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Die berfreiung

von Michael Kuss (Copyright)

Die Polizei hatte meine Mutter wieder frei gelassen. Mutter war zu klein und zu schwach, um die kräftigen tödlichen Schläge hätte ausführen können. Außerdem hatte sie ein Alibi. Sie war zur Tatzeit bei Tante Luise im Nachbarort, hatte dort übernachtet und sich wieder einmal ausgeheult.

“Er hat uns das Leben zur Hölle gemacht”, sagte meine Mutter, als ich nach der Schule beim Mittagessen saß. “Aber einen solchen brutalen Tod -, ich weiß nicht…!”
„Wir haben uns oft seinen Tod gewünscht!” sagte ich und Mutter sagte “Ja! Das ist wahr! Aber zwischen wünschen und ausführen ist eben doch ein entscheidender Unterschied!”
“Weißt du noch, wie wir das mit dem Gift planten?” Wir wollten Unkrautvernichtungsmittel mit dem Medikament mischen, dass er sich jeden Tag spritzen musste. “Oder die Sache im Italien-Urlaub?” Wir planten, in der Bahnhofsgegend von Neapel einen berufsmäßigen Killer anzuheuern; aber dann waren wir verirrt herum gelaufen und nur arbeitslosen Trottel oder begriffsstutzigen Albanern und Polen, aber keinem coolen Mafia-Profi begegnet.

“Ich weiß!” sagte Mutter und legte müde ihre Hand auf meinen Arm. “Aber jetzt hat sich das erledigt! Wir werden neu beginnen!” “Denke nicht mehr daran…!” sagte ich. “Du hast genug gelitten!” Ich wollte Mutter nicht noch mehr Sorgen bereiten.
„Und du musstest alles mit ansehen und anhören, meine Kleine!” sagte Mutter. “Mit deinen knapp Fünfzehn Jahren…!” Sie seufzte. “Wer kann ihn denn erschlagen haben?”
“Ist doch egal!” sagte ich. “Da soll sich die Polizei drum kümmern! Irgend so ein hergelaufener Saufbruder, mit dem er gezecht und vielleicht Spielschulden gehabt hat! Der ganze Ort weiß doch, dass er keine Freunde aber jede Menge Feinde hatte!”

Die Polizei hatte auch mich vernommen. Aber ich war cool geblieben. Jürgen hatte mich um Acht mit der Honda nach Hause gebracht. Mutter war nicht da. Der Alte saß im Grünen Baum und ließ sich voll laufen. Ich hatte uns den Nudelauflauf in der Mikrowelle aufgewärmt und danach hatten wir im Wohnzimmer auf dem Sofa geknutscht. Jürgen wollte mehr. Ich sagte, ich hätte meine Tage, mir sei nicht gut und ich müsse früh ins Bett. Beim Wegfahren gegen Zehn machte Jürgen mit seinem Schlitten gehörigen Krach. So etwas bleibt bei uns in der Siedlung nicht unbemerkt. Frau Mateijka schräg über uns rief etwas herunter. Sie lag noch fett und breitarmig im dunklen Fenster, als Jürgen weg war und ich ins Haus zurück ging. Sie konnte schattenhaft sehen, wie ich mich auszog, ins Bett stieg und die Glotze anmachte. Der Fernseher lief bis gegen Vier. Das hat die Mateijka der Polizei bestätigt. Ich war vor dem Fernseher eingeschlafen, als die Polizei mich weckte. Die Müllmänner hatten den Alten tot hinter der Stadtmauer gefunden. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen, zog mich an und wir begannen Mutter zu suchen, konnten sie aber nicht finden.

Ich hatte die Fenster geputzt, den Rahmen gründlich abgewischt, und vergewisserte mich noch einmal, dass ich im Garten und an der Hauswand keine Spuren hinterlassen hatte. Abends ging ich zum Tatort zurück und angelte den Hammer aus dem Kanaldeckel, wo ich ihn nach der Tat gestern Nacht hinein geworfen hatte. ‘Ich, deine Tochter, ich war drei Jahre lang deine Hure! Erst hast du Schwein mir Geld gegeben! Schweigegeld! Dann hast du mir gedroht! Ich kleine Göre hatte eine höllische Angst vor dir! Wie kann man nur vor einem miesen Waschlappen wie dir so lange Angst haben? Von dem, was du Mutter angetan hast, einmal ganz abgesehen! Aber meine Wunden werden erst verheilen, wenn du im Grab verfault bist!’ Ich steckte den Hammer in meine Handtasche. Drüben am Parkeingang hielt ein Polizeiwagen. Die beiden Uniformierten stiegen aus und kamen langsam auf mich zu.

Eingabe 24 Juni 2005 | 8:23 in Prosa


DIE LIEBHABERIN von Michael Kuss (Copyright)

“Wir haben einen Geburtstag gefeiert!” sagte Linda und schwankte ein bisschen. Linda hatte viele Jahre als Stewardesse gearbeitet. Nach der zweiten Entziehungskur war sie zum Bodenpersonal am Gepäckschalter versetzt worden. Den Sturz hatte sie nie verdaut. Noch eine Abmahnung, und die Entlassung wäre fällig gewesen.

Linda hat sich zunächst gut unter Kontrolle wenn sie getrunken hat. Sie hatte ihr Auto am Flughafen gelassen und war die vierzig Kilometer mit dem Bus nach Hause gekommen. Seit einem Jahr habe ich den Zweitschlüssel zu ihrer Wohnung. Ich hatte aufgeräumt, ihren Slip, den Massagestab und die Weinflasche unter dem Bett hervor geangelt, den Müll entleert und die Kaffeemaschine mit den angebrannten, verkrusteten Resten ausgeschaltet. Dann hatte ich das Abendessen zubereitet und auf Linda gewartet.

“Der Gerichtsvollzieher war wieder da!” sagte ich. “Es sind noch Sechstausend offen! Ich konnte ihm nur die Hälfte zahlen! Du musst endlich selbst eine Lösung finden!” Ich konnte Lindas Schulden nicht mehr finanzieren. Ich habe neben Linda noch eine geschiedene Frau und zwei studierende Kinder, die mich Nerven und Geld kosten, und unter dem Gerede der Leute in einem kleinen Ort einen Metzgerladen zu führen, du weißt ja, das war immer schwieriger. Der Preis wurde zu hoch und auch nicht durch die frivolsten Liebesnächte mit Linda ausgeglichen. Linda war noch immer attraktiv, erotisch und – fast zwanzig Jahre jünger als ich. Aber meine Fleischerei war kein permanenter Goldesel.

Linda starrte auf die dampfenden Kartoffel.
“Das Essen ist vergiftet!” platzte sie heraus.
Ich hätte durch ähnliche Eskapaden der Vergangenheit gewarnt sein müssen. Aber ich bemühte mich zu lachen und sagte leichthin: “Klar! Ich will dich um die Ecke schaffen und mich mit den roten Zahlen auf deinem Bankkonto auf und davon machen!”
“Du hast das Essen vergiftet! Ihr Metzger seid alle Mörder!” schrie sie jetzt. Sie stand auf. Mit einer Handbewegung fegte sie den Teller auf den Teppich. Dann rannte sie auf die Toilette und schloss sich ein.

Nachdem ich den Teppich gesäubert und das Geschirr abgeräumt hatte, klopfte ich an die Toilettentür. “Ich hole mit Fritz dein Auto! Du wirst es morgen brauchen!”
Sie öffnete und stand in der Toilettentür. Sie schwankte jetzt stark und stierte vor sich hin. In der Hand hielt sie eine halbvolle Whiskyflasche. “Du willst dich also aus dem Staub machen!” lallte sie. “Mit meinem Auto abhauen, und mich hier mit deinem vergifteten Essen verrecken lassen!”

Ich hatte sogar mit einem Psychotherapeuten aus der Stadt über das Problem gesprochen. Er hatte für Linda die Möglichkeit einer beginnenden Schizophrenie angedeutet. Die ganzen dummen Nachrichten der letzten Wochen im Fernsehen hatten wohl auch noch zu Lindas Wahnvorstellungen beigetragen. Kein Wunder! BSE und Irak-Krieg, Terroranschläge und Angst vor Arbeitslosigkeit! Wie soll da ein sensibles Persönchen noch Nerven behalten? Ich konnte sie ja verstehen. Aber ich bin doch auch nur ein Mensch! Linda hatte nie gelernt, mit Schwierigkeiten fertig zu werden! Aus jeder Mücke hat sie einen Elefanten gemacht!

“Linda! Du bist betrunken, schön und gut! Aber jetzt ist Schluss mit dem Theater! Sonst…!”
“Sonst…?!” Sie stierte mich an. “Sonst…!? Soll das etwa eine Drohung sein? Du willst mir drohen? Ausgerechnet du!” Sie schrie beinahe hysterisch. “Schleicht sich hier bei mir ein, wohnt schon fast hier, ich prostituiere mich für die paar Mark die du mit deinen vergifteten Bouletten verdienst und mir für deine Fickerei bezahlst, und jetzt willst du mir auch noch drohen?! Du Schlappschwanz kriegst kaum dein Ding noch hoch und fummelst jede Nacht an mir herum wie eine halbe Portion, und so eine Hanswurst will mir drohen…!”
“Linda, das ist doch wohl…!” Jetzt ging sie aber zu weit!
“Was ist das? Was?“ Sie fauchte mich an. „Oder willst du mich auch noch schlagen?” Sie hielt mir das Gesicht hin. “Los, schlag zu! Immer feste drauf! Willst wohl beweisen, dass du wenigstens da noch ein Mann bist, du -, du impotenter Gockel!”
Ich schlug zu. Ich hämmerte auf sie ein, bis sie auf dem Boden lag und sich nicht mehr rührte. Es war wie eine Erlösung. Jetzt werde ich zur
Ruhe kommen!

Eingabe 24 Juni 2005 | 8:23 in Prosa

HALLO

von Steffi Beckmann (Copyright)

Während der Semesterferien helfe ich gelegentlich Peter, meinem Freund, in dessen Taxiunternehmen aus. Im Lauf der Zeit hat sich das so eingespielt bei uns. Schließlich wollen wir für uns beide eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Da zählt jeder Cent zum ganzen Euro.
Und wieder so ein Tag, an dem sich Fassungslosigkeit breit macht. Entsetzen und heulendes Elend reichen sich die Hände, schütteln sich warm.
Ich stehe in diesem steril getünchten Hausflur, den Türknauf noch in der Hand und warte auf die alte Frau Schröder, meinen nächsten Fahrgast. Während ich mit einem gekonnten Schnipp den Rest meiner Zigarette auf den Gehweg befördere, kreisen die Gedanken in meinem Hirn.
„Hallo, hallo”, höre ich es schallen, durchdringend, gleichzeitig zerbrechlich, splitternd wie Glas. Es hat keinerlei Bedeutung, für mich. Es kann mich nicht meinen, ich warte hier nur. Gehöre gar nicht hierher. “Hallo, hallo!” Da ist es schon wieder, fordernder. Ich wische es weg, denn es stört mich, irgendwie.
Meine Hand friert langsam am Türknauf fest. “Hallo, Hallo, jetzt habe ich dich erkannt”, klingt es. Fast erleichtert denke ich: “Schön, endlich.” Das Wippen meiner rechten Schuhspitze wird ungeduldiger. Frau Schröder sucht kramend in ihrer, recht abgenutzt aussehenden, Handtasche nach dem Wohnungsschlüssel. Sie ist nie bereit für die wöchentlich wiederkehrende Fahrt zur Praxis ihres Hausarztes. Egal, ob ich pünktlich bin oder mich verspäte, sie ist noch nicht fertig.
Inzwischen wird es höchste Zeit. Da ist es wieder dieses “Hallo”, bettelnd, es macht mich mürbe, tut weh in meinen Ohren. Frau Schröder sagt: „Das geht nun schon seit 30 Minuten so.“ Nach der heutigen Ursache für das Rufen zu suchen, daran habe sie zwar gedacht, erklärt sie, doch es sei ihr unmöglich. Leider. Sie kann die Treppen nicht steigen, sie selbst ist gebrechlich und alt. Keiner im Haus steigt die Treppen nach oben, niemand ist da, der es könnte.
Ich könnte, ich bin jung und gesund. Frau Schröder nimmt inzwischen im Wagen Platz, während ich in den Hausflur zurückkehre. Ich beginne, das “Hallo” zu suchen. Es steht irgendwo in einer Tür, verloren, alt und hilflos. Es ruft, ruft nach mir!? Es sieht mich nicht. Ich kenne es nicht. Ich kenne nur den Hausflur, seit Jahren. Es muss dringend zur Toilette ruft es, das „Hallo“. Auch das noch, und das passiert ausgerechnet mir, einer vollkommen Fremden. Ich steige die Treppen weiter nach oben und nun sehe ich es zum ersten Mal. Wir stehen uns direkt gegenüber. Es bekommt ein Aussehen. Ein aufflackerndes Erkennen erleuchtet für einen Moment den Hausflur.
Eine alte Dame ist die Ruferin. Ihr ehemals weißes T-Shirt hat sicher auch schon bessere Tage gesehen, genau wie sie selbst. Ich erkenne Spuren der letzten Mahlzeiten, nicht gerade wenige. Mit der offenen Vertrautheit eines 3- jährigen Kindes, bittet sie mich zu sich herein. Sie stützt sich auf eine vierrädrige Gehhilfe, scheint froh, der Einsamkeit entkommen zu sein, diesmal. Der eben noch beabsichtigte Gang zur Toilette, sie hat ihn schon wieder vergessen. Unkenntnis darüber wer oder was ich bin. Sie scheint nicht einmal zu wissen, wer oder was sie selbst ist.
Ich helfe ihr zurück in ihren Sessel. Ein Glas Orangensaft steht auf dem Tisch, daneben eine Lesebrille, keine Zeitung. Im Chaos des Zimmers werde ich von drückender Schwüle empfangen. Sicher sind alle Heizkörper in der Wohnung bis zum Äußersten auf gedreht. Es riecht unangenehm, ich kann kaum atmen. Ekel kriecht mich an oder ist es mein eigenes Entsetzen?
Sie bleibt still vor sich hin starrend in ihrem Sessel sitzen. Bevor ich die Wohnungstür hinter mir zu ziehe, bittet sie mich leise und mit zitternder Stimme, Herrmann zu suchen. Sie vermisst ihn, sie braucht ihn, sie wartet auf ihn. Ihren Herrmann.

Zurück beim Auto empfinde ich den Schmerz dieses eben gesehenen Jammerbildes, bohrend, stechend. Ich kann es kaum glauben. Wer ist Herrmann?
Als ich den Motor starte, sagt Frau Schröder seufzend: “Das war Frau Pauly. Sie hat Alzheimer, seit Jahren.”

Eingabe 2 Mai 2005 | 8:23 in Prosa

 


Дата добавления: 2015-12-08; просмотров: 72 | Нарушение авторских прав



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