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Vorlesung 4. Defekte im Ausgangstext



 

Vorlesung 4. Defekte im Ausgangstext

1. Definitionen

2. Fehlerwahrscheinlichkeit

3. Konsequenzen für das Übersetzen

4. Typische AT-Fehler, typische Lösungen

1.Definitionen

„Lebende Texte sind defekte Texte“ (Hönig)

Textdefinition: Ein Text ist ein thematisch und/oder funktional orientierter, kohärenter Komplex aus verbalen und/oder nonverbalen Zeichen, der eine für den Adressaten erkennbare kommunikative Funktion erfüllt und eine inhaltlich und funktional abgeschlossene Einheit bildet.

Ein Text ist defekt, wenn er suboptimal ist, also in irgendeiner Hinsicht nicht so gut, wie er idealerweise sein könnte. Mit dieser Definition sind die meisten Texte defekt.

2.Fehlerwahrscheinlichkeit

Bei Normen und Patentschriften – die im Zuge des Normierungs- bzw. Patentverfahrens mehrmals von verschiedenen Personen besonders sorgfältig geprüft werden, sowohl hinsichtlich formaler Korrektheit als auch hinsichtlich fachlicher (technischer/juristischer) Richtigkeit – liegen keine Belege über Defekte vor. Sehr gering ist auch die Fehlerwahrscheinlichkeit in Lehrbüchern. Populärwissenschaftliche Zeitschriften sind ebenfalls sehr sorgfältig redigiert.

Bei Anleitungen ist zu unterscheiden zwischen fachexternen Gebrauchs-, Bedienungs- und Betriebsanleitungen (z.B. Auto-Betriebsanleitungen) mit eher geringer Fehlerwahrscheinlichkeit und fachinternen Anweisungen (z.B. Werksatthandbücher) mit eher hoher Fehlerwahrscheinlichkeit.

Bei kurzlebigen Produkten (wie z.B. Software) und entsprechend eilig erstellter Dokumentation ist generell mit zahlreichen Defekten zu rechnen.

Besonders häufig sind Defekte in Texten, die unter hohem Zeitdruck und ohne Qualitätslektorat erstellt werden.

Typische Defektkategorien sind (in der Reihenfolge von Offensichtlichen zum Subtilen):

· formale Defekte;

· fehlerhafte Zahlen und Maßeinheiten;

· Tipp-bzw. Druckfehler;

· Diskrepanz zwischen Text und Abbildung;

· Diskrepanz zwischen Text und Realität;

· Ausdrucksdefekte;

· Verständlichkeitsdefekte.

3.Konsequenzen für das Übersetzen

Für den Translator stellt sich daher bei fast jeder Übersetzung die Frage: Wie verhält man sich, wenn man einen Defekt im AT erkennt? In Bezug auf die Fachtexte (sogar technische Fachtexte) wird von Übersetzern oft die Auffassung vertreten, der AT sei die unantastbare Grundlage und Richtschnur für die Erstellung des Zieltextes, und dient dabei zur Rechtfertigung, im ZT die Defekte des AT getreu zu reproduzieren. Diese Vorstellung von Übersetzungsuntreue dürfte die meisten Auftraggeber wenig glücklich machen.

Es gibt auch andere Auffassungen. Nach Fluck, haben Übersetzer schon immer den ZT gegenüber dem AT situativ und funktional optimiert, wenn sie in der Vorlage Fehler oder Nachlässigkeiten vorgefunden haben, ohne dass solche Korrekturen speziell trainiert worden wären.

Dazu gehört selbstverständlich, dass der Text adressatenspezifisch und benutzerfreundlich gestaltet wird, indem begriffliche Unklarheiten – unter Wahrung kultureller Konventionen – möglichst ausgeschlossen werden.

4.Typische AT-Fehler, typische Lösungen

4.1.Formale Defekte

Wenn im AT eine Seite (oder ein anderes Textsegment) fehlt oder doppelt vorhanden ist, was bei dem als Papierkopie verteilten AT häufig vorkommt, dann dürfte außer Frage stehen, dass der Übersetzer dies im ZT nicht reproduziert. In Zweifelsfällen (es könnte der AT nur auszugsweise zu übersetzen sein) genügt eine Rückfrage beim Auftraggeber.

2. Fehlerhafte Zahlen und Maßeinheiten

Zahlen und Maßeinheiten sind oft fehlerhaft. Das gilt für Querverweise auf andere Seiten im Text ebenso wie für Maßangaben aller Art und ist meist schlicht ein Druckfehler. Oft fehlt ein Buchstabe (z.B. 405 m statt 405 km), oder ein Zeichen ist gegen ein anderes (z.B. ähnliches) Zeichen vertauscht (z.B. 10 km statt richtig 10 kn in Bezug auf ein Schiff). Der Auftraggeber einer Übersetzung darf erwarten, dass der Übersetzer genügend textspezifisches Sachwissen, Allgemeinbildung und gesunden Menschenverstand mitbringt und beim Übersetzen die in Fließtext integrierten Zahlen auf Plausibilität überprüft, bevor sie in den ZT übernommen bzw. umgerechnet werden. Das Nichterkennen solcher Defekte wird umso wahrscheinlicher, je weiter die Zahlen den täglichen Erfahrungshorizont überschreiten. Eine Verpflichtung, falsche Zahlen zu erkennen und zu korrigieren, besteht natürlich nicht.



2. Sinnverändernde Tipp- und Druckfehler

Diese Fehler sind relativ problemlos, wenn sie ein Wort entstellen, aber nicht bis zur Unkenntlichkeit. Besonders heikel sind jedoch Fehler, die zu einem anderen bedeutungstragenden Wort führen (z.B. raucharm statt rauscharm, sauer statt sauber). Das lässt sich jedoch meist durch den Kontext klären, wobei allerdings oft Fachwissen hilfreich oder unverzichtbar ist.

2. Diskrepanz zwischen Verbaltext und Bild

Fehlende Kohärenz zwischen Verbaltext und zugehörigen Abbildungen ist ein typischer Defekt in Anleitungen, da diese meist einen sehr hohen Abbildungsanteil haben, oft unter hohem Zeitdruck erstellt und häufig aktualisiert werden. Typische Defektvarianten sind vertauschte Abbildungstitel (Titel passt nicht zum Bild), falsche Bezüge auf Abbildungen (z.B. fehlt eine Abbildung, oder sie zeigt nicht das, was im Verbaltext genannt wird) und terminologische Inkonsistenz (z.B. wird ein Gegenstand im Fließtext anders benannt als in der Abbildung.

Die meisten dieser Defekte sind leicht erkennbar (sofern man beim Übersetzen nicht nur den Verbaltext im Auge hat) und mühelos zu beheben. Problematisch kann aber die Frage sein, was denn nun richtig ist, die Proposition des Verbaltexts oder der Abbildung. Änderungen an den Abbildungen erfordern normalerweise Rücksprache mit dem Auftraggeber.

2. Diskrepanz zwischen Text und Realität

Gelegentlich stimmt das, was im Text gesagt oder gezeigt wird, mit der Realität nicht überein, z.B. können die im Text beschriebenen Produktmerkmale die endgültigen sein, während das dem Übersetzer vorliegende Produkt nur ein Prototyp ist. Ein typisches Beispiel wäre die Anordnung oder Kennzeichnung von Bedienungselementen oder die Benutzeroberfläche einer Software. Dies lässt sich meist nur nach Rückfragen klären.

 

2. Ausdrucksfehler

Besonders im mündlichen Diskurs, aber auch in schriftlichen Texten und besonders solchen, die unter Zeitdruck und von Personen erstellt werden, die keine Textexperten sind (sondern Experten auf einem anderen Gebiet), ist stets damit zu rechnen, dass der Textverfasser sich versehentlich in der Wahl sprachlicher Mittel „vergriffen“ hat. Zu übersetzen (oder zu dolmetschen) ist also nicht, was „dasteht“ (bzw. gesagt wurde), sondern was gemeint ist. Übersetzen und Dolmetschen ist immer eine Interpretation des AT. In vielen Fällen – und in allen Zweifelsfällen – ist eine Rücksprache mit dem Auftraggeber bzw. AT-Verfasser nötig.

2. Verständlichkeitsdefekte

In der Regel ist der Textverfasser an Vorgaben gebunden, die den Spielraum einschränken. Viele Texte sind daher nicht so verständlich, wie sie idealerweise sein könnten und insofern defekt. Dies beim Übersetzen im ZT zu ändern ist im Prinzip erstrebenswert, praktisch aber meist umso weniger möglich, je mehr davon die Grundkonzeption des Textes betroffen ist: Änderungen an der Makrostruktur (Gliederung) sind daher fast nie und an den Abbildungen selten mit vertretbarem Zeit- und Kostenaufwand möglich. Im Detail hingegen, von der Mikrostruktur der Abschnitte, der Informationssequenz und Thema-Rhema-Progression über Sätze hinweg oder innerhalb der Sätze bis hin zur Wahl der Ausdrücke lässt sich der ZT gegenüber dem AT oft ohne nennenswerten zeitlichen Aufwand optimieren.

 

Juristisch gesehen, das sei nicht verschwiegen, ist derjenige Übersetzer „auf der sicheren Seite“, der sich stets auf den AT und dessen Oberfläche beruht und – beispielsweise im Schadensfall aufgrund eines Fehlers im ZT – nachweisen kann, dass der Fehler genauso bereits im AT bestand. Man mag sich aber überlegen, welchem Übersetzer ein Auftraggeber mehr Vertrauen schenkt, demjenigen, der solche Fehler im Kundeninteresse zu vermeiden sucht oder demjenigen, der nur die eigene Risikominimierung im Auge hat.

 

 


Дата добавления: 2015-11-04; просмотров: 19 | Нарушение авторских прав




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