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Wardwick in Hurog 9 страница

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»Ich glaube dennoch, die Sorgen waren der Hauptgrund«, sagte sie.

Als Tisala und Oreg in die Bibliothek von Lord Du-raughs gemietetem Herrenhaus kamen, wartete Tosten dort auf sie. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und als Tisala und der Magier hereinkamen, setzte er die alte Harfe ab, an der er herumgenestelt hatte, und rieb sich das Gesicht.

»Ich habe ihn gefunden.«Tisala sprach sehr leise, damit sie im Haus keine Schlafenden weckte.

»Wie geht es ihm?«

Sie wandte den Blick ab und sagte:»Oreg glaubt, dass sie Kräuter benutzen - er war nicht er selbst.«Das Bild von Ward, wie er versucht hatte, sich unter dem Stroh zu verstecken, quälte sie, und sie sah keinen Grund, das seinem Bruder mitzuteilen - besonders, wenn die Auswirkungen der Kräuter, wie sie hoffte, nur kurzfristig sein würden.

Tosten wandte sich Oreg zu.»Aber er wird wieder in Ordnung kommen?«

»Ich hole ihn heute Nacht.«Auch Oreg wich einer direkten Antwort aus.»Helft mir, die Möbel zu verschieben, ich brauche einen leeren Raum am Boden.«

Bis sie mit Räumen fertig waren, war auch Lord Duraugh, der noch müder aussah als Tosten, hereingekommen, um nachzusehen, was den Lärm verursachte.

Oreg holte ein Stück Pergament heraus und bat Tisala, ihn zu korrigieren, als er den Teil des Asyls zeichnete, in dem Ward sich befand. Als er fertig war, hatte er einen recht brauchbaren Grundriss. Dann zerpflückte er Tisalas Gedächtnis noch einmal. Sie stellte fest, dass sie sich an Einzelheiten erinnerte, die sie unmöglich wissen konnte: wie viele Steinblöcke sich zwischen den Zellentüren befanden, wo die Farbe innen an Wards Zellentür abgekratzt war, welche Form das Schloss hatte.

Erst als er mit ihr fertig war und sie auf eine Bank sackte, erkannte sie, dass er Magie angewandt hatte -sie konnte ihre Abwesenheit spüren, nachdem sie geendet hatte.

Ohne ein weiteres Wort nahm Oreg ein Stück Holzkohle und begann, auf den gebohnerten Holzboden zu zeichnen.

»Was tust du da?«Tostens Stimme ließ Tisala aufschrecken. Sie hatte vergessen, dass er und Duraugh sich ebenfalls im Zimmer befanden.

»Transportzauber ohne ein genaues Ziel sind immer schwierig«, erwiderte Oreg.»Das hier«, er hielt inne, um auf das zu zeigen, was er bereits auf den Boden gezeichnet hatte,»wird bei meiner Rückkehr helfen, falls etwas schiefgehen sollte. Ich werde mich hoffentlich zu dem Ort bringen können, wo sie Ward festhalten, und dann kann ich uns beide nach draußen schaffen.«

»Sie haben den Bereich verzaubert, um zu verhindern, dass jemand so etwas tut«, sagte Duraugh.»Ich habe ein paar Freunde danach gefragt, selbstverständlich diskret.«

»Jakovens zahme Zauberer haben nicht die Macht, es gegen mich zu schützen«, sagte Oreg verächtlich.

Tisala hatte schon zuvor gesehen, wie der Zauberer ihres Vaters Symbole benutzt hatte, um Magie zu wirken, aber die Art, wie Oreg sich bewegte, war vollkommen anders - es kam ihr so vor, als hätte sie zuvor begabte Amateure bei der Arbeit beobachtet und sähe nun zum ersten Mal einen wahren Künstler. Oreg hielt nie inne, um etwas in einem Buch nachzuschlagen, und geriet nicht ins Stocken, als er genaue Linien auf den Boden zeichnete, die Tisala im schlechten Licht kaum erkennen konnte. Er musste nicht aufhören und noch einmal von vorne anfangen. Aber er brauchte trotzdem eine ganze Weile, bis er zufrieden war.

Nachdem er die Kohle hingelegt hatte, sprang er leichtfüßig über sein Kunstwerk hinweg und ließ sich im Schneidersitz in dem Bereich nieder, den er in der Mitte freigelassen hatte. Er schloss die Augen und rührte sich nicht mehr.

Lange Zeit schien überhaupt nichts zu geschehen, und als die ersten Funken von den Markierungen am Boden ausgingen, glaubte Tisala zunächst, dass sie sich das nur einbildete.

Dann schlug die Temperatur im Raum zwischen einem Atemzug und dem nächsten von Winterkälte zu unerträglicher Hitze um. Blaue und goldene Funken sprühten von den schwarzen Markierungen und machten den Raum so hell, dass Tisala den Arm heben musste, um ihre Augen zu schützen.

Als sie ihn wieder senkte, war das Zimmer voller Qualm, und ein Drache lag aufgerollt dort, wo Oreg gesessen hatte, und füllte beinahe den gesamten Raum.

Dann verwandelte sich der Drache zurück in Oreg, der ein paar Schritte vorwärtstaumelte und auf die Knie fiel. Duraugh eilte an seine Seite und half ihm auf einen Stuhl.

»Oreg?«, fragte er.»Was ist passiert?«

Der Zauberer atmete schwer.»Ich kann nicht zu ihm gelangen«, sagte er mit bebender Stimme.»Solche Schutzzauber habe ich nicht mehr erlebt seit... Es ist mit Drachenmagie geschützt. Ich konnte nicht durchkommen. Wenn ich drinnen wäre, bei ihm, würde ich ihn wahrscheinlich herausbekommen -aber nicht von hier aus.«

»Sie haben einen Drachen?«, fragte Tosten angespannt.

Oreg schüttelte den Kopf.»Eher einen Überrest -ein Zahn oder eine Schuppe würden genügen.«

»Und du bist sicher, du könntest ihn von innen herausbringen?«, fragte Tisala.

Oreg lächelte finster.»Ja.«

Sie rieb sich die Augen.»Ich werde sehen, was wir tun können. Es gibt nur eine Person, die für diesen Bereich zum Putzen eingeteilt ist. Es wird schwierig sein, sie wieder auszutauschen, ohne dass Fragen gestellt werden - nicht zu reden von der Anwesenheit von Magiern, die es vielleicht bemerken, wenn ein anderer Magier durch die Tür kommt, und wenn er hundertmal aussieht wie jemand vom Reinigungstrupp.«

WARDWICK

 

Was man tut, wenn niemand zusieht, enthüllt den wahren Charakter. Tag um Tag wurde ich schwächer, und es wurde stündlich schwieriger, die Schmerzen zu ertragen. Der größere Teil der Panik, die mich schüttelte, hatte nichts mit den Kräutern in dem Wasser zu tun, das ich trank - ich hatte begonnen, die Hoffnung zu verlieren.

Oreg, wo bist du?

Manchmal brachten mich die Dämonen zurück in meine Zelle, wenn die Morgensonne durch das kleine vergitterte Fenster hoch über mir fiel, und ich starrte das blasse Licht auf dem Stroh an, weil es meinen Augen wehtat, direkt zum Fenster zu schauen. In meinen klareren Momenten erkannte ich, dass sie mich absichtlich nicht schlafen ließen.

Irgendwann hörte ich auf, das Essen, das sie mir brachten, zu mir zu nehmen, aber es gelang mir, mich zu erinnern, dass das Wasser wichtig war, also trank ich es, bevor ich wieder in meine Höhle aus Stroh kroch.

Ich wusste, dass es beinahe Zeit für die Ungeheuer war, denn meine Gedanken waren relativ klar. Die Tür ging auf, und ich versuchte, so zu tun, als wäre

ich nicht da, vergrub mich im Stroh, damit sie mich nicht finden konnten.

Aber es waren nicht die üblichen Ungeheuer, denn die Tür ging wieder zu und schloss den Eindringling mit mir ein. Dieser Bruch in der Routine war beängstigend, und der Adrenalinrausch, den das bewirkte, ließ mich aufspringen.

Eine Frau in einem schlichten Wollkleid stand direkt hinter der Tür. In der rechten Hand hielt sie einen Holzrechen.

»Tisala.«Die kleine Stimme sprach zum ersten Mal seit langer Zeit, aber sie ging beinahe unter in dem Meer von Entsetzen, das mich überschwemmte. Ich hatte nicht lange gebraucht, um zu begreifen, dass alles Neue schlecht war.

Sie kam zögernd auf mich zu, ein schreckliches Geschöpf mit sieben Köpfen, das mich mit den Tränen, die über seine Wangen liefen, vergiften würde. Ich zog mich so weit ich konnte zurück, aber sie kam immer näher.

»Tis«, sagte ich, obwohl ich nicht geplant hatte, etwas zu sagen.»Bleib zurück. Bitte.«Ich wusste, wenn sie versuchte, mich zu berühren, würde ich sterben. Aber die kleine Stimme war aus ihrem Versteck getrieben worden, und zwar aus Angst, dass ich ihr wehtun würde.

Sie trat zurück und ließ mich in meine Zuflucht kriechen, während sie das Stroh wegrechte, das nicht zu meinem Nest gehörte. Ich duckte mich an die Wand und zitterte.

Als sie weg war, weinte ich, wie sie geweint hatte, aber ich wusste nicht, warum. Ich hörte nicht auf, bis die Ungeheuer wiederkamen.

Diesmal hielten sie meinen Kopf unter Wasser, aber ich wehrte mich nicht, weil Jadeauge mir befahl, es nicht zu tun.

Ich hielt den Atem an, bis ich das Bewusstsein verlor. Dann taten sie - und ich - es noch einmal.

Das hier war etwas Neues, und in meiner betäubten Erschöpfung kam es mir vollkommen vernünftig vor, in die Tiefe des Wassers zu spähen und dort nach... Sicherheit, Klarheit, was auch immer Ausschau zu halten. Es kam mir so vor, als könnte ich sie so gerade eben außerhalb meines Blickfelds erkennen.

»Was erkennen?«, fragte Jadeauge, nachdem ich zum zweiten Mal hustend und würgend aufgewacht war.

Ich blinzelte ihn an wie ein Idiot; selbst nach vier Jahren war die Maske der Dummheit, die ich meine ganze Jugend getragen hatte, auf meinem Gesicht noch zu Hause. Tosten hatte mich oft deshalb geneckt.

Tosten. Hurog.

»Etwas, was die Leere in mir füllt«, sagte ich und erkannte, nachdem ich es gesagt hatte, dass es wahr war. Diesmal rollte ich von der nassen Bank ins Wasser, ohne dass sie mir halfen.

Hurog, dachte ich. Drache, komm und hole mich.

Drachenklauen rissen an mir, Drachenmagie erfüllte mich einen Augenblick. Ich kannte diesen Drachen.

»Oreg!«, schrie ich unter Wasser.

Dann war er wieder verschwunden, und die Leere, die die Trennung von Hurog stets in mir bewirkte, war umso unerträglicher, weil sie für kurze Zeit nicht mehr leer gewesen war. Es war unendlich viel schlimmer als die Schmerzen in meinem Kopf, und ein Teil von mir glaubte, dass ich nie wieder ganz sein würde. Dass es ihnen diesmal gelingen würde, mir Hurog wegzunehmen.

Hände, keine Drachenklauen, zogen mich aus dem Wasser und schnallten mich auf den Tisch in der Mitte des Raums.

»Habt Ihr das gespürt?«, fragte Jadeauge aufgeregt den anderen Magier.»So fühlte sich seine Magie auf dem Weg hierher an. Habt Ihr jemals so etwas erlebt?«

Ich weinte, weil Oreg weg war. Selbst in meinem verstörten Zustand wurde mir klar, dass Oreg versucht hatte, mich zu retten - und er hatte versagt. Es würde keine Rettung geben. Und wenn Oreg mich nicht retten konnte, dann konnte es niemand.

»Es war ungewöhnlich«, gab Arten zu.»Aber Jakoven hat sehr eindeutig befohlen, dass wir ihn brechen, und ich denke, das ist uns gelungen. Die Drogen sollten einigermaßen aus seinem Körper verschwunden sein, und dennoch hat er sich das letzte Mal freiwillig ins Wasser geworfen. Es könnte sein, dass er versucht, sich umzubringen, aber dieses Aufflackern von Magie.«

»Er suchte nach etwas«, sagte Jadeauge und tätschelte mir die Stirn.»Nicht wahr, Ward?«

Seine Stimme war so sanft und beruhigend, ich musste einfach antworten.»Drachen«, schluchzte ich.»Der Drache ist weg.«

Arten nickte abrupt.»Ich werde mit Jakoven zurückkehren«, sagte er.»Amüsiert Euch, bis ich wiederkomme. Bringt ihn nicht zurück in die Zelle. Ich werde Jakoven sagen, dass es Euch gelungen ist, den Effekt erneut zu erzeugen, den Ihr auf dem Weg hierher bemerkt habt. Aber ich glaube, er will seine Pläne unbedingt bald ausführen.«Mit diesen Worten ließ er mich mit Jadeauge allein.

Und Jadeauge amüsierte sich. Diesmal war es anders. Das Wissen, dass nicht einmal Oreg mich herausholen konnte, hatte einen harten Kern des Widerstands zerbrochen. Das bisschen Tünche, dieser Schatten meiner alten Maske, den ich trug, um mich zu schützen, zerriss, und es gab nichts mehr, was mich schützte. Ich schrie, wenn die Schmerzen durch meinen Körper rasten und mir alle Beherrschung nahmen. Ich schluchzte, er solle aufhören, dann schluchzte und zitterte ich, wenn er es tat und auf die Schmerzen seine streichelnden Hände folgten. Ich wünschte mir sehnlichst, die Schmerzen sollten weitergehen - alles war besser als dieses sichere Wissen, dass sie wieder beginnen würden, und wieder und wieder, bis mein Wunsch erfüllt wurde.

Es war während einer dieser >Ruhe<-Perioden, als Jakoven endlich kam. Ich hörte nicht, dass er hereinkam, bemerkte ihn nicht, bis er mich leicht ins Gesicht schlug.

»Ah, Ward, mein Junge. Gut, Euch zu sehen«, sagte er.

Ich starrte ihn ausdruckslos an. Ich machte mir schon lange keine Gedanken mehr wegen der inzwischen vertrauten Gerüche, die Jadeauges Unterhaltung begleiteten: Kot und Urin, Blut und Schweiß. Auch die Tränen, die mir weiterhin über die Wangen liefen, störten mich nicht, obwohl mir bewusst war, dass all diese Dinge mich früher einmal verlegen gemacht hätten - besonders die Tränen.

»Hurogs weinen nicht.«Es war nicht meine innere Stimme, die da sprach, sondern eine ältere. Ich brauchte einen Moment, um mich zu erinnern, dass mein Vater tot war und dass ich ihn nicht mehr zu hassen brauchte.

Ich glaube, Jakoven nahm an, dass mein hasserfüllter Blick ihm galt, und begriff nicht, dass ich beinahe jenseits aller Möglichkeit war zu erkennen, wer er war.

»Wisst Ihr, wieso Ihr hier seid?«

Nein, dachte ich.»Hurog«, sagte ich mit einer Stimme, die so heiser und tief war, dass man sie sicher kaum verstehen konnte. Dann zog sich das Gewebe in meinem Hals, geschwollen vom Schreien, so fest zusammen, dass ich kein Wort mehr herausbrachte.

Jakoven wandte sich von mir ab und sagte:»Verlasst uns. Du bleibst, Jadeauge.«

Die anderen gingen. Mir war bis dahin nicht klar gewesen, dass außer dem König, Jadeauge und mir noch andere im Labor gewesen waren, aber eine Anzahl von Magiergewändern kam an mir vorbei.

Als sie weg waren, zog sich Jakoven einen Hocker heran und setzte sich neben meinen Kopf, sodass ich ihn sehen konnte. Der König von Tallven, der über die Fünf Königreiche eingeschlossen meines eigenen Shavig herrschte, war in vielerlei Hinsicht die Verkörperung dessen, was ein König sein sollte. Seine Stimme war wohltönend und trug weit, die Art von Stimme, die Heere in einer Schlacht ermutigen konnte. Sein Gesicht war regelmäßig, ohne gut auszusehen - das Gesicht eines Generals vielleicht, oder eines... nun ja, eines Königs eben.

»Arten erzählt mir, dass Ihr meinen Jadeauge verblüfft habt, bis er glaubte, Ihr wäret auf eine neue Form der Magie gestoßen.«Der König schüttelte mit einem königlichen Lächeln den Kopf.»Er ist noch jung und noch nicht vielen Magiern begegnet, die sich selbst unterrichtet haben - wie ich es getan habe.«Er streckte die Hand aus und wischte mir mit einem sauberen weißen Tuch die Wangen ab, aber ich weinte weiter, ohne zu wissen, warum.»Wenn ein Magier sich selbst Magie beibringt, hat er wenig Kontrolle darüber, und ihm entschlüpft manchmal Macht, die er eigentlich einfangen und benutzen sollte. Euer Vater hätte Euch wirklich ausbilden lassen sollen. Ich bezweifle, dass Ihr auch nur wisst, dass Ihr einen magischen Beschützer erzeugt, um Euren Schlaf zu bewachen - daher kommt auch das Gefühl einer eigenen Intelligenz, die Jadeauge gespürt hat.«

»Aber...«, widersprach Jadeauge.

»Still, mein Junge. Du bist noch jung und überzeugt, dass du alle Antworten kennst. Ich weiß, dass dieser Hüterzauber ein fortgeschrittener ist - aber jemand muss sich ihn irgendwann ausgedacht haben. Ich nehme an, wer immer es tat, ging ganz ähnlich vor wie unser junger Freund hier. Armer Junge«, gurrte er und küsste mich.

Ich würgte und zuckte, aber der König war sorgfältig, und die Riemen, die mich hielten, gaben nicht nach. Angst erfasste mich, stieg von meinen Füßen bis in meinen Kopf und bewirkte, dass mir schwindlig wurde. Angst vor dem König, Angst vor den Schmerzen, Angst davor, was sie nun Neues tun würden.

Ich hörte, wie Jadeauge etwas sagte, aber ich achtete nicht darauf.

»Eifersüchtig?«, fragte der König und zog sich zurück.»Dummer Junge. Und jetzt hol mir diesen Beutel auf dem obersten Regal - nein, nicht diesen. Den kleinen. Danke.«

Ich konnte den Beutel nicht sehen, weil mein Kopf festgebunden war. Und der König hatte sich zurückgelehnt, sodass ich ihn auch nicht hören konnte; ich spürte nur die federleichte Berührung seiner Finger an meiner Stirn.

»Wusstet Ihr, dass Hurog in altem Shavig Drache bedeutet?«, fragte der König. Mein Magen zog sich zu einem weiteren Knoten zusammen.»Was glaubt Ihr wohl, weshalb das so ist?«

Ich sagte nichts, aber Jadeauge antwortete:»Ich nehme an, weil die Drachen, als es noch welche gab, in der Nähe von Hurog nisteten.«

»Mmm«, sagte der König.»Es gibt Geschichten über Hurog. Es heißt, die Drachen wurden von einem magischen Stein angezogen, der tief im Herzen von Hurog begraben liegt.«

Das Einzige, was ich tief im Herzen von Hurog gefunden hatte, waren die Knochen eines Drachen gewesen, und darum hatte ich mich gekümmert, als ich eben diese Knochen hernahm, um die kranke Erde zu heilen.

»Das habe ich auch schon gehört«, sagte Jadeauge.

»Als ich den Hurogmeten danach fragte - den echten Hurogmeten, den Vater von diesem hier -, lachte er nur und sagte, es gäbe nichts in Hurog, was einen Drachen anziehen würde. Ich bin seitdem zu dem Schluss gekommen, dass er recht hatte - aber in alten Geschichten liegt dennoch oft ein Körnchen Wahrheit. Vor ein paar Jahren, während Renovierungsarbeiten hier im Schloss in Estian, stieß mein Steinmetz, möge seine Seele Ruhe finden, auf etwas Seltsames. Er zeigte es mir, kurz bevor er starb.«

So gebrochen ich war, fragte ich mich doch, wieso Jakoven es für nötig hielt, Jadeauge daran zu erinnern, dass er jeden töten konnte, den er wollte.

Vielleicht, dachte ich und konnte zum ersten Mal Tostens frühere Neigung zum Selbstmord nachfühlen, vielleicht wird Jakoven mich ja auch umbringen. Aber ich glaubte es nicht wirklich, ich hoffte es nur.

Ich hörte Tuch rascheln. Jadeauge keuchte, und ein kalter Nebel dunkler Magie kroch durch meine Haut und besudelte mich von innen und außen.

»Ich habe es hier in diesem besonderen Beutel aufbewahrt, damit niemand je neugierig darauf wurde - dir ist vielleicht aufgefallen, wie schwer es dir fiel, ihn zu finden, selbst nachdem ich darauf gezeigt hatte. Erkennst du, was es ist?«

»Nein, Sire«, sagte Jadeauge mit vor Angst oder Aufregung belegter Stimme.»Es ist sehr alt - und machtvoll.«

»Was ist mit Euch, Junge?«

Eine Hand erschien in meinem Blickfeld und zeigte mir einen bronzenen Stabkopf. Magier schmückten ihre Stäbe oft mit kunstvollen Metallskulpturen, aber das waren für gewöhnlich nichts als teure, mit Edelsteinen und Glasperlen besetzte Spielzeuge. Das hier sah nicht einmal beeindruckend aus, es war nur das primitive Abbild eines Drachen, der einen kleinen Edelstein im offenen Maul trug. Auf eine Körperlänge Abstand hätte niemand den matten, wolkigen Stein von Erbsengröße auch nur bemerkt, und noch weniger, dass er zwischen den Kiefern des Drachen schwebte, ohne das Metall irgendwo zu berühren. Und einer, der nicht zur Magie geboren war, hätte auch nicht diese schwarze Macht spüren können, die von dem Stein ausging. Ich konnte die Welle von Elend beinahe sehen, die mich wie dicker Sirup überzog.

Ich wusste, was es war, wenn auch nicht, wie es überlebt hatte. Jeder, der je die Geschichte vom Sturz des Kaiserreichs gehört hatte, hätte es erkannt. Jadeauge hatte offenbar nichts für Musik oder alte Geschichten übrig.

»Sagt ihm, was es ist, Ward, wenn Ihr es wisst.«Ich brauchte Jakoven nicht zu sehen, um das Lächeln in seiner Stimme zu hören.

Wenn meine Kehle sich nicht vom Schreien geschlossen hätte, hätte ich gehorcht. Aber wenn meine Kehle nicht schon vom Schreien geschlossen gewesen wäre, hätte sie sich jetzt vielleicht vor Angst zusammengezogen. Nicht von der namenlosen Angst um mich selbst, die mich vor ein paar Augenblicken noch so erschüttert hatte, sondern vor herzzerreißender Angst um alles, was ich liebte.

»Ah, Kinder! Wie ungebildet ihr doch seid. Das hier ist der Fluch des Kaiserreichs, Zerstörer von Städten, auch Farsons Fluch genannt. Der größte Magier aller Zeiten, Farson Weißhaar, nahm das Blut von drei Drachen und konzentrierte es in diesem kleinen Stein - ein Experiment. Jahre später wurde Farsons Fluch gestohlen, und Feinde des Kaiserreichs nutzen ihn, um die Steingebäude und Mauern der großen Städte niederzureißen und sie zu Asche zu machen. Farson holte ihn zurück, versteckte ihn und schwor, dass niemand ihn je wieder benutzen würde.«

Ich hatte gehört, der letzte Kaiser, ein Junge von zwölf, habe Farsons Fluch gestohlen und versteckt, weil er ihn später wieder aus dem Versteck holen und verwenden wollte. Aber der Junge und seine Leibwächter wurden entdeckt. Sie starben, ohne zu verraten, wo der Fluch sich befand. Wie auch immer, es war eine gute Geschichte.

»Farsons Fluch?«Jadeauges Stimme war ungläubig, aber nicht wirklich zweifelnd - die Macht dieses Dings war deutlich spürbar.»Ich dachte, er bestünde aus Gold, und der Edelstein sollte so groß sein wie meine Faust. Mein Diener hat beeindruckendere Edelsteine als den da.«

Die Magie, die sich um den Fluch sammelte, wuchs nicht einfach und breitete sich aus, hatte ich schließlich erkannt, sie erforschte. Ich schauderte, als die dichte Dunkelheit durch meine Verteidigungen schlüpfte und gierig meine Magie schmeckte. Es lag eine gewisse Ironie darin, dass Jadeauge Oreg für eine Art intelligenter Magie hielt und das hier nicht einmal bemerkte. Ich hatte schon zuvor Magie wie diese gespürt, in Menogue und Hurog.

»Nur, dass die Edelsteine deines Dieners keine Stadt von der Größe Estians mit einem einzigen Wort dem Erdboden gleich machen könnten. Zeige gefälligst Respekt.«Der König nahm den Stabkopf aus meinem Blickfeld, aber die Magie blieb.

»Zu schade, dass Ihr es nicht benutzen könnt«, sagte Jadeauge.»Es muss mit Drachenblut genährt werden, und es gibt keine Drachen mehr.«

Der Hocker des Königs knarrte, und er sagte:»Ich bin bei meinen Nachforschungen auf etwas Interessantes gestoßen. Es war so unbedeutend, dass ich es beinahe nicht beachtet hätte. Wie alt ist die Burg von Hurog?«

Ich konnte das Achselzucken in Jadeauges Stimme beinahe hören.»Sie ist alt, vielleicht aus dem fünften Jahrhundert nach dem Kaiserreich. Dann wäre sie achthundert Jahre alt.«

Älter als das, dachte ich. Viel älter.

»Es gibt Bücher in meiner Privatbibliothek, die zur Zeit des Kaiserreichs verfasst wurden, und in einem davon wird Hurog erwähnt. Sie nennen es die Drachenburg.«Ich konnte hören, wie Jakovens Fingernagel gegen etwas Metallisches tippte, vielleicht war es der Stabkopf.»Es gibt eine Geschichte darüber, dass die ersten Kaiser einen Magier hatten, der ein Drache war. Es gibt auch alte Geschichten, in denen behauptet wird, der Herr von Hurog sei ein Drache. Was glaubt Ihr, Ward? Stammt Ihr von dieser Magie ab? Habt Ihr Drachenblut?«

Er schnitt mich in den Arm, nur ein wenig, und wischte das Blut dann mit dem gleichen Tuch ab, mit dem er zuvor mein Gesicht getrocknet hatte. Ich sah nicht, was er damit tat, aber wahrscheinlich rieb er die blutige Stelle des Tuchs an den Edelstein, denn etwas geschah.

Jadeauge schrie laut, und der Hocker des Königs fiel um. Die Macht, die mich untersucht hatte, veränderte sich ein kleines bisschen. Für einen Augenblick erkannte sie mich.

»Hurog?«, fragte sie, eine Stimme, die lautlos in meinem Kopf widerhallte.»Drache?«

Und etwas tief in mir antwortete auf diesen Ruf, bevor die Magie von Farsons Fluch abrupt abgeschnitten wurde.

»Das sollte es nicht tun!«, rief Jakoven.»Die Aufzeichnungen sagen sehr deutlich, dass der Stein rot leuchtete, wenn er Drachenblut berührte. Dennoch, das hier ist die erste Reaktion, die ich je von ihm erhalten habe.«

»Blau«, stellte Jadeauge fest. Er trat neben mich, bis er mich sehen konnte.»Euer Blut hat den Stein von Schwarz zu Blau verfärbt.«Er schaute über mich hinweg Jakoven an.»Habt Ihr Euer eigenes schon versucht? Vielleicht reagiert es auf Magierblut.«

»Mein Blut bewirkt nichts«, erwiderte Jakoven.»Ich habe es versucht.«Ich sah das Flattern von Stoff aus dem Augenwinkel, als der König an mir vorbeiging. Ich hörte, wie er dem Beutel wieder auf das Regal schob.

»Ah, Ward«, sagte er und küsste mich auf die Stirn.»Ihr habt mir meinen größten Wunsch erfüllt. Seit zehn Jahren lag dieses Artefakt auf meinem Regal und wartete darauf, geweckt zu werden.«

Er entfernte sich von mir, und ich hörte, wie er seinen Hocker aufhob und ihn wieder hinstellte.

»Also gut«, fuhr er forsch fort, als wäre die rohe Begierde in seiner Stimme nie vorhanden gewesen.

»Arten sagt, du seiest bereit, Jadeauge. Und jeder Narr kann sehen, dass er gebrochen ist. Aber ich will ihn dumm und glücklich. Und sorge dafür, dass er sprechen kann.«

»In Ordnung«, sagte Jadeauge.»Wir haben mit Drogen experimentiert, um die richtige Wirkung zu erzielen. Wir werden ihm ein wenig Zaubererwurzel geben, um dafür zu sorgen, dass ihn bestimmt keiner für normal hält, und außerdem ein paar Dinge, die ihn glücklich machen.«

Es war ein schöner Tag, und die frische Kälte des Spätherbsts drang sauber und rein in meine Luge. Ich erwähnte das den Wachen gegenüber, als sie halfen, mich in einen zweirädrigen Wagen zu laden, der uns zum Hof bringen sollte.

Ich sagte es auch der Tamerlain, die grollend auf meinen Füßen saß. Es beunruhigte die Wachen, dass ich mit ihr redete, weil sie sie nicht sehen konnten.

»Die Götter sollen dich holen, sei endlich still«, sagte einer.»Müssen wir uns das jetzt den ganzen Weg bis zum Schloss anhören?«

Überrascht blickte ich von dem großen Tier auf, das sich am Boden des Wagens ausgestreckt hatte.

»Sieh ihn dir doch an«, sagte er zu seinem Kameraden.»So zu lächeln, wenn einem Tränen über die Wangen laufen.«

»Immer mit der Ruhe«, knurrte der andere Mann.»Er hat jetzt beinahe eine Woche im Asyl gesessen.

Er ist nicht ans Licht gewöhnt, und seine Augen tränen. Es wird bald aufhören.«

Die Tamerlain setzte sich und platzierte ihre Vorderpfoten zu beiden Seiten von mir. Der Wagen wackelte nicht von ihren Bewegungen, wie er es von meinen tat - es war, als hätte sie überhaupt kein Gewicht.

»Es tut mir leid, Ward«, sagte sie in mein Lächeln.»Aber die Zeit ist gekommen.«

Bei diesen Worten brachte Feuer mein Blut zum Glühen und leckte über meinen Körper, eisiges Feuer, das Verunreinigungen ebenso wie Nerven verbannte. Schweiß brach mir aus und brannte in meinen Augen, Schleim in der Lunge ließ mich um Atem ringen.

»Verdammt, er hat Zuckungen«, knurrte der zweite Mann, unternahm aber keinen Versuch, mir auch nur nahe zu kommen.»Wenn diese dummen Magier ihm etwas angetan haben, das ihn umbringt - du weißt schon, wem sie am Ende die Schuld geben werden.«

Als die Pferde stehen blieben, war das Schlimmste vorbei. Ich stolperte zitternd aus dem Wagen und fand mich einem Hintereingang des Palasts gegenüber. Zum ersten Mal, seit ich aus dem Wasserschlauch des Generals getrunken hatte, stand ich nicht mehr unter dem Einfluss der Kräuter.

Die Wachen zerrten mich unsanft eine schmale Treppe hinauf und in ein Hinterzimmer, wo ein heißes Bad wartete. Sie zogen meine schmutzige Kleidung aus und schrubbten mich mit rauen Tüchern ab. Schaudernd und in ein Badehandtuch gewickelt, saß ich auf einem Hocker, während einer von ihnen mich rasierte. Es gab eine kurze Diskussion über mein Haar, aber sie kamen zu dem Schluss, dass es wohl ein Brauch aus Shavig war, rieben es trocken und bürsteten es zu einem Zopf. Die Tamerlain beobachtete das alles, ohne für die Männer sichtbar zu sein, ebenso wie Oreg manchmal nur für mich, aber nicht für andere zu sehen war. Ich achtete darauf, sie nicht direkt anzusehen. Und ich lächelte die ganze Zeit, bis mir die Wangen wehtaten.

Sie zogen mir schlichte, aber teure Kleidung in Schwarz an. Die Stiefel waren meine eigenen, aber sie hatten sie inzwischen poliert. Dann legten sie mir einen Kapuzenumhang um die Schultern und brachten mich durch die Tür in den Flur. Die Kapuze verhinderte, dass ich sonderlich viel von meiner Umgebung sah, aber das war schon in Ordnung. Es gab mir mehr Zeit nachzudenken. Und Nachdenken war jetzt überlebenswichtig.


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