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Die Arkadien-Reihe bei Carlsen: Arkadien erwacht (Band 1) Arkadien brennt (Band 2) 23 страница



»Es gibt viele solcher Gruppierungen. Die meisten bestehen aus Wirrköpfen, irgendwelchen Esoterikern, und jetzt sind auch noch die ganzen Dan-Brown-Spinner dazugekommen. Möchtegern-Freimaurer und Hobby-Templer. Wahre Alchimisten sind von Natur aus Einzelgänger, die sich in ihren Laboratorien verschanzen. Das war vor fünfhundert Jahren so, und daran hat sich nichts geändert.«

»Und hinter Büchern?«, fragte sie mit einem Blick in den Raum.

Er steckte sich eine neue Zigarette an.»Natürlich.«

»Ich glaube nicht, dass TABULA wirklich etwas mit Alchimie zu tun hat. Die Tafel ist nur so was wie ein Symbol für sie. Diese Leute sind Wissenschaftler. Und sie müssen ein paar ziemlich wohlhabende Gönner haben.«

»Evangelos Thanassis?«

»Könnte sein. Bislang ist das eine Vermutung, mehr nicht.«

»Du verschweigst mir doch etwas.«

Irgendwo im Haus klingelte laut ein Telefon. Der Kater sprang erschrocken von Ioles Schoß, hüpfte auf einen schwankenden Bücherturm und stieß sich gerade noch ab, ehe die Säule in einer Staubwolke zusammenstürzte.

Dallamano stand mit der Zigarette im Mundwinkel auf und beugte sich über das Chaos. Im nächsten Moment hatte er den Kater am Nackenfell gepackt und trug ihn aus dem Wintergarten ins Haus. Wenig später hörten sie undeutlich seine Stimme am Telefon.

Rosa wandte sich flüsternd an Iole.»Wie viel weiß er?«

»Über die Dynastien? Ich hab ihm nichts erzählt.«

»Ganz sicher?«

»Rosa!«

»Entschuldige. Es ist nur –«

Dallamano kehrte zurück und blieb neben seinem Sessel stehen.»Wissenschaftler also. Hochkarätige Leute, vermute ich. Sollten sie jedenfalls sein, wenn jemand eine Menge Geld in sie investiert. In sie und in die Geheimhaltung.«

»Klingt logisch.«

»Nobelpreisträger?«

»Woher soll ich das wissen?«

»Falls du eine Ahnung hast, mit was für Forschungen sich diese Organisation beschäftigt, dann solltest du dir als Erstes die Liste der Nobelpreisträger der letzten paar Jahrzehnte ansehen. Am besten informierst du dich auch, wer als Preisträger gehandelt wurde, dann aber leer ausgegangen ist. Und danach überprüfst du, wer von ihnen Untersuchungen zu deinem Thema angestellt hat. Möglich, dass du auf ein paar Leute stößt, die mit TABULA zu tun haben könnten. Je nachdem, wie viel du wirklich weißt, findest du vielleicht sogar einen Namen oder zwei, die du schon mal gehört hast.«

»Ich versuch’s«, sagte sie.»Danke.«

Dallamano wandte sich an Iole.»Der Taxifahrer hat angerufen. Er wartet unten an der Straße. Wenn ihr eure Maschine bekommen wollt, dann müsst ihr jetzt los.«

»Falls ich etwas finde«, sagte Rosa im Aufstehen,»macht es Ihnen dann etwas aus, wenn wir noch mal darüber sprechen?«

»Natürlich macht es mir etwas aus«, fuhr er sie an, um dann versöhnlicher hinzuzufügen:»Aber das schert dich eh nicht, oder? Eines Tages wirst du wieder vor meiner Tür stehen und mich löchern. Sieh nur zu, dass dieser Carnevare sich nicht hier blickenlässt.«

Sie lächelte.»Mach ich.«

Draußen, in der weitläufigen Diele der Villa, fiel Rosas Blick auf eine Gestalt am oberen Ende der Treppe zum ersten Stock.

»Olá«, rief sie.

»Olá«, erwiderte die Frau. Sie war zierlich und höchstens Mitte zwanzig. Ihre Hose und die enge Bluse waren schwarz wie das lange Haar, das ihr glatt über die Schultern fiel. Viel mehr konnte Rosa nicht erkennen, aber sie bemerkte, wie kräftig ihre dunklen Augenbrauen waren.

Die Frau blieb dort oben stehen, eine schmale Hand auf dem Treppengeländer, und Rosa fragte sich, ob sie mit angehört hatte, worüber sie im Wintergarten gesprochen hatten.

»Ihre Vermieterin?«, wandte sich Rosa an Dallamano, während der Ioles Koffer aufhob, um ihn hinaus zum Taxi zu bringen.

Er nickte und trat mit seiner Nichte ins Freie. Rosa blickte noch einmal hinauf zum Treppenabsatz.

Die Frau war fort. Oben im Haus wurde eine Tür geschlossen.

»Kommst du?«, rief Iole von draußen.



Rosa gab sich einen Ruck, eilte die Stufen hinunter und folgte den beiden Dallamanos über den verwunschenen Weg zur Straße.

 

 

Die Insel und der Mond

Zwischen den Lavafelsen meckerte eine Ziege auf ihrer Suche nach Grasbüscheln. Möwen kreisten über den Hängen des grauen Vulkankegels. Ein paar Hundert Meter weiter unten brachen sich die Wellen in Schaumkaskaden an den zerklüfteten Ufern der Isola Luna.

Rosa und Alessandro stiegen über loses Geröll bergauf. Den ganzen Vormittag hatten sie damit verbracht, über poröses Gestein, bizarre Grate und erstarrte Lavagletscher zu klettern. Rosa hatte sich Knöchel und Handflächen aufgeschürft, keine Gelegenheit für Flüche verstreichen lassen und sich dennoch seit langem nicht mehr so zufrieden, so glücklich gefühlt.

Der Rand des Kraters lag jetzt unmittelbar über ihnen. So kurz vor dem Ziel tat es ihr beinahe leid, dass der Aufstieg bald vorüber sein würde. Sie blieb stehen, schaute zurück in die Tiefe und erkannte die Dächer des verschachtelten Hauses weiter unten im Berg. Von hier aus wirkte es winzig, eine Ansammlung rechteckiger Klötze. Neben der ehemaligen Bunkeranlage am Ufer war die Villa das einzige Gebäude auf der Privatinsel der Carnevares.

Der Hubschrauber hatte Rosa und Alessandro am Vorabend abgesetzt und war zurück zur sizilianischen Küste geflogen, fünfzig Kilometer entfernt im Süden. Sie waren allein auf der Insel, abgesehen von den Ziegen, die hier angesiedelt worden waren, nachdem Alessandro Cesares Raubkatzengehege aufgelöst hatte.

Rosa stand mit dem Rücken zum Berg und genoss den Wind, der von der See her über ihr Gesicht strich. Ein paar Atemzüge lang schloss sie die Augen, dachte an gar nichts, fühlte nur das sanfte Liebkosen der Böen auf ihrer Haut. Dann spürte sie Alessandros Nähe und gleich darauf seine Lippen auf ihren.

»So kann es bleiben«, sagte sie.

»Was?«

»Das Leben. Alles. Du und ich.«

»Nicht, bevor wir den Krater gesehen haben«, erwiderte er mit einem gequälten Lächeln. Es war furchtbar unvernünftig, mit all seinen halb verheilten Verletzungen diese Kletterpartie zu unternehmen. Aber er behauptete, er wäre noch nie oben auf dem Gipfel gewesen und dies sei der allerbeste Tag dafür. Warum das so war, verriet er ihr nicht, und sie hatte den Verdacht, dass auch jeder andere Tag der allerbeste gewesen wäre. Solange sie nur zu zweit waren und niemand sie störte.

»Du hast wirklich noch nie hineingeschaut?«

»Nie.«

»Nicht mal vom Hubschrauber aus?«

Er schüttelte den Kopf.

Sie blickte das letzte Stück nach oben.»Das sind noch … was, hundert Meter? Das hier ist die letzte Gelegenheit, um uns zu überlegen, was wir erwarten.«

»Einen Krater?«

»Du kannst so langweilig sein.«

Er erwiderte ihr Grinsen.»Eine Basis von Außerirdischen.«

»Den Einstieg ins Innere der Erde.«

»Eine Abschussrampe für Atomsprengköpfe.«

»Die Ruinen von Arkadien.«

»Die geheime Zentrale von TABULA.«

Sie neigte den Kopf.»Wäre das gut oder schlecht?«

»Was weiß ich. Lass uns heute nicht darüber reden.«

»Du hast davon angefangen.«

»Nur im Eifer des Gefechts.«

Sie setzten sich wieder in Bewegung. Unterwegs sagte sie:»Ich war gestern noch mal am Palazzo. Ich hab mich entschieden, das Ganze vorerst so zu lassen, wie es ist. Rundum ist alles voller Asche. Sogar die Zitronen sind grau.«

»Die wäscht der Regen irgendwann wieder ab.«

»Weißt du, was ich gern gemacht hätte?«

»Was?«

»Einen Schneeengel. In der Asche.«

»Gute Idee.«

»Im Ernst. Ich war ganz kurz davor. Mir ist klar geworden, dass ich tun und lassen kann, was ich will. Und wenn ich mich mit meinen Klamotten in die Asche legen und darin einen Schneeengel machen will, dann kann niemand was dagegen sagen.«

»Schneeengel sind nur romantisch, wenn man sie zu zweit macht.«

»Dann komm beim nächsten Mal mit.«

»Worauf du wetten kannst. Ich wollte mich schon immer mal mit dir im Dreck wälzen.«

Sie nahm seine Hand und gemeinsam überwanden sie die verbleibende Strecke bis zum Kraterrand. Es war Rosas Idee gewesen, hier heraufzusteigen, gleich heute Morgen, nachdem sie den Radiobericht über den Mord an einem Anwalt in Taormina gehört hatten. Sie brauchte dringend frische Luft und wenigstens für eine Weile das Gefühl, mit Alessandro allein auf der Welt zu sein.

»Okay«, sagte sie, als sie stehen blieben und nach vorn über die Steinkante blickten.»Ganz offiziell: Wow!«

Vor ihnen öffnete sich eine karge Felsenschüssel, mindestens dreihundert Meter im Durchmesser und halb so tief. Helle und dunkle Steinadern mäanderten über die Abhänge und verschlangen sich in der Mitte zu einem Muster aus zahllosen Grautönen. Es gab keine versteckte Basis und keine Landebahnen für fliegende Untertassen, nur lebensfeindliches Lavagestein, das vor Jahrtausenden zu Schollen und Buckeln erstarrt war. Ein Flirren hing über dem Boden wie die Hitze eines bevorstehenden Ausbruchs, aber das war nur eine Luftspiegelung.

»Also gibt es mehr als nur ein Ende der Welt«, sagte Rosa leise und deutete auf einen Löwenzahn, der einsam aus einem Spalt wuchs.

»Oder einen Anfang.«Er lächelte.»Seit einer Ewigkeit war niemand mehr hier oben. Vielleicht überhaupt noch keiner. Also nehmen wir den Ort ganz offiziell als Entdecker in Besitz.«

»Wir können eine Kolonie gründen. Und eine Missionsstation für die einheimische Käfer- und Spinnenpopulation.«

»Und unsere Fußspuren sind die allerersten, wie oben auf dem Mond.«

»Da gibt’s nur ein Problem«, sagte sie.»Die Insel gehört seit Jahrzehnten euch Carnevares. Erzähl mir nicht, es gäbe irgendeinen abgelegenen Ort, den deine Familie nicht für ihre Geschäfte genutzt hätte.«

»Oh«, machte er und legte die Stirn in Falten.»Glaubst du das wirklich?«

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Züge.»Die Insel war der Lieblingsort deiner Mutter. Sie hätte das nicht zugelassen.«

»Sie hätte auch nicht zugelassen, dass Cesare sie umbringt, wenn sie eine Wahl gehabt hätte.«

Sie seufzte leise.»Nein.«Ein Windstoß fuhr von hinten in ihr Haar und ließ es um ihr Gesicht flattern. Sie musste es mit den Händen bändigen, um sich zu ihm hinüberzubeugen und ihn zu küssen.

Als sie die Augen öffnete, bemerkte sie, dass er sie ansah.

»Unfair«, beschwerte sie sich.»Nicht gucken beim Küssen.«

»Sagt wer?«Sein Lächeln war ansteckend wie eh und je, und sie war froh, dass er den Gedanken an seine Mutter wieder verdrängte.

»Küssen erfordert Konzentration, wenn man es ordentlich machen will.«

»Wir verwandeln uns nicht mehr dabei. Schon bemerkt?«

Sie tat verwundert.»Und ich hab noch überlegt, was wohl anders ist als sonst.«

Sein Grinsen wurde breiter, die Grübchen tiefer.»Willst du da runtergehen?«Er deutete in den Krater.

Rosa schüttelte den Kopf.»Ich hab schon einen Sonnenbrand.«

»Der ist nach der nächsten Verwandlung wieder weg.«

Sie löste sich von ihm und kletterte auf eine kleine Erhebung mit abgeflachter Oberfläche.»Komm hier rauf.«

Er folgte ihr flink, trotz seiner Blessuren. Auf dem Fels setzten sie sich mit dem Rücken zum Krater, hielten sich an den Händen und schauten über den Vulkanhang hinaus in die Weite des Mittelmeers.

»Sie ist da draußen«, sagte sie nachdenklich.

»Die Stabat Mater

»Die Antwort. Das Schiff ist nur ein Teil davon.«

»Wahrscheinlich.«

»Und irgendwo dort lag mal Arkadien.«

Sie schwiegen, während sich ihre Blicke am Horizont verloren, auf der Suche nach etwas, das vielleicht vor Tausenden von Jahren existiert hatte. Sie selbst waren nur ein Echo davon, der Schatten, den Arkadien bis in die Gegenwart warf.

»Wir sollten es noch mal ausprobieren«, sagte er nach einer Weile.

»Küssen, ohne zum Monster zu werden?«

»Ich mag dich auch als Monster.«

»Aber am Ende solcher Liebesgeschichten stürzt das Ungeheuer vom Empire State Building.«

»Nur, dass wir beide welche sind. Oder alle anderen, ganz wie man’s nimmt.«

Diesmal dauerte der Kuss viel länger. Rosa blinzelte, aber Alessandros Augen blieben zu. Mit einem warmen Gefühl im Bauch schloss sie die Lider, suchte in sich nach der Schlangenkälte und fand nichts als einen feinen Eishauch, den sie mühelos zurückdrängte. War es nur eine Frage der Übung? Der Bereitschaft? Des Erwachsenwerdens?

Die Sonne stand hoch am klaren Himmel und trotzdem war der Mond zu erkennen, blass im strahlenden Blau.

»Um diese Jahreszeit sieht man ihn tagsüber nur von der Isola Luna aus«, behauptete er.

Sie glaubte ihm kein Wort.»Ach was.«

Er zögerte, dann sagte er sehr ernst:»Ich möchte dir das alles hier schenken, wenn du es haben willst.«

Mit offenem Mund starrte sie ihn an.»Die Sonne? Den Mond?«

»Die Insel. Auch den Mond, wenn ich drankäme.«

»Einfach so?«

»Du magst die Villa, hast du gesagt. Meine Mutter hat sie geliebt, und du hast mal gemeint, dass du das gut verstehen kannst.«

»Ich bin gern hier. Aber was ist mit dir? Ich will keine Insel, auf der du mich nie besuchen kommst.«

»Ich hab die Isola Luna immer gemocht, und daran wird sich nichts ändern.«

»Den schrägen Siebziger-Look der Villa?«

»Schmeiß raus, was dir nicht gefällt.«

»Mir gefällt alles. Vor allem die Plattensammlung.«

»Du bist verrückt.«

»Verliebt.«

Die Sonne sank tiefer und der Mond zog weiter. Das Flirren unten im Krater verblasste.

»Es wird bald dunkel«, sagte Alessandro.

»Nicht hier oben.«

Er steichelte ihr Haar und küsste sie.

»Nicht mit dir«, flüsterte sie.

Niemals mit dir.

Später, auf halber Strecke den Berg hinab, klingelte Alessandros Handy. Mit schuldbewusster Miene ging er ran. Rosa beobachtete ihn, während er zuhörte.

Schon nach wenigen Augenblicken bedankte er sich und beendete das Gespräch.

»Die Klinik.«

Der Mond schwebte über dem Vulkan, die Sonne war hinter den Felsen verschwunden. Schatten lagen über dem Hang.

»Fundling.«

 

 

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© Carlsen Verlag

KAI MEYER, geboren 1969, hat fast fünfzig Romane geschrieben, viele spielen in Italien. Zwei seiner erfolgreichsten Bücher, Die fließende Königin und Die Alchimistin, führen nach Venedig, Die Vatikan-Verschwörung nach Rom. Die meisten Mythen und Geheimnisse fand er auf Sizilien, dem Schauplatz der Arkadien-Reihe um die Liebe zwischen Rosa und Alessandro.

www.kaimeyer.com

 


Дата добавления: 2015-11-04; просмотров: 15 | Нарушение авторских прав







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