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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 57 страница



»Sauger ist ausgeschaltet«, bestätigte van Maarten.weit aufgerissenen Augen beobachteten sie den Verlauf der Rutschung. Mehr und mehr Gestein prasselte herab. Wenn sich der Effekt in der fast senkrechten Wand des Vulkankegels fortsetzte, würden sich immer größere Brocken lösen. Vulkangestein war porös. Aus einer kleinen Rutschung würde in Minutenschnelle eine große werden, und am Ende würde genau das eintreffen, was sie zu verhindern gesucht hatten.sollten uns in Gelassenheit fügen, dachte Bohrmann. Um zu fliehen, ist es ohnehin zu spät.sechshundert Meter hoher Wasserberg …Geprassel hörte auf.Zeit sagte niemand etwas. Sie hielten ihre Blicke nur stumm auf die Monitore geheftet. Über der Terrasse stand eine diffuse Wolke, die das Licht der Halogenlampen streute und zurückwarf.

»Es hat aufgehört«, sagte van Maarten mit unmerklich zitternder Stimme.

»Ja.«Bohrmann nickte.»Sieht so aus.«Maarten rief die Piloten.

»Die Lichtinsel hat ordentlich gewackelt«, meldete das Beleuchterteam.»Ein Spot ist ausgefallen. Macht sich allerdings nicht bemerkbar, wenn man’s nicht weiß.«

»Und der Rüssel?«

»Scheint festzuhängen«, war der Bescheid aus dem anderen Kran.»Die Systeme erhalten nach wie vor ihre Befehle, aber sie sind offenbar nicht in der Lage, sie auszuführen.«

»Schätze, der Schlund ist unter Trümmern verschüttet«, mutmaßte der andere Pilot.

»Wie viel kann da draufgefallen sein?«, fragte van Maarten leise.

»Erst muss sich die Wolke setzen«, erwiderte Bohrmann.»Sieht so aus, als seien wir mit einem blauen Auge davongekommen.«

»Gut. Dann müssen wir warten.«Van Maarten sprach ins Mikrophon.»Keine weiteren Versuche, den Rüssel frei zu bekommen. Kaffeepause. Ich will da unten keine unnötigen Erschütterungen. Wir warten eine Weile und sehen dann weiter.«Stunden später sahen sie weiter. Stellenweise zwar nur wenige Meter, denn das Sediment hatte sich immer noch nicht vollständig abgesetzt, aber die Mündung des Rüssels war einigermaßen gut zu erkennen. Inzwischen hatte sich auch Frost wieder eingefunden. Sein Haar stand in Korkenzieherlocken nach allen Himmelsrichtungen ab.

»Hat sich böse verkeilt«, konstatierte van Maarten.

»Ja.«Frost kratzte sich den Schädel.»Aber kaputt sieht er nicht aus.«

»Die Motoren sind blockiert.«

»Und wie kriegen wir ihn wieder frei?«

»Wir können einen Roboter runterschicken, der das Zeug beiseite räumt«, schlug Bohrmann vor.

»Heiliger Zorn Gottes und aller Engel!«, zeterte Frost.»Das kostet uns elend viel Zeit. Wo’s gerade so gut lief.«

»Wir müssen uns halt beeilen.«Bohrmann wandte den Kopf zu van Maarten.»Wie schnell können wir Rambo klarmachen?«

»Sofort.«

»Dann los. Versuchen wir’s.«verdankte seinen Namen ganz unwissenschaftlich den Filmen mit Sylvester Stallone. Das ROV sah aus wie eine kleinere Version des Victor 6000, verfügte über vier Kameras, diverse Heck-und Seitenstrahler zur Stabilisierung und zwei überaus kräftige, gelenkige Greifarme. Das Gerät taugte nur für Tiefen bis 800 Meter, war jedoch in der Offshore-Szene sehr beliebt. Innerhalb einer Viertelstunde war Rambo einsatzbereit. Kurze Zeit später schwebte er am Vulkankegel entlang nach unten auf die Terrasse zu, über ein elektrooptisches Kabel mit dem Pilotenstand auf der Heerema verbunden. Die Lichtinsel kam in Sicht. Der Roboter sank weiter, nahm Fahrt auf und manövrierte zu dem eingeklemmten Saugschlund. Aus der Nähe war deutlich zu erkennen, dass die Motoren und Videosysteme des Rüssels intakt waren, allerdings hatten sich einige Brocken des Vulkangesteins so unglücklich verkeilt, dass er hoffnungslos feststeckte.Greifarme begannen, die Brocken abzuräumen. Zu Anfang sah es so aus, als könne der Roboter den Rüssel freibekommen. Er trug die Trümmer nacheinander ab, bis er an einen schräg stehenden Zacken geriet, der sich ins Terrassensediment gebohrt hatte und den Rüssel gegen einen Felsvorsprung drückte. Die Arme fuhren aus und ein, drehten sich, versuchten den Zacken zu lösen. Es war illusorisch.



»Das schafft kein Automat«, beschied Bohrmann.»Er kann keinen Impuls entwickeln.«

»Na wunderbar«, zischte Frost.

»Und wenn die Piloten den Rüssel einfach einholen?«, schlug Bohrmann vor.»Unter der Spannung muss er sich ja irgendwann lösen.«Maarten schüttelte den Kopf.

»Zu riskant. Der Schlauch könnte reißen.«versuchten ihr Glück, indem sie den Roboter aus verschiedenen Winkeln mit dem Brocken kollidieren ließen. Um Mitternacht war klar, dass die Maschine es nicht schaffen würde. Unterdessen bedeckte sich die gesäuberte Fläche wieder mit Würmern, die von allen Seiten aus der Finsternis heranwimmelten.

»Das gefällt mir überhaupt nicht«, knurrte Bohrmann.»Gerade hier, wo es instabil ist. Wir müssen zusehen, dass wir den Rüssel freibekommen, sonst sehe ich schwarz.«legte die Stirn in Falten. Nach einer Weile sagte er:»Gut. Dann sehen wir eben schwarz. Und zwar höchstpersönlich.«sah ihn fragend an.

»Na ja.«Frost hob die Schultern.»Tief unten im Meer ist es schwarz, oder? Will sagen, wenn es Rambo nicht kann, bleibt nur einer, um runterzugehen. Die verrutschte Krone der Schöpfung. Das sind vierhundert Meter. Dafür haben wir Spezialanzüge an Bord.«

»Du willst selber da runter?«, fragte Bohrmann entgeistert.

»Natürlich.«Frost reckte die Arme, dass es knackte.»Wo ist das Problem?«

. Augusthatte die Antwort der Yrr zum Anlass genommen, eine zweite, weit komplexere Nachricht in die Tiefe zu entsenden. Sie enthielt Informationen über die menschliche Rasse, über deren Evolution und Kultur. Vanderbilt war nicht besonders glücklich damit, aber Crowe brachte ihn schließlich zu der Einsicht, dass sie ohnehin nichts mehr verkehrt machen konnten. Die Yrr standen kurz davor, den Kampf zu gewinnen.

»Wir haben nach wie vor nur eine Chance«, sagte sie.»Wir müssen ihnen klar machen, dass wir es wert sind, weiter zu existieren. Das geht nur, indem wir ihnen möglichst viel von uns erzählen. Vielleicht ist ja was dabei, das sie bis jetzt nicht in Erwägung gezogen haben. Das sie zum Nachdenken bringt.«

»Eine Schnittmenge der Werte«, sagte Li.

»Und sei sie noch so klein.«, Johanson und Rubin hatten sich im Labor vergraben. Sie wollten das Gallertwesen im Tank dazu bringen, sich zu teilen oder vollständig zu diffundieren. Unablässig konferierten sie mit Weaver und Anawak. Weaver hatte ihre virtuellen Yrr mit einer künstlichen DNA versehen und einen pheromonischen Botenstoff eingebaut. Es funktionierte. Theoretisch hatten sie damit bewiesen, dass die Einzeller zur Verschmelzung einen Duft benutzten, aber die Gallerte zeigte sich jeglicher Kooperation abgeneigt, was die praktische Beweisführung anbetraf. Das Wesen — genauer gesagt, die Summe der Wesen — hatte sich in einen breiten Fladen verwandelt und war auf den Boden des Tanks gesunken.und Greywolf werteten unterdessen die Filmaufnahmen der Delphinstaffeln aus, ohne etwas anderes zu erblicken als den Rumpf der Independence, vereinzelte Fische und weitere Delphine, die sich gegenseitig filmten. Sie verbrachten ihre Zeit abwechselnd vor den Monitoren des CIC oder im Welldeck, wo Roscovitz und Browning immer noch mit der Reparatur des Deepflight beschäftigt waren.wusste, dass selbst die besten Leute irgendwann Gefahr liefen, sich festzufressen oder zu verzetteln, wenn man sie nicht von Zeit zu Zeit aus ihrer Arbeit riss und auf andere Gedanken brachte. Sie ließ sich die Wetterdaten übermitteln und holte Prognosen über deren Zuverlässigkeit ein. Alles sah danach aus, dass es bis zum folgenden Morgen ruhig und windstill sein würde. Jetzt schon waren die Wellenberge im Vergleich zum Tagesbeginn abgeschwollen.hatte sie Anawak um einige Minuten seiner Zeit gebeten und festgestellt, dass er überraschend wenig über die Küche des hohen Nordens wusste. Sie delegierte die Verantwortung an Peak weiter, der sich nun erstmals in seiner militärischen Laufbahn ums Essen zu kümmern hatte.Folgenden führte Peak eine Reihe von Telefonaten. Zwei Hubschrauber starteten zur grönländischen Küste. Am späten Nachmittag gab Li bekannt, dass der Küchenchef um 21.00 Uhr zu einer Party lud. Die Hubschrauber kehrten zurück und brachten alles Mögliche mit, um ein grönländisches Diner auf die Beine zu stellen. Auf dem Flugdeck vor der Insel wurden Tische, Stühle und ein Büffet platziert, man schleppte eine Musikanlage nach draußen und ordnete rings um den Platz Heizstrahler an, um die Kälte fern zu halten.der Küche begann ein Riesenwirbel. Li war dafür bekannt, absonderliche Ideen aus dem Hut zu zaubern und darauf zu beharren, dass sie innerhalb kürzester Zeit umgesetzt wurden. Karibufleisch wanderte in Töpfe und Pfannen. Maktaaq, knusprige Narwalhaut, wurde aufgeschnitten, aus Robbenstew eine Suppe zubereitet und Eiderenteneier wurden gekocht. Der Bäcker der Independence versuchte sich an Bannock, einem ungesäuerten, flachen und recht schmackhaften Fladenbrot, dessen fachgerechte Zubereitung die Inuit zu jährlichen Backwettbewerben trieb. Lachs und Wandersaibling wurden filettiert und zusammen mit Kräutern gebraten, gefrorenes Walrossfleisch in eine Art Carpaccio verwandelt, Berge von Reis gegart. Peak, in kulinarischen Dingen restlos überfordert, hatte einfach alles kommen lassen, was nicht schon vorrätig war, und sich dabei blind auf die grönländischen Berater verlassen. Nur eine Spezialität war ihm suspekt erschienen: Roher Walrossdarm, wenngleich heiß angepriesen, gehörte nun wirklich zu den Dingen, auf die man seiner Ansicht nach verzichten konnte.ür Brücke und Maschinenraum hatte er eine Notbesetzung eingeteilt, ebenso für das CIC. Ansonsten erschien pünktlich um 21.00 Uhr die vollzählige Bewohnerschaft der Independence an Deck: Crew, Wissenschaftler und Soldaten. So leer sich die Räume des Riesenschiffs tagsüber ausnahmen, so voll wurde es nun auf dem Dach. Rund 160 Menschen nahmen ihren alkoholfreien Begrüßungscocktail in Empfang und verteilten sich an Steh— und Sitztischen, bis das Büffet eröffnet wurde, und irgendwann begann jeder mit jedem zu reden.war eine seltsame Party, die Li da ins Leben gerufen hatte — das stählerne Hochhaus der Insel im Rücken und ringsum der Blick auf die einsame Weite des Meeres. Der Dunst war zurückgewichen und hatte am Horizont surreale Wolkenberge geformt, zwischen denen sich immer wieder der tief stehende Sonnenball hervorschob. Die Luft prickelte kalt und klar, und über allem wölbte sich ein tiefblauer Himmel.Weile schien jeder bemüht, die Themen auszuklammern, derentwegen sie hier waren. Es tat gut, sich über andere Dinge zu unterhalten. Zugleich hatte es etwas Verkrampftes, beinahe Verzweifeltes, wie alle versuchten, die Konversation an der Oberfläche zu halten, als seien sie per Zufall auf einer Vernissage zusammengetroffen. Kurz vor Mitternacht, im beginnenden Dämmerlicht, brach dann der spröde Schutz, der sie vom Zweck ihres Hierseins abschirmte. Inzwischen duzten sich die meisten. Die Windlichter auf den Tischen entfalteten ihre gravitative Kraft. Man scharte sich zu Grüppchen, versammelte sich um die Schamanen der Aufklärung, um sich Trost zu holen, den diese nicht bieten konnten.

»Jetzt mal im Ernst«, sagte Buchanan kurz nach 1.00 Uhr zu Crowe.»Sie glauben doch nicht wirklich an intelligente Einzeller?«

»Und warum nicht?«, fragte Crowe.

»Na ja, ich bitte Sie. Wir reden von intelligentem Leben, richtig?«

»Sieht so aus.«

»Also …«Buchanan rang nach Worten.»Ich erwarte ja nicht, dass die uns ähnlich sehen, aber schon was Komplexeres als Einzeller. Man sagt, Schimpansen seien intelligent, Wale und Delphine, und sie haben alle einen komplexen Körperbau und ein großes Gehirn. Ameisen, haben wir gelernt, sind zu klein, um echte Intelligenz hervorzubringen. Wie soll das bei Einzellern funktionieren?«

»Werfen Sie da nicht einiges durcheinander, Käpt’n?«

»Was?«

»Das, was funktionieren würde, und das, was Ihnen behagen würde.«

»Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«

»Sie meint«, sagte Peak,»wenn wir uns schon mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass der Mensch die Vorherrschaft abgibt, dann wenigstens an einen starken und gewaltigen Gegner. Groß und gut aussehend und mit Muskeln.«schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.

»Ich glaube es einfach nicht. Ich glaube nicht daran, dass primitive Organismen diesen Planeten beherrschen sollten und dass sie es an Intelligenz mit Menschen aufnehmen. Das funktioniert nicht! Menschen sind fortschrittliche Wesen …«

»Fortschritt? Komplexität?«Crowe schüttelte den Kopf.

»Was meinen Sie? Ist Evolution Fortschritt?«sah gequält drein.

»Gut, schauen wir mal«, sagte Crowe.»Evolution, das ist der Kampf ums Dasein, das Überleben des Stärksten, um bei Darwin zu bleiben. Beides resultiert aus Widrigkeiten, entweder aus dem Kampf gegen andere Lebewesen oder gegen Naturkatastrophen. Es gibt also eine Weiterentwicklung durch Auslese. Aber führt das automatisch zu höherer Komplexität? Und ist höhere Komplexität ein Fortschritt?«

»Ich bin nicht sehr bewandert in Evolution«, sagte Peak.»Mir stellt es sich so dar, dass die meisten Lebewesen im Verlauf der Naturgeschichte immer größer und komplexer geworden sind. Auf jeden Fall die menschliche Rasse. Aus meiner Sicht ganz klar das Resultat eines Trends.«

»Ein Trend? Falsch. Wir sehen nur einen kleinen historischen Ausschnitt, innerhalb dessen gerade mit Komplexität experimentiert wird, aber wer sagt uns, dass wir nicht als Sackgasse der Evolution enden? Es ist unsere Selbstüberschätzung, mit der wir uns als vorläufigen Höhepunkt eines natürlichen Trends betrachten. Sie alle wissen, wie ein Evolutionsstammbaum aussieht, dieses verzweigte Gebilde mit Haupt— und Nebenästen. Also, Sal, wenn Sie sich so einen Baum vorstellen, wo würden Sie die Menschheit sehen? In einem Haupt— oder Nebenast?«

»Zweifellos als Hauptast.«

»Das hatte ich erwartet. Es entspricht der menschlichen Sichtweise. Wenn viele Arme einer Tierfamilie auseinander streben und eine überlebt, während alle anderen aussterben, neigen wir dazu, den Überlebenden zum Hauptarm zu erklären. Warum? Nur weil er — noch — überlebt? Vielleicht sehen wir aber nur eine unbedeutende Nebenlinie, die es ein bisschen länger schafft als die anderen. Wir Menschen sind die einzige verbliebene Art eines einst üppigen Evolutionsbusches. Der Rest einer Entwicklung, deren übrige Zweige verdorrt sind, der letzte Überlebende eines Experiments mit Namen Homo. Homo Australopithecus: ausgestorben. Homo habilis: ausgestorben. Homo sapiens neanderthalensis: ausgestorben. Homo sapiens sapiens: noch da. Vorübergehend haben wir die Vorherrschaft über den Planeten errungen, aber Vorsicht!

— Parvenüs der Evolution sollten Vorherrschaft nicht mit innerer Überlegenheit und längerfristigem Überleben verwechseln. Wir könnten schneller wieder verschwunden sein, als uns lieb ist.«

»Möglicherweise haben Sie Recht«, sagte Peak.»Aber Sie lassen etwas Entscheidendes außer Acht. Diese einzige überlebende Art besitzt auch als einzige Spezies ein hoch entwickeltes Bewusstsein.«

»Einverstanden. Aber betrachten Sie diese Entwicklung bitte vor dem Gesamtpanorama der Natur. Erkennen Sie da wirklich einen Fortschritt oder einen herausragenden Trend? 80 Prozent aller Vielzeller erfreuen sich eines weit größeren Evolutionserfolgs als der Mensch, ohne dass sie diesen angeblichen Trend zu höherer Nervenkomplexität ausgebildet hätten. Unsere Ausstattung mit Geist und Bewusstsein ist ein Fortschritt einzig aus unserer subjektiven Weltsicht. Dem Ökosystem Erde hat diese bizarre, unwahrscheinliche Randerscheinung Mensch bisher nur eines eingebracht: einen Haufen Ärger.«

»Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Menschen hinter allem stecken«, sagte Vanderbilt am Nebentisch.»Aber gut, ich lasse mich belehren. Wenn es doch keine sind, werden wir eben Yrr-Aufklärungsarbeit betreiben. Wir werden das widerliche Geschleime so lange unter CIA-Beobachtung stellen, bis wir wissen, wie es denkt und was es plant.«stand mit Delaware und Anawak zusammen, umringt von Soldaten und Mannschaftsmitgliedern.

»Vergiss es«, sagte Delaware.»Das schafft nicht mal deine CIA.«

»Pah, Mädchen!«, lachte Vanderbilt.»Du schlüpfst in jeden Schädel, wenn du geduldig bist. Selbst wenn er einem verdammten Einzeller gehört. Alles eine Frage der Zeit.«

»Nein, eine Frage der Objektivität«, sagte Anawak.»Was voraussetzt, dass du in der Lage bist, die Rolle eines objektiven Beobachters einzunehmen.«

»Können wir. Darum sind wir ja intelligent und zivilisiert.«

»Du magst intelligent sein, Jack. Aber du bist nicht in der Lage, die Natur objektiv wahrzunehmen.«

»Genau genommen bist du ebenso subjektiv und unfrei wie ein Tier«, ergänzte Delaware.

»An was für eines hattet ihr denn gedacht?«, kicherte Vanderbilt.»Ein Walross?«lachte leise.»Ich meine es ernst, Jack. Wir sind der Natur immer noch näher, als wir glauben.«

»Ich nicht. Ich bin in der Großstadt aufgewachsen. War nie auf dem Land. Mein Vater auch nicht.«

»Spielt keine Rolle«, sagte Delaware.»Ich geh dir ein Beispiel: Schlangen. Sie werden einerseits gefürchtet und zugleich verehrt. Oder Haie, es gibt eine Unzahl von Haigottheiten. Diese emotionale Bindung des Menschen an andere Lebensformen ist angeboren, vielleicht sogar genetisch festgelegt.«

»Ihr redet von Naturvölkern. Ich rede von Stadtmenschen.«

»Okay.«Anawak überlegte einen Moment.»Hast du eine Phobie? Irgendwas, das sich als Phobie bezeichnen ließe?«

»Na ja, nicht unbedingt eine Phobie …«, begann Vanderbilt.

»Einen Abscheu?«

»Ja.«

»Wovor?«

»Gott, es ist nicht sonderlich originell. Hat wahrscheinlich jeder. Vor Spinnen. Ich hasse die Biester.«

»Warum?«

»Weil …«Vanderbilt zuckte die Achseln.»Sie sind halt ekelhaft. Findest du nicht, dass sie ekelhaft sind?«

»Nein, aber darum geht’s nicht. Der Punkt ist, dass die Hauptursachen für Phobien in unserer zivilisierten Welt fast immer Gefahren sind, die uns drohten, bevor wir in Städten lebten. Wir entwickeln Phobien gegen lastende Felswände, Gewitter, reißende Gewässer, undurchdringliche Wasseroberflächen, gegen Schlangen, Hunde und Spinnen. Warum nicht gegen Stromkabel, Revolver, Schnappmesser, Autos, Sprengstoff und Steckdosen, die allesamt viel gefährlicher sind? Weil unserem Hirn eine Regel eingeprägt ist: Vor schlangenförmigen Objekten und Wesen mit vielen Beinen musst du auf der Hut sein.«

»Das menschliche Hirn hat sich in einer natürlichen Umgebung entwickelt, nicht in einer maschinellen«, sagte Delaware.»Unsere geistige Evolution vollzog sich über zwei Millionen Jahre in denkbar engstem Kontakt zur Natur. Vielleicht haben sich die Überlebensregeln dieser Zeit sogar genetisch eingeprägt, jedenfalls spielte sich lediglich ein winziger Bruchteil unserer Evolutionsgeschichte in der so genannten Zivilisation ab. Glaubst du wirklich, bloß weil dein Vater und dein Großvater ausschließlich in Städten gelebt haben, seien damit all die archaischen Informationen in deinem Hirn ausgelöscht? Warum fürchten wir uns vor kleinen, im Gras kriechenden Tieren, warum ekelst du dich vor Spinnen? Weil wir dieser Furcht im Verlauf der Menschheitsentwicklung das Leben verdanken. Weil Menschen, die furchtsamer sind als andere, seltener in Gefahr geraten und mehr Nachkommen zeugen können. Das ist es. Habe ich Recht, Jack?«sah von Delaware zu Anawak.

»Und was hat das mit den Yrr zu tun?«, fragte er.

»Es hat was damit zu tun, dass sie vielleicht aussehen wie Spinnen«, erwiderte Anawak.»Huh! Also erzähl uns nichts von Objektivität. Solange wir uns vor den Yrr ekeln, wie immer sie aussehen mögen, vor einer Gallerte, vor Einzellern und giftigen Krebsen, werden wir nichts über ihr Denken erfahren, weil wir es gar nicht können. Wir werden nur daran interessiert sein, das Andersartige zu vernichten, damit es nachts nicht in unsere Höhle kriechen und unsere Kinder rauben kann.«Stück abseits stand Johanson in der Dunkelheit und versuchte, sich an die Einzelheiten der letzten Nacht zu erinnern, als Li zu ihm trat. Sie reichte ihm ein Glas. Es war Rotwein darin.

»Ich dachte, wir bleiben alkoholfrei«, wunderte sich Johanson.

»Bleiben wir auch.«Sie stieß mit ihm an.»Aber nicht dogmatisch. Außerdem nehme ich Rücksicht auf die Vorlieben meiner Gäste.«kostete. Der Wein war gut. Er war sogar erlesen.»Was sind Sie eigentlich für ein Mensch, General?«, fragte er.

»Nennen Sie mich Jude. Jeder tut das, der nicht vor mir strammstehen muss.«

»Ich werde nicht schlau aus Ihnen, Jude.«

»Wo liegt das Problem?«

»Ich traue Ihnen nicht.«lächelte amüsiert und trank.

»Das beruht auf Gegenseitigkeit, Sigur. Was war los mit Ihnen gestern Nacht? Sie wollen mir weismachen, dass Sie sich an nichts erinnern?«

»Ich erinnere mich an gar nichts.«

»Was wollten Sie so spät auf dem Hangardeck?«

»Ausspannen.«

»Mit Oliviera waren Sie auch ausspannen.«

»Ja, das muss hin und wieder sein, wenn man viel arbeitet.«»Mhm.«Li blickte an ihm vorbei aufs Meer.»Wissen Sie noch, worüber Sie gesprochen haben?«»Über unsere Arbeit.«»Sonst nichts?«Johanson sah sie an.»Was wollen Sie eigentlich, Jude?«»Diese Krise meistern. Und Sie?«»Ich weiß nicht, ob ich es auf dieselbe Art und Weise will wie Sie«, sagte Johanson nach einigem Zögern.»Was soll übrig bleiben, wenn die Krise gemeistert ist?«»Unsere Werte. Die Werte unserer Gesellschaft.«»Meinen Sie die menschliche Gesellschaft? Oder die amerikanische?«Sie wandte ihm den Kopf zu. Die blauen Augen in ihrem schönen asiatischen Gesicht schienen zu leuchten.»Ist das ein Unterschied?«hatte sich in Rage geredet, unterstützt von Oliviera. Im Augenblick versammelten beide das größte Publikum um sich. Peak und Buchanan waren eindeutig in die Defensive geraten, aber während Peak immer nachdenklicher wurde, kochte Buchanan vor Zorn.

»Wir sind nicht das zwingende Resultat irgendeiner Höherentwicklung der Natur«, sagte Crowe gerade.»Der Mensch ist ein Zufallsprodukt. Wir sind das Ergebnis eines kosmischen Glücksfalls, als ein Riesenmeteorit die Erde traf und die Saurier aussterben ließ. Ohne dieses Ereignis würde die Welt heute vielleicht von intelligenten Sauroiden bewohnt werden oder einfach nur von irgendwelchen Tieren. Natürliche Begünstigungen haben uns entstehen lassen, keine Folgerichtigkeit. Unter Millionen denkbarer Entwicklungen, seit die kambrische Evolution die ersten Vielzeller hervorbrachte, gibt es vielleicht nur eine, in der Menschen vorkommen.«

»Aber Menschen beherrschen den Planeten«, beharrte Buchanan.»Ob Sie es wollen oder nicht.«

»Sicher? Im Augenblick beherrschen ihn die Yrr. Kommen Sie endlich in der Wirklichkeit an, wir sind nur eine kleine Gruppe aus der Spezies der Säugetiere, die von der Evolution längst noch nicht als Erfolg verbucht wurde. Die erfolgreichsten Säuger sind Fledermäuse, Ratten und Antilopen. Wir repräsentieren nicht das letzte, krönende Stück Erdgeschichte, sondern nur irgendeines. Es existiert kein Trend zu krönenden Epochen in der Natur, nur Auslese. Die Zeit mag eine vorübergehende Zunahme körperlicher und geistiger Komplexität bei einer Spezies dieses Planeten verzeichnen, aber das ist aufs Gesamte betrachtet kein Trend und schon gar kein Fortschritt. Allgemein zeigt das Leben keinen Impuls in Richtung Fortschritt. Es fügt dem ökologischen Raum ein komplexes Element hinzu, während es zugleich die simple Form der Bakterien seit drei Milliarden Jahren bewahrt. Das Leben hat keinen Grund, etwas verbessern zu wollen.«

»Wie vereinbaren Sie das, was Sie da sagen, mit Gottes Plan?«, fragte Buchanan beinahe drohend.

»Wenn es einen Gott gibt und er ein intelligenter Gott ist, hat er es so eingerichtet, wie ich es schildere. Dann sind wir nicht sein Meisterstück, sondern eine Variante, die nur überleben wird, wenn sie sich ihrer Rolle als Variante bewusst wird.«

»Und dass er den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat? Wollen Sie das auch in Abrede stellen?«

»Sind Sie so verhaftet in Ihrer Borniertheit, dass Sie nicht einmal in Erwägung ziehen, er könnte die Yrr nach seinem Bild erschaffen haben?«Buchanans Augen blitzten auf. Crowe ließ ihm keine Gelegenheit, zu Wort zu kommen, sondern blies ihm einen Schwall Zigarettenrauch entgegen.»Aber die ganze Diskussion ist obsolet, lieber Freund. Nach welchem Plan sollte Gott denn seine bevorzugte Rasse schaffen, wenn nicht nach dem bestmöglichen? Nun, Menschen sind verhältnismäßig groß. Ist ein größerer Körper ein besserer Körper? Einige Arten scheinen tatsächlich im Zuge der Auslese immer größer zu werden, aber die meisten kommen klein ganz prächtig klar. In Zeiten des Massenaussterbens jedenfalls überleben kleinere Arten besser, also verschwinden die großen alle zig Millionen Jahre, die Evolution setzt wieder an der Größenuntergrenze ein, das Wachstum beginnt erneut, bis der nächste Meteorit heransaust. Patsch! Das ist Gottes Plan!«

»Das ist Fatalismus.«

»Nein, Realismus«, sagte Oliviera.»Es sind die hoch spezialisierten Typen wie der Mensch, die unter extremen Veränderungen aussterben, weil sie nicht zur Anpassung fähig sind. Ein Koalabär ist komplex und kann nur Eukalyptusblätter fressen. Was tut er, wenn der Eukalyptus ausstirbt? Er gibt ebenfalls den Löffel ab. Die meisten Einzeller hingegen vertragen Eiszeiten und Vulkanausbrüche, Überschüsse an Sauerstoff oder Methan, sie können Jahrtausende in einen Beinahetod übergehen und wieder zum Leben erwachen. Bakterien existieren kilometertief im Gestein, an kochend heißen Quellen, in Gletschern. Ohne sie könnten wir nicht überdauern, aber sie sehr gut ohne uns. Selbst heute ist der Sauerstoff in der Luft ein Produkt der Bakterien. Alle Elemente, die unser Leben bestimmen, Sauerstoff, Stickstoff, Phosphor, Schwefel, Kohlenstoff, werden uns erst durch die Aktivität von Mikroorganismen wieder zunutze gemacht. Bakterien, Pilze, Einzeller, kleine Aasfresser, Insekten und Würmer verarbeiten abgestorbene Pflanzen und Tiere und überführen ihre chemischen Bestandteile wieder in das Gesamtsystem des Lebens. Im Ozean ist das nicht anders als an Land. Mikroorganismen sind die beherrschende Lebensform der Meere. Diese Gallerte in unserem Tank ist mit Sicherheit älter und vielleicht auch klüger als wir, ob Ihnen das nun passt oder nicht.«

»Sie können ein menschliches Wesen nicht mit einer Mikrobe vergleichen«, knurrte Buchanan.»Ein Mensch hat eine andere Bedeutung. Wenn Sie das nicht begreifen, wofür stehen Sie dann eigentlich ein in diesem Team?«

»Dafür, das Richtige zu tun!«

»Sie verraten die Sache der Menschheit doch schon mit Worten.«

»Nein, der Mensch verrät die Sache der Welt, indem er ein Missverhältnis schafft zwischen den Lebensformen und ihrer Bedeutung. Er ist die einzige Spezies, die das tut. Wir werten. Es gibt böse Tiere, wichtige Tiere, nützliche Tiere. Wir beurteilen die Natur nach dem, was wir sehen, aber wir sehen nur einen winzigen Ausschnitt, dem wir übersteigerte Bedeutung beimessen. Unsere Wahrnehmung ist auf große Tiere und auf Wirbeltiere ausgerichtet, und hauptsächlich auf uns selber. Also sehen wir überall Wirbeltiere. Tatsächlich liegt die Gesamtzahl der wissenschaftlich beschriebenen Wirbeltierarten bei knapp 43000, darunter mehr als 6000 Reptilienarten, zirka 10000 Vogelarten und rund 4000 Säugetierarten. Demgegenüber sind bis heute fast eine Million Wirbellose beschrieben worden, darunter alleine 290000 Käferarten, die damit schon mal alle Wirbeltierarten um das Siebenfache übertreffen.«sah Buchanan an.»Sie hat Recht, Craig«, sagte er.»Nimm es zur Kenntnis. Sie haben beide Recht.«

»Wir sind nicht erfolgreich«, sagte Crowe.»Wenn Sie Erfolge sehen wollen, betrachten Sie die Haie. Sie existieren in unveränderter Form seit dem Devon, seit 400 Millionen Jahren. Sie sind hundertmal älter als jeder Urahne des Menschen, und es gibt 350 Arten. Aber möglicherweise sind die Yrr noch älter. Wenn es Einzeller sind, und wenn sie einen Trick gefunden haben, im Kollektiv zu denken, sind sie uns eine Ewigkeit voraus. Diesen Vorsprung können wir nie einholen. Allenfalls können wir sie töten. — Aber wollen Sie das riskieren? Wissen wir, welche Bedeutung sie für unsere Existenz haben? — Vielleicht können wir ja mit diesem Feind ebenso wenig leben wie ohne ihn.«


Дата добавления: 2015-09-29; просмотров: 23 | Нарушение авторских прав







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