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Die Lexikologie als Bereich der Sprachwissenschaft und als Fach



Vorlesung 1.

Die Lexikologie als Bereich der Sprachwissenschaft und als Fach

 

1. Gegenstand der Lexikologie

2. Stellung der Lexikologie unter anderen Teilgebieten der Sprachwissenschaft

3. Bestandteile der Lexikologie

4. Anwendung in der Lexikologie von Forschungsmethoden

 

1. Gegenstand der Lexikologie

Die Lexikologie ist die sprachwissenschaftliche Disziplin, die den Wortschatz einer Sprache und seine Entwicklung betrachtet. Das Wort stammt aus dem Griechischen „lexis“ (das Wort) und „logos“ (die Lehre). Die Lexikologie ist die Lehre vom Lexikon (die Gesamtheit von Wörtern und festen Wortverbindungen).Sie beschreibt und erforscht den Wortbestand (словарный состав) einer Sprache, seine Schichtung (дифференциация, расслоение) und Struktur, Bildung, Bedeutung (im System) und Funktionieren seiner Elemente (in der Kommunikation, in verschiedenen sozialen Sphären und Situationen).

Die Lexikologie als selbständiges Lehrfach hat sich erst Mitte des 20. Jhs. in der SU herausgebildet. In der deutschen Sprachwissenschaft wird die Lexikologie um 1960 eine eigenständige Universitätsdisziplin. Das bedeutet aber nicht, dass vorher keine lexikologischen Probleme ausgearbeitet wurden. Die Erforschung vieler lexikologischer Probleme vollzog sich im Rahmen der Grammatik und der Sprachgeschichte. Zur Herausbildung dieses Lehrfachs haben solche sowjetischen Germanisten beigetragen wie Strojewa, Lewkowskaja, Stepanowa, Cernycewa u.a.

Die lexikologischen Probleme können von verschiedenen Gesichtspunkten erforscht werden. Daraus ergeben sich verschiedene Abarten der Lexikologie. Wenn lexikologische Erscheinungen generalisierend untersucht werden, d.h. im Hinblick auf viele Sprachen, so hat man mit einer allgemeinen Lexikologie zu tun. Wenn aber die lexikologischen Probleme nur von zwei Sprachen berücksichtigt werden, so spricht man von einer vergleichenden bzw. kontrastiven Lexikologie. Werden aber die lexikologischen Erscheinungen nur einer Sprache erforscht, dann spricht man von einer konkretsprachlichen (speziellen) Lexikologie.

Außerdem unterscheidet man noch eine diachronische und eine synchronische Lexikologie. Wenn man an das Fach vom Standpunkt der Sprachgeschichte aus herangeht, so hat man mit einer diachronischen Lexikologie zu tun. Wenn das Wort oder der Wortbestand vom gegenwärtigen Stand der Sprache aus betrachtet wird, spricht man von einer synchronischen Lexikologie.

In der gegenwärtigen Entwicklungsetappe gewinnt die kognitiv orientierte Lexikologie immer mehr an Gewicht und Aktualität (kognitiv=auf Erkenntnis beruhend). In der gegenwärtigen Entwicklungsetappe gewinnt die kognitiv orientierte Lexikologie immer mehr an Gewicht und Aktualität (kognitiv=auf Erkenntnis beruhend). Die kognitiv orientierte Lexikologie beschreibt die Speicherung und Verarbeitung der Wörter im menschlichen Gehirn bzw. Geist.

Die kognitiv orientierte Lexikologie versucht Antworten zu geben auf die Fragen nach der Wissensrepräsentation, nach den Verfahren zur konzeptuellen Wissensorganisation beim Verstehen und Erzeugen von Äußerungen (siehe die Arbeiten von M. Bierwisch, M. Schwarz, H. Strohner u.a.).

Die methodologische (philosophische) Grundlage der Lexikologie bilden die Prinzipien der materialistischen Dialektik: die Betrachtung der Sprache als gesellschaftliche Erscheinung, das konkret-historische Herangehen an die Sprache, die sozial-kommunikative Determiniertheit von Funktionieren und Entwicklung jeder Sprache.

 

2. Stellung der Lexikologie unter anderen Teilgebieten der Sprachwissenschaft.

Das Wort als Grundeinheit der Sprache ist Untersuchungsgegenstand von allen Teilgebieten der Sprachwissenschaft. So untersucht die Phonetik das Wort und die Wortketten im Redestrom vom lautlichen und intonatorischen Standpunkt aus. Die Beziehungen zwischen der Lexikologie und der Phonetik beruhen auf folgendem:

a) Manche phonetische Erscheinungen (Ablaut, Umlaut, Brechung) dienen als wortbildendes Mittel. So stammen Band, Bund vom Verb binden, Sprache, Spruch von sprechen.

b) Die Länge und die Kürze der Vokale dienen als ein sinnunterscheidendes Mittel. Vgl. Saat und satt, Weg und weg.



c) Dank der Betonung lassen sich trennbare und untrennbare Präfixe und dadurch auch Bedeutungen der Wörter unterscheiden. Vgl. übersetzen- ich setze über und übersetzen- ich übersetze

Die Grammatik erforscht die Bildung, Bedeutung und den Gebrauch von Wortformen sowie die formalen Regeln der Verbindung der Wörter zu den Sätzen. So ist die Ableitung als wortbildendes Mittel eng mit der Grammatik verbunden. Nach der Art der Suffixe kann man bestimmen, zu welcher Wortart das betreffende Wort gehört. Die syntaktische Funktion des Wortes kann auf seine Bedeutung wirken. Vgl. Der glatte Weg und Sie ist glatt (völlig) aus meinem Herzen verschwunden. Die Zusammensetzung als eine Wortbildungsart ist auch mit der Grammatik verbunden, weil das zusammengesetzte Wort nicht nur eine lexikalische Einheit darstellt (Rotwein, Schwarzbrot usw.) sondern zum Ausdruck syntaktischer Beziehungen dienen kann, z. B Stoffwert = der Wert des Stoffes, die Strickmütze = die gestrickte Mütze (attributive Beziehungen).

Die Stilistik befasst sich mit den Ausdrucksmöglichkeiten der Wörter und der festen Wortverbindungen. In der Lexikologie werden die Wörter vor allem als nominale Einheiten erforscht, die zur Benennung der Gegenstände und Erscheinungen der objektiven Realität dienen. Die Lexikologie befasst sich, so wie die Stilistik, mit verschiedenen Tropen: mit Metaphern, Metonymien usw. die lexikalischen Tropen stellen eine wortbildende Kategorie dar, da sie die Entstehung neuer Bedeutungen der schon existierender Wörter ermöglichen, z. B. Fuß eines Menschen und Fuß eines Berges, Kopf eines Menschen und Kopf einer Flasche oder sogar neuer Wörter wie Gase, Manchester, Nanking, als Bezeichnungen der Stoffe nach entsprechenden Stadtnamen u.a. Stilistische Tropen schaffen keine neuen Bedeutungen oder neuen Wörter, sie erlauben nur, die Gedanken und Empfindungen bildhaft auszudrücken, z. B. die Metapher Flamme der Liebe oder die Metonymien: Schwarze Röcke, seidene Strümpfe, weiße, höfliche Manschetten (H.Heine).

Die Lexikologie ist mit der Geschichte der dt. Sprache verbunden. Einige Wörter können nur aufgrund der historischen Analyse erklärt werden, z. B. Welt, Wimper, Nachtigall, Bräutigam, Augenlid, Maulwurf, u.a. Nachtigall bedeutet eigentlich „ die Sängerin der Nacht / Nachtsängerin“. Das Wort „galan“ „ singen“ existiert nicht mehr. Bräutigam, ahd. brut-i-gomo, eigentlich der Mensch der Braut. Das zweite Element der Zusammensetzung „ gomo“ ist verschwunden.

Die Lexikologie ist auch mit der Geschichte des Volkes – des Schöpfers und Trägers der Sprache verbunden.Die Sprache ist eine gesellschaftliche Kategorie, sie entwickelt sich zusammen mit der Entwicklung der Gesellschaft. Verschwindet irgendein Volk, so geht auch seine Sprache zugrunde, wie es mit der gotischen Sprache der Fall war.

Die Sprache, insbesondere ihr Wortschatz spiegelt manche Besonderheiten der Entwicklung des betreffenden Volkes wider, manche seiner Sitten und Bräuche.

Diese These kann man anhand einzelner Wörter und stehender Wortverbindungen beweisen. Manche Wörter lassen sich als sprachliche Denkmäler der konkreten Geschichte des Volkes betrachten., z. B. Wand und Mauer.

Wand (etwas Gewundenes) ist ein altes deutsches Wort und bezeichnete ursprünglich eine aus Flechtwerk hergestellte Wand. Als die alten Germanen die Bauweise der Römer kennenlernten, entlehnten sie sowohl deren Technik als auch das Wort Mauer (lat. murus, ahd. mura). Jetzt unterscheiden sich diese zwei Wörter dadurch, dass „Wand“den Teil des Innenraumes des Gebäudes bezeichnet, „Mauer“ dagegen einen Baukörper aus Stein, Umgrenzung (Stadtmauer, Berliner Mauer).

Die Redewendung „einen Korb bekommen“ ist mit einer alten Sitte verbunden. Die Geliebte ließ dem ihr nicht genehmen Freier aus ihrem Fenster einen Korb mit einem so schwachen Boden herab, dass er, wenn er darin zu ihr hinaufgezogen werden sollte, unterwegs durchfallen musste. Die Wortverbindung „Pech haben“ bedeutet „ Unglück haben“. Dieses Idiom stammt aus Berufslexik der Vogelsteller. Der an der Leimrute (лоза, прут, вымазанный клеем / смолой) klebende Vogel hat Pech an den Federn und wird gefangen (das Pech- смола; der Pechvogel -неудачник).

Somit ist die Lexikologie mit allen Teilgebieten der Sprachwissenschaft aufs engste verbunden und sie stützt sich auf ihre Angaben und Erkenntnisse.

 

3. Bestandteile der Lexikologie.

Wie ein jedes Lehrfach gliedert sich auch die Lexikologie in verschiedene Abschnitte/Teile. Vor allem unterscheidet man zwei große Abschnitte: die Wortlehre und die Wortschatzlehre. Diese zwei Abschnitte verflechten sich. Im allgemeinen sondert man im Fach Lexikologie folgende Teile:

1.Semasiologie. Die Lehre von dem Einzelnwort und dessen Semantik (Bedeutung). An die Semasiologie lehnen sich die Etymologie, der Bedeutungswandel und die Onomasiologie. Die Etymologie ist die Lehre über die ursprünglichen Bedeutungen der Wörter. Der Bedeutungswandel ist die Lehre von der Veränderung der Wortbedeutungen im Verlaufe der Sprachentwicklung. In der Onomasiologie / der Bezeichnungslehre wird gefragt: Wie wird eine bestimmte Erscheinung bezeichnet?

2.Bereicherungswege des Wortbestandes der Sprache.

3 Differenzierung des Wortbestandes nach verschiedenen Prinzipien, wodurch sich unterschiedliche Wortgruppierungen ausgliedern lassen: Synonyme und Antonyme, Wortfamilien, Wortnischen, Wortfelder; Archaismen und Neologismen; Mundarten und Dialektismen; Berufslexik und Jargons usw.

4.Phraseologie.

5.Lexikographie, d.h. die Lehre vom Aufbau der Wörterbücher, in denen die Wörter nach verschiedenen Prinzipien fixiert werden.

Manche Gelehrten versuchen solche Gebiete wie die Wortbildung, die Phraseologie und Lexikographie als selbständige Teilgebiete der Sprachwissenschaft hinzustellen.

 

4. Anwendung in der Lexikologie von neuen Forschungsmethoden.

In der letzten Zeit haben sich in der Sprachwissenschaft viele neue Methoden entwickelt. Das sind strukturelle, statistische und gar mathematische. Es handelt sich um solche strukturellen Methoden wie die Konstituentenanalyse, die Distributionsanalyse, das Modellieren und die Komponentenanalyse.

Unter der Konstituentenanalyse bzw. UK – Analyse (Analyse nach den unmittelbaren Konstituenten) versteht man die stufenweise Gliederung eines sprachlichen Elementes oder Struktur in ihre zwei unmittelbaren und maximal großen Bestandteile. Mit Hilfe der UK – Analyse kann man z. B. die Entstehung eines Wortes mit morphematisch komplizierter Struktur verfolgen:

 

Lehrerveranstaltung

 

Lehrer Veranstaltung

Lehr (en) er veranstalt (en) ung

ver anstalt (en)

 

Unter der Distribution wird im allgemeinen die Gesamtheit der Umgebung eines sprachlichen Elementes bezüglich der anderen verstanden. Die Distributionsanalyse kann beispielsweise bei der Abgrenzung der Wortbedeutungen eines vieldeutigen Wortes verwendet werden. Je nach der Umgebung des Adjektivs “alt“ werden seine verschiedenen Bedeutungen aktualisiert.Vgl. alte Frau / Mann / Huhn nicht jung) und alte Bluse/ Wagen/ Hemd (nicht neu).

Die Transformation stellt die Umwandlung einer sprachlichen Struktur in eine andere dar, die nach streng festgelegten Regeln vorgenommen wird. Mit Hilfe der transformatorischen Umwandlung können z. B. die logisch-semantische Beziehungen zwischen den Komponenten der attributiven Zusammensetzungen bestimmt werden. Spanienreise (lokale) – die Reise nach Spanien; der Goldring (stoffliche) – der Ring aus Gold; Kuhaugen (Vergleich) - wie die einer Kuh.

Auch das Modellieren findet in der Lexikologie eine breite Anwendung. Unter Modellierung versteht man schematisch- formalisierte Darstellung einer sprachlichen Struktur, die die realen sprachlichen Verhältnisse widerspiegelt. Sie wird vor allem in der Wortbildung angewandt.

Sepanowa M.D. hat alle in der deutschen Sprache bestehenden Wörter in 13 Modelle eingeteilt. Hier einige Beispiele: Tisch = L, d.h. das Wort besteht aus einem Lexem; Verbleiben = DP + L, d.h. das Wort besteht aus einem Derivationspräfix und einem Lexem.

Unter der Komponentenanalyse versteht man die Zerlegung der Wortbedeutung in ihre kleinsten elementaren Sinne (Seme), aus denen sich die Bedeutung des Wortes zusammensetzt. So besteht die Bedeutung des Wortes „die Tochter“ aus folgenden Semen: eine Person; die Person des weiblichen Geschlechts; eine direkte Verwandte; die Generation der Kinder.

Man verwendet diese Methode auch zwecks Beschreibung von Wortbedeutungen bei maschinellen Übersetzung.

Zum Schluss soll gesagt werden, dass das Erlernen der Lexikologie nicht nur eine große theoretische Bedeutung hat, weil dadurch die philologische Ausbildung und der allgemeine sprachwissenschaftliche Gesichtskreis des künftigen Fremdsprachenlehrers bedeutend erweitert werden, sondern viel mehr eine praktische.

Das Verständnis des Wesens des Wortes und der Wortbedeutung, der Polysemie des Wortes, das gute Beherrschen der Regeln der Wortbildung usw. verhelfen dem Studierenden, den fremdsprachlichen Stoff besser erfassen zu können.

 

Fragen zur Selbstkontrolle

1. Was ist die Lexikologie? Aus welcher Sprache stammt das Wort?

2. Worin sieht die Lexikologie ihren wissenschaftlichen Gegenstand?

3. Welche Aspekte und Bereiche der Lexikologie unterscheidet man?

4. Was bildet die methodologische Grundlage dieser Wissenschaft?

5. Wann entwickelte sich die Lexikologie in Europa zur sprachwissenschaftlichen Disziplin?

6. Wem ist eine besonders starke Entwicklung der lexikologischen Forschungen zu verdanken? Nennen Sie die Namen der einheimischen und deutschen Linguisten.

7. Mit welchen Disziplinen ist die Lexikologie aufs engste verbunden? Auf welche Weise? Führen Sie Beispiele an.

8. Nennen Sie die Bestandteile der Lexikologie.

9. Welche strukturellen Methoden werden in der Lexikologie angewandt?

10. Was kann beispielsweise mit Hilfe der UK Analyse (Analyse nach den unmittelbaren Konstituenten) feststellen?

11. Was versteht man unter der Distribution?

12. In welchem Sprachbereich wird das Modellieren angewandt?

13. Was versteht man unter der Komponentenanalyse, wo wird sie verwendet?

14. Welche Bedeutung hat das Erlernen der Lexikologie für den künftigen Fremdsprachenlehrer?

 

Literatur

 

1. Степанова, М.Д., Чернышева, И.И. Лексикология современного немецкого языка =Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache: Учеб. пособие для студ. лингв. и пед. фак. высш. учеб. заведений / М.Д. Степанова, И.И. Чернышева. – 2-е изд., испр. – М.: Издательский центр «Академия», 2005. – 256 с. [С.4-8]

 

2. Ольшанский, И.Г. Лексикология. Современный немецкий язык = Lexikologie: Die deutsche Gegenwartssprache: Учебник для студ.лингв. фак. высш. учеб. зведений/ И.Г. Ольшанский, А.Е. Гусева. - М., Издательский центр «Академия», 2005. – 416 с.

[С.4-15]

 

3. Iskos, A., Lenkowa, A. Deutsche Lexikologie = Лексикология немецкого языка: Учебное пособие для студентов педагогических институтов и факультетов иностранных языков / L., Staatsverlag für Lehrbücher und Pädagogik des Ministeriums für Bildungswesen der RSFSR Leningrader Abteilung, 1960. – 269 c. [С. 7- 12]

 

4. Левковская, К.А. Лексикология немецкого языка: Пособие для учителей/ К.А. Левковская. – М., Государственное учебно- педагогическое издательство Министерства просвещения РСФСР, 1956. – 247 с. [С. 3 – 10].

 

Vorlesung N1

Die Lexikologie als Bereich der Sprachwissenschaft und als Fach

 

5. Gegenstand der Lexikologie

6. Stellung der Lexikologie unter anderen Teilgebieten der Sprachwissenschaft

7. Bestandteile der Lexikologie

8. Anwendung in der Lexikologie von Forschungsmethoden

 

1. Gegenstand der Lexikologie

 

Das Wort „Lexikologie“ stammt aus dem Griechischen „ lexis“ (das Wort) und „logos“ (die Lehre), also die Lehre vom Wort.

 

 

Die Lexikologie ist die sprachwissenschaftliche Disziplin, die den Wortschatz einer Sprache und seine Entwicklung betrachtet.

 

Die Lexikologie als selbständiges Lehrfach hat sich erst Mitte des 20. Jhs. in der SU herausgebildet. Zur Herausbildung dieses Lehrfachs haben solche sowjetischen Germanisten beigetragen wie Strojewa, Lewkowskaja, A.Iskos, A. Lenkowa, M.D. Stepanowa, I.I. Cernycewa u.a.

 

In der deutschen Sprachwissenschaft wird die Lexikologie um 1960 eine eigenständige Universitätsdisziplin. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang folgende Linguisten R. Große, W. Fleischer, W. Schmidt, Th. Schippan, G. Wotjak u.a.

 

 

Die lexikologischen Probleme können von verschiedenen Gesichtspunkten erforscht werden. Daraus ergeben sich verschiedene Abarten der Lexikologie.

 

Allgemeine Lexikologie sucht nach den Gemeinsamkeiten aller Wörter aller Sprachen.

 

Vergleichende Lexikologie berücksichtigt Probleme von zwei Sprachen.

Werden die lexikologischen Erscheinungen nur einer Sprache erforscht, dann spricht man von einer konkretsprachlichen (spezielle) Lexikologie.

 

Außerdem unterscheidet man noch eine diachronische (histortische) und eine synchronische Lexikologie.

Die diachronische Lexikologie kann den Wortschatz zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit betrachten.

Die synchronische Lexikologie erforscht den Wortschatz vom Standpunkt der Gegenwart aus.

In der gegenwärtigen Entwicklungsetappe gewinnt die kognitiv orientierte Lexikologie immer mehr an Gewicht und Aktualität (kognitiv=auf Erkenntnis beruhend). Die kognitiv orientierte Lexikologie beschreibt die Speicherung und Verarbeitung der Wörter im menschlichen Gehirn bzw. Geist.

Die methodologische (philosophische) Grundlage der Lexikologie bilden die Prinzipien der materialistischen Dialektik: die Betrachtung der Sprache als gesellschaftliche Erscheinung, das konkret-historische Herangehen an die Sprache, die sozial-kommunikative Determiniertheit von Funktionieren und Entwicklung jeder Sprache.

Das Erlernen der Lexikologie hat nicht nur eine große theoretische Bedeutung sondern viel mehr eine praktische, weil dadurch die philologische Ausbildung und der allgemeine sprachwissenschaftliche Gesichtskreis des künftigen Fremdsprachenlehrers bedeutend erweitert werden. Das Verständnis des Wesens des Wortes und der Wortbedeutung, der Polysemie des Wortes, das gute Beherrschen der Regeln der Wortbildung usw. verhelfen dem Studierenden, den fremdsprachlichen Stoff besser erfassen zu können.

 

 

2. Stellung der Lexikologie unter anderen Teilgebieten der Sprachwissenschaft.

Das Wort als Grundeinheit der Sprache ist Untersuchungsgegenstand von allen Teilgebieten der Sprachwissenschaft.

Die Beziehungen zwischen der Lexikologie und der Phonetik beruhen auf folgendem:

d) Manche phonetische Erscheinungen (Ablaut, Umlaut, Brechung) dienen als wortbildendes Mittel. So stammen Band, Bund vom Verb binden, Sprache, Spruch von sprechen.

e) Die Länge und die Kürze der Vokale dienen als ein sinnunterscheidendes Mittel. Vgl. Saat und satt, Weg und weg.

f) Dank der Betonung lassen sich trennbare und untrennbare Präfixe und dadurch auch Bedeutungen der Wörter unterscheiden. Vgl. übersetzen- ich setze über und übersetzen- ich übersetze.

 

Die Beziehungen zwischen Lexikologie und der Grammatik

 

Nach der Art der Suffixe kann man bestimmen, zu welcher Wortart das betreffende Wort gehört.

Die syntaktische Funktion des Wortes kann auf seine Bedeutung wirken. Vgl. Der glatte Weg und Sie ist glatt (völlig) aus meinem Herzen verschwunden.

 

Die Zusammensetzung als eine Wortbildungsart ist auch mit der Grammatik verbunden, weil das zusammengesetzte Wort nicht nur eine lexikalische Einheit darstellt (Rotwein, Schwarzbrot usw.) sondern zum Ausdruck syntaktischer Beziehungen dienen kann, z. B Stoffwert = der Wert des Stoffes, die Strickmütze = die gestrickte Mütze (attributive Beziehungen).

 

Die Beziehungen zwischen der Lexikologie und der Stilistik

 

Die Lexikologie befasst sich, so wie die Stilistik, mit verschiedenen Tropen: mit Metaphern, Metonymien usw.

Die lexikalischen Tropen stellen eine wortbildende Kategorie dar, da sie die Entstehung neuer Bedeutungen der schon existierender Wörter ermöglichen, z. B.

 

Fuß eines Menschen und Fuß eines Berges, Kopf eines Menschen und Kopf einer Flasche oder sogar neuer Wörter wie Gase, Manchester, Nanking, als Bezeichnungen der Stoffe nach entsprechenden Stadtnamen u.a.

 

Stilistische Tropen schaffen keine neuen Bedeutungen oder neuen Wörter, sie erlauben nur, die Gedanken und Empfindungen bildhaft auszudrücken, z. B. die Metapher Flamme der Liebe oder die Metonymien: Schwarze Röcke, seidene Strümpfe, weiße, höfliche Manschetten (H.Heine).

 

Die Lexikologie ist mit der Geschichte der dt. Sprache verbunden. Einige Wörter können nur aufgrund der historischen Analyse erklärt werden, z. B. Welt, Wimper, Nachtigall, Bräutigam, Augenlid, Maulwurf, u.a. Nachtigall bedeutet eigentlich „ die Sängerin der Nacht / Nachtsängerin“. Das Wort „galan“ „ singen“ existiert nicht mehr. Bräutigam, ahd. brut-i-gomo, eigentlich der Mensch der Braut. Das zweite Element der Zusammensetzung „ gomo“ ist verschwunden.

 

Die Lexikologie ist mit der Geschichte des Volkes verbunden.

Die Sprache, insbesondere ihr Wortschatz spiegelt manche Besonderheiten der Entwicklung des betreffenden Volkes wider, manche seiner Sitten und Bräuche.

Z. B. Wand und Mauer.

Wand (etwas Gewundenes) ist ein altes deutsches Wort und bezeichnete ursprünglich eine aus Flechtwerk hergestellte Wand. Als die alten Germanen die Bauweise der Römer kennenlernten, entlehnten sie sowohl deren Technik als auch das Wort Mauer (lat. murus, ahd. mura).

Jetzt unterscheiden sich diese zwei Wörter dadurch, dass „Wand“ den Teil des Innenraumes des Gebäudes bezeichnet, „Mauer“ dagegen einen Baukörper aus Stein, Umgrenzung (Stadtmauer, Berliner Mauer).

Die Redewendung „einen Korb bekommen“ ist mit einer alten Sitte verbunden. Die Geliebte ließ dem ihr nicht genehmen Freier aus ihrem Fenster einen Korb mit einem so schwachen Boden herab, dass er, wenn er darin zu ihr hinaufgezogen werden sollte, unterwegs durchfallen musste.

 

Die Wortverbindung „Pech haben“ bedeutet „ Unglück haben“. Dieses Idiom stammt aus Berufslexik der Vogelsteller. Der an der Leimrute (лоза, прут, вымазанный клеем / смолой) klebende Vogel hat Pech an den Federn und wird gefangen (das Pech- смола; der Pechvogel -неудачник).

 

Somit ist die Lexikologie mit allen Teilgebieten der Sprachwissenschaft aufs engste verbunden und sie stützt sich auf ihre Angaben und Erkenntnisse.

 

2. Bestandteile der Lexikologie.

 

Im allgemeinen sondert man im Fach Lexikologie folgende Teile:

 

1.Semasiologie. Die Lehre von dem Einzelnwort und dessen Semantik (Bedeutung). An die Semasiologie lehnen sich die Etymologie, der Bedeutungswandel und die Onomasiologie.

Die Etymologie ist die Lehre über die ursprünglichen Bedeutungen der Wörter.

Der Bedeutungswandel ist die Lehre von der Veränderung der Wortbedeutungen im Verlaufe der Sprachentwicklung.

In der Onomasiologie / der Bezeichnungslehre wird gefragt: Wie wird eine bestimmte Erscheinung bezeichnet?

 

2.Bereicherungswege des Wortbestandes der Sprache.

 

Die wichtigsten sind Wortbildung, Wortentlehnung, Bedeutungswandel

 

3 Differenzierung des Wortbestandes nach verschiedenen Prinzipien, wodurch sich unterschiedliche Wortgruppierungen ausgliedern lassen: Synonyme und Antonyme, Wortfamilien, Wortnischen, Wortfelder; Archaismen und Neologismen; Mundarten und Dialektismen; Berufslexik und Jargons usw.

 

4.Phraseologie.

 

5.Lexikographie, d.h. die Lehre vom Aufbau der Wörterbücher, in denen die Wörter nach verschiedenen Prinzipien fixiert werden.

 

Manche Sprachforscher versuchen solche Gebiete wie die Wortbildung, die Phraseologie und Lexikographie als selbständige Teilgebiete der Sprachwissenschaft hinzustellen.

 

4. Anwendung in der Lexikologie von neuen Forschungsmethoden.

In der letzten Zeit haben sich in der Sprachwissenschaft viele neue Methoden entwickelt. Das sind strukturelle, statistische und gar mathematische. Es handelt sich um solche strukturellen Methoden wie die Konstituentenanalyse, die Distributionsanalyse, das Modellieren und die Komponentenanalyse.

 

Unter der Konstituentenanalyse bzw. UK – Analyse (Analyse nach den unmittelbaren Konstituenten) versteht man die stufenweise Gliederung eines sprachlichen Elementes oder Struktur in ihre zwei unmittelbaren und maximal großen Bestandteile. Mit Hilfe der UK – Analyse kann man z. B. die Entstehung eines Wortes mit morphematisch komplizierter Struktur verfolgen:

 

Lehrerveranstaltung

 

Lehrer Veranstaltung

Lehr (en) er veranstalt (en) ung

ver anstalt (en)

 

Unter der Distribution wird im allgemeinen die Gesamtheit der Umgebung eines sprachlichen Elementes bezüglich der anderen verstanden.

Die Distributionsanalyse kann beispielsweise bei der Abgrenzung der Wortbedeutungen eines vieldeutigen Wortes verwendet werden. Je nach der Umgebung des Adjektivs “alt“ werden seine verschiedenen Bedeutungen aktualisiert.Vgl. alte Frau / Mann / Huhn nicht jung) und alte Bluse/ Wagen/ Hemd (nicht neu).

Die Transformation stellt die Umwandlung einer sprachlichen Struktur in eine andere dar, die nach streng festgelegten Regeln vorgenommen wird.

Mit Hilfe der transformatorischen Umwandlung können z. B. die logisch-semantische Beziehungen zwischen den Komponenten der attributiven Zusammensetzungen bestimmt werden. Spanienreise (lokale) – die Reise nach Spanien; der Goldring (stoffliche) – der Ring aus Gold; Kuhaugen (Vergleich) - wie die einer Kuh.

Auch das Modellieren findet in der Lexikologie eine breite Anwendung. Unter Modellierung versteht man schematisch- formalisierte Darstellung einer sprachlichen Struktur. Sie wird vor allem in der Wortbildung angewandt.

M.D. Stepanowa hat alle in der deutschen Sprache bestehenden Wörter in 13 Modelle eingeteilt. Hier einige Beispiele: Tisch = L, d.h. das Wort besteht aus einem Lexem; Verbleiben = DP + L, d.h. das Wort besteht aus einem Derivationspräfix und einem Lexem.

Unter der Komponentenanalyse versteht man die Zerlegung der Wortbedeutung in ihre kleinsten elementaren Sinne (Seme), aus denen sich die Bedeutung des Wortes zusammensetzt.

So besteht die Bedeutung des Wortes „die Tochter“ aus folgenden Semen: eine Person; die Person des weiblichen Geschlechts; eine direkte Verwandte; die Generation der Kinder.

Man verwendet diese Methode auch zwecks Beschreibung von Wortbedeutungen bei maschinellen Übersetzung.

 

Fragen zur Selbstkontrolle

1. Was ist die Lexikologie? Aus welcher Sprache stammt das Wort?

2. Worin sieht die Lexikologie ihren wissenschaftlichen Gegenstand?

3. Welche Aspekte und Bereiche der Lexikologie unterscheidet man?

4. Was bildet die methodologische Grundlage dieser Wissenschaft?

5. Wann entwickelte sich die Lexikologie in Europa zur sprachwissenschaftlichern Disziplin?

6. Wem ist eine besonders starke Entwicklung der lexikologischen Forschungen zu verdanken? Nennen Sie die Namen der einheimischen und deutschen Linguisten.

7. Mit welchen Disziplinen ist die Lexikologie aufs engste verbunden? Auf welche Weise? Führen Sie Beispiele an.

8. Nennen Sie die Bestandteile der Lexikologie.

9. Welche strukturellen Methoden werden in der Lexikologie angewandt?

10. Was kann beispielsweise mit Hilfe der UK Analyse (Analyse nach den unmittelbaren Konstituenten) feststellen?

11. Was versteht man unter der Distribution? Wo kann die distributive Analyse verwendet werden?

12. In welchem Sprachbereich wird das Modellieren angewandt?

13. Was versteht man unter der Komponentenanalyse, wo wird sie verwendet?

14. Welche Bedeutung hat das Erlernen der Lexikologie für den künftigen Fremdsprachenlehrer?

 

Literatur

1. Степанова, М.Д., Чернышева, И.И. Лексикология современного немецкого языка =Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache: Учеб. пособие для студ. лингв. и пед. фак. высш. учеб. заведений / М.Д. Степанова, И.И. Чернышева. – 2-е изд., испр. – М.: Издательский центр «Академия», 2005. – 256 с. [С.4-8]

2. Ольшанский, И.Г. Лексикология. Современный немецкий язык = Lexikologie: Die deutsche Gegenwartssprache: Учебник для студ.лингв. фак. высш. учеб. зведений/ И.Г. Ольшанский, А.Е. Гусева. - М., Издательский центр «Академия», 2005. – 416 с.

[С.4-15]

3. Iskos, A., Lenkowa, A. Deutsche Lexikologie = Лексикология немецкого языка: Учебное пособие для студентов педагогических институтов и факультетов иностранных языков / L., Staatsverlag für Lehrbücher und Pädagogik des Ministeriums für Bildungswesen der RSFSR Leningrader Abteilung, 1960. – 269 c. [С. 7- 12]

4. Левковская, К.А. Лексикология немецкого языка: Пособие для учителей/ К.А. Левковская. – М., Государственное учебно- педагогическое издательство Министерства просвещения РСФСР, 1956. – 247 с. [С. 3 – 10].


Дата добавления: 2015-11-04; просмотров: 107 | Нарушение авторских прав




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Literatur: А.Л. Зеленицкий, П.Ф. Монахов. Сравнительная типология немецкого и русского языков.1983. Крушельницкая К. Г. Очерки по сопоставительной грамматике немец­кого и русского языков. | 

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