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Garranon in Estian 2 страница

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Der Stein wurde schwerer; ich konnte sehen, wie er die Hand senkte. Weder Oreg noch ich hatten ihm Grund gegeben zu werfen. Ich befand mich in sicherem Abstand, weil ich auf dem Boden saß, und Oreg lehnte sich lässig gegen drei Espenschösslinge. Alle anderen waren weiter entfernt. Die Tamerlain war, wie ich bemerkte, ebenfalls verschwunden.

»Du könntest den Stein auch gleich fallen lassen«, sagte Oreg.»Er wird den ganzen Tag hier sitzen bleiben, falls es notwendig sein sollte.«Er sah den Jungen an, der zurückstarrte.»Und falls du nicht an Vergeblichkeit glaubst, könntest du dir auch die Feindseligkeit sparen. Es ist einfacher, wütend auf einen Welpen zu sein, als auf Ward. Du kannst Tosten fragen, wenn du mir nicht glaubst.«

Endlich fiel der Stein, und die raue Fassade bekam einen kleinen Riss, als dem Jungen Tränen in die Augen traten.»Was wollt ihr mit mir machen?«

Ich richtete mich gerade auf und starrte ihm in die Augen.»Ich will dich in Sicherheit bringen. Ich möchte dich mit mir zurück nach Hurog nehmen -wie mein Vater es hätte tun sollen.«

»Ich bin ein Bastard. Der Sohn einer Hure und Eures Vaters«, fauchte er, dann fügte er den Teil hinzu, den er zweifellos für den Verwerflichsten hielt:»Und die Hure war die Base Eures Vaters.«

Oreg schnalzte missbilligend mit der Zunge.»Die Tallvens haben wirklich gute Arbeit bei dir geleistet, wie? In Shavig heiraten Vettern und Basen oft.«Das war ein wenig übertrieben ausgedrückt, würde aber helfen.»Duraughs Sohn ist mit Wards Schwester verheiratet - die auch deine Schwester ist -, und keiner hat sich dabei etwas gedacht.«

Tychis sah ein wenig erschrocken aus - was alle Mal besser war als der verängstigte Trotz, den er zuvor an den Tag gelegt hatte.

»Niemand sagt, dass du deine Base heiraten musst«, versuchte ich ihn zu beruhigen.»Aber du solltest höflich zu Beckram und Ciarra sein - darauf werde ich bestehen.«Da Höflichkeit das Letzte war, um das er sich Gedanken machte, half es, um ihn abzulenken.

»Weißt du, wie man reitet?«, fragte ich ihn und kam damit noch mehr vom ursprünglichen Thema ab.

Er schüttelte den Kopf. Ich stand auf und streckte die Hand aus.»Dann komm, lerne dein Pferd kennen, und ich werde dir erklären, wie es geht. Wenn wir erst in Hurog sind, wird niemand mehr wissen, dass du nicht im Sattel zur Welt gekommen bist.«

Die Verlockung war zu groß. Bald schon saß er auf dem braunen Wallach, den er in Todesbringer umgetauft hatte. Ich hatte Tychis die Auswahl zwischen mehreren Namen gelassen. Der Umfang des Wallachs hätte eher einen Namen wie Heumäher nahe gelegt. Aber Todesbringer war dem Jungen lieber, und die Höhe des Pferds gab ihm eine Illusion von Sicherheit.

Während ich Tychis beibrachte, wie man am besten auf einem Pferd saß (vorzugsweise oben), es lenkte (es allen anderen folgen ließ) und zum Stehen brachte (die Zügel anzog), winkte mir mein Onkel zu, der sich in angeregtem Gespräch mit Kellen und Garranon befunden hatte. Ich reichte Oreg Todesbringers Zügel und schloss mich dem Gespräch an.

»Garranon hält es für möglich, dass Jakoven Hurog sofort angreifen wird«, sagte Duraugh.»Ist es wirklich anzuraten, Kellen dorthin zu bringen? Das Tor war nicht einmal an der Mauer befestigt, als ich auf dem Weg zu deiner Rettung dort übernachtet habe.«

»Das ist wahr«, stimmte ich zu.»Aber ich habe zwei gute Männer, die sich um die Schmiedearbeiten für Hurog kümmern - ich nehme an, das Tor und ein Torhaus oder zumindest ein Fallgitter werden inzwischen ganz oben auf der Liste stehen. Stala erwartet das Schlimmste. Sie hat sich sicher schon etwas ausgedacht, bis wir eintreffen. Wenn es Sommer wäre, könnte es Schwierigkeiten geben, aber inzwischen liegt der Schnee in Hurog wahrscheinlich schon knietief. Mit deinen Männern aus Iftahar können wir ein Heer eine Woche lang abwehren - und Männer aus dem Süden, die in Zelten lagern, werden keine Woche in Hurog überleben.«

»Ich kann ebenfalls helfen«, murmelte Oreg, der den Jungen nahe genug herangeführt hatte, um das Gespräch belauschen zu können.

Ich warf ihm einen warnenden Blick zu.»Magier sind in solchen Situationen immer nützlich.«

»Wenn das Wetter in Hurog nicht zu schlecht ist«, sagte Duraugh,»wirst du herausfinden müssen, ob deine Zwerge Kellen vielleicht in Sicherheit bringen können. Aber sie wollen sich vielleicht nicht in einen Disput unter Menschen einmischen.«

»Zwerge?«, fragte Kellen verblüfft.

Tosten grinste.»Sie schulden Ward noch einen oder zwei Gefallen.«

Mein Onkel führte uns durch ein paar abgeerntete Felder und auf einen Weg, den ich noch nie nach Hurog genommen hatte.

Stalas Stellvertreter, ein Shavig-Mann namens Ydelbrot, kommandierte die Männer und organisierte den Marsch. Auf die Bitte meines Onkels hin lenkte ich Feder zu Ydelbrot und sagte ihm, wir müssten so schnell wie möglich weiterkommen, da der König»vielleicht ein wenig verärgert sein könnte, weil wir Kellen und Tychis mit uns genommen haben«.

Er nickte grinsend.»Ja, es wäre wirklich besser, wenn wir nicht hier in Tallven von einem Heer überrannt würden.«

Ich lächelte, aber tatsächlich machte ich mir mehr Gedanken darum, wie viel Blut Jakoven Tychis abgezapft hatte und wozu er Farsons Fluch damit veranlassen konnte.

Die ganze Reihe trabte los. Ich ließ Feder stillstehen, während die anderen an mir vorbeizogen, und schloss mich dann meinem Bruder an - der zufällig hinter Tisala ritt. Sie leistete Tychis Gesellschaft.

»Er sieht aus wie Tosten in diesem Alter.«Auch Oreg kam nun zu uns und deutete auf Tychis, der so gewaltig auf dem trabenden Pferd auf und ab hüpfte, dass ich mitleidig das Gesicht verzog. Tisala beugte sich zu ihm und sagte etwas, und er stellte sich in den Steigbügeln auf. Ich konnte den erleichterten Seufzer seines Pferds beinahe hören.

»Ich war nie so dünn«, widersprach Tosten entschieden, aber gut gelaunt. Ich drehte mich im Sattel um und starrte ihn an. Er und Oreg schienen viel besser miteinander auszukommen, seit sie meine Rettung organisiert hatten.

Es ist schwierig, beim Traben zu reden, also schwiegen wir in der nächsten Stunde überwiegend. Ich beobachtete Tisala und genoss die frische Luft. Schließlich ließen wir die Pferde wieder im Schritt gehen. Sie waren noch nicht zu müde, aber wenn sie erst bis nach Hurog gestolpert waren, würden sie einen Monat oder länger zu nichts mehr gut sein.

Ich stieg ab, als es Zeit war zu gehen, um Feder so viel wie möglich zu ersparen - ich wog beinahe anderthalb mal so viel wie die meisten Männer.

»Ha«, sagte Tisala, die immer noch zu Pferd saß, obwohl auch andere abgestiegen waren.»Wenn ihr Pferde aus Oranstein hättet, könntet ihr noch eine Meile oder mehr weitertraben, bevor ihr zum Schritt übergehen müsstet.«

»Nein.«Ich schüttelte ernst den Kopf.»Wenn ich ein Pferd aus Oranstein hätte, müsste ich die ganze Zeit laufen, weil meine Beine auf beiden Seiten bis zum Boden hingen.«

Sie lachte, und wir sprachen von alltäglichen Dingen - Dankbarkeit für den letzten Frost, der die meisten Mücken umgebracht hatte, obwohl die letzten beiden Nächte im Lager ein wenig kühl gewesen waren; und die Hoffnung, dass die Wolken über unseren Köpfen noch ein paar Tage warten würden, bevor sie sich ausregneten oder -schneiten. Wir sprachen über alles, nur nicht darüber, was vor uns lag. Solche Gespräche verkürzten den Weg.

»Wie geht es Kellen?«, fragte ich.»Ich habe heute noch nicht viel mit ihm gesprochen.«

»Er gibt eine gute Vorstellung«, sagte sie und nickte nach vorn, wo Kellen neben meinem Onkel ritt.

»Manchmal wird eine Rolle, die man lange genug spielt, ein Teil der Person«, sagte ich.»Ich werde ihm mein Zimmer in Hurog geben - nicht nur, weil es das einzige Zimmer ist, das für ihn passt, sondern weil es sich so sehr von einer Zelle im Asyl und sogar von einem der königlichen Gemächer in Estian unterscheidet, wie es nur ein Haufen Zwerge schaffen kann.«

»Es ist ziemlich vollgestopft«, meinte Tisala.

Ich grinste sie an und freute mich an ihrer scharfen Zunge.»Es gibt noch nicht viele Räume in der Burg mit Türen, die sich schließen lassen, und Dächern, durch die es nicht hereinregnet«, sagte ich.»Viele

Dinge werden dort für kurze Zeit abgestellt und bleiben dann ein paar Jahre.«

Wir schlugen das Lager vor Anbruch der Dunkelheit auf. Ich starrte unter meiner Decke her die Sterne an, um mich zu erinnern, wo ich war, bevor ich die Augen schloss - aber das half nicht gegen meine Träume.

Ich befand mich wieder im Laborraum des Asyls, aber diesmal war ich nicht an den fleckigen Ledertisch geschnallt. Ich stand vor einem anderen Tisch, einem, auf dem Tiegel mit Kräutertränken und Giften aufgereiht waren und Folterwerkzeuge lagen. Ich hielt einen Samtbeutel in den Händen, und ich musste mich zwingen, ihn zu öffnen und hineinzuschauen. Ich zog den Samt zurück, nahm den Stabkopf heraus, der Farsons Fluch genannt wurde, und legte ihn auf einen Ständer auf dem Tisch.

Ich denke, es war die Art, wie ich den Fluch betrachtete, die mich erkennen ließ, dass ich ihn durch Jakovens Augen sah. Die Wolke der Dunkelheit, die ich bei dem Fluch so deutlich bemerkt hatte, war nicht da, obwohl meine Hand, Jakovens Hand, immer noch von seiner Macht vibrierte.

Ich nahm ein Fläschchen heraus und ließ einen sehr kleinen Blutstropfen auf den schwarzen Edelstein fallen. Der Stein flackerte rot auf. Ich berührte den Drachenkopf leicht, nutzte die Macht und schuf ein magisches Licht daraus - und hatte immer noch Magie übrig.

Ich nahm einen sauberen Wildschweinborstenpinsel, wie ihn die Künstler verwenden, und bemalte den Stein mit Blut. Sofort erfüllte Macht meinen Körper, wie in der Nacht, als ich, Ward, Hurog zerstört hatte. Ich streckte die Hand aus, und der Ledertisch, die Eisenfesseln und der Metallsockel verschwanden, und zurück blieb nur ein leerer Fleck auf dem Steinboden.

»Die Hurogs stammen also tatsächlich von Drachen ab«, murmelte Artens Stimme hinter mir.»Wisst Ihr, was mit dem Jungen passiert ist?«

Ich verzog den Mund, als ich dem Erzmagier antwortete.»Garranon ist passiert. Er ist heute Früh mit dem Jungen und einem zweiten Pferd nach Norden geritten.«

»Nach Norden?«In Artens Frage lag keine Dringlichkeit.

»Wohin sonst sollten sie ein Hurog-Balg bringen und sicher sein, dass ich sie nicht für seine Rückkehr bezahlen lasse? Garranon ist nicht dumm.«

»Tatsächlich? Er hat Euch verraten.«

»Der Bann hält ihn nicht mehr sonderlich gut«, sagte ich und starrte die Macht an, die durch meine Hand drang, nicht sonderlich verringert durch die Energie, die es gebraucht hatte, um den Tisch zu zerstören.»Es hat immer so viel Spaß gemacht, den Körper zu verführen, während sich der Geist vor Schuldgefühlen wand.«

»Jadeauge weiß nicht einmal, was Schuldgefühle sind«, erwiderte Arten trocken.

Ich lachte.»Ja, er würde sich zweifellos lieber in Blut winden. Jadeauge hat seinen eigenen Reiz, daran besteht kein Zweifel. Aber ich dachte immer, wenn der Bann, mit dem ich mir Garranons Loyalität gesichert habe, verblassen würde, so würde es ihn zerbrechen.«

»Das wird vielleicht auch noch geschehen«, spekulierte Arten.»Ich frage mich, wie ihm zumute ist, wenn er den Mann verrät, den er so lange geliebt hat.«

Ich lächelte bei dem Gedanken.»Ich hoffe, er weint und hasst sich dafür, denn das hat er als Junge getan. Ich hoffe, er denkt an mich, wenn er es mit seiner Frau treibt. Ich...«

»Jakoven?«

»Ich hatte gerade eine wunderbare Idee«, erklärte ich.»Sagt meinen Wachen, sie sollen mir den Stallmeister bringen, der Garranon durchs Tor reiten ließ.«

»Ward!«

Ich setzte mich keuchend hin und sah im Licht der ersten Dämmerung, wie mein Atem sich vor meinem Gesicht sammelte. Tosten hockte neben mir, ein Becher mit etwas Heißem in der Hand.

»Hast du vom Asyl geträumt?«, fragte er.

Ich schauderte, nahm den Becher mit dünnem Tee, den er mir reichte, und trank einen Schluck, um mir Körper und Seele zu wärmen.»Ja. Wahrträume, denke ich. Ich werde froh sein, wenn wir weit genug von Menogue entfernt sind, dass Aethervon mich in Ruhe lässt.«

Später sprach ich mit Oreg über den Traum und hoffte, dass er mir sagen könnte, wie viel Macht Jakoven aus einem halben Becher von Tychis’ Blut beziehen könnte.

»Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich.»Du musst verstehen, dass ich Farsons Fluch nie gesehen habe - ich spürte nur seine Schaffung und die Störung, die er bewirkte. Es ist so lange her. Nach so vielen Jahren vergeht die Erinnerung, und bei mir läuft so etwas eher noch schneller ab, weil ich nie zurückblicken und sehen wollte, wie lange ich schon versklavt war. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob etwas tatsächlich geschehen ist oder sich die Leute nur eine Geschichte bei einem Krug Bier erzählt haben, ohne sich viel um die Wahrheit zu scheren.«

»Das ist auch gleich«, sagte ich und rieb Feders Nase, als ich neben ihr herging.»Wir müssen Kellen nach Hurog bringen, müssten Shavig veranlassen, ihn zu unterstützen, und ihn dann an einen sichereren Ort schaffen. Wir können nicht riskieren, dass jemand auszieht, um den Fluch oder das Blut zu vernichten...«Ich zögerte.»Ich würde den Fluch finden«, sagte ich - und schon als ich es aussprach, konnte ich beinahe spüren, wie er mich rief.»Wenn ich ihn zerstören könnte... oder Tychis’ Blut weggießen...«

»Sei nicht dumm«, fauchte Oreg.»Selbst ich konnte nicht in diesen Teil des Asyls gelangen. Du würdest dich nur als Jakovens Gast wiederfinden - und diesmal würde er dich nicht mehr unterschätzen.«

»Stimmt«, sagte ich.»Also hoffen wir, dass Jakoven nicht so viel Macht hat, wie es aussieht.«

Ich kannte den Stallmeister, den er hatte zu sich holen lassen. Er war ein guter Mann. Ich hoffte, dass er schnell sterben würde, aber ich erwartete es nicht wirklich. Ich würde es Garranon nicht sagen. Er konnte nichts tun, um dem armen Mann zu helfen, und würde sich nur schuldig fühlen. Ebenso wie ich mich schuldig fühlte. Aber ich konnte es nicht wagen, zurückzukehren.

Ein Jagdhorn blies drei klare Töne, und ich zog Feders Sattelgurt fester und schwang mich wieder in den Sattel. Es hatte noch etwas an dem Traum gegeben, das mich beunruhigte. Ich rang damit, während Feder über die flache Landschaft trabte.

Als wir wieder zum Schritt übergingen, blieb ich im Sattel. Die Tage im Asyl hatten mir meine Ausdauer genommen. Ich würde mich auf Feder verlassen müssen.

Zufällig fand ich mich neben Garranon wieder. Er lief neben seinem Pferd her, in einiger Entfernung von den anderen. Wir zogen ein paar Meilen schweigend weiter, Feder so zufrieden, ihren Schritt Garranons Pferd anpassen zu können, wie ich es war, mit ihm zu schweigen.

Aber offensichtlich wirkte das auf mich beruhigender als auf ihn, denn er sagte schließlich zornig:»Habt Ihr keine Angst, Euch ebenfalls damit anzustecken?«

Verblüfft fragte ich mich, ob ich eingedöst war und einen Teil des Gesprächs verpasst hatte, oder ob meine Erschöpfung mich begriffsstutzig machte.

»Womit anstecken?«, fragte ich.

»Mit dem Wunsch, mit Männern statt mit Frauen zu schlafen«, grollte er mit großer Bitterkeit.

Verblüfft starrte ich auf seinen Kopf hinab. Dann räusperte ich mich und sagte:»Nein.«

Meine Antwort schien ihn zu verstören, und er ging ein wenig schneller weiter. Gehorsam bewegte sich Feder ebenfalls schneller. Trotz Garranons offensichtlichem Bedürfnis, mich abzuschütteln, hielt ich sie nicht auf, denn nun erkannte ich, worin sein Problem bestand.

»Mein Onkel hat nicht deshalb etwas gegen Euch, weil Ihr mit dem König geschlafen habt«, erklärte ich.»Er lehnt Euch ab, weil Ihr das Dekret des Königs überbrachtet, während ich unter seinem Schutz stand, und er nichts dagegen tun konnte. Tosten geht es ganz ähnlich. Die anderen«, ich wies mit dem Kinn auf die Blaue Garde,»mögen Euch wahrscheinlich deshalb nicht, weil Ihr ein Oransteiner seid. Aber es kann selbstverständlich auch sein, dass sie Homosexualität für ansteckend halten.«

Garranon wandte sich kurz ab, dann entspannte er sich und lachte.

»Was mich selbst angeht«, fuhr ich fort,»habe ich eine Frau im Kopf, und es ist mir vollkommen egal, in welchem Bett Ihr Eure Zeit verbringt.«

Er blickte auf, als wolle er etwas sagen, überlegte es sich aber noch einmal, als er mich genauer ansah.

»Ich habe Leute auf dem Scheiterhaufen gesehen, die gesunder wirkten als Ihr.«

»So sagt man mir.«Ich hatte seit meiner Rückkehr aus dem Asyl mehr gestottert als zuvor. Ich trank einen kleinen Schluck aus der Wasserblase, die ich am Sattel trug, und versuchte, nicht an Jadeauges Berührung zu denken.

Meine Erfahrung im Asyl hatte ein paar Fragen hinterlassen, und nun fiel mir ein, dass Garranon sie vielleicht beantworten konnte.

»Im Asyl«, sagte ich und rang sowohl mit der Auswahl der Worte als auch damit, meine störrische Zunge richtig zu bewegen.»Jadeauge...«Meine Kehle schnürte sich zu, und ich wandte den Blick ab.

Garranons Hand ruhte auf meinem Arm.»Vergewaltigung ist Vergewaltigung«, sagte er.»Ob Euer Körper reagiert oder nicht.«

Ich lief rot an und schüttelte den Kopf.»Er hat mich nicht wirklich.«

Garranon wartete darauf, dass ich weiter sprach, aber als ich das nicht konnte, sagte er:»Es ist Vergewaltigung, wenn eine Person eine andere verwundet, weil sie es tun kann. Manchmal verwundet ein Vergewaltiger Euren Körper, manchmal Eure Seele.«

Nach einer Weile fügte er hinzu:»Jemanden zu lieben, sei es einen Mann oder eine Frau, hat mit Zuneigung, Leidenschaft und Freude zu tun, nicht nur mit körperlichem Vergnügen.«Als ich ihn ansah, grinste er und fuhr unbeschwert fort:»Selbstverständlich fühlt es sich auch sehr gut an, wenn man es richtig macht.«

Das Signal zum Aufsteigen erklang. Garranon stieg in den Sattel.

»Danke«, sagte ich.

Er lächelte mir zu und deutete eine Verbeugung an, dann brachten wir die Pferde wieder zum Trab.

Am nächsten Nachmittag versuchte ich nicht einmal mehr, so zu tun, als wäre ich imstande, ein Gespräch zu führen, und an diesem Abend musste Oreg meine Finger von den Zügeln wegbiegen und Feder selbst führen. Am Morgen war es besser, aber spät am Nachmittag konnte ich mich kaum im Sattel halten. Tosten gab Befehl anzuhalten und die wollenen Reitgewänder aus dem Gepäck zu verteilen. Oreg sorgte dafür, dass ich meins anzog. Tisala ritt neben mir und unterhielt sich leise mit Oreg.

Von Kellen bekam ich nicht viel zu sehen, wahrscheinlich, weil er in ähnlicher Verfassung war wie ich. Ich fragte, und Tisala sagte mir, dass Rosem sich um ihn kümmere.

Als es zu schneien begann, war ich viel zu erledigt, um mehr zu tun als mein Gesicht zum Himmel zu heben, denn ich wusste, dass wir meiner Heimat jetzt nahe waren. Ich nehme an, ich war der Einzige in dieser frierenden Gruppe von Männern (und Tisala), der sich freute, als die bitteren Temperaturen der Nacht Feders Hufe am Morgen auf dem Schnee knirschen ließen. Ich erwähnte das Tisala gegenüber, als sie meine Hände auf Frostbeulen hin untersuchte -inzwischen war ich zu ungeschickt, um selbst meine Handschuhe an- und ausziehen zu können.

»Es stimmt wirklich, was man über Shavig-Männer hört«, sagte sie und drehte meine Hand herum.

»Was? Dass wir zäh sind?«, fragte Tosten grinsend, während er Feders Sattelgurt überprüfte und sich bereithielt, um meine unkooperative Person in den Sattel zu heben.

Tisala schüttelte traurig den Kopf und erklärte die Inspektion meiner Hände für beendet.»Nein, dumm. Nur jemand sehr Dummes würde solches Wetter genießen.«

Auch die Pferde spürten, dass sie näher an ihrem Zuhause waren, und hoben die müden Hufe schneller. Der Schnee reichte bis an ihre Sprunggelenke, als wir sehr spät am Nachmittag die Mauern von Hurog in der Ferne erkennen konnten.

Feder wieherte und ging vom Trab zum Kanter über, und dann, als ich sie nicht zügelte, zu einem echten Galopp. Macht erfüllte mich, fegte meine Müdigkeit hinweg und hieß mich zu Hause willkommen.

Als ich näher kam, sah ich, dass die Tore richtig angebracht und verstärkt worden waren, sodass sie jedes Heer aufhalten würden. Es gab zwei Wachen, und als sie mich sahen, rannten sie die Treppen hinunter, um die Türe zu öffnen, aber das war unnötig.

Hurog öffnete sie für mich.

Ich brachte Feder zum Stehen und starrte die Tore an. Ich hatte das nicht bewirkt. Magie zu wirken ist immer auch Arbeit. Aber ich hatte nicht einmal daran gedacht, die Tore zu öffnen, obwohl ich das Aufwallen von Macht gespürt hatte, mit dem es geschehen war. Angeleitet von Hurog.

Hurog wollte, dass ich nach Hause kam. Es hätte mir Angst machen sollen, aber wie kann ein Mann sein eigenes Zuhause fürchten?

Feder und ich durchquerten das Tor feierlich. Die diensthabenden Wachen hießen mich höflich willkommen - mit einer kleinen Spur von Ehrfurcht, die mir sagte, dass sie glaubten, ich hätte die Tore mithilfe meiner Magie geöffnet. Ich ließ sie in dem Glauben.

Schon am Tor erfuhren wir, dass mein Vetter und seine Frau erst an diesem Morgen aus Iftahar gekommen waren. Ciarra ruhte bequem mit ihrer kleinen Tochter in einem der unteren Vorratsräume, wo man ihr ein Bett aufgeschlagen hatte. Ich stieg ab und begann Befehle zu geben. Die Erschöpfung der Reise wurde im Augenblick von der Freude darüber, wieder zu Hause zu sein, in den Hintergrund gedrängt. Ich schickte einen Boten zum Bergfried. Kellen und sein Diener würden sich mein Zimmer teilen. Ich gab Tisala das Zimmer daneben, den einzigen anderen vollendeten Raum auf diesem Stockwerk. Garranon, Oreg, Tosten und ich würden in der Bibliothek schlafen. Mein Onkel würde sich meiner Tante in ihrem üblichen Zimmer anschließen.

Dann schickte ich einen weiteren Mann aus, um die Stallburschen zu holen, damit sie sich um die erschöpften Pferde kümmerten, die gerade durch das Tor hereinkamen.

»Es gibt also Krieg?«, fragte Stala, nachdem sie sich durch das allgemeine Durcheinander an meine Seite gedrängt hatte.

Ich umarmte sie kurz und fest.»Nicht sofort«, antwortete ich.»Aber ja.«

»Selbst wenn ganz Shavig hinter uns steht, werden wir immer noch verlieren«, sagte sie - die Bemerkung einer Lehrerin an ihren Schüler, keine Kritik.»Aber wir können ihm wehtun.«

Ich schüttelte den Kopf.»Vielleicht auch mehr als das. Ich weiß nicht, ob Beckram es dir gesagt hat -ich bringe einen königlichen Gast nach Hurog. Wir haben Kellen aus dem Asyl gerettet, damit Alizon ihn auf den Thron setzen kann.«

Sie holte tief Luft, dann lachte sie.»Das ändert die Dinge tatsächlich.«

»Vielleicht nicht genug«, antwortete ich.

»Wir werden dafür sorgen, dass es ausreicht«, sagte sie.»Und jetzt gib mir dieses Pferd; ich werde jemanden finden, der sich um Feder kümmert. Du gehst rein und wärmst dich auf.«

Ich verbrachte die Nacht auf einem Strohsack in der Bibliothek zusammen mit Oreg, Tosten, Garranon und einer misstrauischen Straßenratte mit Hurog-Augen. Ich würde etwas finden müssen, womit Ty-chis sich beschäftigen konnte, etwas, das ihm das Gefühl gab, zu uns zu gehören.

Darüber dachte ich immer noch nach, als ich in einen zum Glück traumlosen Schlaf fiel. Ich erwachte beim ersten Morgenlicht und fühlte mich seit langer Zeit endlich wieder wie ich selbst. Ich atmete Hurog-Luft und spürte die vertrauten Strömungen von Magie, die mich durchflossen und die schreckliche Leere füllten, die ich fern von Hurog immer empfand. Sie säuberten mich von den immer noch vorhandenen Auswirkungen der Zaubertränke und Kräuter, die mir Jakovens Magier eingegeben hatten.

Ich ging um meine schlafenden Kameraden herum und verließ die Bibliothek, ohne jemanden zu wecken.

Ich würde eine Beratung einberufen und Räume dafür vorbereiten müssen. Aber zuerst musste ich ausreiten.

Im großen Pferch waren vier Pferde. Eine mond-farbene Stute mit sanften Augen, zwei braune Matronen, denen man Jahre des Fohlens an ihren erweiterten Brustkörben und der schlaksigen Haltung ansah, und ein schlammdunkler, grobknochiger Hengst, der trompetete und auf mich zustürmte, als ich nach ihm pfiff.

»Hast du mich vermisst, Blümchen?«, fragte ich, öffnete das Tor und legte ihm ein Halfter an. Er schubste mich mit der Nase und untersuchte mich mit flatternden Nüstern, als wolle er sich überzeugen, dass man mir auch nichts getan hatte.

»Nichts, was du sehen oder riechen könntest, Blümchen. Nichts Äußerliches«, versicherte ich ihm und führte ihn zum Stall, wo Sattel und Zaumzeug auf uns warteten. Seine Narben waren deutlich zu sehen, weißes Haar an Rippen und Flanken und Kerben in der weichen Haut in seinen Maulwinkeln.

Er zeigte mir seine Begeisterung, als wir über die Bergpfade eilten. In den letzten Jahren hatte ich weniger Gelegenheit zu diesen wilden Ritten gehabt; ich hatte sie auch weniger gebraucht, weil ich mich daran erfreut hatte, Hurog wieder zu einem wohlhabenden Land zu machen. Aber Blümchens Gedächtnis war gut, und seine Hufe zögerten nicht, als er den steilen, schneebedeckten Wildpfad hinaufeilte. In Hurog gab es echte Berge.

Als wir bei den zerbrochenen Bronzetoren am Berghang standen, starrten wir auf Hurog hinab. Es sah nicht mehr so beeindruckend aus wie früher. Die klaren schwarzen Linien wirkten weicher durch den Granit und durch die Stellen, an denen wir die Mauern noch nicht wieder hatten ersetzen können. Aber die Aura des Verfalls, die die Burg umgeben hatte, war verschwunden.

Blümchen legte ein Ohr zurück, also drehte ich mich um, um zu sehen, was er gehört hatte.

Der Drache, der mich anstarrte, war nicht Oreg. Seine Schuppen glitzerten grün und schwarz, nicht lila, und er war nicht einmal halb so groß.

Blümchen, inzwischen an lange Ritte mit Oreg gewöhnt, zuckte nicht mit der Wimper, als der Kopf des Drachen plötzlich an ihm vorbeischoss, sodass sein rechtes Auge auf gleicher Höhe war wie meins.

»Hurogmeten«, sagte er in einer Stimme, die klang wie Tostens, als mein Bruder zehn Jahre alt gewesen war.

»Drache«, erwiderte ich. Oreg hatte mir gesagt, dass er nicht der einzige Drache in dieser Region war, aber ich hatte nie einen anderen gesehen. Bis jetzt.

Er legte den Kopf schief und stieß fest mit einem knochigen Wulst gegen meine Schulter. Dann zog er den Kopf wieder zurück.»Sie singt in dir«, verkündete er.»Sie haben es mir erzählt, aber ich wollte nicht glauben, dass Magie in einem Menschen singen könnte.«

»Das hier ist Hurog«, sagte ich.»Und ich bin Hurogmeten.«

»Hurog«, sagte er nach kurzem Schweigen,»bedeutet Drache.«

»Ja«, stimmte ich lächelnd zu.

Das schien ihn zufrieden zu stellen. Nach zwei raschen Schritten den Hang hinab erhob er sich ein wenig ungelenk in die Luft.

»Er ist noch sehr jung«, sagte ich vergnügt zu Blümchen. Ich hatte Oreg nicht wirklich geglaubt, als er mir sagte, es gebe noch mehr Dachen - immerhin hatte man seit langer Zeit keine mehr gesehen.

»Tosten kocht vor Wut«, erklang Ciarras Stimme auf der anderen Seite meines Pferds.»Er sagte, gestern hätten sie beinahe einen Reiter hinter dich gesetzt, um dich im Sattel zu halten - und dennoch sah einer der Stallknechte heute Früh, wie du den Berg hinaufgeritten bist.«

Ich legte Blümchens Bürste aufs Regal und wandte mich der offenen Stalltür zu. Meine Schwester, in dicke Winterkleidung gehüllt und umrissen von der Morgensonne, sah aus wie der Geist, nach dem sie ihre kleine Tochter benannt hatte. Ihr helles Haar schien sich nicht verändert zu haben, seit sie ein Kleinkind gewesen war.


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