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Die Stadtmaus und die Feldmaus

THEMA 2

Renaissance, Humanismus und Reformation (1400-1550).

Das Zeitalter des Barock (1600-1700)

 

1. Theoretische Grundlagen von Renaissance und Humanismus in Deutschland.

2. Die wichtigsten Vertreter deutschen Humanismus: Johannes Reuchlin, Erasmus von Rotterdam, Ulrich von Hutten.

3. Die Reformation als Sprachereignis: die deutsche Sprache beim Ausbruch der Reformation; Martin Luther – der letzte große Mönch.

4. Satire – Überwindung des Widerspruchs durch Gelächter: Hans Sachs, Sebastian Brant.

5. Das Zeitalters des Barock: Panorama des Zeitalters; die Barocklyrik, das Barockdrama; Martin Opitz; Andreas Gryphius; Hans Jakob von Grimmelshausen.

Die Begriffe Renaissance, Humanismus und Reformation bezeichnen historische Strömungen, die mit einander sehr eng verbunden sind. Sie führen vom Mittelalter zur Neuzeit.

Die Renaissance ist ein sehr umfassender Begriff. Er bezeichnet vor allem die kultur-geschichtliche Seite dieser Entwicklung. Sie beginnt im 14. Jh. in Italien, dringt in den 15. Jh. in den deutschen Sprachraum ein und bleibt bis zum Ende des 16. Jhs. Das Wort „Renaissance“ kommt aus Französischem und bedeutet „Wiedergeburt“. Die Gelehrten und Künstler kämpfen gegen mittelalterliche Anschauung, z.B. gegen das geozentrische Weltbild (die Erde sei Mittelpunkt des Weltalls) und fordern neue Bildungsziele. Aktuelle Losungen jener Zeit sind folgende: 1) der Mensch hat Recht auf freie Entwicklung seiner Persönlichkeit; 2) alle Geschöpfe sind einmalig, der Mensch ist ein Individuum, er kann sich aus eigener Kraft durchsetzen; 3) der Mensch ist fähig, schöpferische Leistungen zu schaffen; 4) der Mensch ist bildungsfähig.

Die letzten Jahre des 15. Jhs. werden in Deutschland mit bedeutendem Aufstieg der bürgerlichen Entwicklung verbunden. Hier, so wie in vielen europäischen Ländern formiert sich eine neue Kultur, die deutsche „Renaissance“ genannt werden kann. Die Begründer neuer Kultur, die sich Humanisten nennen, ehren Antik und erlernen vieles von ihren italienischen Lehrers und Gesinnungsgenossen.

Der Humanismus: Um 1500 hat der Humanismus als literarisch-pädagogische Bildungsbewegung fast alle europäischen Universitäten erobert. Statt wie die mittelalterliche Scholastik Erziehung und Bildung auf eine Heilserwartung im Jenseits hin zu orientieren, stellt der Humanismus das Diesseits in den Vordergrund. Freie geistige Entfaltung und Vervollkommnung des Menschen aus eigener Kraft wird Bildungsziel. "Humane" (auf den Menschen) statt theologische (auf Gott) bezogene Bildung wird angestrebt mittels Studium der klassischen antiken Literatur.

Die Gelehrten verlangen die Rückkehrt zu den alten Originaltexten, um das Wissen zu erweitern. Dadurch beschränkt sich diese Strömung auf einen engen Kreis von Gebildeten an Universitäten und Fürsten, die klassische Sprache (Griechisch, Latein) verstehen. Der Humanismus führt in Deutschland zu einem Aufschwung der Naturwissenschaftler. 1450 wird die erste Druckerei eröffnet, 1492 wird Amerika von Kolumbus entdeckt. Alle diese Erfindungen und Entdeckungen erwecken die ständische Gesellschaft des Mittelalters.

Aber deutscher Humanismus zeigt sich durch eine große Reihe von spezifischen Zügen. Er entwickelt sich in der Atmosphäre der sich näherten Reformation, als viele gesellschaftliche Massen mit Unzufriedenheit umgefasst sind. Damit hängt der Gebrauch von satirischen Schriftformen zusammen. Fast alle deutschen Schriftsteller-Humanisten sind Satiriker. Ihre Werke enthalten antiklerikale Satire, die auf Habsucht und Gierigkeit, Ausschweifung (распутство) in der Kirche gerichtet wird.

Die Hauptvertreter des Humanismus im deutschen Sprachraum sind Johannes Reuchlin (1455-1522), der sich besonders mit den griechischen und hebräischen Sprachen befasste. Erasmus von Rotterdam (1466-1536) – er versuchte die sittlichen Werte des Christentums und die Forderungen der Renaissance zu vereinen. Ulrich von Hutten (1488-1523), der sprach sich als Ritter für die Stärkung der Reichgewalt und gegen ihre Zersplitterung durch die zunehmende Macht der Landesfürsten aus.

Johannes Reuchlin (1455-1522) war der bedeutendste Vertreter des Lehrhumanismus in Deutschland. Der Philosoph, Historiker, Philologe, Kenner der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprachen. Er übersetzte die Werke von griechischen Klassikern ins Lateinische, schrieb geistreiche Komödien, in denen er Lasten seiner Zeit auslachte. Aber am meisten ist er als Autor der Grammatik und des hebräischen Wörterbuches, als Forscher des neuen Talmudes bekannt. Johannes Reuchlin nahm aktiv teil an den Zusammenstoßen zwischen deutschen Humanisten und reaktionärer Kirche. Er wurde von Kirche verfolgt.

Zahlreiche mitleidende Briefe, die er von berühmten Zeitgenossen bekam, wurden in einer Sammlung versammelt und „Dunkelmännerbriefe“ genannt. Diese Sammlung war eine leuchtende Kampfsatire der Humanismusepoche. Das Buch stellt klerikale Unbildung der Kölner Theologen in schlagend-witziger Form. Die Hauptautoren waren Krot Rubean und Ulrich von Hutten. Das Buch hatte großen Erfolg und trat wie ein Symptom des Reformationskampfes auf.

Erasmus von Rotterdam (1466-1536). Erasmus war eines der gebildeten Menschen jener Zeit. Man hat ihn den ersten „Europäer“ genannt, denn der Wohnraum, in dem er lebte, war das ganze Europa. Er strebte und träumte von der Harmonie und Bruderschaft. Er glaubte, mit Hilfe der Vernunft, der Wissenschaft und durch ein tätiges, tolerantes Christentum kann man eine religiöse Reform unternehmen. Alle seine philologischen Arbeiten widmete er diesem Ideal. Er kritisierte scharf die Geistlichen, besonders den Papst. In den Evangelien fand er die Wahrheit, die den Menschen helfen kann, sich besser zu verstehen. Es sind Wahrheiten, die er schon bei Plato, Sokrates, Seneca fand. So versuchte er, Antike und Christentum, Sokrates und Christus, Vernunft und Menschlichkeit zu versöhnen.

Besonders ist er als Verfasser der Satire „das Lob der Narrheit“ 1509 bekannt. Die Schrift, in der die Torheit personifiziert als antike Göttin Stultitia (griech.: Moria) auftritt, um eine Preisrede auf ihr Wesen und ihr Wirken in der Welt zu halten, erfuhr eine ungeheure Resonanz. Allein das 16. Jahrhundert erlebte etwa 60 weitere Ausgaben, innerhalb der nächsten 40 Jahre nach Erscheinen wurde das Enkomium d.h. der Preis des Lächerlichen bzw. Schlechten, in fast alle europäischen Sprachen übersetzt.

Neu war nicht das Thema der Schrift, neu war der Umgang. In der Tradition antiker Enkomien, wendet Erasmus die Narrenthematik, wenn auch auf ironische Weise, erstmals ins Positive. Erasmus befreit ihn aus religiös-ethischen Zwängen und betrachtet die Narrheit nicht als triebgebundenen Sünder, sondern als Äußerung der Unvernunft, als Gegensatz zur intellektuellen Weisheit. In dieser scharfen Satire lässt der Autor die Narrheit sich selbst eine Lobrede singen. Die Zuhörer sind auch Narren. Der Leitgedanke, der sich durch das gesamte Enkomium zieht, ist die Maskenhaftigkeit des menschlichen Daseins, der Unterschied zwischen Sein und Schein: das Leben als Theater und Spiel der Torheit. Die Torheit macht gar nicht erst den Versuch, ihr Wesen zu verleugnen. Im Gegenteil, sie bejaht die Täuschung. Die Hauptheldin, antike Göttin Stultitia demonstriert in ihrer Rede, dass allein der Tor glücklich sein kann; entweder, weil er zu dumm ist, das Spiel durchzuschauen, oder weil er sich entscheidet, mitzuspielen, d.h. zu täuschen und sich täuschen zu lassen. Nachdem Stultitia zum wiederholten Mal auch explizit geäußert hat, dass kein Mensch ohne die Gunst der Torheit ein glückliches Leben führen kann, nennt sie erklärend die Schicksalsgöttin sogar beim Namen:

"Wie sollte das auch anders sein, da doch selbst Fortuna, die Mehrerin

menschlicher Wohlfahrt, mit mir eines Sinnes ist und gerade den Weisen

immer denkbar missgünstig bleibt, den Toren dagegen noch im Schlaf Annehmlichkeiten in Fülle gönnt"

Ulrich von Hutten war großer deutscher Humanist und talentvoller Satiriker. Keiner der führenden Männer der Reformationszeit hat so feurig, witzig und sprachlich brillant die Missstände der Epoche aufs Korn genommen wie Ulrich von Hutten. Er stammte aus einer alten Ritterfamilie. Wenn für Erasmus der Humanismus eine europäische Angelegenheit war, so wurde diese Bewegung für Hutten eine national deutsche. In seinen scharfen „Dialogen“ beklagt er die Kirche, das Papsttum. Es gibt Deutschland keine Möglichkeit, sich zu entwickeln. Das eigentliche Ziel seiner patriotischen Leidenschaft war die Erneuerung des Reiches, die Unabhängigkeit von Rom und die Wiederherstellung der ritterlichen Führungsstellung. Er widmete sich Reformation nicht aus religiösen Glaubens, sondern weil er in ihr ein Mittel sah, seine politischen Ziele zu verwirklichen. Auch mit dem Humanismus brach er und geriet in eine tragische Einsamkeit.

Wie bekannt, ist er der Autor von „Dunkelmännerbriefen“. Seit 1520 schrieb Hutten seine Dialoge und Kampfschriften in deutscher Sprache im Gegenteil von anderen Humanisten. Er wollte den humanistischen Zirkel durchbrechen und auf das Volk wirken.


Ulrich von Hutten war der zu seiner Zeit meist gedruckte und gelesene deutsche Humanist. Als Ritter und zugleich Humanist (eine im 16. Jahrhundert eher ungewöhnliche Kombination) wurde er zum Vertreter einer nationalen Befreiungsbewegung, von der vor allem die Ritterschaft profitieren sollte. Seine lateinischen Werke beeinflussten die literarische, politische und kulturelle Entwicklung und hatten insofern größere Wirkung als die deutschsprachigen politischen Schriften. Von Hutten verfasste kritische, polemische und satirische Werke und dramatische Dialoge, die geprägt sind von Humanismus, Individualismus und Nationalismus und vom Glauben an das Recht als obersten Maßstab.

Ohne Huttens propagandistische Einstimmung der öffentlichen Meinung hätten Luthers Ideen wohl ein geringeres Echo erfahren, und in den für die Reformation so entscheidenden Monaten des Jahres 1521 stand neben Luther vor allem Hutten im Zentrum des allgemeinen Bewusstseins.

Die Reformation: Seit der Zerfall des Rittertums verschwand die höfische Literatursprache, die lange Zeit das einzige Idiom war. Das Spätmittelalter brachte nichts Gleiches mit. Und es gab keinen im Kreise der Herrschenden, der eine literarische Hochsprache hätte entwickeln können. Während in allen europäischen Ländern ihre Nationalsprache zu entstehen begann, gab es in Deutschland verschiedene Schriftdialekten, Kanzlei-, Geschäfts-, Drucker, Gelehrtensprachen, ein normgesetztes Vorbild aber fehlte. Erst gegen Ende des 15. Jhs. bildete sich in einer spätbesiedelten Landschaft durch das Zusammentreffen süddeutscher, ostfränkischer, mittelhochdeutscher und niederdeutscher Mundarten eine Verkehrssprache, die zur Grundlage wurde, auf der Luther seine Sprachwerk später gründete.

Es wird gemeint, die Reformation beginnt in Deutschland 1517 in Wittenberg, als Luther (1483-1546) seine 95 Thesen an die Schlosskirche schlägt. Während seiner Wittenberger Jahre, an der neuen Universität, vollzog sich Luthers revolutionäre Wandlung, sein Durchbruch zum neuen Gottesverständnis, zum evangelischen Glauben. Er kommt zur Meinung, die Macht des Glaubens kann dem Menschen helfen, seine Sünde zu begreifen und die Verzeihung Gottes zu finden. Also nichts kann den Menschen von seinen Sünden befreien, (Geld, oder alle guten Bücher), sondern nur das Glauben hilft ihm. Diese Lehre schob die jahrtausendalte Kirchenherrschaft. Luthers Lehren, durch die er die Autorität der Kirche leugnete, verbreiten sich ganz schnell besonders dank der Erfindung des Buchdrucks.

Im Herbst 1521 übersetzte Luther das Neue Testament in nur elf Wochen ins Deutsche. Als Vorlage diente ihm ein Exemplar der griechischen Bibel des Erasmus von Rotterdam. Luthers Bibelübersetzung erschien ab September 1522. 1523 erschien auch Luthers erste Teilübersetzung des Alten Testaments. Bis 1525 besaßen bis zu einem Drittel aller lesekundigen Deutschen dieses Buch. 1534 übersetzte Luther auch das übrige Alte Testament; beide Testamente zusammen bilden die berühmte Lutherbibel. Das war ein Markstein auf dem Wege zu einer einheitlichen neuhochdeutschen Schriftsprache, das größte literarische Ereignis des 16. Jhs. Damit machte Luther biblische Inhalte auch dem einfachen Volk verständlich. Zwar gab es vorher schon 14 hochdeutsche und vier niederdeutsche gedruckte Bibelausgaben. Jedoch waren diese Übersetzungen durch ihr Deutsch für das einfache Volk schwer verständlich. Luther dagegen bemühte sich wie die Humanisten um eine möglichst direkte Übersetzung der hebräischen und griechischen Urtexte. Er übersetzte weniger wörtlich, sondern versuchte, biblische Aussagen nach ihrem Wortsinn ins Deutsche zu übertragen. Er wollte „dem Volk aufs Maul schauen“ und verwendete daher eine kräftige, bilderreiche, volkstümliche und allgemein verständliche Ausdrucksweise. Sein Schreibstil wirkte stil- und sprachbildend für Jahrhunderte. Die Tore der Bibel öffneten sich für die Sprache der Handwerker, Bauern und Schiffer mit ihren Kernsprüchen, treffenden Sprichwörter und Anschaulichkeit. Seine Bedeutung als Literator ist kaum zu überschätzen, Luthers Sprache reicht bis zur Gegenwart.

In seinen Kirchenliedern äußert sich die Lyrik der Reformationszeit. Luther dichtet viele Kirchenlieder selbst. Er schafft das kirchliche Gemeinschaftslied. Außerdem veröffentlicht er viele Fabeln, denen zugrunde legendären griechischen Fabeldichter Äsop und sein Schaffen liegt. Dabei unterstützt er solche Art Unterhaltung wie „Lehre und Warnung“.

Satire: Das Spätmittelalter und das 16. Jh. waren die Zeit der Satire in Literatur Deutschlands. In derben Schwänken, in drastischen und burlesken Szenen, im Eulenspiegel, in den Dunkelmännerbriefen war der satirische Geist, der die Schwächen des menschlichen Verhaltens verspottete. Um die Jahrhundertwende aber wurde die Satire auf eine neue literarische Figur gerichtet, den Narren. Die neue Narrengestalt verkörpert den Menschen, der in der Welt der Torheit lebt und den christlichen Bezugspunkt verloren hat. Zu den größten Satirikern jener Zeit gehörten Hans Sachs, Sebastian Brant mit seinem „Narrenschiff“ und Thomas Murner.

Hans Sachs (1494-1576). 5 Jahre wanderte Hans Sachs durch Bayern, Österreich. West- und Norddeutschland. Durch die Reisen erwarb er große Weiterfahrung. Sein ganzes Leben war er unermüdlich dichterisch tätig und starb hochbegabt 1576. Er war ein fleißiger Handwerker und ein ebenso fleißiger Dichter. Über 4 Tausend Meistergesänge, nicht weniger als 200 Schauspiele, 1558 Schwänke, Fabeln, Historien, Allegorien, Psalmen, Kampfgespräche hat er verfasst. Von heutigem Standpunkt aus sind die meisten künstlerisch unbedeutend nur einige erhalten eine originelle Redewendung. Wir dürfen in seinen Versen keine großartige Dichtung erwarten, aber treuherzig und bitter ist in diesen Schwänken und Spielen die bürgerliche Alltagswelt mit ihren Schwächen und Werten, Leiden und Freuden, Wünschen und Ängsten vorgestellt und auch Herr Gott und Santa Peter sind so vertraut dargestellt, als ob sie unsere alten Freude wären.

Mit Leiden und Sprächen im Stille der Meistersinger beginnt Hans Sachs sein Dichten. Seine lehrhaften Spruchgedichte verwenden oft die Form der Fabel und wollen an einem Beispiel aus dem Tierreich auf das rechte Verhalten des Menschen hinweisen. Seine Spiele stellen den Menschen nicht mehr zwischen Himmel und Hölle wie das mittelalterliche Drama, sondern vor die eigene Verantwortung, die aus einer vernünftigen Einsicht entspricht. Der Dichter ist dabei ganz und gar Moralist.

Sebastian Brant (1457-1521), der Straßburger Humanist, Professor der Jurisprudenz. Er stand den Humanisten nahe und war ein Gegner Luther. 1494 wurde Brants Buch „Narrenschiff“, veröffentlicht, das seinen literarischen Ruhm als Autor und Humanist begründete. Sebastian Brants "Narrenschiff" kann als der größte deutsche literarische Erfolg bis Goethes "Werther" angesehen werden. Von dem 1494 erschienenen Buch wurden schnell zahlreiche Nachdrucke und Umarbeitungen veröffentlicht, es folgten lateinische, französische, englische und niederländische Übersetzungen, die das "Narrenschiff" zu einem europaweiten Bucherfolg werden ließen.

Der Dichter lädt die Narren auf sein Schiff zur Fahrt nach Narragonien: Studenten, Spieler, Ehebrecher, Kirchenschänder. Alle Sorten menschlicher Lasten und Untugenden werden von Brant gesammelt.

In seinem Werk beschreibt Brant die Fehltritte, Sünden und Laster seiner Zeitgenossen. Er tut dies allerdings nicht auf eine abstrakte Weise, sondern benutzt dafür die Symbolfigur des Narren, welche er umformt. Auf diese Weise kann er konkret ausführen, wie der Narr in allen Lebenslagen Fehler begeht, und er kann die Leute erkennen lassen, dass sie sich sehr oft selbst wie die beschriebenen Narren verhalten. So gelingt es ihm, die Narren zum repräsentativen Menschheitssymbol zu erheben und seine moralischen Lehren zu vermitteln.

 

Das Zeitalter des Barock (1600-1720). Geschichtliche Grundlagen: Der Gegenstand zwischen Katholiken und Protestanten führte in Deutschland zum 30 jährigen Krieg (1618-1648). Dieser Krieg endete mit einer furchtbaren Verwüstung großen Teils Deutschlands.

Barockdichtung: Unter Barockdichtung versteht man die Poesie, die sich aus der Renaissance Dichtung entwickelt und deren Formen übersteigert hat. Das Wort „Barock“ kommt aus Spanischem „barocco“ und bedeutet eine unregelmäßige Perle, also etwas von der Regel Ausweichendes

Wie die Renaissancedichtung war auch Barockdichtung auf die höfischen und gelehrten Kreise aufgerichtet. Der Dichter war humanistisch gelehrt und stand im Dienste zu Adel und Fürsten. Das Bürgertum verlor seine Bedeutung, die Macht der Städte sank, die Aristokratie der Höfe übernahm die Führung der Gesellschaft. Sie entwickelten einen Lebensstiel der Repräsentation. Insgesamt hat die Barockdichtung nicht in die Breite gewirkt. Das Bedürfnis des Volks nach literarischen Erscheinungen wurde unbedeutend. Humanistische Einflüsse zeigten sich in der deutschen Literatur des 17. Jhs. nur insoweit, als die Dichter die antiken Sprach- und Dichtungsformen zum Vorbild nahmen. Man unterscheidet jetzt Komödie und Tragödie. Das lyrische Gedicht, das bisher mit dem Gesang verbunden war, trennt sich von der Musik und wird selbständig. Elegien (als Trauergesänge) und Hymnen (Preis- und Lobgesänge) entstehen nach antikem Muster.

Martin Opitz (1597-1639). Er wurde 1597 in Bunzlau geboren und starb als königlich-polnischer Historiograph 1639. In seinem Leben reiste er viel und war also kein lebensfremder Stubengelehrter. Sein bekanntestes Buch ist „Buch von der deutschen Poeterei“ 1624. In diesem Werk unterstützt er die hochdeutsche Schriftsprache, die keine Fremdwörter und Mundarten enthalten solle. Außerdem stellte er Regeln für die Dichtung in der Muttersprache. Für die Lyrik empfiehlt er einen bestimmten Versmaß (den französischen Alexandriner und fordert einen reinen Klang der Reim). Der Reim darf auch nicht aus gleichen Wörtern gebildet werden. In der Dramatik unterscheidet er Tragödie und Komödie. Dabei gehört der Tragödie die Welt der Könige und Fürsten, während die Komödie in die Welt der niedrigen Massen, Dienstboten führt. Jedoch muss unbedingt ein objektiver Lebenszusammenhang als Bezugspunkt der Dichtung bleiben: Ehre Gottes, die Macht des Fürsten.

Andreas Gryphius (1616-1664). 1616 wurde er als Sohn eines Pfarrers geboren, verlor seine Eltern aber sehr früh. Als junger Mensch erlernt er viele Schrecken des 30 jährigen Krieges. Auf Reisen durch Frankreich, Holland, Italien bekommt er umfassende Bildung. Einen großen Einfluss machen auf ihn Shakespeare und Seneca.

Die Lyrik Gryphius zeugt von einem festen Formwillen. Er bevorzugt in vielen Gedichten die strenge Form des Sonetts. In seinen Gedichten strebt er nach gehobener deutscher Literatursprache. Er gebraucht viele Metaphern und Vergleiche. Viele Gedichte sind einem Gebet ähnlich. Da der Autor viele Grausamkeiten des Kriegs erlebt hat, ist es ihm verständlich, wie schnell das Leben vergehe, wie eitel alles Irdische sei. Diesen Gedanken äußert er in seinen Gedichten und Dramen. Sie kreisen um den Gegensatz Ewigkeit und Vergänglichkeit. Sie spielen in einem zwischen Himmel und Hölle ausgespannten Raum. Ihr Gehalt ist einerseits durch die Erkenntnis bestimmt, wie nahe Hölle und Fall stehen, andererseits durch die Einsicht, der Gott solle dem Menschen helfen, wenn der Himmel fällt. Der Tod erscheint oft als Erlösung. In Dramen verwendet er 5 Akte, verlangt die Einheit der Zeit. Alle menschlichen Handeln unterstehen dem Gericht Gottes; Sünde und Erlösung bilden den Mittelpunkt der Trauerspiele. In den Lustspielen scherzt Gryphius über das Bemühen seiner Zeitgenossen, eine gebildete deutsche Sprache zu schaffen.

Der Barockdrama: hier unterscheidet man solche Gattungen wie der höfisch-historische Roman, der Schäferroman und der Schelmenroman. Der erste Typ gehörte zur beliebtesten Literatur adeliger Kreise. Im Mittelpunkt steht ein Liebespaar, das durch Zufälle, Intrigen, Kriege getrennt wird und seine Treue erproben muss. Im zweiten Typ flüchteten die Bürger und nieder Adel ins Traumland der Wunschidylle. Schäfer und Schäferinnen treten auf, sie verlieben sich und bestehen Abenteuer. Die blind machende jugendliche Liebe wird aber schließlich durch die Vernunft bezähmt und die jungen Menschen erlangen das seelische Gleichgewicht zurück. Der Schäferroman stellt ein idealisiertes Landleben in der Natur dar, wo alles gut und schön ist. In der Regel herrscht eine männlich geprägte restriktive Werteordnung, die eindeutig festgelegte Forderungen an das Individuum stellt. Zum Beispiel wird von der Frau erwartet, dass sie heiratet und sich ganz ihrem Mann widmet. Tut sie das nicht, wird sie von der Gemeinschaft geächtet. Charakteristisch für die passive Rolle der Frau ist, dass Frauen nie aktiv auftauchen, sondern nur in den Reden der Männer beschrieben werden. Formal charakterisiert sich der Schäferroman durch die gehäufte Aufnahme lyrischer Elemente, wie Lieder oder Gedichte. Oft finden sich allegorische Beschreibungen.

Der Schelmenroman schildert aus der Perspektive seines Helden, wie sich dieser in einer Reihe von Abenteuern durchs Leben schlägt. Der Schelm stammt aus den unteren gesellschaftlichen Schichten, ist deshalb ungebildet, aber „bauernschlau“. Er durchläuft alle gesellschaftlichen Schichten und wird zu deren Spiegel. Der Held hat keinen Einfluss auf die Geschehnisse um ihn herum, schafft es aber immer wieder, sich aus allen brenzligen Situationen zu retten.

Traditionell ist der Schelmenroman eine Autobiographie. Sie begibt sich, sei es freiwillig, sei es unfreiwillig, auf Reisen. Die dabei erlebten Abenteuer sind episodenhaft, d. h. sie hängen nicht voneinander ab. Das Ende ist meist eine „Bekehrung“ des Schelms, nach der er zu einem geregelten Leben findet. Es besteht auch die Möglichkeit einer Flucht aus der Welt, also aus der Realität.

Grimmelshausen (1621-1676). In früher Jugend gerät er in das Soldatentrauben des 30 jährigen Krieges. Er findet keine Zeit zum humanistischen Studium. In seiner Dichtung will er nicht sich sklavisch an das Vorbild fremder Poeten halten. Seine Sprache bleibt dem Volk nahe und für jedermann verständlich. Durch Grimmelshausen wird der Roman zur epischen Großform. Sprachform des Romans ist die ungebundene Rede (Prosa). Größere Bedeutung bekommt das Schicksal des Menschen. Mit diesem Werk versuchte der Autor auf die barocke Frage „Was ist die Welt“ zu antworten. Es fehlen die feste Ordnung und das gültige Lebensideal, die das mittelhochdeutsche Epos bestimmten. Der Roman legt mehr Wert auf inneren Zustand, Gefühle, Bewusstsein der Gestalt.

Sein bekanntester Roman ist „Simplicius Simplicissimus“. In der Form der Autobiographie erzählt der Autor in seinem Buch die Geschichte eines Soldaten aus dem 30 jährigen Krieg. Er verband dabei eigene Erlebnisse mit freier Erfindung und literarischen Motiven der Zeit. Der Autor gebrauchte dabei verschiedene Märchen, Satiren, Schwänke der Zeit, obwohl sie keine unmittelbare Beziehung zum Thema hatten. Eine besondere Bedeutung gibt dem Roman die Erzählungen des Volksschriftstellers, die Fülle und farbensatte Breite seiner Zeitbilder darstellt. Der Roman zeigt die Entwicklung des Helden vom einfachen Knaben zum wissenden Mann. Das Leben des Haupthelden hat sinnbildliche Bedeutung als das Leben eines Menschen, der in der wilden und grauenvollen Wirklichkeit des 30 jährigen Krieges als Spielball des Schicksals umhergeworfen wird.

Stoff zu praktischer Bearbeitung:

1. Erasmus von Rotterdam: 1.1. „Das Lob der Narrheit“: erklären Sie den Ausdruck „Schein ist alles“ anhand des angegebenen Auszugs. Ist dieser Gedanke bis heutzutage gültig? Führen Sie ihre Beweise ein.

"Wenn einer versuchen wollte, Schauspielern auf der Bühne die Masken herunterzureißen und den Zuschauern die wirklichen Gesichter zu zeigen, würde er nicht das ganze Stück verderben und verdienen, wie ein Besessener von allen mit Steinen aus dem Theater gejagt zu werden? Es könnte so allzu plötzlich ein neues Bild der Verhältnisse erscheinen: wer eben noch Frau war, ist jetzt ein Mann, wer eben noch Jüngling war, gleich Greis, wer kurz vorher ein König war, entpuppt sich nun als der namenlose Dama des Horaz, wer eben noch Gott war, erscheint plötzlich als Menschlein. Diesen Irrtum beseitigen heißt das ganze Stück verwirren. Dieser Trug und Schein ist es doch, der die Augen der Zuschauer gebannt hält.

Was ist denn das menschliche Leben schon anderes als ein Schauspiel, in dem die einen vor den anderen in Masken auftreten und ihre Rolle spielen, bis der Regisseur sie von den Brettern abruft? [...] Schein ist zwar alles, aber dieses Stück wird nicht anders gegeben."

1.2. Wie verstehen Sie das Zitat von Erasmus: „Von den Schlechten verlacht zu werden ist fast schon ein Lob“. Was für ein Lob wird gemeint?

1.3. Berichten Sie über das größte Werk von Erasmus „Das Lob der Torheit nach folgendem Plan: Die Torheit tritt auf • Sie berichtet von ihrer Zeugung und ihren Vorzügen • Sie lobt die Jungen und das Alter • Die Torheit lästert über die Götter • Sie erklärt den Unterschied von Mann und Weib • Was sie von der Freundschaft und der Ehe hält • Über Kunst, Krieg und weise Männer • Torheiten über die Klugheit, Weisheit und Tollheit • Die Torheit bedauert das Menschsein • Die Torheit lobt die Wissenschaften • Über das glückliche Dasein der Toren • Die Torheit und der Wahn • Über Aberglaube, Ablass und Heilige • Dünkel und Schmeichelei, Sein und Schein • Das törichte Welt-Theater • Die Torheit und die Theologie • Über Mönche und Prediger • Über Könige und Fürsten • Über Bischöfe, Kardinäle, Päpste und Priester • Weisheiten und Eigenlob • Biblische Torheiten • Sind fromme Christen Toren? • Epilog im Himmel.

2. Martin Luther. 2.1 Lesen Sie die Fabel von Martin Luther „Die Stadtmaus und die Feldmaus“: Beschreiben Sie den Unterschied zwischen der Stadtmaus und der Feldmaus. An welche Gesellschaftsschicht richtet sich der Text? Welche Lehre vermittelt der Text?

Die Stadtmaus und die Feldmaus

Eine Stadtmaus ging spazieren und kam zu einer Feldmaus. Die bewirtete sie mit Eicheln, Körnchen, Nüssen und womit nur sie konnte.

Die Stadtmaus aber sprach: „Du bist eine arme Maus. Warum willst du hier in Armut leben? Komm mit mir! Ich will dir und mir genug schaffen von vielerlei köstlicher Speisen.“

Die Feldmaus zog mit ihr in ein wunderschönes Haus, in dem die Stadtmaus wohnte, und sie gingen in die Kammer. Dort gab es reichlich Fleisch, Speck, Würste, Brot, Käse und so weiter.

Da sprach die Stadtmaus: „Nun iss und sei guter Dinge. Solche Speisen habe ich tagtäglich überflüssig.“

Indes kam der Kellermeister und rasselte mit den Schlüsseln an der Tür. Die Mäuse erschraken und liefen davon. Die Stadtmaus fand schnell ihr Schlupfloch, doch die Feldmaus wusste nicht wohin. Sie lief an der Wand hinauf und hinab und verzweifelte an ihrem Leben.

Als der Kellermeister wieder hinausgegangen war, sprach die Stadtmaus: „Es ist keine Gefahr mehr. Lass uns guter Dinge sein!“ Die Feldmaus antwortete: „Du hast gut reden. Du wusstest dein Schlupfloch ohne weiteres zu finden, während ich vor Angst fast gestorben bin. Ich will dir sagen, welcher Meinung ich bin: Bleib du eine reiche Stadtmaus und friss Würste und Speck. Ich will ein armes Feldmäuschen bleiben und meine Eicheln essen. Du bist keinen Augenblick sicher vor dem Kellermeister, vor den Katzen, vor vielen Mäusefallen, und das ganze Haus ist dir feind. Von all diesen Dingen bin ich frei und sicher in meinem armen Feldloch.

2.2 Charakterisieren Sie die gelesene Fabel nach dem angegebenen Schema

 

1. Tiere und Pflanzen treten in der Fabel als Menschen auf. 2. Menschliche Schwächen wie Neid, Dummheit, Geiz, Eitelkeit und so weiter sind Thema der Fabeln. 3. Meist kommen nur 2 Tiere in der Fabel vor. 4. In einer Fabel wird keine genaue Zeit genannt. 5. Es wird kein genauer Ort genannt. 6. Fabeln sind kurz. 7. Fabeln enthalten keine genauen Schilderungen. 8. Eine Fabel steht in der Vergangenheit. 9. Fabeln haben mit dem wirklichen Leben der Menschen zu tun. 10. Wichtige Leute (Könige) werden in manchen Fabeln versteckt angegriffen. 11. Am Ende einer Fabel steht oft, was man aus der Fabel lernen kann. 12. Fabeln sind in 3 Teile gegliedert: a) Ausgangssituation (Überschrift, wie ist die Situation); b) Rede und Gegenrede (Streit, Streitgespräch); c) Lösung (Die Lösung und die Moral der Fabel). Die einzelnen Teile müssen nicht alle in einer Fabel enthalten sein.

Sehen Sie das typische Beispiel durch. Beachten Sie die Bestandteile der Fabel.


Дата добавления: 2015-10-24; просмотров: 336 | Нарушение авторских прав


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