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Thema: Die soziolinguistische und territoriale Differenzierung des deutschen Wortbestandes



Vorlesung 8

Thema: Die soziolinguistische und territoriale Differenzierung des deutschen Wortbestandes

Zeit: 2 St.

 

Plan

1. Soziolinguistik als sprachwissenschaftliche Disziplin. Begriff „Stratifikation“.

2. Die Erscheinungsformen der deutschen Sprache.

3. Soziale Charakteristik des deutschen Wortbestandes.

4. Territoriale Charakteristik (Differenzierung) des deutschen Wortschatzes.

 

Literatur:

Olschanskij I.G., Gusseva A.E. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. M., 2005, Kap.X,XI.

Stepanova M.D., Cernyseva I.I. Lexikologie der deutschen GWS. M., 1985, S.149-172; 2003, S.150-172.

Tschijova V.N. Учебно-методическое пособие по лексикологии нем. яз. Череповец,2002.

 

1. Aus den wichtigsten Funktionen der Sprache folgt, dass sie eine komplexe Erscheinung ist. Jede Sprache hat regionale Unterschiede, sie ist auch in sozialer und funktionaler Hinsicht nicht homogen (gleichartig), sondern durch verschiedenartige Variäteten und Varianten gekennzeichnet. Das hängt damit zusammen, dass die Gesellschaft nicht einheitlich aufgebaut ist. Sie setzt sich aus verschiedenen Schichten, Klassen, sozialen Gruppen zusammen. Soziale, berufliche und Altersgruppen haben verschiedene Bedürfnisse, Interessen, Lebensbedingungen. Dies kommt in der Sprache, Ausdrucksweise ihrer Angehörigen zur Geltung. Nach F. de Saussures Meinung muss die Sprache, um funktionieren zu können, zu gleicher Zeit stabil und flexibel sein. Innerhalb einer Sprache, stellte der französische Linguist A. Meillet Anfang des 20.Jhs. fest, gibt es in Wirklichkeit soviel besondere Wortschätze, wie es innerhalb einer Gesellschaft autonome soziale Gruppen gibt.

2.

Mit dem Wechselverhältnis von Sprache und Gesellschaft befasst sich eine spezielle linguistische Disziplin – die Soziolinguistik (der Terminus erschien in den USA in den 60er Jahren des 20.Jhs.). Die Soziolinguistk ist ein Teilbereich der Sprachwissenschaft, der die Wechselbeziehungen von Sprache und Gesellschaft unter linguistischen Gesichtspunkten erforscht. Sie erforscht unter Anderem die Rolle sozialer Einflüsse und soziologischer Faktoren beim Sprachgebrauch und der Entwicklung des Sprachsystems. Sie beschreibt und erklärt sprachliche Variäteten (разновидности языка) (=sprachliche Existenzformen und andere Subsysteme) und Varianten (einzelne Elemente).

 

Zur Entwicklung der Soziolinguistik haben viele russische und ausländische Sprachforscher beigetragen, z.B.: E.D.Polivanov, L.P.Jakubinskij, B.A.Larin, L.V.Scerba, V.V.Vinogradov, V.M.Zirmuskij, J.Vendryes, E.Benveniste, F.Boas, E.Sepir, V.Matesius, B.Havranek u.a.m. Mit soziolinguistischen Problemen befassten sich auch deutsche Sprachforscher A.Schirmer, L.Weisgerber, E.Coseriu, W.Schmidt, Th.Schippan, R.Große, A.Neubert, N.Dittmar u.a.

 

Das heutige Deutsch ist eine Variätetensprache. Man unterscheidet 3 große nationale Variäteten der deutschen Sprache:

1) die (bundes) deutsche,

2) die österreichische,

3) die Schweizer nationale Variätet.

(Dazu siehe: Olschanskij, S.178-1780).

 

Bei soziolinguistischer Analyse geht man von der Struktur des Kommunikationsaktes, vom Typ des Senders/Empfängers, von der Art der sprachlich-sozialen Situation aus. Aktuell ist die Beschreibung der Erscheinungsebenen der Sprache. Dazu gehören:

1) (der) Idiolekt (Sprachgebrauch und Sprachverhalten, Wortschatz und Ausdrucksweise eines einzelnen Sprachteilhabers);

2) (der) Soziolekt (Gruppensprache, Sondersprache, Jargon);

3) Dialekt (Mundart, Halbmundart, Umgangssprache, Argot);

4) nationale Literatursprache (Standart). Dabei bildet der Ideolekt die Grundlage der sprachlichen Kompetenz für Soziolekte, Dialekte und Standartsprache.

 

3.

In der modernen Germanistik unterscheidet man 3 Erscheinungsformen (Existenzformen) der deutschen Gegenwartssprache: a) Schriftsprache („Literatursprache“ – dieser Terminus ist aus der ehemals sowjetischen Linguistik übernommen); b) Umgangssprache (Halbmundart); c) Mundart (Dialekt). Charakterisieren wir kurz jede von diesen.



Die Schriftsprache vereinigt die schriftliche und die mündliche Form (gesprochene Sprache). Der Terminus selbst geht auf die Geschichte zurück, da die sprachliche Einigung zuerst in der Schreibung erreicht wurde. 1881 veröffentlichte der Gymnasialdirektor Konrad Duden das erste deutsche Orthographiewörterbuch, das für ganz Deutschland verbindlich wurde und landschaftliche Unterschiede in der Rechtschreibung überwinden half.

 

Die Schriftsprache ist die Norm der deutschen Sprache, die gebraucht wird: auf der Bühne, in den Massenmedien, an Hochschulen, im offiziellen Verkehr, kurz und gut dort, wo die schriftsprachliche Norm angestrebt wird.

 

Räumlich ist sie im ganzen deutschen Sprachgebiet gültige, allen Sprachteilhabern verständliche und zur allgemeingültigen Kommunikation gebrauchte Form des Deutschen, in der landschaftliche und soziale Begrenztheit überwunden ist. Deshalb heißt sie auch Einheitssprache, Gemeinsprache.

 

Aus sozilogischer (historischer) Sicht nennt man die Realisierung der Norm – Hochsprache, Hochdeutsch; das ist die aktivierte Schriftsprache mit gewissen landschaftlichen Färbungen.

 

Vom stilistichen Standpunkt aus erfüllt sie vor allem kulturelle Funktion, in ihr werden die wichtigten Kulturbegriffe oder –konzepte festgehalten, deshalb wird sie Kultursprache, Standartsprache genannt.

 

Eines der wichtigsten Merkmale der Literatursprache ist ihre funktionale Vielseitigkeit, die Schriftsprache ist nämlich polyfunktional. Die deutsche Gegenwartssprache hat 5 Funktionalstile (der Stil des offiziellen, amtlichen Verkehrs; der Stil der Presse und Publizistik; der Stil der Wissenschaft und Technik; der Stil des Alltagsverkehrs; der Stil der schönen Literatur).

Für jeden Stil ist die Kombination einer Reihe obligatorischer und fakultativer Stilzüge charakteristisch.

 

Die Umgangssprache (UGS). Sie nimmt eine Zwischenstellung zwischen Literatursprache und Mundart ein.

Räumlich hat sie eine regionalbegrenzte Geltung, deshalb heißt sie anders „ Landschaftsprache “. Soziologisch ist sie in der Regel eine Stadtsprache. Sie ist in Deutschland an die Großstädte gebunden. Funktional ist die UGS vorwiegend ein mündliches Verständigungsmittel, eine Sprechsprache für nichtoffiziellen, privaten Verkehr. Deshalb gibt in der UGS viele expressive Wörter und Wendungen, sie zeichnet sich durch Bildhaftigkeit und Übertreibungen aus, z.B.: Bieridee = törichter, dummer Einfall, Höllenlärm/Höllenspektakel = (ugs. emotional verstärkend) sehr großer Lärm; Fraukules = Frau des Herkules, das Fränkli = (ugs., oft scherzh.) Franken; platzen = (ugs.) sich nicht so weiterentwickeln wie gedacht, scheitern; hineinplatzen usw.

Je nach dem Grad der Nähe zur Literatursprache und zur schriftlichen Norm unterscheidet man 3 Typen der UGS:

1) hochdeutsche (literarische) Umgangssprache der Gebildeten. Im Vergleich mit der Literatursprache hat sie einige landschaftliche Eigenheiten, wird aber mit der mündlichen Form der Literatursprache identifiziert;

2) großlandschaftliche Umgangssprachen. Sie werden auf größeren Territorien gesprochen;

3) kleinlandschaftliche (mundartnahe) UGS. Sie sind auf ein kleineres Gebiet beschränkt und enthalten in stärkerem Maße mundartliche Merkmale.

Die naechste Erscheinungsform der deutschen Sprache ist die Mundart;

sie ist die älteste Existenzform der Nationalsprache. Mundarten sind regional begrenzt, sie dienen als Alltagssprache, als „Haussprache“ und leben vor allem in entlegenen ländlichen Gebieten. Manchmal gehen mundartliche Elemente in die UGS oder in die Literatursprache über. Heutzutage nehmen Mundarten standartsprachliches Material auf und schließen es in fonologisch angepasster Form ein, z.B.: das Wort „Pyramide“ klingt Im Erzgebirgischen „Permett“; „Teppiche“ auf sächsisch – „Depsche“.

 

Nach dem Ausbreitungsgebiet unterscheidet man: dörfliche, kleinräumliche und städtische Mundarten. In unserer Zeit übernahmen die Mundarten eine neue kommunikative Funktion. Sie haben den Charakter des Intimen, Vertrauten, Persönlichen und Familiiären angenommen. Die Verwendung der Mundart verleiht dem Verkehr Vertrautheit, familiäre Note.

 

Die Wechselbeziehungen zwischen den Erscheinungsformen der deutschen Sprache: Olschanskij, S.183.

 

Also, entsprechend der sprachsoziologischen Charakteristik der Existenzformen sind im deutschen Wortbestand zu unterscheiden: 1) Wörter und feste Wortkomplexe, die im ganzen deutschen Sprachgebiet von allen Angehörigen der Sprachgemeinschaft verstanden und in der allgemeinen sprachlichen Kommunikation gebraucht werden; 2) Wörter und feste Wortkomplexe, die auf bestimmte Sachbereiche oder soziale Gruppen von Sprachträgern beschränkt sind; 3) Wörter und feste Wortkomplexe, die regional (landschaftlich) beschränkt sind. Ihre Charakteristika und Wechselbeziehungen sind Objekte der soziolinguistischen Forschung.

 

4. Für sozial-berufliche Ausprägungen des Wortschatzes werden in der Fachliteratur viele Termini gebraucht: Sondersprachen, Sonderwortschätze, Sonderlexik, Soziolekte. Definieren wir den Begriff „Sonderlexik“. Der Wortschatz sozialer Gruppen, die durch die Gemeinsamkeit des Berufes, der Interessen, der Lebens- und Arbeitsbedingungen gekennteichnet sind, heißt Sonderlexik.

Die Sonderlexik hat 2 Besonderheiten:

1) es ist keine selbständige Erscheinungsform der Sprache, sondern ein eigentümlicher Wortschatz, der von diesen sozialen Gruppen gebraucht wird;

2) bei der Sonderlexik geht es um sprachliche Besonderheiten ganzer Sprechergruppen und nicht um individuelle Abweichungen von der Norm. Die Gesamtheit dieser Besonderheiten (vor allem im Wortschatz) bildet den so genennten Soziolekt, der an gesellschaftliche Klassen, Schichten oder Gruppen gebunden ist.

Alle Sprachgemeinschaften haben ihre kollektiven Normen des Zusammenlebens und damit auch der sprachlichen Kommunikation herausgearbeitet, nach denen sie die Lexik bilden, aufnehmen und auswählen.

 

Soziale Wortschatzvarianten lassen sich in 2 große Gruppen gliedern:

1.Varianten, die sich aus der Kommunikation in der Sphäre der Zusammenarbeit auf praktischem und theoretischem Gebiet des Berufslebens ergeben – Professionalismen im weitesten Sinne.

2. Varianten, die der Kommunikation in Gruppen unterschiedlichster Art dienen.

 

In der Fachliteratur wird die Sonderlexik nach ihrer funktionalen Beschaffenheit in 2 Gruppen eingeteilt:

- Fach- und Berufswortschatz und

- gruppenspezifische Wortschätze.

 

Der Fach- und Berufswortschatz lässt sich in Termini, Berufslexik und Fachjargonismen einteilen.

 

Termini oder Fachwörter sind fachbezogene Wörter, die in fachgebundener Kommunikation realisiert werden. Sie haben folgende Merkmale:

1) Der Terminus ist nur durch eine Definition zu erklären. Termini sind im Rahmen einer Theorie begrifflich definierte Fachwörter.

2) Termini sind Elemente eines terminologischen Systems, sie sind nur aus der entsprechenden Theorie abzuleiten. Die Kriterien für einen Terminus im Rahmen des betreffenden Terminologiesystems sind: Eindeutigkeit, Genauigkeit, Festlegung seines Wertes in diesem System.

3) Der Inhalt eines Terminus nähert sich dem höchsten Grad begrifflicher Abstraktion.

4) Termini sind stilistisch neutral, haben keine Konnotationen.

5) Nach der Herkunft sind viele Termini Internationalismen oder als Kunstwörter setzen sie sich aus Elementen der altgriechischen und lateinischen Sprache zusammen (Biopsie, Bionik).

Die Termini entstehen durch Entlehnung (Computer), Spezialisierung der allgemeinsprachlichen Wörter (ling. - Fall, Wurzel, Satz), Neuschöpfungen (Fonem, Syntagma, Phraseolexem).

 

Berufslexik (Halbtermini)

Sie dienen der praktisch-fachlichen Kommunikation. Halbtermini sind nichtstandartisierte und nicht definierte Fachwörter. In der älteren Germanistik (19Jh.) zählte man zur Berufslexik Bergmannssprache, Zimmermannssprache, Seemannssprache. Einige Sprachforscher unterscheiden die Berufssprachen oder Fachsprachen der Handwerker, Bauern, Kaufleute usw. von den „erhöhten“ Fachsprachen des Hochdeutsch. Thematisch gesehen sind Halbtermini Benennungen von Werkzeug, Werkstoffe, Erzeugnissen, Berufen. Beispiele aus der Jägerlexik: die Löffel – Ohren eines Hasen; die Kelle – Schwanz eines Bibers, die Licher – Augen eines Wolfes. Die Jägerlexik kann auch als Gruppenwortschatz betrachtet werden. Berufswörter sind keine Dubletten für entsprechende Wörter und Wendungen der Gemeinsprache. Sie vertiefen die Ausdrucksmöglichkeitn und differenzieren die sprachliche Kommunikation in einem konkreten Fachgebiet.

Quelle der Berufslexik: übertragene Bedeutungen gemeinsprachlicher Lexeme und Dialektwörter.(Teile des Hobels heißen: Nees „Nase“, Muul „Maul“, Sool „Sohle“).

 

Fachjargonismen

Fachjargonismen sind expressive Dubletten der Fachwörter. Ihre Funktion in der Kommunikation ist, wertende oder abwertende Charakteristika von Erscheinungen zu geben. Sie werden häufig an Stelle der Termini und Halbtermini gebraucht, besonders im alltäglichen vertrauten Umgang mit Arbeitskollegen (Klavier spielen = Fingerabdrücke abnehmen; Piratensender, Hexe = Aufzug auf der Baustelle). Fachjargonismen haben meist bildhaften Charakter und enthalten eine stark wertende Bedeutungskomponente.

 

 

Gruppenspezifische Wortschätze sind Sonderwortschätze sozialer Gruppen einer Sprachgemeinschaft mit gemeinsamen Lebensbedingungen und Interessen. Im Unterschied zur Berufslexik sind gruppenspezifische Wortschätze expressive oder euphemistische Synonyme zu den bestehenden Wörtern der Allgemeinsprache. Zu den bekanntesten gruppenspezifischen Wortschätzen gehören: die Studentensprache, die Gaunersprache (das Rotwelsch oder Argot), die Soldatensprache, die Kaufmannssprache, die Sprache der Jäger und der Bauern, die Jugendsprache. Für die Sphäre des saloppen, Gesenkten wird in der modernen linguistischen Literatur der Terminus „Slang“ verwendet. Der Slang heißt nach Wahrig nachlässige, saloppe Umgangssprache, be. Im Englischen (= Jargon).

Gruppenspezifische Wortschätze werden von jeweiligen sozialen Gruppen geprägt. Für diese Wörter sind die Anschaulichkeit und Bildhaftigkeit kennzeichnend, da sie oft durch metaphorische Übertragung der gemeinsprachlichen Lexik entstehen. Es handelt sich dabei um thematische Bereiche wie: Geld, Mädchen, Freizeit, Musik, Polizei, Drogen, Tod etc. Die Hauptquelle aller Gruppenwortschätze sozialer Gruppen ist die Gemeinsprache (Taktak = Maschinengewehr (lautmal.) die Lumumbabrühe = (Sold.) Kaffee, Wasser mit Wasser = dünne Suppe; der Zeus (Schülerdt.) Schuldirektor).

 

Die Studentensprache (Entstehung seit dem 17-18 Jh.) ist verbunden mit studentischen Korporationen. Sie war damals eine „ausgebildete Kastensprache“. In dem Gruppenwortschatz gab es umgedeutete gemeinsprachliche Wörter und Entlehnungen. Besonder beliebt waren scherzhafte Bildungen aus deutschen Stämmen mit fremden Affixen vom Typ „schauderös“ für schauderhaft, „pechös“ für unglücklich, „Politikus“ für Schlaukopf. Die Wege der Entstehung: Wortbildung, Entlehnung, Übertragung. Thematisch gab es viele Bezeichnungen für Studierenden (Bursch, Musensohn, Muse, Bruder Studion) und Nichtstudenten (Finken, Kopfhänger, Stubenhocker, Stubenschwitzer). Viele Wörter sind in die deutsche Ugs. Übernommen.

Die Gaunersprache (Deklassiertenjargon) ist seit dem 13 Jh. bekannt. Die Jargonismen dieser Gruppe erfüllen eine Tarnfunktion. Dieser Gruppenwortschatz ist ein Mittel, sich von den Nichteingeweihten abzusondern und für alle anderen unverständlich zu bleiben. Thematisch sind das vor allem Synonyme für verschiedene Arten von Verbrechen, Verbrechern, Verbrecherwerkzeug, ferner Synonyme für Geld, Polizei, Bezeichnungen von Lebensmitteln, Kleidung u.a. Die Quelle für den Wortschatz waren: gemeinsprachliche Lexik (Regenwurm = Wurst; Wetterhang = Hut; Brotlade= Mund), Fremdwörter (das Hebräische - Moos = Geld; kapores = tot; Zigeunersprache – grai = Pferd, Maro = Brot).

Dieser Gruppenwortschatz zeichnet sich durch eine besondere Wandelbarkeit aus. Sobald ein Argotismus bekannt wurde, wurde er durch ein anderes Wort ersetzt. In unserer Zeit spricht man über die Verminderung des Rotwelsch (z.B.Th.Schippan).

 

Die Jugendsprache. Träger dieses Gruppenwortschatzes sind verschiedene Altersgruppen, sie umfassen Jugentliche im Alter von 14 bis 30 Jahren. Als Ursachen für die Entstehung dieses gruppenspezifischen Wortschatzes wurden genannt: das Bedürfnis nach expressivem Ausdruck, Versuch, das Tägliche und Langweilige der Sprache zu überwinden, Besonderheiten der Psyche dieser Altersgruppe, Mittel der Identifizierung mit einer sozialen Gruppe ua. Thematische Charakteristik dieser Lexik: expressive, meist abwertende Dubletten gemeinsprachlicher Lexeme aus den Bereichen, Mode, Musik, Technik, Bezeichnungen für Jugendliche selbst (Torte = ein hübsches junges Mädchen, Alte = feste Freundin, Tenne = Tanzdiele, Kanne = Saxophon, Wimmerscheune = Konzertsaal). Die Quelle für diesen Wortschatz ist die Gemeinsprache. Es gibt auch viele Entlehnungen (Freak, Sound, cool, Salut!, Disko). Viele Jugendjargonismen entstehen durch Übertragung (Zahn = Mädchen, Asche = Geld, badewanne = Kontrabass) und Wortbildung (vorkohlen = втирать очки, abmatten = schlafen; die Rauche = Zigarette, die Rieche = Nase, die Scheine = Lampe, die Greife = die Hand, Aiki, Heini, Demo).

Es sei noch erwähnt werden, dass die Jugendsprache als Spiegel des dynamischen Lebens von Jugendlichen ständigen Veränderungen ausgesetzt ist.

 

5. Territoriale Charakteristik des deutschen Wortbestandes

 

Territoriale Differenzierung als eine charakterliche Besonderheit des Deutschen kommt im Bereich der Lexik und Phraseologie zum Vorschein. Die territorialgebundene Lexik ist für 2 Erscheinungsformen des Deutschen typisch: 1. Mundart, 2. Umgangssprache.

Die historischen und sprachsozilogischen Ursachen für diese Eigenart liegen in den besonderheiten des Entwicklungsprozesses der deutschen Nation und der dt. Gemeinsprache (ausführlicher: Stepanova, Cernyseva, 2003, S.167-170).

Der erste Typ territorialgebundener Lexik sind mundartliche Varianten. Sie sind landschaftlich eng begrenzt und nur auf mundartlicher Ebene bekannt und geläufig: Frosch – Padde – Pogge – Hetsche – Kecker; Mücken – Schnacken – Gelsen.

Den zweiten Typ bilden territoriale (landschaftliche) Varianten (territoriale Tautonyme). Sie sind mundartlicher Herkunft, aber unterscheiden sich von der Mundartlexik dadurch, das sie zum Wortbestand einer anderen Erscheinungsform der Sprache (Umgangssprache) gehören. Diese landschaftlichen Varianten sind zwar landschaftlich gebunden, aber überall bekannt (gestern Abend – gestern auf die Nacht; dieses Jahr – heuer; fegen – kehren; Steichhölzer - Zündhölzer).

 

Von den landschaftlichen Varianten sind die nationalen Varianten der Lexik zu unterscheiden. Es geht hier um die Lexik solcher mehr oder weniger standartisierten Varianten der deutschen Sprache, die als Literatursprachen anderer Nationen funktionieren – die österreichische nationale Variante und die Schweizer Variante.

Der Wortschatz in Österreich ist regional, funktional und sozial gegliedert. Es gibt Wörter, die nur in Österreich und in Bayern verwendet werden (Kren – Meerretich, Brösel - Paniermehl), es gibt Wörter, die in ganz Österreich, abe nicht in Bayern gebraucht werden (Kundmachung – Bekanntmachung; Matura – Abitur; Paradaiser - Tomate), es gibt auch regional begrenzte Wörter (Heuriger – junger Wein im ersten Jahr), es gibt auch gemeinsprachlichen Wortschatz mit österreichischen Bedeutungsvarianten (Bäckerei – 1. Bäckergeschäft, 2.süßes Kleingebäck).

Das in der Schweiz gebrauchte Deutsch hat solche Besonderheiten: 1. die mundartliche Färbung der Umgagssprache (mit besonderer Rolle des Alemannischen), 2. die Altertümlichkeit des mundartlichen Wort- und Formbestandes, 3. ein sehr starker romanischer Einfluß. (Eine weitere Charakteristik: Olschanskij, Gusseva, 2005, S.185-186).

 

Fragen zur Selbstkontrolle:

1. Mit welchen Problemen befasst sich die Soziolinguistik?

2. Methoden der soziolinguistischen Forschungen?

3. Was bedeuten die Begriffe „Idiolekt“, „Soziolekt“.

4.Wie sind die Merkmale der 3 Erscheinungsformen des Deutschen?

5.Wie ist das Wechselverhältnis zwischen den Erscheinungsformen des Deutschen?

6.Was bedeutet Sonderlexik?

7. Wie wird die Sonderlexik eingeteilt?

8. Worin besteht der Unterschied zwischen Terminologie, Berufslexik, Berufsjargonismen? Ihre Funktionen?

9. Charakterisieren Sie die Gruppenwortschätze des Deutschen?


Дата добавления: 2015-11-04; просмотров: 117 | Нарушение авторских прав




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