Студопедия
Случайная страница | ТОМ-1 | ТОМ-2 | ТОМ-3
АрхитектураБиологияГеографияДругоеИностранные языки
ИнформатикаИсторияКультураЛитератураМатематика
МедицинаМеханикаОбразованиеОхрана трудаПедагогика
ПолитикаПравоПрограммированиеПсихологияРелигия
СоциологияСпортСтроительствоФизикаФилософия
ФинансыХимияЭкологияЭкономикаЭлектроника

thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 14 страница



»Kann ich das als Ja verbuchen?«

»Ja. In Herrgotts Namen. Wann findet dieses Treffen statt?«

»Es gibt mehrere Treffen in nächster Zeit. Eigentlich hängen wir ständig zusammen.«

»Na schön. Es ist Freitag. Übers Wochenende bin ich weg, und Montag könnte ich …«

»Das ist …«Sie stockte.»Das wäre eigentlich …«

»Ja?«, sagte Johanson gedehnt, von bösen Vorahnungen geplagt.ließ einige Sekunden verstreichen.

»Was hast du überhaupt vor am Wochenende?«, fragte sie im Plauderton.»Willst du zum See?«

»Klug erkannt. Willst du mit?«lachte.»Warum nicht?«

»Hoho! Und was sagt Kare dazu?«

»Mir doch egal. Was soll er dazu sagen?«Sie schwieg eine Sekunde.»Ach verdammt!«

»Wärest du doch nur in allem so gut wie in deinem Job«, sagte Johanson so leise, dass er nicht sicher war, ob sie es verstanden hatte.

»Sigur, bitte! Kannst du deinen Ausflug nicht verschieben? Wir treffen uns in zwei Stunden, und ich dachte … es ist ja nicht weit von hier, und es dauert auch nicht lange. Du bist im Nu wieder draußen. Du kannst heute Abend noch losfahren.«

»Ich …«

»Wir müssen einfach weiterkommen in der Sache. Wir haben einen Zeitplan, und du weißt, was das alles kostet, und jetzt gibt es schon die ersten Verzögerungen, bloß weil …«

»Ich mach’s ja!«

»Du bist ein Schatz.«

»Soll ich dich abholen?«

»Nein, ich werde dort sein.«

»Oh, ich freue mich. Danke! Das ist wirklich lieb von dir.«Sie legte auf. Johanson betrachtete wehmütig seinen gepackten Koffer.er den großen Konferenzraum des Statoil-Forschungszentrums betrat, war die angespannte Stimmung mit Händen zu greifen. Lund saß in Begleitung dreier Männer an einem schwarz polierten Tisch von ausladenden Dimensionen. Späte Nachmittagssonne fiel herein und verlieh dem in Glas, Stahl und dunklen Tönen gehaltenen Interieur etwas Wärme. Die Wände waren mit hochkopierten Diagrammen und technischen Zeichnungen regelrecht tapeziert.

»Hier ist er«, sagte die Dame vom Empfang und lieferte Johanson ab, als sei er ein Weihnachtspaket. Einer der Männer stand auf und kam ihm mit ausgestreckter Hand entgegen. Er hatte kurz geschnittenes, schwarzes Haar und trug eine modische Brille.

»Thor Hvistendahl, Stellvertretender Direktor des Statoil-Forschungszentrums«, stellte er sich vor.»Entschuldigen Sie, dass wir so kurzfristig Ihre Zeit beanspruchen, aber Frau Lund versicherte uns, Sie hätten nichts Besseres vor.«widmete Lund einen unmissverständlichen Blick und schüttelte die dargebotene Rechte.

»Ich hatte in der Tat nichts vor«, sagte er.grinste in sich hinein. Sie stellte ihm die Männer nacheinander vor. Wie Johanson es erwartet hatte, war einer davon aus der Statoil-Zentrale in Stavanger angereist, ein vierschrötiger Bursche mit roten Haaren und hellen, freundlichen Augen. Er fungierte als Repräsentant des Management Boards und gehörte dem Exekutiv komitee an.

»Finn Skaugen«, dröhnte er beim Händedruck.dritte Mann, ein ernst dreinblickender Glatzkopf mit scharfen Falten um die Mundwinkel, der als Einziger eine Krawatte trug, erwies sich als Lunds direkter Vorgesetzter. Er hieß Clifford Stone, stammte aus Schottland und war Projektleiter des neuen Explorationsvorhabens. Stone nickte Johanson kühl zu. Er schien nicht besonders erbaut zu sein von der Anwesenheit des Biologen, aber ebenso gut mochte die personifizierte Sorge Teil seiner naturgewollten Physiognomie sein. Nichts ließ vermuten, dass er jemals lächelte.ließ einige Artigkeiten hören, lehnte einen Kaffee ab und setzte sich. Hvistendahl zog einen Packen Papier zu sich heran.

»Kommen wir gleich zur Sache. Die Situation ist Ihnen bekannt. Wir wissen nicht recht einzuschätzen, ob wir gerade im Schlamassel stecken oder überreagieren. Sie kennen vielleicht einige der Bestimmungen, mit denen sich die Ölförderung herumzuschlagen hat?«

»Nordseekonferenz«, sagte Johanson aufs Geratewohl.nickte.

»Unter anderem. Wir sind einer ganzen Reihe von Einschränkungen unterworfen, Umweltgesetzgebung, technisch Machbares, aber natürlich gibt es auch eine öffentliche Meinung zu nicht reglementierten Punkten.gesagt nehmen wir Rücksicht auf alles und jeden. Greenpeace und diverse Organisationen sitzen uns im Nacken wie die Zecken, und das ist in Ordnung so. Wir kennen die Risiken einer Bohrung, wir wissen in etwa, was uns erwartet, wenn wir eine Förderung in Betracht ziehen, und wir kalkulieren ein entsprechendes Timing.«



»Soll heißen, wir kommen selber ganz gut zurecht«, sagte Stone.

»Im Allgemeinen«, ergänzte Hvistendahl.»Nun ja, nicht jedes Unterfangen gelangt zur Durchführung, und das hat dann Gründe, die Sie überall nachschlagen können. Die Sedimentbeschaffenheit ist instabil, wir laufen Gefahr, eine Gasblase anzubohren, bestimmte Konstruktionen eignen sich nicht hinsichtlich Wassertiefe und Strömungsverhalten, all das. Grundsätzlich wissen wir aber recht schnell, was geht und was nicht. Tina testet die Anlagen bei Marintek, wir entnehmen die üblichen Proben, schauen uns da unten um, es gibt eine Expertise, und dann wird gebaut.«lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.»Aber diesmal ist der Wurm drin«, sagte er.lächelte etwas verkrampft.»Sozusagen.«

»Falls die Viecher irgendeine Rolle spielen«, sagte Stone.»Meines Erachtens spielen sie keine.«

»Woher wollen Sie das wissen?«

»Weil Würmer nichts Neues sind. Man findet sie überall.«

»Nicht solche.«

»Wieso? Weil sie Hydrate anknabbern?«Er funkelte Johanson angriffslustig an.»Ja, aber Ihre Freunde aus Kiel sagen, da wäre nichts, weswegen wir uns Sorgen machen müssten. Richtig?«

»Das haben sie so nicht gesagt. Sie sagten …«

»Dass die Würmer das Eis nicht destabilisieren können.«

»Sie fressen es an.«

»Aber sie können es nicht destabilisieren!«räusperte sich. Es klang wie eine Eruption.

»Ich denke, wir haben Dr. Johanson zu uns gebeten, weil wir seine Einschätzung hören wollen«, sagte er mit einem Seitenblick auf Stone.»Und nicht, um ihm mitzuteilen, was wir denken.«kaute auf seiner Unterlippe und starrte die Tischplatte an.

»Wenn ich Sigur richtig verstehe, liegen inzwischen weitere Ergebnisse vor«, sagte Lund und lächelte aufmunternd in die Runde.nickte.»Ich kann einen kurzen Abriss geben.«

»Scheißviecher«, brummte Stone.

»Möglicherweise. Geomar hat weitere sechs davon aufs Eis gesetzt, und alle haben sich kopfüber hineingebohrt. Zwei andere Exemplare wurden auf eine Sedimentschicht gesetzt, die kein Hydrat enthielt, und sie taten gar nichts. Sie fraßen nichts, und sie bohrten nicht. Weitere zwei setzte man auf Sediment, das zwar kein Hydrat enthielt, aber über einer Gasblase lag. Sie bohrten nicht, verhielten sich jedoch deutlich unruhiger.«

»Was ist mit denen, die sich ins Eis gefressen haben?«

»Sie sind tot.«

»Und wie tief kamen sie?«

»Bis auf einen haben sich alle zur Gasblase durchgeschlagen.«Johanson sah Stone an, der ihn unter zusammengezogenen Brauen musterte.»Aber das lässt nur bedingt Rückschlüsse auf ihr Verhalten in freier Natur zu.Kontinentalhang sind die Hydratschichten über den Gasblasen dutzende bis hunderte von Metern dick. Die Schichten im Simulator messen eben mal zwei Meter. Bohrmann schätzt, dass keiner der Würmer tiefer als drei bis vier Meter kommen würde, aber das ist unter den gegebenen Umständen kaum zu verifizieren.«

»Warum sterben die Würmer eigentlich?«, fragte Hvistendahl.

»Sie brauchen Sauerstoff, und der wird in dem engen Loch knapp.«

»Aber andere Würmer bohren sich doch auch in Böden«, warf Skaugen ein. Dann fügte er mit einem Grinsen hinzu:»Sie sehen, wir haben uns ein bisschen schlau gemacht, um nicht wie vollkommene Idioten vor Ihnen zu sitzen.«grinste zurück. Skaugen war nach seinem Geschmack.»Solche Tiere wühlen sich ins Sediment«, sagte er.»Und Sediment ist locker. Darin ist reichlich Sauerstoff vorhanden, und außerdem gräbt kaum ein Tier so tief. Methanhydrat dagegen ist, als ob Sie in Beton vorstoßen. Irgendwann werden Sie ersticken.«

»Verstehe. Sind Ihnen sonst Tiere bekannt, die sich so verhalten?«

»Selbstmordkandidaten?«

»Ist es denn Selbstmord?«zuckte die Achseln.»Selbstmord setzt eine Absicht voraus. Würmer tragen sich nicht mit Absichten. Sie sind auf ihr Verhalten konditioniert.«

»Gibt es überhaupt Tiere, die Suizid begehen?«

»Klar gibt es Tiere, die so was tun«, sagte Stone.»Die verdammten Lemminge stürzen sich ins Meer.«

»Tun sie nicht«, sagte Lund.

»Natürlich tun sie das!«legte ihm die Hand auf den Unterarm.

»Du vergleichst Äpfel mit Birnen, Clifford. Man hat längere Zeit angenommen, Lemminge begingen kollektiven Suizid, weil es schick klang. Dann hat man sich die Sache nochmal näher angesehen und festgestellt, dass sie einfach bescheuert sind.«

»Bescheuert?«Stone sah Johanson an.»Dr. Johanson, halten Sie es für eine gängige wissenschaftliche Erklärung, ein Tier als bescheuert zu bezeichnen?«

»Sie sind bescheuert«, fuhr Lund ungerührt fort.»Wie auch Menschen bescheuert sind, wenn sie im Pulk auftreten. Die vorderen Lemminge sehen durchaus, dass da eine Klippe ist, aber von hinten wird gedrängelt wie bei einem Popkonzert. Sie schubsen einander so lange ins Meer, bis der Zug zur Ruhe gekommen ist.«sagte:»Es gibt schon Tiere, die sich opfern. Altruismus ist das wohl.«

»Ja, aber Altruismus ergibt immer einen Sinn«, erwiderte Johanson.»Bienen nehmen in Kauf, nach dem Stich zu sterben, weil der Stich dem Schutz des Volkes dient, beziehungsweise der Königin.«

»Es lässt sich also keine irgend geartete Absicht im Verhalten der Würmer erkennen?«

»Nein.«

»Biologieunterricht«, seufzte Stone.»Du lieber Himmel! Ihr versucht aus diesen Würmern irgendwelche Monster zu machen, derentwegen man keine Fabrik auf den Meeresboden stellen kann. Das ist albern!«

»Noch was«, sagte Johanson, ohne den Projektleiter zu beachten.»Geomar würde im Explorationsgebiet gern eigene Forschungen zu dem Thema betreiben. Natürlich im Schulterschluss mit Statoil.«

»Interessant.«Skaugen beugte sich vor.»Wollen sie jemanden schicken?«

»Ein Forschungsschiff. Die Sonne.«

»Das ist nobel von ihnen, aber sie können ihre Forschungen von der Thorvaldson aus betreiben.«

»Sie planen ohnehin eine Expedition. Außerdem ist die Sonne der Thorvaldson technisch voraus. Es geht ihnen hauptsächlich darum, einige Messergebnisse aus dem Tiefseesimulator zu überprüfen.«

»Was für Messungen?«

»Erhöhte Methankonzentrationen. Die Würmer haben durch ihre Bohrungen Gas freigesetzt, das ins Wasser gelangt ist. Außerdem möchten sie ein paar Zentner Hydrat ausbaggern. Samt Würmern. Sie wollen sich alles im größeren Maßstab ansehen.«nickte und verschränkte die Finger.

»Wir haben bis jetzt nur über Würmer gesprochen«, sagte er.»Haben Sie diese ominöse Videoaufnahme gesehen?«

»Das Ding im Meer?«lächelte dünn.»Das Ding? Klingt mir offen gestanden zu sehr nach Horrorstreifen. Was halten Sie davon?«

»Ich weiß nicht, ob die Würmer und dieses … Wesen in Zusammenhang gebracht werden sollten.«

»Und was denken Sie, was es ist?«

»Keine Ahnung.«

»Sie sind Biologe. Gibt es nicht irgendeine Antwort, die sich aufdrängt?«

»Biolumineszenz. Tinas Nachbearbeitung des Materials lässt darauf schließen. Jedes größere bekannte Lebewesen fällt damit aus. Per se jedes Säugetier.«

»Frau Lund erwähnte die Möglichkeit, wir hätten es mit einem Tiefseekalmar zu tun.«

»Ja, das haben wir diskutiert«, sagte Johanson.»Aber es ist unwahrscheinlich. Körperfläche und Struktur lassen keinen derartigen Schluss zu. Außerdem vermuten wir die Architheuten in ganz anderen Regionen.«

»Also was ist es dann?«

»Ich weiß es nicht.«breitete sich aus. Stone spielte nervös mit einem Kugelschreiber.

»Darf ich fragen«, nahm Johanson die Unterhaltung in bedächtigem Tonfall wieder auf,»welche Art von Fabrik Sie eigentlich planen?«warf Lund einen Blick zu. Sie zuckte die Achseln.

»Ich habe Sigur erzählt, dass wir eine Unterwasseranlage ins Auge fassen. Und dass wir noch nicht definitiv wissen, ob es wirklich eine werden wird.«

»Kennen Sie sich mit so was aus?«, fragte Skaugen an Johanson gewandt.

»Ich kenne Subsis«, sagte Johanson.»Seit neuestem.«hob die Brauen.

»Das ist ja schon mal eine ganze Menge. Sie entwickeln sich zum Fachmann, Dr. Johanson. Wenn Sie noch zwei-, dreimal mit uns zusammensitzen …«

»Subsis ist eine Vorstufe«, blaffte Stone.»Wir sind viel weiter als Subsis. Wir kommen tiefer, und die Sicherheitssysteme sind über jeden Zweifel erhaben.«

»Das neue System stammt von FMC Kongsberg, das ist ein technischer Entwickler für Tiefseelösungen«, erläuterte Skaugen.»Es ist eine Weiterentwicklung von Subsis. Dass wir so etwas installieren wollen, ist eigentlich keine Frage. Unschlüssig sind wir, ob die Pipelines zu einer der bestehenden Plattformen oder direkt an Land führen werden. Immerhin hätten wir enorme Entfernungen und Höhenunterschiede zu überwinden.«

»Gibt es nicht auch eine dritte Möglichkeit?«, fragte Johanson.»Direkt über der Fabrik schwimmt ein Produktionsschiff?«

»Ja, aber so oder so ruht die Förderstation auf dem Grund«, sagte Hvistendahl.

»Wie gesagt, wir wissen die Risiken einzuschätzen«, fuhr Skaugen fort,»solange es definierte Risiken sind. Mit den Würmern kommen Faktoren ins Spiel, die wir nicht kennen und nicht erklären können. Es mag, wie Clifford meint, übertrieben sein, wenn wir unseren Zeitplan aufs Spiel setzen, bloß weil wir eine neue Spezies nicht einordnen können oder irgendwas Unbekanntes durchs Bild schwimmt. Aber solange es keine Gewissheit gibt, müssen wir alles daransetzen, welche zu erlangen. — Sie sollen uns diese Entscheidung nicht abnehmen, Dr. Johanson, dennoch: Was würden Sie an unserer Stelle tun?«fühlte sich unbehaglich. Stone starrte ihn mit unverhohlener Feindseligkeit an. Hvistendahl und Skaugen wirkten interessiert, und Lunds Gesichtsausdruck war bar jeder Regung.hätten uns vorher abstimmen sollen, dachte er.Lund hatte nicht auf eine Abstimmung gedrängt. Vielleicht war es ihr lieber so. Vielleicht wollte sie, dass er dem Projekt fürs Erste den Riegel vorschob.auch nicht.legte die Hände vor sich auf den Tisch.»Ich würde die Station grundsätzlich bauen«, sagte er.und Lund starrten ihn verblüfft an. Hvistendahl runzelte die Stirn, während sich Stone mit triumphierendem Gesichtsausdruck zurücklehnte.ließ einen Moment verstreichen, dann fügte er hinzu:»Ich würde sie bauen, aber erst, nachdem Geomar weitere Untersuchungen durchgeführt und grünes Licht gegeben hat. Über die Kreatur auf dem Video werden wir kaum Aufschluss erlangen. Nessie lässt grüßen. Ich bin auch nicht sicher, ob sie uns beschäftigen sollte. Entscheidend ist, welche Auswirkungen das massenhafte Auftreten einer unbekannten, Hydrat fressenden Spezies auf die Stabilität der Kontinentalhänge und etwaige Bohrungen hat. Solange das nicht geklärt ist, empfehle ich, das Projekt auf Eis zu legen.«kniff die Lippen zusammen. Lund lächelte. Skaugen wechselte einen Blick mit Hvistendahl. Dann sah er Johanson in die Augen und nickte.

»Ich danke Ihnen, Dr. Johanson. Danke für Ihre Zeit.«äter, als er den Koffer im Geländewagen verstaut hatte und einen letzten Rundgang durchs Haus machte, schellte es an seiner Tür.öffnete. Draußen stand Lund. Es hatte zu regnen begonnen, und die Haare klebten ihr am Kopf.

»Das war gut«, sagte sie.

»War es das?«Johanson trat zur Seite, um sie ins Innere zu lassen. Sie kam herein, strich sich die nassen Strähnen aus der Stirn und nickte.

»Skaugen hatte seine Entscheidung im Grunde schon gefällt. Er wollte deinen Segen.«

»Wer bin ich, die Projekte Statoils abzusegnen?«

»Ich sagte schon, du genießt einen ausgezeichneten Ruf. Aber Skaugen geht es um mehr. Er wird sich verantworten müssen, und jeder, der für Statoil arbeitet oder sonst wie mit dem Konzern verknüpft ist, muss als parteiisch gelten. Er wollte jemanden, der keine Karten in der Sache hat, und du bist nun mal Herr über jegliches Gewürm und denkbar uninteressiert am Bau irgendwelcher Fabriken.«

»Skaugen hat also das Projekt auf Eis gelegt?«

»Bis zur Klärung der Situation durch Geomar.«

»Donnerwetter!«

»Er mag dich übrigens.«

»Ich ihn auch.«

»Ja. Statoil kann sich glücklich schätzen, Leute wie ihn in der zu Spitze haben.«Sie stand in seiner Diele und ließ die Arme hängen. Für jemanden, der normalerweise ständig in Bewegung und voller Zielstrebigkeit war, wirkte sie seltsam unentschlossen. Ihre Augen suchten den Raum ab.»Wo ist eigentlich dein Gepäck?«

»Wieso?«

»Wolltest du nicht zum See?«

»Das Gepäck ist im Wagen. Du hattest Glück, ich stand im Begriff, das Haus zu verlassen.«Er musterte sie.»Kann ich noch was für dich tun, bevor ich mich der Einsamkeit ergebe? Und ich werde fahren! Keine weiteren Aufschübe.«

»Ich wollte dich nicht aufhalten. Ich wollte dir erzählen, was Skaugen entschieden hat, und …«

»Das ist nett von dir.«

»Und dich fragen, ob dein Angebot noch gilt.«

»Welches?«, fragte er, obschon ihm klar war, was sie meinte.

»Du hast vorgeschlagen, dass ich mitfahre.«lehnte sich gegen die Wand neben der Garderobe. Plötzlich sah er einen gewaltigen Berg Probleme auf sich zukommen.

»Ich habe auch gefragt, was Kare dazu sagt.«schüttelte unwirsch den Kopf.»Ich muss niemanden um Erlaubnis fragen, wenn du das meinst.«

»Nein, das meine ich nicht. Ich möchte nur nicht zu Missverständnissen beitragen.«

»Du trägst zu gar nichts bei«, sagte sie trotzig.»Wenn ich mit zum See will, ist das einzig meine Entscheidung.«

»Du weichst mir aus.«tropfte aus ihren Haaren und lief ihr übers Gesicht.»Warum hast du es dann überhaupt vorgeschlagen?«, fragte sie., warum, dachte Johanson.ich es gerne hätte. Nur möglichst so, dass es nichts kaputtmacht. Er fühlte sich Kare Sverdrup gegenüber nicht im Mindesten verpflichtet. Aber Lunds plötzliche Bereitschaft, mit ihm zum See zu fahren, irritierte ihn. Vor Wochen noch hätte er sich keine Gedanken darüber gemacht. Sporadische Unternehmungen, Verabredungen zum Essen, all das war Teil ihres selbstironisch inszenierten Dauerflirts, ohne dass jemals etwas folgte. Das hier gehörte nicht zum Flirt.einem Mal wusste er, was ihn störte. Im selben Moment wurde ihm auch klar, was Lund in den letzten Tagen so sehr beschäftigt haben musste.

»Wenn ihr beide Ärger habt«, sagte er,»lass mich aus dem Spiel. Einverstanden? Du kannst mitkommen, aber ich bin nicht da, um Kare unter Druck zu setzen.«

»Du interpretierst ein bisschen viel rein in die Sache.«Lund zuckte die Achseln.»Also gut. Vielleicht hast du Recht. Lassen wir’s.«

»Ja.«

»Besser so. Ich muss einfach ein bisschen nachdenken.«

»Mach das.«standen weiterhin unentschlossen in der Diele herum.

»Also dann«, sagte Johanson. Er beugte sich vor, gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und schob sie sanft nach draußen auf die Straße. Dann schloss er die Haustüre hinter ihnen ab. Allmählich wurde es dämmrig. Es nieselte beständig. Er würde den größten Teil der Strecke im Dunkeln zurücklegen, aber es war ihm beinahe recht so. Er würde Sibelius’ Finlandia-Symphonie hören. Sibelius und die Dunkelheit. Das war gut.

»Montag bist du wieder da?«, fragte Lund, während sie mit ihm zum Wagen ging.

»Ich schätze, schon Sonntag Nachmittag.«

»Wir können ja telefonieren.«

»Sicher. Was hast du so vor?«zuckte die Achseln.»Arbeit hätte ich genug.«verkniff sich eine weitere Frage nach Kare Sverdrup.selben Moment sagte Lund:»Kare ist übers Wochenende verreist. Zu seinen Eltern.«öffnete die Fahrertür und verharrte.»Du musst ja nicht immer nur arbeiten«, sagte er.lächelte.»Nein. Natürlich nicht.«

»Außerdem … könntest du gar nicht mitfahren. Du hast nichts dabei für ein Wochenende am See.«

»Was braucht man denn?«

»Gutes Schuhwerk vor allen Dingen. Und was Warmes zum Anziehen.«sah an sich herunter. Sie trug Schnürstiefel mit dicken Sohlen.»Was braucht man noch?«, fragte sie.»Na ja. Wie gesagt, einen Pullover …«Johanson fuhr sich über den Bart»Einiges habe ich auch im Haus.«

»Mhm. Weil man ja nie weiß.«

»Richtig. Man weiß ja nie.«sah sie an. Dann musste er lachen.

»Okay, Frau Kompliziert. Letzte Mitfahrgelegenheit.«

»Ich und kompliziert?«Lund riss die Beifahrertür auf und grinste.»Das werden wir auf der Fahrt ausdiskutieren.«sie den unbefestigten Weg zur Hütte erreichten, war es bereits dunkel, und der Jeep rumpelte unter den Scherenschnitten der Bäume hindurch zum Ufer. Vor ihnen lag der See wie ein zweiter, in Wälder gebetteter Himmel. Die Oberfläche war voller Sterne, wo die Wolken sich auseinander geschoben hatten, während es unten in Trondheim wahrscheinlich immer noch regnete.brachte den Koffer ins Haus und trat neben Lund auf die Veranda. Die Bohlen knarrten leise. Jedes Mal aufs Neue fühlte er sich ergriffen von der Stille, die umso offenbarer wurde, weil sie voller Geräusche war: Rascheln, Zirpen und leises Knacken, der ferne Schrei eines Vogels, Bewegungen im Unterholz, Undeutbares. Eine kurze Verandatreppe führte auf eine Wiese, die zum Wasser hin sanft abfiel. Von dort erstreckte sich ein windschiefer Landungssteg. Das Boot am Ende, mit dem er manchmal zum Angeln hinausfuhr, lag reglos da.sah hinaus.»Und das hast du alles für dich alleine?«, fragte sie.

»Meistens.«schwieg eine Weile.»Du musst ziemlich gut mit dir selber klarkommen, schätze ich.«lachte leise.»Wieso glaubst du das?«

»Wenn du hier niemanden findest außer dich selber … ich meine, deine Gesellschaft muss dir angenehm sein.«

»Oh ja. Ich kann hier draußen mit mir umspringen, wie ich will. Mich mögen, mich verabscheuen …«wandte ihm den Kopf zu.

»So was kommt vor? Dass du dich verabscheust?«

»Selten. Und wenn, verabscheue ich mich dafür. Komm rein. Ich mache uns einen Risotto.«gingen hinein.schnitt Zwiebeln in der kleinen Küche, dünstete sie in Olivenöl an und gab Riso di Carnaroli dazu, den venezianischen Risottoreis. Er wendete die Reiskörner mit einem Holzlöffel, bis sie sämtlich von Öl überzogen waren, goss kochenden Geflügelfond an und rührte weiter, damit die Masse nicht anbrannte. Zwischendurch schnitt er Steinpilze in Streifen, erhitzte sie in Butter und ließ sie auf kleiner Flamme brutzeln.sah fasziniert zu. Johanson wusste, dass sie nicht kochen konnte. Sie brachte die Geduld nicht auf. Er entkorkte eine Flasche Rotwein, dekantierte ihn und füllte zwei Gläser. Das übliche Procedere. Es funktionierte immer. Es wurde gegessen, getrunken, geredet, zusammengerückt. Es folgte, was eben folgte, wenn ein alternder Bohémien und eine junge Frau an einen einsamen, romantischen Ort fuhren.Automatismen!zum Teufel hatte sie mitkommen wollen?hätte einiges darum gegeben, den Dingen an diesem Abend einfach ihren Lauf zu lassen. Lund saß am Küchenblock, trug einen seiner Pullover und wirkte so entspannt wie seit langem nicht mehr. Ihre Gesichtszüge hatten etwas ungewohnt Weiches angenommen. Johanson war irritiert. Er hatte sich oft einzureden versucht, dass sie eigentlich nicht sein Typ war, zu hektisch, zu nordisch mit ihren glatten, weißblonden Haaren und Augenbrauen. Jetzt musste er sich eingestehen, dass nichts von alledem zutraf.hättest ein schönes, ruhiges Wochenende verbringen können, dachte er. Aber du wolltest es ja unbedingt kompliziert haben, Idiot.aßen in der Küche. Lund wurde mit jedem Glas ausgelassener. Sie alberten herum und öffneten eine weitere Flasche.Mitternacht sagte Johanson:»Es ist nicht wirklich kalt draußen. Lust auf eine Bootstour?«stützte das Kinn in die Hände und grinste ihn an.»Mit Schwimmen?«

»Würde ich an deiner Stelle bleiben lassen. Vielleicht in ein bis zwei Monaten. Dann ist es hier wärmer. Nein, wir fahren in die Mitte des Sees, nehmen die Flasche mit und …«machte eine Pause.

»Und?«

»Gucken uns die Sterne an.«Blicke blieben aneinander hängen. Jeder auf seiner Seite des Küchenblocks, die Arme aufgestützt, sahen sie einander an, und Johanson fühlte, wie sein innerer Widerstand zusammenbrach. Er hörte sich Dinge sagen, die er nicht hatte sagen wollen, sah sich sämtliche Register ziehen und die notwendigen Hebel und Schalter betätigen, um die Maschinerie in Gang zu setzen. Er weckte Erwartungen, bestärkte sich und Lund darin, zu tun, weswegen man nun mal gemeinsam an einen verlassenen See fuhr, wünschte sie zurück nach Trondheim und zugleich in seine Arme, rückte ihr näher, bis er ihren Atem auf seinem Gesicht spüren konnte, verfluchte den Lauf des Geschicks und konnte es zugleich kaum erwarten.

»Gut. Dann mal los.«ßen war es windstill. Sie liefen den Steg entlang und sprangen ins Boot, Es geriet ins Schaukeln, und Johanson ergriff ihren Arm. Er hätte laut auflachen können! Wie im Film, schoss es ihm durch den Kopf. Wie in einem gottverdammten Kitschfilm mit Meg Ryan. Beim Stolpern kommt man sich näher. Du liebe Güte.war ein kleines Holzboot, das ihm der ehemalige Besitzer des Hauses mitverkauft hatte. Der Bug war überplankt, um Stauraum zu schaffen. Lund setzte sich im Schneidersitz darauf, während Johanson den Außenborder startete. Das Motorengeräusch störte den Frieden keineswegs. Es fügte sich harmonisch ein in die wundersam belebte Nacht der Wälder, ein Tuckern und tiefes Brummen wie von einer überdimensionalen Hummel.ährend der kurzen Fahrt fiel kein Wort. Schließlich drosselte Johanson den Motor und stellte ihn aus. Sie trieben ein gutes Stück vom Haus entfernt. Er hatte die Verandabeleuchtung angelassen, und sie spiegelte sich im ufernahen Wasser als kräuseliger Streifen. Hier und da erklang leises Plätschern, wenn ein Fisch an die Oberfläche schoss, um nach Insekten zu schnappen. Johanson balancierte zu Lund hinüber, in der Rechten die halb volle Flasche. Das Boot schaukelte sacht.

»Wenn du dich auf den Rücken legst«, sagte er,»gehört das Universum dir. Mit allem, was drin ist. Versuch’s.«sah ihn an. Im Dunkeln leuchteten ihre Augen.»Hast du schon mal Sternschnuppen hier gesehen?«

»Ja. Mehrfach.«

»Und? Hast du dir was gewünscht?«

»Dafür mangelt es mir an romantischer Substanz.«Er ließ sich neben ihr auf den Planken nieder.»Ich habe es einfach genossen.«kicherte.»Du glaubst an gar nichts, was?«

»Und du?«

»Ich bin die Letzte, die an so was glaubt.«

»Ich weiß. Dir macht man keine Freude mit Blumen oder Sternschnuppen. Kare wird seine liebe Not haben. Das Romantischste, was man dir schenken kann, ist wahrscheinlich eine Stabilitätsanalyse für meerestechnische Konstruktionen.«sah ihn weiter an. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und ließ sich langsam nach hinten sinken. Ihr Pullover rutschte hoch und gab ihren Bauchnabel frei.»Glaubst du das wirklich?«stützte sich auf den Ellenbogen und betrachtete sie.»Nein. Nicht wirklich.«

»Du glaubst, ich bin unromantisch.«

»Ich glaube, du hast dir noch keine Gedanken darüber gemacht, wie Romantik funktioniert.«hefteten sich ihre Blicke aneinander..lange.fand seine Finger in ihrem Haar wieder, fuhr langsam durch die Strähnen. Sie sah zu ihm hoch.

»Vielleicht zeigst du es mir«, flüsterte sie.beugte sich hinab, bis zwischen ihren Lippen nur noch eine dünne Schicht erhitzter Luft vibrierte. Sie schlang einen Arm um seinen Nacken. Ihre Augen waren geschlossen.üssen. Jetzt.Geräusche und Gedanken flatterten durch Johansons Hirn, verdichteten sich zu einem Wirbel und zerrten an seiner Konzentration. Immer noch verharrten sie beide in angespannter Stellung, als müsse erst jemand ein Zeichen geben, ein Signal, eine Genehmigung, hier bitte, in doppelter Ausfertigung, eine für Sie, eine für Sie. Sie dürfen die Braut jetzt küssen, Sie dürfen jetzt leidenschaftlich werden, wirklich leidenschaftlich. Das sah schon nicht schlecht aus, aber jetzt glauben Sie bitte dran!Sie leidenschaftlich, Mann!ist los?, dachte Johanson. Was stimmt hier nicht?spürte Lunds Körperwärme, nahm ihren Duft in sich auf, und es war ein köstlicher, wunderbarer, einladender Duft.es war, als sei er im falschen Haus. Nicht an ihn erging diese Einladung.


Дата добавления: 2015-09-29; просмотров: 29 | Нарушение авторских прав







mybiblioteka.su - 2015-2024 год. (0.027 сек.)







<== предыдущая лекция | следующая лекция ==>