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II. Zur Physik.

III. Die Freie Liebe. | IV. Die allmälige Realisation der Ideale. | V. Höhere Ansicht. | Erste Rede. Das Charakterbild Ferdinand Lassalle’s. | Zweite Rede. Die sociale Aufgabe der Gegenwart. | Dritte Rede. Das göttliche und das menschliche Gesetz. | Zehnter Essay. Das regulative Princip des Socialismus. | Der Gralsorden. | Loherangrin-Kapitel. | Ausstoßung. |


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  6. VI. Zur Metaphysik.

ii464u

Für die innere Erfahrung, die wichtigste, ist der Zustand in der Narkose außerordentlich beachtenswerth. Die Sinne sind völlig erlahmt, aber das Selbstbewußtsein ist der reinste Spiegel. Und was spiegelt es? Ein erhöhtes Dasein. Während ich einmal durch Lustgas betäubt war, dachte ich mit wunderbarer Schnelligkeit über meinen seligen Zustand nach. Ich verwunderte mich über die energische Blutcirculation in meinen Adern, über den Druck an die Wände der Gefäße und pries den Augenblick, in dem ich mich entschlossen hatte, mich betäuben zu lassen. Ich verlor keinen Augenblick aus dem Bewußtsein, daß ich betäubt sei, und mir ein Zahn ausgezogen werden solle, und wünschte von Herzen, daß die Operation recht lange dauere. Als ich einen schmerzlosen Druck im Munde verspürte, dachte ich: Eben wurde der Zahn ausgezogen. Als ich erwachte, setzte ich mein Denken einfach fort, denn ich sagte sofort: Wie Schade, daß sich nun das Bewußtsein anderer Dinge wieder aufdrängt! Viele träumen in der Narkose. Ich sah jedoch kein einziges Bild; ich dachte und fühlte nur.

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ii465 Den Mineralogen kann man den Photographen der unorganischen Natur nennen, weil er an den Steinen Nichts ändern kann und sie nehmen muß wie sie sind. Der Chemiker dagegen ist ein Künstler. Er idealisirt gleichsam die chemischen Individuen, indem er sie von allem Zufälligen und Unreinen befreit und einen schönen Krystall z.B., der unter seiner sorgsamen Pflege entstand, frohlockend der Natur mit den Worten entgegenhält: Siehst du, das wolltest du, aber das konntest du nicht bilden. Natürlich bleibt er oft wie der Landschaftsmaler hinter der Natur zurück. Vor reinem Kohlenstoff als Diamant fallen dem Chemiker die Arme herab wie der heiligen Cäcilie Raphael’s vor dem Gesang der Engel. Die große Allmutter sieht es und lächelt geheimnißvoll.

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Der Diamant nimmt einen ganz besonderen Platz im unorganischen Reich ein. Der Mensch kann ihn zwingen, in eine Verbindung einzutreten, aber er kann ihn dann nicht in ursprünglicher Form wiederherstellen. Der Diamant gleicht in dieser Hinsicht einer edlen Seele, die, von der Leidenschaft verwirrt, einmal strauchelte und fiel: sie wird sich nie wieder ganz erheben. Die anderen chemischen Stoffe gleichen dagegen jenen gemeinen Naturen, die ein Verbrechen nicht zu Boden drückt und die weiterleben, als ob Nichts vorgefallen wäre, wenn sie auch aus dem Zuchthaus entlassen werden.

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Quarz in seinem reinsten Zustande ist reine Kieselerde. Er krystallisirt gewöhnlich in sechsseitigen Säulen mit sechsseitigen Pyramiden an beiden Enden; oft fällt auch die Säule fort und es zeigt sich eine sechsseitige Doppelpyramide.

Betrachtet man nun Feldspath (KO. SiO 3+ Al 2 O 3. 3 SiO 3.) der 2 / 3Kieselerde enthält, so zeigt sich zwar die sechsseitige Säule, aber die Pyramiden sind mannigfach modificirt und fast immer unrein; oder mit anderen Worten, die vorherrschende Kieselerde kann sich nicht rein entfalten, ihr Streben wird gehemmt: es ist das eheliche Verhältniß von Mann und Frau.

Die Krystallisation ist überhaupt aufzufassen als Vorstufe des Organischen. Im Krystall strebt ein homogener chemischer Stoff nach größerer Specialisirung. Es ist ein Hervortreten aus dem Allgemeinen in’s Besondere, eine größere Besonderung, Individualisation.

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ii466 Pseudomorphosen sind zu erklären als Gebilde des Nachahmungstriebs auf der untersten Stufe der Natur. Darf man den unorganischen Stoffen übel nehmen, wenn sie einmal ein ander Gewand anziehen wollen?»Wer sich rein fühlt, der werfe den ersten Stein auf sie!«

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Suchet in euch, so werdet ihr Alles finden und erfreuet euch, wenn da draußen, wie ihr es immer heißen möget, eine Natur liegt, die Ja und Amen zu Allem sagt, was ihr in euch selbst gefunden habt.

Diesen Rath des genialen Dichters und Naturforschers sollte Jeder befolgen, der die Natur ergründen will.

Schon Scotus Erigena, ein lichtvoller Geist und ein großes schönes Herz, hatte den Menschen eine Wiederholung aller Creaturen, auch der Elemente genannt: den Makrokosmus im Mikrokosmus. Ist der Mensch ergründet, so ist auch die ganze Natur ergründet.

Also immer voran auf der rechten Bahn, Philosophen und Naturforscher! Suchet in euch, so werdet ihr Alles finden.

In naiver, aber sehr schöner Weise hat Scotus Erigena sogar das Licht im Menschen nachgewiesen. Er sagte:

Weiß doch Jeder, daß das Auge ein feuchter Theil des Kopfes ist, wodurch die Sehstrahlen aus der Hornhaut herausgelassen werden, welche ihrerseits vom Herzen, als einem Feuersitze, die Natur des Lichtes empfängt.

(Ü. d. Einth. d. N. I, Cap. 37.)

Wem fallen da nicht die Worte des Dichters ein:

Wär’ nicht das Auge sonnenhaft,

Die Sonne könnt’ es nie erblicken?

Jedenfalls ist der Grund der Erscheinung des Lichts: Schwingung, Bewegung, und unser Herz ist ganz bestimmt ein»Feuersitz«, der die heftigste Bewegung hat. Die wogende warme Seele schwingt sich aus und zeigt ihr Wesen am deutlichsten im Auge.

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Ich wohnte einmal, einige Monate lang, einer Fabrik schräg gegenüber, welche Dampfbetrieb hatte. Mein Zimmer blickte nach Süden und im Winter ging die Sonne genau hinter dem Rohr auf, welches den abgehenden Dampf in compakten Wolken ausstieß. Es war ein entzückendes Spiel. Bald verhüllten die dicken Wolken |

ii467 die Sonne gänzlich, bald zeigte sich die Quelle des intensivsten Lichts in vollkommener Reinheit.

So oft nun die Sonne plötzlich sichtbar wurde, empfand ich am Auge einen heftigen Wellendruck und ebenso spürte ich deutlich das Nachlassen des Drucks, wann sich wieder Wolken vor die Sonne legten.

Das Licht offenbarte sich mir hier ganz deutlich als eine abstoßend wirkende Kraft. Jeder beobachte selbst. Ich glaube jedoch, daß die Wintersonne, welche nicht hoch über dem Horizonte steht, eine conditio sine qua non für die Wahrnehmung ist, was an der tieferen Luftschicht liegen mag, durch welche die Lichtstrahlen bei niederem Sonnenstande dringen müssen.

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Der Ruhm erweitert die Wirksamkeitssphäre eines Menschen am meisten; die Schande dagegen verengert sie am stärksten.

Bildung erweitert gleichfalls die Individualität, aber auf negative Weise: sie hebt furchtbare Beschränkungen auf.

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Dieser bestimmte Geist und dieser bestimmte Wille heißt doch, im Grunde genommen, nur: diese bestimmte Bewegung eines Menschen. Der Eine fällt allemal nach zehn Schritten in eine Pfütze; der Andere schwebt auf Seraphsflügeln.

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Schopenhauer nannte die Lust ganz mit Unrecht negativ. Es giebt ganz positive Genüsse der Sensibilität sowohl als der Irritabilität und der Reproductionskraft.

Die Werthlosigkeit des Lebens beruht auf der Erkenntniß, daß die positive Unlust die positive Lust, und der positive Schmerz die positive Wollust überwiegt. Indem man beides, also das Leben, wegwirft, macht man mithin einen unermeßlich großen Gewinn.»Wie sie sanft ruhen, die Todten!«–

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Das Blut! das Blut! – Es ist das Geheimnißvollste in der Natur und das echte Unbewußte.

»Blut ist ein ganz besond’rer Saft.«(Goethe.)

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ii468 Vergleicht man das Herz des Menschen mit dem Meere, so kann man die Zustände der vier Temperamente in der Freude und im Zorn, wie folgt, darstellen:

 

1. Melancholiker:

Freude.Große Wogen innerhalb der Individualität. Mächtige Zurückfluthung. Der Himmel ist ganz blau. Wolkenloser Sommertag.

 

Zorn. Das Meer wird bis auf dem Grund aufgewühlt. Die dunklen Wolken der Gedanken hängen bis auf die Schaumkronen der Wogen herab. Blitz ohne Donner. Nur ausnahmsweise Action in Wort und That: dann aber furchtbare Entladung. Die Wogen glätten sich erst nach Tagen.

2. Sanguiniker:

Das Individuum möchte bersten. Es drängt über die Individualität hinaus. Es muß hüpfen, tanzen, umarmen, küssen, Frühlingstag. Sturm in einem Glas Wasser. Heftiges Gesticuliren. Große Action in Wort und That. Die Wogen glätten sich rasch.

 

3. Choleriker:

Stoßweises Auflodern. Drängen über die Individualität hinaus und Zurückziehen in die Individualität. Ueber die besonnte Gegend ziehen dunkle Wolkenschatten. Herbsttag, Strohfeuer. Werfen, Schlagen, Schimpfen, Aufstampfen. Ruhe durch Erschöpfung.

 

4. Phlegmatiker:

Kleine Wellen innerhalb der Individualität. Schwache Zurückfluthung. Sonniger Wintertag. Langsame Erhitzung. Langsame Erkaltung. Auskochen im Innern. Selten Action, dann furchtbar, aber kurz.

 

Der Gang des Melancholikers ist bald fest, bald unsicher; der des Sanguinikers hüpfend, der des Cholerikers elastisch, der des Phlegmatikers»schwerwandelnd«.

Der Hauptgrund der»unendlichen«Nüancen innerhalb eines einzigen Temperaments liegt im Geist und Allem, was damit zusammenhängt, wie Erziehung, Bildung u.s.w. Ein genialer Melan|choliker

ii469 giebt ein ganz anderes Bild als ein stupider, ebenso ein aristokratischer Choleriker ein ganz anderes als ein Bauer, und ebenso sind zwei Männer von gleichem Charakter und gleichem Geist, jedoch von verschiedener Bildung, zwei sehr verschiedene Erscheinungen.

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Der Melancholiker fühlt am tiefsten. Er ist sowohl der höchsten Begeisterung fähig, die ihn in den siebenten Himmel der Araber trägt, als auch der trostlosesten Verzagtheit, die ihn bis in den zehnten Cirkel der Dante’schen Hölle stößt. Keine andere Individualität kostet sich so erschöpfend im Guten und Schlimmen wie der Melancholiker. Kein anderes Gemüth kann so sehr aufgewühlt werden als das seinige, aber auch kein anderes kann so eben und glatt wie das seinige sein. Wie ruhen dann die Ideale der Menschheit so still und wunderbar hell auf seinem Grunde! Sie sehen aus wie das Bild des Mondes in einem ruhigen Alpensee. Der Uebergang des Melancholikers aus dem größten Ernst in die ausgelassenste Heiterkeit ist dem plötzlichen Wechsel von Tag und Nacht in der Wüste Sahara zu vergleichen. Der Gluthhitze folgt unmittelbar Gefrierkälte und umgekehrt.

Omnes ingeniosos melancholicus esse.

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Das berühmte Wort von Laplace:»Ich habe den ganzen Himmel durchsucht und nirgends eine Spur Gottes gefunden«, ist pinselhaft und über alle Maßen bornirt, wenn man den Begriff Gott nicht durch»persönlich«ergänzt. Gerade der Astronom spürt mehr als irgend ein anderer Naturforscher den gewaltigen Athem der Gottheit im innigen Zusammenhang aller Weltkörper und in der Harmonie ihrer Bewegungen.

Wie sie spielen

Nach den lockenden Zielen.

Ich sehe mich durch den Ausspruch des Astronomen zu einem anderen Wort veranlaßt. Ich sage:

Ich habe den ganzen Himmel durchforscht, ich habe die ganze Oberfläche der Erde und ihr Inneres, so weit es zugänglich, durchsucht, ich habe Alles geprüft, was in der Luft, im Wasser und auf der Erde lebt, webt und ist, und – überall habe ich nur Individuen gefunden, die jedoch im innigsten Zusammenhang stehen.

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ii470 Die Eine Substanz Spinoza’s, überhaupt ein Gott in der Welt, muß jedem Vernünftigen und Besonnenen ein wahrer Gräuel sein.

Es muß indessen zugestanden werden, daß mit Absicht auf eine innerweltliche Einheit die Philosophen sich nur durch die Länge der Periode von einander unterscheiden, in welcher sie, wie die Juden um das goldene Kalb, um eine solche Einheit tanzten. Die Einen sangen ihr Hymnen, so lange sie lebten, die Anderen waren nur während einer kürzeren oder längeren Zeit betäubt.

Die Besonnensten sind einem Manne zu vergleichen, der in einer Herbstmondnacht an einer Wiese vorbeigeht und eine Nebelgestalt erblickt. Er geht zu ihr, mißt sie und prägt sich ihr Bild in die Seele. Am anderen Morgen will er das schöne Bild nochmals betrachten. Er findet jedoch nur Millionen Grashalme mit Millionen blitzender, funkelnder Thautropfen.

Da sieht er ein, daß er geträumt hat und schwört bei den Grashalmen und Thautropfen im hellen Licht des Tages, d.h. er schwört fortan bei der Individualität.

 


Дата добавления: 2015-11-14; просмотров: 57 | Нарушение авторских прав


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