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Garranon in Estian 4 страница

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Ich konnte kein Anzeichen der Macht erkennen, die die äußeren Tore aufgerissen hatte, nichts als die Überreste finsterer Magie und des Zaubers, der die äußeren Verteidigungsanlagen durchbrochen hatte.

Ich spürte, wie der Mann das Tor des Bergfrieds leicht berührte, und das Holz sprang von seiner Haut weg, als wäre es von einer Ramme getroffen worden. Die Torflügel prallten gegen die Wände, sodass Staub von den Steinen rieselte. Hätte jemand neben dem Tor gestanden, wäre er zerdrückt worden.

Ich konnte den Mann sehr deutlich sehen, als er in den Raum kam. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, Jadeauge oder Arten oder vielleicht auch einen der geringeren Hofzauberer - sicher nicht Jakoven selbst. Aber es war keiner von ihnen.

Stattdessen sah ich einen Mann von mittlerer Größe, gekleidet in Lumpen und in Stiefel, die mehr Löcher als Leder waren. Die Luft, die mit ihm hereindrang, war kalt, aber er schien die Kälte nicht zu spüren. Er bewegte sich vornübergebeugt und auf seltsame Art, nicht schlaksig wie ein Betrunkener, und auch nicht mit der Ungeschicklichkeit eines erschöpften Mannes, aber es war etwas, das beidem ähnelte. Wo seine Haut durch die Lumpen zu sehen war, war sie fleckig von Prellungen, Frostbeulen und vielleicht vor Dreck, aber die dunklen Flecke schienen sich auszubreiten, während er näher kam. Ohne nach links oder rechts zu schauen, ging er direkt auf mich zu.

Ich erkannte ihn nicht.

»Kann ich Euch helfen?«, fragte ich, und gleichzeitig drängte sich Garranon an mir vorbei und machte mehrere Schritte vorwärts.

»Valsilva? Was wollt Ihr denn hier?«

Sobald Garranon seinen Namen nannte, erkannte ich, dass diese schlurfende Gestalt tatsächlich Jakovens Stallmeister war, aber so wenig Ähnlichkeit mit dem leutseligen Mann hatte, dem ich begegnet war, dass es sich auch um eine vollkommen andere Spezies hätte handeln können. Nun fiel mir auch mein Traum wieder ein, in dem Jakoven nach dem Stallmeister verlangte, der zugelassen hatte, dass Garranon zusammen mit meinem Bruder davonritt.

Ich packte Garranon an der Schulter und hielt ihn fest.»Wartet«, sagte ich.»Hier stimmt etwas nicht.«

Auch andere spürten, dass etwas nicht in Ordnung war. Der Raum um den Stallmeister wurde größer, als er weiter auf Garranon und mich zukam. Etwas fiel aus seiner Hand und rollte in einen heller beleuchteten Bereich, sodass ich deutlich erkennen konnte, dass es sich um einen Finger handelte. Jemand fluchte.

Ich zog Garranon ein paar Schritte zurück.

»Valsilva? Was wollt Ihr?«, fragte Garranon wieder.

Die Gestalt blieb stehen, wo sie war - nahe genug, dass ich ihr Gesicht deutlich sehen konnte. Die dunklen Flecke waren kein Dreck und nicht einmal Prellungen, sondern verfaulendes Fleisch, dessen Gestank sich nun langsam in der Halle ausbreitete. Ich hörte, wie jemand würgte.

»Garranon«, sagte das Wesen deutlich.

Garranons Schulter wurde unter meiner Hand noch steifer, weil er es ebenfalls hörte. Ich weiß nicht, ob ich die Stimme des Stallmeisters des Königs erkannt hätte, aber die Stimme des Königs, mit der der Mann nun sprach, war mir vertraut genug.

»Jakoven«, erwiderte Garranon ruhig.

Ich bemerkte, dass Tisala jemandes Schwert in der Hand hatte (sie hatte keins getragen) und nun hinter das Ding schlich. Ihr Schwert sah nützlicher aus als das zeremoniale Kurzschwert, das ich trug.

Der Körper des Stallmeisters schüttelte traurig den Kopf, und noch während ich zusah, begann die Fäulnis, sich über die linke Wange auszubreiten»Zwanzig Jahre, Garranon. Ich habe dir zwanzig Jahre gegeben, und du verrätst mich.«

Ich beobachtete die Augen des Stallmeisters genau. Sie sahen nur Garranon. Ich bezweifelte, ob Jakoven auch nur wusste, wo sich sein Geschöpf befand.

»Ja«, stimmte Garranon zu.

Das Wesen schlurfte vorwärts und sagte:»Siehst du, was aus denen wird, die mich verraten? Siehst du, was du diesem Mann angetan hast?«

Bevor es Garranon berühren konnte, warf ich einen magischen Schild um ihn. Nachdem ich den Trick mit dem Tor gesehen hatte, hätte mich das, was danach geschah, eigentlich nicht überraschen sollen -aber zu meiner Verteidigung muss ich anführen, dass die beschleunigte Fäulnis des Stallmeisters mich ablenkte.

Der magische Schlag, der mein Schild traf, war stärker als alles, was Oreg mir je entgegengeschleudert hatte. Rote Funken sprühten und ließen kleine Brände an den großen Balken ausbrechen, die sich drei Stockwerke über unseren Köpfen befanden. Krüge mit Alkohol gingen rings um uns herum in Flammen auf, bis die Halle beinahe taghell beleuchtet war.

Ich schrie vor Schmerz, den der Schlag bewirkte, und verlor die Kontrolle über meinen Zauber. Aber Tisala durchbohrte das Geschöpf mit ihrem Schwert und brachte es aus dem Gleichgewicht, sodass es Garranon nicht erreichte. Stattdessen brach es in die Knie und keuchte vor Schmerz.

Tisala hatte es direkt in die Wirbelsäule getroffen, aber es schleppte sich weiter auf Garranon zu. Sie riss ihr Schwert für einen weiteren Versuch los, hielt aber inne, als es wieder zu sprechen begann.

»Es geht mir gut«, sagte es mit veränderter Stimme, die wohl die des Stallmeisters selbst war.»Ich habe nur großen Hunger. Ich werde etwas essen, und dann geht es mir wieder gut.«Bei diesen Worten fielen Büschel von Haar mit verfaulender Kopfhaut von seinem Kopf.

Ich zog Garranon zurück auf das Podium, weil er vor Schrecken oder Schuldgefühlen vollkommen erstarrt war. Ich konnte spüren, dass das Zerbrechen meines Schilds das Geschöpf irgendwie verändert hatte. Die Magie, die es festhielt, war nicht mehr so konzentriert wie zuvor. Es hielt inne, um eine Brotrinde zu essen, die an seinem Weg lag. Krümel fielen wie Schneeflocken aus den Seiten seines Gesichts, wo die Kiefermuskeln verfault waren. Falls ich diesen Tag überlebte, würde ich noch von anderen Dingen träumen können als vom Asyl.

»Zurück«, befahl Oreg von der anderen Seite des Raums, nahe der offenen Tür. Und die Männer, die ihre Schwerter gezogen hatten, als Tisala angriff, blieben, wo sie waren.

»Wenn Ihr es berührt, könnte Euer Fleisch ebenso schnell verfaulen wie das seine. Überlasst es Ward und mir.«

»Was ist es?«, fragte ich Oreg, aber es war Orvidin, der antwortete, das Gesicht grau und angespannt.

»Ein Golem«, sagte er und spuckte auf den Boden, um böse Geister abzuwehren - eine Gewohnheit, die mit dazu beigetragen hatte, dass die Oransteiner uns als Barbaren bezeichneten.»So etwas habe ich nicht mehr gesehen, seit mein Vater sich gegen die Cholynn in Avinhelle stellte, und ich hatte gehofft, nie wieder einen erleben zu müssen.«

»Vielleicht«, sagte Oreg, der das Ding umgangen hatte und sich nun neben mich stellte, ohne die Überreste des Stallmeisters aus den Augen zu lassen, der schließlich mit dem Essen auf dem Boden fertig war und begonnen hatte, wieder vorwärtszukriechen, wobei er die Beine hinter sich herzog.

»Garranon?«Das Wesen wirkte verblüfft, aber es kam weiterhin stetig, wenn auch langsam, näher.»Der König sagte, ich hätte Euch nicht gehen lassen sollen. Habe ich etwas falsch gemacht?«

Tisala hob erneut das Schwert, aber Oreg bedeutete ihr, nicht anzugreifen.

»Feuer, Ward. Nicht die Art, mit der du das Küchenfeuer anzündest, sondern das, was du in Silbermoor genutzt hast.«

In Silbermoor hatte ich Siphern heraufbeschworen, den Gott der Gerechtigkeit, um die Seelen der Dorfbewohner davonzutragen, die von den Vor sag niedergemetzelt worden waren. Es war nichts, was ich oft genug wiederholt hatte, dass ich sofort gewusst hätte, wie man es tat.

Ich versuchte, den Gott zu rufen, während ich meine Magie nach dem Stallmeister schleuderte. Flammen überzogen den lebendigen Leichnam, als hätte man ihn mit Branntwein getränkt, aber ich wusste, dass nichts auf meinen Ruf geantwortet hatte.

Als die Flammen die Reste des Fleischs an ihrem Skelett verzehrten, hielt die Kreatur zögernd inne. Sie schüttelte den Kopf und murmelte etwas - diesmal in gebrochenem Flüsterton.»Hunger«, sagte sie.

Tisala trat vor und stieß die Klinge durch die Flammen in den geschwärzten Kopf, wo sie durch die Schläfe in ein Auge drang und dort stecken blieb. Es war ein Schwert mit metallenem Griff, also musste sie es loslassen, als meine magischen Flammen daran entlangzüngelten, als wäre es ein Baumast.

Der Golem wandte sich zum ersten Mal von Garranon ab. Mit seinem unverletzten Auge starrte er direkt Tisala an.

»Hunger«, sagte er.

»Jakoven hat die Beherrschung darüber verloren«, sagte Oreg und fügte sein Feuer dem meinen hinzu, aber der Golem folgte nun Tisala. Sie wich durch den Gang zurück, weiter den Blick auf das Ding gerichtet. Der Golem, dem weder das Schwert in seinem Schädel noch das Feuer etwas auszumachen schienen, bewegte sich schneller, bis Tisala im Laufschritt zurückwich und Oreg und ich folgten.

Die Adligen aus Shavig drängten sich angespannt um uns herum, von Oregs Befehl nur mühsam in Schach gehalten. Ich entdeckte Rosem, der Kellen mit festem Ringergriff zurückhielt, und segnete ihn dafür. Dass Jakovens Spielzeug unter den Adligen von Shavig Amok lief, war das Letzte, was ich brauchte. Keiner von ihnen, vielleicht mit Ausnahme von Charva, dem Zauberer, würde das überstehen.

Orvidin, dem es gelungen war, eine der dekorativen Piken von der Wand zu reißen, drängte sich durch die Menge, schob die Waffe unter den kriechenden Stallmeister und drehte ihn auf den Rücken. Aber das Geschöpf bewegte sich so schnell wie eine Schlange wieder auf den Bauch und begann nun, Orvidin zu verfolgen.

»Ihr Götter«, murmelte Garranon neben mir - ich hatte gehofft, er wäre so vernünftig gewesen, auf dem Podium zurückzubleiben.

»Valsilva«, rief Garranon und versuchte, die Aufmerksamkeit des Wesens auf sich zu lenken.

Der Bodenbelag schwelte neben dem brennenden Ungeheuer. Aus einem umgekippten Bierkrug floss Feuer wie Wasser von einem Tisch herunter.

»Ward, es funktioniert nicht!«, fauchte Oreg, obwohl seine Magie mich bei meinen Anstrengungen unterstützte.

Ich rief nach Siphern und griff zu - aber es war Hurog, nicht Siphern, das auf meinen Ruf antwortete.

Macht durchflutete mich, und wenn ich sie nicht sofort weitergeleitet hätte, hätte sie mich zu Asche gemacht, so, wie sie jetzt das arme Wesen verschlang, das einmal ein Mensch gewesen war. Schnell nutzte ich die Magie weiter und löschte die Flammen in der Halle.

»Oreg!«, rief ich und, gesegnet sollte er sein, er erkannte sofort, was los war. Er legte die Hände auf meine Schultern und begann, die Magie zu absorbieren, die ich nirgendwo mehr hinleiten konnte.

Die Macht verschwand so schnell, wie sie gekommen war, und meine Knie begannen zu zittern. Der Gestank nach verfaulendem Fleisch war verschwunden, nur ein säuerlicher Rauchgeruch hing in der Luft. Orvidin brach die seltsame Stille.

»Siphern segne ihn«, sagte er und stützte sich auf die alte Pike. Wieder spuckte er auf den Boden.»Ich kannte Valsilva.«

»Jakoven hat ihn den ganzen Weg aus Estian hierhergeschickt«, sagte Oreg.»Um Garranon eine Botschaft zu überbringen - und ihn wenn möglich umzubringen. Eine Strafe, weil er Wards Bruder gerettet hat.«

Kellen drängte sich vor. Er sah zornig und zerzaust aus, und Rosem, der dafür gesorgt hatte, dass Hurogs Hoffnung auf Rettung sich nicht auf das erstbeste von Jakovens Ungeheuern warf, folgte ihm auf dem Fuß. Ich war Rosem zu großem Dank verpflichtet.

Garranon betrachtete die Asche auf dem Boden und schluckte angestrengt.»Er war ein guter Mann«, sagte er, dann drehte er sich abrupt um und verließ die Halle.

Der Zorn verschwand so schnell aus Kellens Gesicht, als hätte man ihn mit einem Tuch von einer Schieferplatte gewischt.»Ich werde mit ihm reden«, sagte er.»Auf mich hört er vielleicht. Ward, sprecht mit Eurem Zauberer und haltet Euch bereit, mich genau darüber zu informieren, was hier gerade geschehen ist, bevor einer von uns heute Abend zu Bett geht.«

Kellen folgte Garranon, und ich wünschte ihm in Gedanken Glück.

Oreg ließ meine Schultern mit einem zerstreuten Tätscheln los und sagte:»Ich brauche mich nicht mit jemandem zu besprechen - ich weiß, was das ist.«

»Ein Golem«, sagte ich.»Aber warum hat normales Feuer ihn nicht getötet?«

»Kein Golem«, widersprach Oreg.»Das dachte ich zunächst auch, aber er atmete - hast du das nicht bemerkt? Ein Golem ist etwas, das nicht lebt. Jakoven hat diesem Mann durch Magie einen Auftrag auferlegt.«

»Einen magischen Auftrag, der ihn dazu bringen konnte, den ganzen Weg von Estian hierher zu laufen und nebenbei verbarrikadierte Tore zu sprengen?«, fragte Charva der Zauberer. Er klang müde, und mir wurde klar, dass etwas von der Kraft, die Oreg mir zugeführt hatte, die von Charva gewesen war.»Und er klang wie Jakoven! So etwas kann man durch einen magischen Auftrag nicht bewirken.«

Oreg lächelte.»Bitte verzeiht, wenn ich Euch widerspreche - es ist durchaus möglich, dass so etwas durch Magie bewirkt wird, wenn nur genügend Macht hinter dem Bann liegt. Und im Augenblick hat Jakoven genügend Macht, um ganze Städte zu verwüsten, wenn er das will.«

Also ist es ihm gelungen, den Fluch zu aktivieren, dachte ich, und ein Schauder überlief mich.

»Das behauptet Ihr«, sagte Porshall, ein Landbesitzer aus dem Westen, den ich nicht besonders gut kannte. Er kam selten zu den Ratssitzungen, da sich sein Land in einem Bereich befand, dessen Zugehörigkeit zu Shavig umstritten war, und er es schützen musste.»Ich finde den Zeitpunkt dieses Angriffs sehr interessant.«

»Bezichtigt Ihr etwa meinen Neffen, dahinterzustecken?«, fragte Duraugh mit eisiger Höflichkeit.

Porshall streckte beschwichtigend die Hände aus.»Ich stelle nur fest, dass Euer Neffe, wie er so eindeutig demonstriert hat, ein Zauberer ist. Und dass diese Demonstration die Unterstützung aller Shavig-Leute, die vielleicht noch Zweifel hatten, zementierte.«

Orvidin, der immer noch mit seiner Pike spielte, stieß ein Bellen von einem Lachen aus, dann sagte er:»Nur jemand, der Ward nicht kennt, würde so etwas denken. Eines der größten Probleme, die wir mit dem Welpen im Rat hatten, bestand in seiner Ehrlichkeit... Nein, das ist nicht ganz das richtige Wort.«Er sah mich aus zusammengekniffenen Augen an.»Er ist zu ehrenhaft. Er wird lügen, wenn es seinem Ziel dient, aber sein Ziel und seine Mittel liegen nie in faulen Gewässern. Er würde vielleicht die Illusion eines Drachen schaffen, aber Ihr werdet niemals erleben, dass dieser Welpe einen Unschuldigen verletzt.«

Porshall schüttelte abrupt den Kopf.»Ich sage immer noch.«

»Genug davon«, warf Charva ein.»Das hier war nicht Wards Magie. Die unter Euch, die über keine Magie verfügen, werden mir glauben müssen, dass Wards Magie eine unverwechselbare Signatur hat -und das hier wurde von einem anderen bewirkt. Die wahrscheinlichste Quelle ist Jakoven.«Der Zauberer sah sich um.»Vergessen wir nicht, wogegen wir hier antreten. Wenn wir Jakoven nicht aufhalten, wird das Schicksal des Stallmeisters freundlicher sein als alles, was uns droht.«

WARDWICK

 

Handeln ist das beste Mittel gegen Verzweiflung.»Ich dachte, Ihr hättet geschworen, nie wieder in den Krieg zu ziehen, Orvidin«, sagte jemand, den ich nicht sehen konnte.

Ich blieb zwischen den beiden Pferden, die ich hielt, stehen, um zu hören, was der alte Krieger antworten würde. Da die meisten Ratsmitglieder gleichzeitig aufbrachen, hatte mein Stallmeister, als er mich untätig herumstehen sah, mir die Pferde gereicht und die Anweisung gegeben, ihre Besitzer zu finden, die im Hof umherwanderten.

»Ein Mann sagt im Sommer vieles, was er im Winter nicht mehr ernst meint«, erwiderte Orvidin.»Winter ist eine gute Zeit, um Kriege zu führen. Die Felder sind abgeerntet, also kann der Ernte nichts mehr zustoßen. Und es gibt nichts anderes, womit man richtig Spaß haben könnte.«

Ich lachte nur innerlich, denn ich wusste, dass er das vollkommen ernst meinte. Dann führte ich meine Schutzbefohlenen nach draußen, nickte Orvidin und seinem Diener zu und fand schließlich die beiden Männer, denen die Pferde gehörten.

Lärm und Durcheinander erfüllten noch eine Weile mein Zuhause, dann waren die Besucher wieder weg. Ich schauderte in der kalten Luft und warf einen

Blick auf das grüne Holz, mit dem das Tor in der Außenmauer repariert wurde. Ich wusste, dass unser Grobschmied schon mit neuen Trägern beschäftigt war.

Der Hof fühlte sich kaum leerer an, da die zusätzlichen Leute aus Iftahar die Burg und ihre Umgebung immer noch füllten, aber nachdem die Adligen aus Shavig aufgebrochen waren, ging es zumindest wieder leiser zu.

»Ich hatte noch keine Gelegenheit, dir zu danken«, riss mich Tisala aus meiner Nachdenklichkeit. Ihr Atem stieg als kleine Wolke in die Morgenluft, und ich bemerkte, dass von ihrem Haar ein schwacher Geruch nach Blüten ausging.

»Wofür?«, fragte ich und atmete tief ein, als könnte ich ihren Duft bis in meine Seele saugen - und dann hoffte ich, dass ihr das nicht auffiel. Es war unhöflich, Leute zu beschnuppern, selbst wenn sie gut rochen.

»Dass du gestern Abend nicht zu meiner Rettung geeilt bist.«

Ich zog in ehrlicher Überraschung die Brauen hoch.»Du bist doch gut allein zurechtgekommen«, sagte ich.»Obwohl ich denke, dass es sehr klug von Orvidin war, eine Pike zu benutzen. Aber überwiegend war dieses Ding hinter Garranon her, also habe ich ihn geschützt und dir die Offensive überlassen.«

»Aber er ist ein Mann«, sagte sie.

Ich starrte sie an, und sie grinste über mein Staunen.»Du hast recht, wir sind dem logischsten Angriffsplan gefolgt. Ich hatte ein Schwert und befand mich hinter dem armen Ding. Garranon war viel zu erschüttert, um sich zu verteidigen, und außerdem unbewaffnet. Aber ich bin eine Frau, und die meisten Männer hätten mich für noch hilfloser gehalten, als Garranon es war.«

Ich stellte mir vor, was sie getan hätte, wenn ich Garranon stehen gelassen hätte, um sie zu verteidigen, und lachte.»Also gut - hast du den letzten Mann, der dich verteidigen wollte, mit deiner Zunge zu einem Haufen Jämmerlichkeit reduziert? Oder hast du ihn einfach mit dem Schwert durchbohrt?«

Sie zog eine Braue hoch.»Was denkst du denn?«

Ich schüttelte den Kopf.»Armer fehlgeleiteter Narr.«

»Ward, hast du Kellen heute Früh beim Frühstück gehört? Er ist wirklich wütend auf Rosem, weil er ihn zurückgehalten hat.«

»‘Ein Mädchen und ein alter Mann haben gegen dieses Geschöpf gekämpft, und du glaubtest, es wäre zu gefährlich für mich.’ Das waren, glaube ich, seine Worte. Zum Glück haben er und Rosem später ge-frühstückt als der größte Teil des Rats.«

»Ich habe Kellen noch nie so wütend gesehen«, sagte sie.

»Rosem hatte recht«, erklärte ich.»Wir können es uns nicht leisten, Kellen zu verlieren. Und er ist noch nicht bereit, gegen Ungeheuer zu kämpfen. Er hat noch nicht das Durchhaltevermögen.«

»Ich hoffte, dass du deshalb etwas unternehmen könntest.«Sie kam näher, als sie weitersprach, und ich holte noch einmal tief Luft, bevor ich mich bremsen konnte; Flieder, ja, genau, danach roch sie.»Es geht nicht nur um die körperliche Gefahr, in die er sich begibt - die Zeit im Asyl hat ihn zutiefst misstrauisch werden lassen. Wenn er nicht einmal mehr Rosem traut, wem dann? Ein König, der niemandem vertraut, ist schwach.«

»Warum kommst du damit ausgerechnet zu mir?«, fragte ich.»Er wird eher auf meinen Onkel hören -und Beckram stand ihm ebenfalls einmal nahe. Oder Garranon.«

»Ich habe Garranon heute Früh noch nicht gesehen - aber ich denke auch nicht, dass Reden helfen wird. Jemand wird ihm zeigen müssen, dass er noch nicht bereit für einen ernsthaften Kampf ist.«

»Du willst, dass ich meinen zukünftigen König angreife?«, fragte ich ungläubig.»In der Hoffnung, dass ich damit beweise, dass Rosem recht hatte, und er sich künftig auf Rosems Urteil verlässt?«

Sie lief rot an, ganz ähnlich wie eine Woche zuvor, als ich mein Hemd ausgezogen hatte, als sie sich uns bei Stalas täglichen Übungskämpfen angeschlossen hatte. Ich hatte gefroren, als ich ohne Hemd weitergekämpft hatte, aber Tisala erröten zu sehen, war es wert gewesen. Diesmal war es nicht Verwirrung, sondern Zorn, der ihre Wangen zum Glühen brachte.

»Beckram könnte ihn schlagen - ich könnte ihn schlagen«, fauchte sie und brachte meine Aufmerksamkeit wieder aufs Thema zurück.»Aber das würde ihn nur demütigen. Von einem Mann von deinem Ruf und deiner Größe geschlagen zu werden, erniedrigt hingegen niemanden - es könnte ihm aber genügend Vernunft beibringen, dass er sich anhört, was du zu sagen hast.«

So ausgedrückt, klang es recht sinnvoll.

»Ich werde tun, was ich kann.«

Ich konnte vor allem mit meiner Tante sprechen. Stala würde wissen, wann und wo Kellen übte. Wenn ich mit ihm kämpfte, dann müsste es weit entfernt von den Leuten sein, die mich vielleicht aufhalten würden - wie mein Onkel.

Ich fand Stala in ihrem Zimmer in dem neu errichteten Gebäude der Blauen Garde. Die mit Haut bespannten Fenster hielten die Kälte des frühen Wintermorgens nicht wirklich fern, aber das Feuer im gemauerten Kamin war warm.

»Was hast du denn mit ihm vor?«, fragte meine Tante, ohne von ihrer Handarbeit aufzublicken.

»Ich werde ihm die gleiche Art Lektion erteilen, wie du sie mir so oft erteilst«, sagte ich.»Ich würde es dir überlassen, aber sein Ego ist erschüttert. Von jemandem geschlagen zu werden, der einen Kopf größer und viele Kilo schwerer ist, wird ihm nicht so wehtun. Wenn ihn aber eine Frau besiegt, die halb so groß ist wie er und seine Mutter sein könnte, könnte ihm das ernsthaft schaden.«

Sie grinste mich an und legte den Rock - Ciarras Rock -, den sie geflickt hatte, beiseite. Meine Tante brachte all ihren Männern bei, wie man nähte; sie sagte immer, man wisse nie, wann man diese Fähigkeit einmal bei Zaumzeug oder Haut brauchen könne.»Er kämpft für gewöhnlich zweimal am Tag, morgens und abends, aber nicht mit der Garde. Er hat den Ring neben dem Stall benutzt und kämpft nur mit Rosem. Er will keine Zuschauer.«

Ich fragte nicht, woher sie das wusste.»Aber heute Früh war er nicht dort.«

Sie schüttelte den Kopf.

»Danke«, sagte ich, und dann griff ich einem Impuls folgend nach ihrer Hand und küsste sie, als wären wir am Hof.

Sie stand auf, zog meinen Kopf nach unten und küsste mich auf die Wange.»Dafür gebe ich dir einen Rat, der dir nicht gefallen wird. Du wirst ihn schnell und gnadenlos schlagen müssen. Bring ihn dazu zu verstehen, dass es sein Tod gewesen wäre, sich gestern Abend diesem Ding zu stellen. Dann nimmst du seinen Kampfstil auseinander...«Sie verriet mir, wonach ich Ausschau halten sollte.

»Das ist nicht viel.«

»Sag ihm das ebenfalls. Sein Problem ist, dass er so lange in einem Kasten saß und sich die letzte Zeit kaum mehr bewegt hat. Das ist seine eigene Schuld -er war bis dahin gut in Form, wie mir Rosem sagte.«

»Rosem hat mit dir gesprochen?«Das überraschte mich; ich hatte ihn kaum zu sehen bekommen und ihn noch weniger gehört.

»Rosem hat in der Blauen Garde angefangen«, sagte sie.»Er kämpfte in Oranstein unter deinem Vater - einer der Gründe, wieso er dich nicht besonders mag. Kellen ist gut ausgebildet, er kennt sich aus mit dem Stil von Shavig und dem von Oranstein, sowohl, was Schwertkampf angeht, als auch den unbewaffneten Kampf. Versuche, ihn mit Axiels Zwergenstil zu bekämpfen.«

»Der ist eigentlich eher für jemanden geeignet, der ein bisschen kleiner ist als ich«, erwiderte ich.

Sie schnaubte.»Mag sein - aber du hast mich trotzdem ein- oder zweimal damit überraschen können. Und nun geh und suche ihn. Ich glaube, er sitzt immer noch im östlichen Mauerturm und schmollt.«

Der östliche Mauerturm in Hurog war der einzige Ort, von dem aus man das Meer sehen konnte. Auch andere suchten ihn gern auf und starrten die Wellen an, wo der Weiße Fluss ins Meer mündete, aber Kellen war allein, als ich ihn fand. So, wie er mich anschaute, als ich näher kam, wäre er offenbar auch gern allein geblieben.

»Kommt und kämpft mit mir«, sagte ich.

»Nein.«Er wandte sich wieder dem offenen Fenster zu.»Aber vielen Dank.«

Seit wir Estian verlassen hatten, war sein Gesicht nicht mehr so blass gewesen. Sein Haar, so dunkel wie üppige Erde, war gezähmt und geschnitten worden. Nur seine Magerkeit unter der eleganten Tunika und dem Obergewand ließ vermuten, dass er bis vor einem knappen Monat Insasse von Jakovens Asyl gewesen war.

Aber innerlich... Ich wusste, wie täuschend eine Fassade sein konnte. Wenn er nicht stark war und wir nicht vorsichtig mit ihm umgingen, würden wir niemanden haben, den wir auf den Thron setzen konnten. Tisala hatte recht gehabt: Rosem war die Krücke gewesen, die ihm erlaubte zu überleben. Kellen brauchte jemanden, der ihn mochte, weil er Kellen war und nicht seine einzige Hoffnung, Jakoven zu besiegen.

»Das war kein Vorschlag«, erwiderte ich freundlich.»Ihr müsst auf etwas einschlagen, und ich ebenfalls. Im Übungsring bei den Ställen ist niemand.«Wir nutzten den Ring nur im Frühling für ein paar Monate zur Ausbildung der jungen Pferde.»Und Ihr könnt es Euch nicht leisten, dass Euer Schwertarm noch schwächer wird.«

Seine Augen blitzten wütend.»Jetzt nehmt Ihr Euch zu viel heraus, Wardwick von Hurog.«

Ich zog die Brauen hoch.»Tatsächlich?«

Zorn erfasste mich, weil ich es nicht hatte vermeiden können, das Schicksal von Hurog in die Hände dieses Mannes zu legen. Er hatte solchen Schaden genommen, dass er uns vielleicht alle mit in den Abgrund ziehen würde. Er musste einfach stark sein.

Ich beugte mich vor, sodass mein Gesicht nahe an seinem war und er unwillkürlich zurückwich.

»Ich denke, Ihr seid schwach«, schnauzte ich.»Ein schwacher Mann kann Hurog nicht für mich retten. Ich werde nicht zulassen, dass mein Volk vernichtet wird, weil ich Angst hatte, auf königliche Zehen zu treten. Und jetzt schafft Euch diese Treppe hinunter und nehmt Eure Feindseligkeit mit in den Ring.«Ich hätte die Stimme, mit der ich sprach, beinahe nicht als meine eigene erkannt, so sehr klang ich wie mein Vater bei einem seiner Anfälle von mörderischer Wut.

Seine Lider senkten sich, bis die Wimpern seine Augen verschleierten, aber es war Zorn, nicht Angst, was seine Schultern beben ließ, als er die Treppe hinunter voranging. Ich blieb auf dem Hof dicht hinter ihm, bis wir durch das innere Tor und vorbei am Stall zum Übungsring gelangten.

Der Zaun hier war fest, sodass ein junges Pferd von nichts abgelenkt wurde, und höher als ich, damit ein verängstigtes Tier sich nicht versucht fühlte, darüber hinwegzuspringen. Dieser Pferch war ein hervorragender Ort zum Kämpfen, wenn man nicht beobachtet werden wollte.

Der Ring war nach den schweren Schneefällen frei geschaufelt worden, aber es hatte inzwischen wieder ein wenig geschneit, und ich konnte die Spuren von Kellens früheren Übungskämpfen auf dem gefrorenen Boden erkennen.

Kellen zog sein schweres Obergewand aus und warf es über den Zaun. Langsam streifte er die Handschuhe ab und griff nach seinem Schwert. Er trat in die Mitte des Rings, bevor er sich mir mit der entspannten Haltung eines Mannes zuwandte, der schon in vielen solchen Kämpfen gestanden hatte.

Ich hatte kein Obergewand und keine Handschuhe, die ich lässig abstreifen konnte, um meinen Gegner einzuschüchtern, also zog ich einfach mein Schwert und folgte dem Mann, dem ich als meinem Hochkönig dienen wollte.

Mach es schnell und hart, hatte Stala geraten. Also tat ich das.


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