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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 35 страница



»Vielleicht war die Sintflut ähnlich verheerend«, schloss Peak seinen minutiösen Exkurs.»Flutschilderungen sind Teil etlicher Mythen und religiöser Überlieferungen. Die vielleicht früheste Beschreibung eines Tsunami, der wir glauben können, erzählt von einer Naturkatastrophe in der Ägäis 479 vor Christus. Nachgewiesen sind die 60000 Toten, die 1755 in Lissabon starben, als Portugal von zehn Meter hohen Wellen getroffen wurde. Definitiv wissen wir auch von der Explosion des Krakatau 1883. Der größte Teil des Gipfels wurde abgesprengt, die unterseeische Caldera stürzte in die Magmakammer. Zwei Stunden später trafen 40 Meter hohe Wellen die Küstenregionen um Sumatra und Java, über 300 Orte wurden verwüstet, fast 36000 Menschen starben. 1933 suchte ein weit kleinerer Tsunami die japanische Stadt Sanriku heim und überrollte den Nordosten von Honshu. Bilanz: 3000 Tote, 9000 Gebäude zerstört, 8000 Schiffe gesunken. Keines dieser Ereignisse kommt auch nur annähernd dem nordeuropäischen Tsunami gleich. Die Anrainerstaaten dort sind ausnahmslos hoch entwickelte Industrienationen. Insgesamt 240 Millionen Menschen leben dort, die meisten an der Küste.«sah in die Runde. Es war totenstill im Raum.

»Geologisch hat sich die gesamte Region schlagartig verändert. Für die Menschheit als Ganzes sind die Folgen noch nicht abzusehen, für die Wirtschaft sind sie vernichtend! Einige der bedeutendsten Hafenstädte der Welt wurden teilweise oder vollständig zerstört. Rotterdam war bis vor wenigen Tagen der größte maritime Handelsplatz aller Zeiten, die Nordsee eine der wichtigsten Lagerstätten für fossile Energien. Rund 450000 Barrel Öl wurden hier täglich hoch gepumpt. Die Hälfte der europäischen Ölressourcen lagert vor der norwegischen Küste, ein weiterer Teil vor England, außerdem ein erheblicher Teil der globalen Gasvorräte. Diese gewaltige Industrie wurde innerhalb weniger Stunden vernichtet. Die Zahl der Todesopfer liegt vorsichtig geschätzt bei zwei bis drei Millionen, die der Verletzten und obdachlos Gewordenen weit darüber.«verlas die Zahlen wie einen Wetterbericht, sachlich und scheinbar ohne Emotion.

»Unklar ist, was die Rutschung auslöste. Die Würmer gehören zweifellos zu den bemerkenswertesten Mutationen, mit denen wir es im Augenblick zu tun bekommen. Kein natürlicher Vorgang erklärt das milliardenfache Auftreten dieser Wurm-Bakterien-Kohorten. Dennoch vertreten unsere Freunde aus Kiel und Dr. Johanson die Auffassung, dass in dem Puzzle noch ein Steinchen fehlt. So instabil die Hydratfelder durch den Befall wurden, war mit einer solchen Katastrophe einfach nicht zu rechnen. Ein zusätzlicher Faktor muss ins Spiel gekommen sein, der mit der Welle nur den vordergründigen Teil des Problems schuf.«richtete sich auf. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare sträubten. Auch wenn das Satellitenbild, das in dieser Sekunde auf dem Schirm erschien, aus großer Höhe geschossen worden war, unscharf und künstlich aufgehellt, erkannte sie das Schiff sofort.

»Diese Aufnahmen demonstrieren, was ich meine«, sagte Peak.»Wir haben das Schiff per Satellit überwacht …«Wie bitte? Weaver glaubte, sich verhört zu haben. Sie hatten Bauer überwacht?»Ein Forschungsschiff namens Juno«, fuhr Peak fort.

»Die Bilder sind nachts geschossen worden, von einem militärischen Aufklärungssatelliten namens EORSAT. Glücklicherweise hatten wir einwandfreie Sicht und sehr ruhige See, was ungewöhnlich ist für die Gegend. Die Juno lag zu diesem Zeitpunkt vor Spitzbergen.«hoben sich die Schiffslichter von der schwarzen Oberfläche ab. Plötzlich sprenkelte sich das Meer mit hellen Flecken, die sich ausbreiteten, bis die See zu kochen schien.Juno kippte von rechts nach links, drehte sich.sank sie wie ein Stein.erstarrte. Niemand hatte sie darauf vorbereitet. Endlich wusste sie, wo Bauer abgeblieben war. Die Juno lag am Grund der Grönländischen See. Sie dachte an seine verstörenden Aufzeichnungen, seine Befürchtungen und Ängste. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass sie nun mehr darüber wusste als jeder andere. Bauer hatte ihr sein geistiges Eigentum vermacht.



»Es war das erste Mal seit Beginn der Anomalien«, sagte Peak,»dass wir diesen Effekt beobachten konnten. Bekannt waren uns Methan-Blowouts in dieser Gegend schon des Längeren, allerdings …«hob die Hand.

»Haben Sie vermutet, dass so etwas geschehen würde?«sah sie aus seinen weißen Augen an. Sein Gesicht wirkte wie geschnitzt, vollkommen reglos.

»Nein.«

»Und was haben Sie unternommen, als die Juno sank?«

»Nichts.«

»Sie konnten nichts tun, obwohl Sie die Gegend und das Schiff von einem Satelliten überwachen ließen?«schüttelte langsam den Kopf.»Wir haben eine ganze Reihe von Schiffen beobachtet, um Erfahrungen zu sammeln. Man kann nicht überall zugleich sein. Niemand konnte davon ausgehen, dass ausgerechnet dieses Schiff …«

»Täusche ich mich«, unterbrach ihn Weaver heftig,»oder sind Auswirkungen solcher Blowouts hinlänglich bekannt? Zum Beispiel aus dem angeblich so mysteriösen Bermuda-Dreieck?«

»Miss Weaver, wir …«

»Anders gefragt, wenn Sie wussten, dass in der Vergangenheit Schiffe auf diese Weise verschwunden sind, und wenn Sie ferner wussten, dass die Freisetzung von Methan im Nordmeer zunimmt — ahnten Sie dann nicht auch, was dem norwegischen Kontinentalhang blühen würde?«starrte sie an.

»Was wollen Sie damit sagen?«

»Ich will wissen, ob Sie etwas hätten tun können!«Ausdruck blieb ohne Regung. Er heftete seinen Blick unverwandt auf Weaver. Es war unangenehm still geworden.

»Wir haben es falsch eingeschätzt«, sagte er schließlich.kannte solche Situationen zur Genüge. Peak würde keine andere Wahl bleiben, als das Versagen der Luftaufklärung teilweise einzugestehen. Tatsächlich hatten sie eine Zunahme von Blowouts vor Norwegen registriert, aber eben auch alles Mögliche andere. Von Würmern hatten sie nichts gewusst.erhob sich. Es wurde Zeit, Peak Beistand zu leisten.

»Wir hätten überhaupt nichts tun können«, sagte sie ruhig.»Ich möchte Sie im Übrigen bitten, den Ausführungen des Majors zuzuhören, anstatt Urteile zu fällen. Vielleicht darf ich Sie daran erinnern, dass die wissenschaftlichen Berater hier im Raum unter zwei Gesichtspunkten ausgesucht wurden: Fachkompetenz und Erfahrung. Einige von Ihnen waren in die Geschehnisse unmittelbar verwickelt. Was hätte Dr. Bohrmann verhindern können? Dr. Johanson? Statoil? Was hätten Sie verhindern können, Miss Weaver? Glauben Sie wirklich, der Blick aus dem Orbit gehe einher mit einer omnipräsenten Task Force, die sofort zur Stelle ist und die Betroffenen raushaut, egal was passiert? Sollen wir lieber wegsehen?«Journalistin runzelte die Stirn.

»Wir sind nicht hier, um uns gegenseitig Vorwürfe zu machen«, sagte Li mit Nachdruck, bevor Weaver etwas erwidern konnte.»Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. So habe ich es gelernt. So steht es in der Bibel, und die Bibel hat in vielen Dingen Recht. Wir sind hier, um zu verhindern, dass noch mehr passiert. Sind wir uns einig?«

»Halleluja«, murmelte Weaver.ließ ein kurzes Schweigen verstreichen.lächelte sie unvermittelt. Zeit für Zuckerbrot.

»Wir sind alle sehr aufgewühlt«, sagte sie.»Ich habe jedes Verständnis für Sie, Miss Weaver. Major Peak, bitte fahren Sie fort.«war vorübergehend mulmig geworden. Soldaten äußerten Kritik oder Bedenken nicht auf diese Weise. Er hatte nichts gegen Bedenken und Kritik, aber er hasste es, vorgeführt zu werden, ohne mit einem knappen Befehl die Verhältnisse wieder herstellen zu können. Plötzlich verspürte er dumpfen Hass auf die Journalistin. Er fragte sich, wie er mit diesem Haufen Wissenschaftler je zurechtkommen sollte.

»Was Sie eben gesehen haben«, sagte er,»war die Freisetzung einer größeren Menge Methan. So sehr ich den Tod der Seeleute bedaure, stellt uns das freigesetzte Gas vor weit größere Probleme. Infolge der Rutschung ist ein Millionenfaches dessen, was zum Untergang der Juno geführt hat, in die Atmosphäre gelangt. Es gibt Szenarien für den Fall, dass alles Methan weltweit auf gleiche Art entweicht. Das Resultat kommt einem Todesurteil gleich. Die Atmosphäre würde kippen.«schwieg einen Moment. Peak war hartgesotten, aber was er nun zu verkünden hatte, bereitete auch ihm eine Höllenangst.

»Ich muss Sie darüber in Kenntnis setzen«, sagte er bedächtig,»dass die Würmer sowohl im Atlantik als auch im Pazifischen Ozean aufgetaucht sind. Explizit hat man die Spezies an den Kontinentalabhängen vor Nord— und Südamerika, vor der kanadischen Westküste und vor Japan entdeckt.«Stille.

»Das war die schlechte Nachricht.«hüstelte. Es klang wie eine kleine Explosion.

»Die gute ist, dass der Befall bei weitem nicht die Ausmaße erreicht wie vor Norwegen. Die Organismen besiedeln nur vereinzelte Flächen. Definitiv sind sie nicht in der Lage, in diesen Konzentrationen ernsthaften Schaden anzurichten. Aber wir müssen davon ausgehen, dass sie sich verstärken werden, auf welche Weise auch immer. Offenbar sind vor Norwegen schon im letzten Jahr kleinere Populationen verzeichnet worden, in einem Gebiet, das Statoil zur Erprobung neuartiger Fabriken ausgesucht hatte.«

»Unsere Regierung kann das nicht bestätigen«, sagte ein norwegischer Diplomat in der letzten Reihe.

»Das ist mir klar«, sagte Peak spöttisch.»Praktischerweise scheint so gut wie jeder, der mit dem Projekt befasst war, tot zu sein. Unsere Quellen beschränken sich also auf Dr. Johanson und die Forschungsgruppe aus Kiel. Nun, wir haben Aufschub erhalten. Wir sollten ihn nutzen, um möglichst rasch etwas gegen die Scheißviecher zu unternehmen.«stockte. Scheißviecher. Zu emotional. Das war nicht gut. Er hatte sich sozusagen auf den letzten Metern hinreißen lassen.

»Scheißviecher sind es, bei Gott, dem Allmächtigen!«, dröhnte eine Stimme.Mann von bemerkenswertem Äußeren hatte sich erhoben. Wie ein Fels ragte er in die Höhe, groß und massig, mit einem orangefarbenen Overall angetan. Unter einer Baseballkappe ringelten sich drahtige, schwarze Locken nach allen Seiten. Eine getönte, überdimensionale Brille hielt sich mühsam auf der viel zu kleinen Nase, die sich trotzig gegen den froschartig breiten Mund behauptete, indem sie spitz hervorstach. Wann immer sich dieser Mund öffnete und das kolossale Kinn nach unten drückte, fühlte man sich auf fatale Weise an die Muppet Show erinnert.. Stanley Frost stand auf dem Namensschild des Riesen, Vulkanologe.

»Ich habe mir die Unterlagen im Vorfeld angesehen«, sagte Frost. Es klang, als predige er das Evangelium.»Und sie treffen keineswegs meinen Geschmack. Wir konzentrieren uns da auf Kontinentalabhänge im Umfeld dicht besiedelter Zonen.«

»Ja, weil es dem norwegischen Muster entspricht. Zuerst wenige Tiere, dann über Nacht ganze Horden.«

»Wir sollten uns nicht allein darauf konzentrieren.«

»Wollen Sie ein zweites Nordeuropa?«

»Major Peak! Sagte ich, wir sollten die Hänge außer Acht lassen? Das habe ich nicht gesagt! Ich sprach von der alleinigen Konzentration darauf, was — der Herr sei mein Zeuge — von gewaltiger Dummheit kündet. Mir ist das zu augenfällig. Der Teufel plant auf anderen Wegen.«kratzte sich den Schädel.

»Könnten Sie Ihre Ausführungen präzisieren, Dr. Frost?«Vulkanologe holte tief Luft. Sein Brustkorb spannte sich.»Nein«, sagte er.

»Habe ich Sie richtig verstanden?«

»Das will ich doch hoffen. Sollen wir Pferde scheu machen? Ich muss erst Klarheit haben. Denken Sie an meine Worte.«sah entschlossen in die Runde, das riesige Kinn vorgereckt, und setzte sich wieder.wunderbar, dachte Peak. Erst dieser Idiot, und jetzt der nächste.wälzte seine Massen zum Pult. Li verfolgte ihn mit zusammengekniffenen Lidern. Sie sah zu, wie der Stellvertretende Direktor der CIA eine lächerlich kleine Brille auf seine Nase nestelte, was sie mit einer Mischung aus Belustigung und Widerwillen erfüllte.

»Scheißviecher ist durchaus der richtige Begriff, Sal«, sagte Vanderbilt gut gelaunt. Er strahlte in die Runde, als habe er die Frohe Botschaft zu verkünden.»Aber wir werden den kleinen Scheißern Feuer machen, dass ihnen der Arsch glüht. Ich versprech’s euch. — Gut, kommen wir zu dem, was wir vermuten. Viel ist es nicht. Das liebe Öl, von dem wir alle so abhängig sind, dass wir’s am liebsten saufen würden, kaputschnik! In Wirtschaftsparametern ausgedrückt heißt das, wir können einen erheblichen Teil der weltweiten Produktion abschreiben. Für die Kameltreiber von der OPEC eine feine Sache. Die internationale Schifffahrt schlägt sich mit immer neuen Tricks der Natur herum, sie lahm zu legen, wie Peak wortreich demonstrieren konnte. Und der Terror zeigt Wirkung! Ich meine, unter uns — Wal— und Haiattacken, mal ehrlich, so was ist im Grunde Kinderkacke, höherer Blödsinn. Ich meine, es ist ärgerlich, wenn eine anständige amerikanische Familie nicht mehr raus zum Angeln kann, der Menschheit im Ganzen geht es am Arsch vorbei. Auch dass der kleine Fischer in Entwicklungshausen, von dessen täglicher Sardelle siebzehn Kinder und sechs Frauen leben müssen, mit hohlem Blick am Strand sitzt, weil er auf See befürchten muss, gefressen zu werden, ist unschön, sehr beschissen. Geschüttelt von aufrichtigem Bedauern können wir rein gar nichts tun. Die Menschheit hat andere Sorgen. Reiche Länder sind betroffen. Die bösen Fische lassen sich überhaupt nicht mehr fangen und schicken stattdessen mutierte Giftschleudern in die Netze, oder sie bringen Trawler zum Kentern. Auch wenn es Einzelfälle sind, es sind leider verdammt viele Einzelfälle. Und das ist blöde für Entwicklungshausen, weil sie nun gar nichts mehr von uns abbekommen.«sah mit schlauem Blick über die Ränder seiner Brille.

»Wissen Sie, Herrschaften, wenn einer die Welt vernichten wollte, könnte er zwei Drittel einfach schon dadurch kaputtkriegen, dass er die Großen und Reichen auf Trab hält. Er muss ihnen dermaßen zusetzen, dass sie kaum imstande sind, ihre eigenen Probleme zu lösen. Die Dritte Welt ist aber darauf angewiesen, dass ihr die Großen unter die Arme greifen. Sie lebt davon, hin und wieder den gerechten Zorn Amerikas zu spüren, einen kleinen Wechsel im Regime, dass wir uns mit ihren Drogenbossen einigen und Forderungen an Wirtschaftshilfe koppeln. Das alles fällt flach. Wir mögen es belächeln, wenn Wale auf Boote springen, weil das Wohl und Wehe unserer Wirtschaft nicht von Barken und Binsenbündeln abhängt, aber der westliche Lebensstandard ist nicht gerade repräsentativ. Denken Sie dran, wenn Sie heute Abend im kalten Büffet rummatschen. Für die Dritte Welt sind Anomalien das Aus! El Niño ist das Aus. El Niña ist das Aus. Wenn wir Bilanz ziehen, was uns die Natur in den letzten Monaten an Extravaganzen geboten hat, erscheinen einem solche Phänomene wie nette alte Freunde. Man würde sich nachgerade wünschen, sie kämen mal wieder auf ein Bier vorbei, aber am Arsch geleckt, Herrschaften! Wir haben jetzt andere Gäste. In Teilen Europas herrscht der Ausnahmezustand. Und was heißt das? Dass keiner mehr nach Dunkelheit auf die Straße gehen darf, weil er sonst Gefahr läuft, nasse Füße zu bekommen? — Ich will Ihnen sagen, was es heißt. Es heißt, dass Europa die humanitäre Katastrophe nicht in den Griff bekommen wird. Dass die Hilfswerke, Rotes Kreuz, Technisches Hilfswerk, UNESCO, Malteser, nicht mehr nachkommen mit Zelten und Lebensmitteln. Dass im goldenen Europa Menschen an Hunger sterben und andere an Infektionen. Dass Seuchen ausgebrochen sind. — Seuchen in Europa! Als wär’s nicht genug mit Pfiesteria und Konsorten. In Norwegen wütet die Cholera! Es heißt, dass die medizinische Versorgung für die Verwundeten nicht mehr gewährleistet werden kann und die Wunden aufrechter europäischer Samstagabendquiz-Konsumenten von kleinen weißen Würmern wimmeln und mit Fliegen übersät sind, die ihrerseits Krankheitskeime verbreiten, wo immer sie sich niederlassen. — Wird’s einem schlecht? Das war noch gar nichts. Ein Tsunami ist eine nasse Angelegenheit, aber wenn er geht, fliegt alles Mögliche in die Luft. Keiner kommt noch mit der Feuerbekämpfung nach. Die Küstenstriche sind erst überspült und anschließend verbrannt worden. Ach ja, und noch was ist passiert, als der Sog der zurückweichenden Wassermassen die Kühlwasserzufuhr einiger bescheuerterweise in Küstennähe erbauter Atomkraftwerke unterbrochen hat.haben einen GAU in Norwegen, einen in England. Sind Sie bedient? Ich hätte noch den vollständigen Zusammenbruch der Stromversorgung zu bieten. Ladies and gentlemen, so Leid es mir tut, aber rechnen Sie vorerst bitte nicht mit Europa. Schon gar nicht in der Dritten Welt. Europa sendet das Testbild. Europa ist im Arsch!«förderte ein weißes Taschentuch zutage und tupfte sich die Stirn ab. Peak war kurz davor, sich zu übergeben. Er hasste diesen Mann. Er hasste es, dass Vanderbilt niemandes Freund war, wahrscheinlich nicht mal sein eigener. Ein Defätist, ein Zyniker, eine Dreckschleuder. Am meisten hasste Peak, dass Vanderbilt in fast allem, was er sagte, Recht behielt. In seinem Hass auf Vanderbilt war er sich sogar mit Judith Li einig.davon hasste er auch Li.hatte er sich bei der Vorstellung ertappt, wie er Li die Kleider vom Leib riss und ihr auf dem verdammten Laufband die Süffisanz austrieb, dieses arrogante Gehabe einer Tochter aus gutem Hause, der man den Fremdsprachenunterricht und die Diplome nur so reingeblasen hatte. In solchen Momenten kam der Jonathan Peak in ihm zum Vorschein, der unter anderen Umständen wahrscheinlich Anführer einer Gang, Dieb, Vergewaltiger und Mörder geworden wäre.andere Peak ängstigte ihn. Der andere Peak glaubte nicht an die Ideale von West Point, an Ehre, Ruhm und Vaterland. Er war wie Vanderbilt, der alles in den Dreck zog und durchblicken ließ, der Dreck sei die Realität. Der andere Peak war im Dreck groß geworden. Ein schwarzer Mann, geboren im Dreck der Bronx.

»Weiter im Text«, sagte Vanderbilt vergnügt.»Europa erfreut sich lustiger kleiner Algen im Trinkwasser. Was tun? Chemische Keule? Natürlich kann man Wasser kochen oder in Chemikalien ertränken. Dabei gehen die kleinen Scheißer vielleicht drauf, aber wir folgen ihnen nach. Schon wird das Wasser knapp. In Europa hat bislang jeder Idiot drei Stunden lang unter der Dusche gestanden und Seemannslieder gesungen, das ist passée. Ich weiß nicht, wann bei uns die ersten Hummer explodieren werden, Herrschaften, aber Gottes eigenes Land sollte sich darauf einstellen, dass es passieren wird. Gott hat die Geduld verloren.«Vanderbilt kicherte.»Oder sollten wir besser sagen, Allah? The shape of things to come, Herrschaften! Freuen Sie sich auf sensationelle Enthüllungen. Gleich nach der Werbung!«redet der da, dachte Peak. War Vanderbilt verrückt geworden? Es konnte nicht anders sein. Nur ein Verrückter benahm sich so.CIA-Direktor projizierte eine Weltkarte, auf der Länder und Kontinente durch farbige Linien miteinander verbunden waren. Ein dichtes Bündel erstreckte sich von England und Frankreich quer über den Atlantik bis in die Gegend von Boston, Long Island, New York, Manasquan und Tuckerton. Ein anderes Netz, weiter auseinander gezogen, durchlief den Pazifik und verband den Westen der Vereinigten Staaten von Amerika mit Asien. Dichte Stränge zogen sich entlang der karibischen Inseln und Kolumbiens, durch das Mittelmeer und den Suezkanal und über die ostasiatische Küste bis nach Tokio.

»Tiefseekabel«, erklärte Vanderbilt.»Datenautobahnen, über die wir telefonieren und chatten. Kein Internet ohne Glasfaser. Die Rutschung vor Norwegen hat einen Teil der Glasfaserverbindungen zwischen Europa und Amerika zerstört, wie es aussieht. Mindestens fünf der wichtigsten Transatlantikkabel transportieren keine Daten mehr. Allerdings ist vorgestern auch ein Kabel mit der schönen Bezeichnung FLAG Atlantic-1 ausgefallen. Es verbindet New York mit St. Brieuc in der Bretagne und ist immerhin gut für den Transport von 1,28 Terabits in der Sekunde. Pardon, war! FLAG Atlantic-1 hat die Papiere eingereicht, und das liegt eindeutig nicht an den Folgen der Rutschung. Ebenso wenig wie der Ausfall von TPC-5 zwischen San Luis Obispo und Hawaii. Merken Sie was? Jemand frühstückt Tiefseekabel. Unsere Brücken brechen. Strom kommt aus der Steckdose? Von wegen. Die Welt ist klein? Von wegen! Wir rufen Tante Polly in Kalkutta an und gratulieren zum Geburtstag? Vergiss es! Fakt ist, dass die weltweite Kommunikation zum Erliegen kommt, und wir wissen nicht, warum. Aber eines scheidet aus.«Vanderbilt fletschte die Zähne und beugte sich so weit über das Pult, wie es seine Leibesfülle zuließ.»Zufall, Herrschaften. Hier ist jemand am Werk. Und er koppelt uns gerade vom Tropf der Zivilisation ab. — Aber genug von dem, was wir alles nicht mehr haben und dabei sind zu verlieren.«nickte den Anwesenden jovial zu, wobei sich sein Doppelkinn mehrfach faltete.

»Reden wir von dem, was wir haben.«fand einen gewissen Trost in Vanderbilts Worten. Nachdem er vorübergehend den Glauben an die Welt verloren hatte, schien sie ihm jetzt mit einem Schild voranzumarschieren, auf das in großen, unübersehbaren Lettern gemalt war: LEON, WIR GLAUBEN DIR.

»Dr. Anawak beschreibt einen leuchtenden Organismus«, sagte Vanderbilt.»Flach und formlos. Wir konnten keinen weiteren Organismus dieser Art im Bewuchs der Barrier Queen finden, aber unser Held war tapfer und hat Beute gemacht. Ein Fetzen konnte untersucht werden. Die Substanz ist identisch mit einer amorphen Gallerte, die Dr. Fenwick und Dr. Oliviera in den Köpfen Krawall suchender Wale nachgewiesen haben. Erinnern wir uns in diesem Zusammenhang der Sauerei in den verseuchten Schalentieren. Pfiesterien wurden darin transportiert wie in einem Taxi, aber der Taxifahrer ist nicht Gevatter Hummer, sondern etwas, das ihn ersetzt hat. Die Schalen waren zum Bersten gefüllt mit Zeugs, das sich an frischer Luft in Wohlgefallen auflöst. Dr. Roche gelang es trotzdem, Spuren davon zu analysieren. Es ist unser alter Bekannte — die Gallerte!«und Oliviera steckten die Köpfe zusammen. Dann sagte Oliviera mit ihrer tiefen Stimme:»Die Substanzen aus den Walgehirnen und vom Schiff sind identisch, so weit richtig. Aber das Zeug aus den Hirnen ist deutlich leichter. Die Zellen scheinen weniger dicht gepackt.«

»Ich hörte schon, dass die Ansichten über die Gallerte auseinander gehen«, sagte Vanderbilt.»Nun, Herrschaften, das ist Ihr Problem. Meinerseits kann ich sagen, dass wir die Barrier Queen in einem Dock isoliert haben, um etwaige blinde Passagiere nicht ausbüxen zu lassen. Seitdem konnten wir im Wasser des Docks mehrfach ein blaues Leuchten beobachten. Es ist nie besonders lange präsent. Auch Dr. Anawak hat es gesehen, als er seinen diesjährigen Tauchurlaub in unserer Sperrzone nahm. Wasserproben zeigen das übliche Gewimmel von Mikroorganismen, wie man sie in jedem Tropfen Meerwasser vorfindet. Also woher kommt das Leuchten? Wir nennen es die Blaue Wolke, in Ermangelung wissenschaftlicher Weisheit. Den Begriff verdanken wir Dr. John Ford, nachdem er eine Aufnahme betrachtete, die ein Gerät namens URA gemacht hat.«zeigte den Film von Lucys Rudel.

»Diese Blitze scheinen die Wale weder zu verletzen noch zu erschrecken. Offenbar nimmt die Wolke Einfluss auf ihr Verhalten. Etwas könnte sich in ihrem Zentrum verbergen, das die Substanz in den Köpfen der Tiere stimuliert. Vielleicht injiziert es sie auch. Ein Ding mit aufblitzenden, peitschenartigen Tentakeln. Jetzt gehen wir einen Schritt weiter und nehmen an, dass diese Tentakel die Gallerte nicht nur injizieren, sondern dass sie selber die Gallerte sind! Sollte das stimmen, dann sähen wir hier in großem Maßstab, was Dr. Anawak am Rumpf der Barrier Queen in Klein begegnete. Wir hätten einen unbekannten Organismus aufgespürt, der Schalentiere steuert, Wale in den Wahnsinn und sein Unwesen zwischen Schiffe versenkenden Muscheln treibt. Sehen Sie, Herrschaften, wir sind schon ganz weit! Jetzt müssen Sie nur noch rausfinden, was es ist, warum es da ist, in welcher Beziehung die Gallerte zur Wolke steht — ach ja, und welcher Schweinehund den ganzen Mist in irgendeinem Laboratorium zusammengepanscht hat. Vielleicht hilft Ihnen das dabei.«zeigte den Film ein weiteres Mal. Diesmal erschien am unteren Bildrand ein Spektrogramm. Starke Frequenzausschläge waren zu erkennen.

»Der URA ist ein talentiertes Kerlchen. Kurz bevor sich die Wolke manifestierte, zeichneten seine Hydrophone etwas auf. Zu hören ist nichts, weil wir eben keine Wale, sondern armselige Menschlein mit zugekleisterten Ohren sind. Ultra— und Infraschall kann man allerdings hörbar machen, wenn man die entsprechenden Tricks auf Lager hat. So wie unsere Spanner-Kollegen von SOSUS.«horchte auf. Er kannte SOSUS. Mehrfach hatte er damit gearbeitet. Die NOAA, die National Oceanic and Atmospheric Administration, betrieb eine Reihe von Projekten, die sich mit der Erfassung und Auswertung akustischer Phänomene unter Wasser beschäftigten. Zusammengefasst liefen sie unter dem Oberbegriff Acoustic Monitoring Project. Das Werkzeug, das die NOAA für den unterseeischen Lauschangriff benutzte, war ein Relikt des Kalten Krieges. SOSUS stand abgekürzt für Sound Surveillance System, ein Netz empfindlicher Hydrophone, das die US Navy während der Sechziger in den Weltmeeren installiert hatte, um den Missionen sowjetischer Unterseeboote folgen zu können. Seit 1991, nachdem der Kalte Krieg mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion geendet hatte, durften auch die zivilen NOAA-Forscher Daten des Systems auswerten.diese Weise war der Wissenschaft offenbar geworden, dass in den Weiten der Ozeane alles andere als Stille herrschte. Vor allem im Frequenzbereich unterhalb von 16 Hertz spielte sich geradezu infernalischer Lärm ab. Um die Geräusche für menschliche Ohren hörbar zu machen, mussten sie mit 16facher Geschwindigkeit abgespielt werden. Plötzlich klang ein Unterwasserbeben wie Donnergrollen, der Gesang von Buckelwalen erinnerte an Vogelgezwitscher, während Blauwale ihren Artgenossen in dröhnendem Stakkato Botschaften über Hunderte von Kilometern schickten. Drei Viertel der Aufnahmen wurden dominiert von einem rhythmischen, extrem lauten Wummern — Luftkanonen, die Ölgesellschaften zur Erkundung der Tiefseegeologie einsetzten.hatte die NOAA SOSUS durch eigene Systeme ergänzt. Mit jedem Jahr baute die Organisation das Netz der Hydrophone weiter aus. Und jedes Mal hörten die Forscher ein bisschen mehr.

»Einzig anhand des Geräuschs können wir heute sagen, worum es sich handelt«, erklärte Vanderbilt.»Ist es ein kleines Schiff? Fährt es schnell? Welche Art Antrieb benutzt es? Wo kommt es her, wie weit ist es entfernt? Die Hydrophone verraten uns alles. Ihnen dürfte bekannt sein, wie gut Wasser den Schall leitet und wie schnell er sich unter Wasser fortpflanzt, nämlich mit Geschwindigkeiten zwischen fünf— und fünfeinhalbtausend Stundenkilometern. Wenn ein Blauwal vor Hawaii einen fahren lässt, rumpelt es knapp eine Stunde später in einem kalifornischen Kopfhörer. SOSUS kann aber noch mehr als den Impuls registrieren, es sagt uns auch, wo er herkommt. Kurz, das Sound-Archiv der NOAA umfasst Abertausende von Geräuschen: Klicken, Grummeln, Rauschen, Blubbern, Quietschen und Raunen, bioakustische und seismische Laute, Umweltlärm, und alles können wir zuordnen — bis auf wenige Ausnahmen. Dr. Murray Shankar von der NOAA weilt unter uns, welch vorausschauender Schachzug. Er wird freudig darangehen, das Folgende zu kommentieren.«der ersten Reihe erhob sich ein untersetzter, schüchtern wirkender Mann mit indischem Gesichtsschnitt und Goldrandbrille. Vanderbilt rief ein weiteres Spektrogramm auf und spielte den künstlich beschleunigten Sound ab. Ein dumpfes, von ansteigenden Tonfolgen bestimmtes Brummen erfüllte den Raum.hüstelte.»Dieses Geräusch nennen wir Upsweep«, sagte er mit sanfter Stimme.»Es wurde 1991 aufgenommen und scheint seinen Ursprung irgendwo bei 54° S, 140° W zu haben. Upsweep war eines der ersten nichtidentifizierbaren Geräusche, die SOSUS erfasst hat, und derart laut, dass es im gesamten Pazifik empfangen wurde. Bis heute wissen wir nicht, was es ist. Einer Theorie nach könnte es durch Resonanzen zwischen Wasser und flüssiger Lava entstanden sein, irgendwo in einer Kette unterseeischer Berge zwischen Neuseeland und Chile. — Jack, bitte die nächsten Beispiele.«spielte zwei weitere Spektrogramme ab.


Дата добавления: 2015-09-29; просмотров: 25 | Нарушение авторских прав







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