. Keine Antworten.

»Diese Kugel«, sagte Crowe,»ist der Planet Erde.«hatte mehrere Vergrößerungen von Ausdrucken an die Wand gehängt und ging langsam von einer zur anderen.

»Über die Natur der Linien haben wir uns lange den Kopf zerbrochen, aber wir glauben, sie geben das Erdmagnetfeld wieder. Die Aussparungen jedenfalls sind Kontinente. Im Wesentlichen haben wir die Botschaft damit entschlüsselt.«kniff die Augen zusammen.»Sind Sie sicher? Diese angeblichen Kontinente da gleichen in nichts den Kontinenten, die ich kenne.«lächelte.»Das können sie auch nicht, Jude. Es sind die Kontinente, wie sie vor 180 Millionen Jahren aussahen, zu einem vereint. Pangäa. Der Urkontinent. Wahrscheinlich entstammt auch die Anordnung der Magnetfeldlinien dieser Zeit.«

»Haben Sie das überprüft?«

»Die Anordnung des Magnetfelds lässt sich schwer rekonstruieren. Die damalige Konstellation der Landmassen hingegen ist bekannt. Wir brauchten eine Weile, um dahinter zu kommen, dass sie uns ein Modell der Erde geschickt hatten, aber dann passte alles hübsch zusammen. Im Grunde ganz einfach. Als Kerninformation wählten sie Wasser und koppelten es mit geographischen Daten.«

»Wie können die wissen, wie die Erde vor 180 Millionen Jahren ausgesehen hat?«, wunderte sich Vanderbilt.

»Indem sie sich daran erinnern«, sagte Johanson.

»Erinnern? An den Urozean? Aber das war eine Zeit, in der nur Einzeller …«Vanderbilt stockte.

»Richtig«, sagte Johanson.»Nur Einzeller. Und ein paar mehrzellige Experimente im Frühstadium. Gestern Nacht haben wir den letzten Stein im Puzzle gefunden. Die Yrr verfügen über eine hypermutierende DNA. Nehmen wir an, zu Beginn des Jura, vor gut 200 Millionen Jahren, hat ihre Bewusstwerdung eingesetzt. Seitdem lernen sie ständig dazu. — Wissen Sie, in der Science-Fiction gibt es einige Sätze, beliebte Klassiker wie Ich weiß nicht, was es ist, aber es kommt auf uns zu! oder Geben Sie mir den Präsidenten. Ein weiterer dieser obligatorischen Sätze lautet: Sie sind uns überlegen, und fast immer bleibt der Film oder das Buch die Erklärung schuldig. In diesem Fall können wir sie nachliefern. Die Yrr sind uns überlegen.«

»Weil sich ihr Wissen in der DNA ablagert?«, fragte Li.

»Ja. Das ist der wesentliche Unterschied zum Menschen. Wir haben kein Rassengedächtnis. Unsere Kultur beruht auf mündlicher und schriftlicher Überlieferung oder auf Bildern. Aber unmittelbar Erlebtes können wir nicht weitergeben. Mit unserem Körper stirbt unser Geist. Wenn wir sagen, dass die Fehler der Vergangenheit nie in Vergessenheit geraten dürfen, sprechen wir einen unerfüllbaren Wunsch aus. Man kann nur vergessen, woran man sich erinnert. Aber kein Mensch kann sich an etwas erinnern, das ein Mensch vor ihm erlebt hat. Wir können Erinnerungen aufzeichnen und abrufen, aber wir waren nicht dabei. Jedes Menschenkind muss das ewig Gleiche immer neu erlernen, es muss die Hand auf die heiße Herdplatte legen, um zu begreifen, dass sie heiß ist. Bei den Yrr ist das anders. Eine Zelle lernt und teilt sich. Sie verdoppelt ihr Genom mitsamt aller Informationen, etwa so, als würden wir unser Hirn mitsamt aller Erinnerungen duplizieren. Neue Zellen erben kein abstraktes Wissen, sondern die unmittelbare Erfahrung, als seien sie selber dabei gewesen. Seit Anbeginn ihrer Existenz sind die Yrr befähigt zu kollektiver Erinnerung.«Johanson sah Li an.»Ist Ihnen eigentlich klar, wer da gegen uns steht?«nickte langsam.

»Man könnte die Yrr nur dann ihres Wissens berauben, wenn man es schaffte, ganze Kollektive zu vernichten.«

»Ich fürchte, dazu müssten wir alle vernichten«, sagte Johanson.»und das ist aus verschiedenen Gründen unmöglich. Wir wissen nicht, wie dicht ihr Netz ist. Möglicherweise bilden sie zellulare Ketten über Hunderte von Kilometern. Sie sind in der Überzahl. Anders als wir leben sie nicht nur in der Gegenwart. Sie brauchen keine Statistik, keine Mittelwerte, keine krückenhaften Sinnbilder. In hinreichend großen Verbänden sind sie selber die Statistik, die Summe aller Werte, ihre eigene Chronik. Sie erkennen Entwicklungen, die sich über Jahrtausende vollziehen, während wir nicht mal in der Lage sind, im Interesse unserer Kinder und Enkel zu handeln. Wir sind die Verdränger. Die Yrr vergleichen, analysieren, erkennen, prognostizieren und handeln aufgrund einer ständig präsenten Erinnerung. Keine kreative Leistung geht verloren, alles fließt ein in die Entwicklung neuer Strategien und Konzepte! Ein niemals endendes Ausleseverfahren hin zur besseren Lösung. Zurückgreifen, modifizieren, verfeinern, aus Fehlschlägen lernen, mit Neuem abgleichen, hochrechnen — handeln.«

»Was für eine kalte, ekelhafte Angelegenheit«, sagte Vanderbilt.

»Finden Sie?«Li schüttelte den Kopf.»Ich bewundere diese Wesen. Sie erarbeiten Strategien, die uns jahrelang beschäftigen würden, in Minuten. Schon alleine zu wissen, was alles nicht geht! Einfach, weil man sich daran erinnert, weil man selber es war, der den Fehler gemacht hat, auch wenn man physisch noch gar nicht existierte.«

»Darum kommen die Yrr in ihrem Lebensraum wahrscheinlich besser zurecht als wir in unserem«, sagte Johanson.»Bei ihnen ist jede geistige Leistung kollektiv und in den Genen verankert. Sie leben in allen Zeiten zugleich. Menschen hingegen verkennen das Vergangene und ignorieren das Kommende. Unsere gesamte Existenz ist fixiert auf den Einzelnen und dessen Hier und Jetzt. Höhere Einsicht opfern wir persönlichen Zielen. Wir können uns nicht über den Tod hinaus erhalten, also verewigen wir uns in Manifesten, Büchern und Opern. Wir versuchen, uns der Geschichte einzuschreiben, hinterlassen Aufzeichnungen, werden weitererzählt, missverstanden, verfälscht, treten ideologische Lawinen los, lange nachdem wir tot sind. Wir sind derart versessen darauf, uns selber zu überdauern, dass unsere geistigen Ziele selten mit dem übereinstimmen, was der Menschheit als Ziel dienlich wäre. Unser Geist forciert das Ästhetische, Individuelle, Intellektuelle, Theoretische. Wir wollen kein Tier sein. Einerseits ist der Körper unser Tempel, andererseits schätzen wir ihn als bloße Funktionseinheit gering. Also haben wir uns angewöhnt, den Geist über den Körper zu stellen, und die Sachzwänge unseres Überlebens betrachten wir mit Abscheu und Selbstverachtung.«

»Und bei den Yrr existiert diese Trennung nicht«, sinnierte Li. Sie wirkte aus unerfindlichen Gründen äußerst zufrieden.»Der Körper ist der Geist, der Geist ist der Körper. Kein einzelnes Yrr wird je etwas tun, das den Interessen der Allgemeinheit zuwiderläuft. Überleben ist ein Interesse der Spezies, nicht des Individuums, und Handeln immer der Beschluss aller. Grandios! Kein Yrr wird je einen Orden für eine gute Idee bekommen. Die Mitwirkung am Resultat dient der Befriedigung. Mehr Anspruch auf Ruhm hat kein Yrr. Ich frage mich, ob die einzelnen Zellen überhaupt so etwas wie ein Individualbewusstsein haben?«

»Anders, als wir es kennen«, sagte Anawak.»Ich weiß nicht, ob man von einem Ich-Bewusstsein einer einzelnen Zelle sprechen kann. Aber jede Zelle ist individuell kreativ. Sie ist ein Messfühler, der Erfahrung in Kreativität umsetzt und diese ins Kollektiv einbringt. Wahrscheinlich wird ein Gedanke erst berücksichtigt, wenn sein Impuls stark genug ist, also wenn ihn genügend Yrr zur gleichen Zeit einbringen. Er wird gegen andere Ideen gerechnet, und die stärkere Idee überlebt.«

»Pure Evolution«, nickte Weaver.»Evolutives Denken.«

»Was für ein Gegner!«Li schien voller Bewunderung.»Keine Eitelkeiten, kein Informationsverlust. Wir Menschen sehen immer nur einen Teil des Ganzen, sie überblicken Zeit und Raum.«

»Darum zerstören wir unseren Planeten«, sagte Crowe.»Weil wir nicht erkennen, was wir zerstören. Das muss denen da unten klar geworden sein, und auch, dass wir kein Rassengedächtnis haben.«

»Ja, es ergibt alles einen Sinn. Warum sollten sie mit uns verhandeln? Mit Ihnen oder mit mir? Morgen können wir tot sein. Mit wem reden sie dann? Hätten wir ein Rassengedächtnis, würde es uns vor unseren eigenen Dummheiten schützen, aber so sind wir nicht. Mit Menschen klarkommen zu wollen ist illusorisch. Das haben sie gelernt. Das ist Teil ihres Wissens und Grundlage des Beschlusses, gegen uns vorzugehen.«

»Und kein Feind wird in der Lage sein, dieses Wissen zu eliminieren«, sagte Oliviera.»In einem Yrr-Kollektiv weiß jeder alles. Es gibt keine klugen Köpfe, keine Wissenschaftler, Generäle und Führer, die man aus dem Weg räumen könnte, um den anderen die Informationsgrundlage zu entziehen. Man kann so viele Yrr töten, wie man will — solange einige überleben, überlebt das Wissen aller.«

»Augenblick.«Li wandte ihr den Kopf zu.»Sagten Sie nicht, es müsse Königinnen geben?«

»Ja. So was in der Art. Mag sein, dass kollektives Wissen allen Yrr zu Eigen ist, aber kollektives Handeln könnte zentral initiiert sein. Ich schätze, dass es diese Königinnen gibt.«

»Ebenfalls Einzeller?«

»Sie müssen dieselbe Biochemie teilen wie die Gallerte, die wir kennen. Es ist anzunehmen, dass es Einzeller sind. Ein hoch organisierter Verbund, an den wir nur rankommen, indem wir mit ihm kommunizieren.«

»Um rätselhafte Botschaften zu erhalten«, sagte Vanderbilt.»Sie haben uns also ein Bild der prähistorischen Erde geschickt. Wozu? Was wollen sie uns damit erzählen?«

»Alles«, sagte Crowe.

»Geht’s ein bisschen präziser?«

»Sie erzählen uns, dass dies ihr Planet ist. Dass sie ihn seit mindestens 180 Millionen Jahren beherrschen, womöglich länger. Dass sie über ein Rassengedächtnis verfügen, sich am Magnetfeld orientieren und überall vertreten sind, wo Wasser ist. Sie sagen, ihr seid hier und jetzt. Wir sind immer und überall. Das sind die Fakten. Das sagt uns die Botschaft, und ich finde, sie sagt verdammt viel.«kratzte seinen Bauch.»Und was antworten wir ihnen? Dass sie sich ihre Vorherrschaft in den Arsch schieben sollen?«

»Sie haben keinen, Jack.«

»Also was?«

»Nun, ich denke, ihrer Logik, uns vernichten zu wollen, können wir nicht mit unserer Logik begegnen, überleben zu wollen. Unsere einzige Chance liegt darin, ihnen zu signalisieren, dass wir ihre Vorherrschaft anerkennen …«

»Die Vorherrschaft von Einzellern?«

»Und sie davon zu überzeugen, dass wir nicht mehr gefährlich für sie sind.«

»Aber das sind wir«, sagte Weaver.

»Stimmt«, sagte Johanson.»Gerede nützt nichts. Wir müssen ihnen ein Zeichen geben, dass wir uns aus ihrer Welt zurückziehen. Wir müssen aufhören, das Meer mit Gift und Lärm zu verschmutzen, und zwar schnell. So schnell, dass sie vielleicht auf den Gedanken kommen, auch mit uns leben zu können.«

»Das müssen Sie entscheiden, Jude«, sagte Crowe.»Wir können es nur empfehlen. Sie müssen es weiterempfehlen. Oder anordnen.«ötzlich sahen alle auf Li.nickte.

»Ich bin sehr dafür, diesen Weg zu gehen«, sagte sie.»Aber wir dürfen nichts überstürzen. Wenn wir uns aus den Meeren zurückziehen, müssen wir ihnen eine Botschaft schicken, die das sehr genau und überzeugend formuliert.«Sie sah in die Runde.»Ich will, dass alle daran mitarbeiten. Und zwar, ohne in Hast und Panik zu verfallen. Wir dürfen nichts überstürzen. Auf ein paar Tage kommt es jetzt nicht an, sondern darauf, dass der Wortlaut stimmt. Diese Rasse ist uns in allem so fremd, wie ich es niemals vermutet hätte. Aber wenn es nur die geringste Chance gibt, mit ihr zu einer friedlichen Einigung zu gelangen, sollten wir sie nutzen. — Also geben Sie Ihr Bestes.«

»Jude«, lächelte Crowe.»Sie sehen mich entzückt vom amerikanischen Militär.«Li mit Peak und Vanderbilt den Raum verließ, sagte sie leise:»Hat Rubin genug von dem Zeug herstellen können?«

»Hat er«, sagte Vanderbilt.

»Gut. Ich will, dass er das Deepflight betankt. Welches, ist mir egal. In zwei bis drei Stunden sollten wir darangehen, die Sache hinter uns zu bringen.«

»Warum plötzlich so schnell?«, fragte Peak.

»Johanson. Er hat so einen Ausdruck in den Augen, als ob er kurz vor einer Eingebung steht. Ich habe keine Lust auf Diskussionen, das ist alles. Morgen kann er meinetwegen so viel Krach schlagen, wie er will.«

»Sind wir wirklich schon so weit?«sah ihn an.

»Ich habe dem Präsidenten der Vereinigten Staaten versprochen, dass wir so weit sind, Sal. Und dann sind wir es auch.«

»Hey.«trat zum Delphinarium. Greywolf sah kurz auf und widmete sich wieder der kleinen Videokamera, die er auseinander geschraubt hatte. Als Anawak näher kam, steckten zwei der Tiere ihre Köpfe aus dem Wasser und begrüßten ihn mit Schnattern und Pfeifen. Sie kamen herangeschwommen, um sich Streicheleinheiten abzuholen.

»Stör ich dich?«, fragte Anawak, während er über die Umrandung langte und die Tiere tätschelte.

»Nein. Du störst nicht.«lehnte sich neben ihn. Es war nicht das erste Mal, dass er hierher kam seit dem Angriff. Jedes Mal hatte er versucht, Greywolf in ein Gespräch zu verwickeln, und jedes Mal vergeblich. Der Halbindianer schien völlig in sich gekehrt. Er nahm nicht mehr an den Sitzungen teil, sondern versah die Videos der Delphine mit kurzen, schriftlichen Kommentaren. Viel ließ sich darauf ohnehin nicht erkennen. Die Aufnahmen der näher rückenden Gallerte enttäuschten. Blaues Licht, das sich in der Tiefe verlor. Schemenhaft einige Orcas. Danach hatten es die Delphine mit der Angst bekommen und sich unter den Rumpf des Schiffes gedrängt, und man sah nur noch Stahlplatten. Greywolf hatte dafür plädiert, die verbliebenen Tiere weiterhin als biologisches Frühwarnsystem patrouillieren zu lassen. Anawak zweifelte zunehmend am Nutzen der Staffeln, aber er sagte nichts dergleichen. Insgeheim hegte er den Verdacht, dass Greywolf einfach nur weitermachen wollte wie bisher, um nicht ins Loch der Untätigkeit zu fallen.standen eine Weile schweigend beisammen. Weiter hinten stieg eine Gruppe Soldaten und Techniker aus dem Bauch des Welldecks nach oben. Sie hatten das zerstörte Glasschott abgebaut. Einer der Techniker trat zur Steuerkonsole auf dem Kai. Die Pumpen begannen zu arbeiten.

»Machen wir, dass wir wegkommen«, sagte Greywolf.gingen das Gestade hinauf. Anawak sah zu, wie sich das Deck langsam mit Wasser füllte.

»Die fluten wieder«, stellte er fest.

»Ja. Es ist nun mal einfacher, die Delphine rauszulassen, wenn das Deck geflutet ist.«


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