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Die Gründerzeit Bürgerlicher Realismus und Naturalismus 1850-1900



Die Gründerzeit Bürgerlicher Realismus und Naturalismus 1850-1900

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts drehten sich die Räder der industriellen Entwicklung immer schneller. Der Ausbau der Eisenbahnlinien in Europa geschah im Schnelltakt. Für die Menschen der damaligen Zeit war das eine große Veränderung. Diese Zeit nennt man die Gründerzeit - denn jetzt wurde eine Vielzahl der großen deutschen Unternehmen gegründet, z.B. Zeiss und Krupp. Viele Leute erwarben enorme Vermögen durch ihre Bodenspekulationen, andere verloren alles, was sie hatten.

Auf die armen Menschen, die auf dem Lande wohnten, übten die Städte eine magnetische Anziehung aus. Die Stadt entwickelte sich zum Mittelpunkt der Ereignisse. In der Stadt, so glaubte man, waren Glück und Reichtum zu finden, innerhalb weniger Jahrzehnte wuchsen nun die Dörfer und kleinen Städte an den Flüssen Wupper und Ruhr zu Großstädten mit einer Schwerindustrie, die die Landschaft veränderte und zerstörte. Der Unterschied zwischen Arm und Reich wurde immer größer und deutlicher, als er in der vorindustriellen Zeit gewesen war. Jetzt wohnten die Fabrikarbeiter in besonderen neuentstandenen Wohngebieten, die schnell verfielen. Die Vermögenden und Besserverdiener hingegen bauten ihre eleganten Villen in anderen Stadtteilen, wo sie die Krankheiten, die Not und das Elend derjenigen, mit denen es das Schicksal weniger gut gemeint hatte, nicht zu sehen brauchten.

Am schlimmsten in dieser Hinsicht war es in Berlin, wo man Mietshäuser mit bis zu vier, sogar fünf Hinterhöfen baute. Zur Straße hin sahen die Häuser zwar gut aus, und es kostete auch mehr, in den Wohnungen dort zu wohnen, aber die Mieten sanken, je weiter man sich von der Straße entfernte. Die Hinterhöfe waren eng, voll mit Ratten, stanken nach den Plumpsklos und von der Sonne war keine Spur zu sehen. Das war, buchstäblich ausgedruckt,die Kehrseite dieser kapitalistischen Blütezeit. Der schärfste Kritiker der Abarten des Kapitalismus war der Gründer des Kommunismus, Karl Marx (1818-83). In seinem bekannten Werk Das Kapital (1867) meinte er, dass der Kapitalismus nichts anderes sei, als eine moderne Form der Sklaverei. Nach Marx gab es für das Industrieproletariat nur eine Möglichkeit, sich davon zu befreien: durch eine Revolution.

In dieser Zeit organisierte sich zwar die deutsche Arbeiterbewegung in verschiedenen Gewerkschaften und der Staat verabschiedete Gesetze, um die Lebensbedingungen der Arbeiterschaft zu verbessern, aber die Unterschiede blieben bestehen. Diejenigen, die in der Gründerzeit reich geworden waren, lebten wie die Fürsten und scheuten nicht davor zurück, bei flotten Abendessen und Besuchen in der Oper ihren Reichtum zu zeigen. So ist es auch kein Zufall, dass eines der schönsten Theatergebäude Deutschlands, Gottfried Sempers berühmtes Opernhaus in Dresden, die sogenannte Semperoper, gerade während dieser Zeit gebaut wurde.

Zu jener Zeit gab es zwei Literaturrichtungen: der bürgerliche (oder poetische) Realismus und Naturalismus.

Die ungeschminkte Wirklichkeit im Naturalismus

Während die bürgerlichen Realisten – Fontane, Keller, Meyer, Storm - die Wirklichkeit oft in einem verklärten Schimmer sahen und sie gern als ein bisschen besser auffassen wollten, als sie eigentlich war, befassten sich die Naturalisten mit der Wirklichkeit, wie sie wirklich war. Dem Leser wurden harte Tatsachen serviert, weiter nichts. In den Jahren von 1880 bis 1895 wirkten die naturalistischen Autoren - Arno Holz, Johannes Schlaf, Gerhart Hauptmann. Ohne Schminke, mit fotografischer Genauigkeit und im Sekundenstil, d.h. mit exakter Wiedergabe von Sprechsituationen, schrieben sie über Dinge, vor denen man am liebsten die Augen verschließen wollte: Armut, Alkoholismus, Prostitution, über alle möglichen sozialen Probleme. Als großes Vorbild diente der Franzose Emile Zola, der das Leben in den Arbeiterbezirken in Paris mit all seinem Elend und seiner Grausamkeit geschildert hatte.



Ganz im Sinne von Charles Darwin und den Naturwissenschaften sah man Ende des 19. Jahrhunderts den Menschen als ein Produkt von Erbe und Milieu. Man ging davon aus, dass alles bereits durch das genetische Erbe von den Eltern, das Kindheitsmilieu und durch die historische Situation vorausbestimmt war. Dadurch verlor auch der eigene Willen an Bedeutung; war man z.B. in einer Familie geboren, in der gesoffen wurde, wurde man selber Säufer und konnte nicht allzu viel dagegen tun.

Ein großer Skandal im Theater

Für die Machthaber und Bessergestellten im damaligen Deutschland war die Rede vom schlechten sozialen Erbe gleichzeitig trostlos und irritierend. Darum war es auch nicht erstaunlich, dass das Drama, das den Naturalismus in Deutschland eigentlich einleitete, nämlich Gerhart Hauptmanns Vor Sonnenaufgang (1889) sich zu einem der größten deutschen Theaterskandale entwickelte. Bei der Premiere stellten die, die für den Inhalt des Stückes und die, die dagegen waren, ein derartiges Geschrei und Gezänk an, dass die Vorstellung kaum zuende gespielt werden konnte.

Der Verfasser des Dramas, Gerhart Hauptmann (1862-1946), wurde in Schlesien, im heutigen Westpolen, geboren. Schon früh entschied er sich dafür, Künstler zu wenden und begann als Bildhauer. Eine Reise nach Italien öffnete ihm die Augen dafür, wie ärmlich und elend die Menschen in den untersten Schichten der Gesellschaft eigentlich lebten. Diese Einsicht bekam später entscheidende Bedeutung für die Themen, die er in seinen Dramen behandelte. Für sein Bühnenwerk bekam er 1912 den Nobelpreis.

Wovon handelte denn Vor Sonnenaufgang und was löste eigentlich so starke Reaktionen beim Publikum aus? Die ganze Geschichte spielt in einem Dorf in Schlesien, wo man so große Kohlenfunde gemacht hat, dass die Bauern steinreich geworden sind. Das Milieu ist deprimierend, denn die Bauern tun nichts anderes, als ihr Geld zu verkaufen. Hierher kommt der Sozialdemokrat und Weltverbesserer Loth, der die Gegend besucht, um die Lebensbedingungen der Bergwerksarbeiter zu studieren. Bei der Bauernfamilie Krause trifft er einen alten Studienkameraden, Hofman, der eine Tochter der Familie geheiratet hat. Sie ist genauso versoffen wie ihr Vater. Ihre Schwester Helene dahingegen ist die einzige, die in diesem menschlichen Sumpf unzerstört geblieben ist. Sie verliebt sich in Loth und er verliebt sich in sie. Helene glaubt, dass Loth sie aus dieser Misere retten kann. Alles scheint in Ordnung, bis ein weiterer von Loths Studienkameraden, Doktor Schimmelpfennig, der der Hausarzt der Familie ist, ihm von der erblichen Belastung erzählt, die auf der Familie ruht: dem Alkoholismus. Loth, der Antialkoholiker ist, muss sich jetzt zwischen Helene und seinen Prinzipien entscheiden. Aus Angst davor, dass seine Kinder Alkoholiker werden, wenn er Helene heiratet, verlässt er sie ohne eine Erklärung. Aber Helene versteht den Zusammenhang und in ihrer Verzweiflung begeht sie Selbstmord.

Die Frage, ob Loth als eine Art Idealgestalt aufgefasst werden soll, die sich weigert, auch nur die geringsten Zugeständnisse zu machen, oder ob man ihn als eine lächerliche Karikatur sehen soll, ist viel diskutiert worden. Für Hauptmann war er auf keinen Fall Letzteres, denn der Verfasser war zu dieser Zeit selber Antialkoholiker und starker Verfechter eines gesunden Lebensstils.

Ein Drama über den Aufstand der Armen

Hauptmanns zweites bedeutendes Drama ist Die Weber (1892). Das Drama ist eine wirklichkeitsgetreue Wiedergabe des Wiederaufstands in Schlesien im Jahre 1844. Dessen Ursache fand sich in der technischen Entwicklung, in der Tatsache, dass man die neuen Maschinen- Webstühle in Schlesien einführte.

Die Weber, die seit alters her zuhause webten, konnten natürlich nicht mit den Maschinen konkurrieren, sondern sie wurden gezwungen, ihre Stoffe zu immer niedrigeren Preisen zu verkaufen. Der Aufkäufer Dreißiger tut alles, um die Preise noch tiefer zu drücken. Schließlich landen sie auf einem Niveau, von dem sich nicht mehr leben lässt. Die Weber sind verzweifelt. Sie haben nichts mehr zu verlieren. Sie stürmen das Haus des Aufkäufers und schlagen in ihrer Wut alles kaputt. So schnell, wie der Aufstand aufflammt, so schnell wird er von herbeikommandierten Soldaten niedergeschlagen.

Das Neue und Naturalistische an Haupmanns Stück war, dass die Sprache die Wirklichkeit direkt spiegelte und dass die Personen ihren eigenen Dialekt sprachen. Neu war auch, dass das Drama keine richtige Hauptperson hatte, sondern dass alle die Menschen, die vom Hunger und der Not dazu getrieben werden, auf eine unkontrollierbare Weise zu handeln, „Hauptpersonen“ sind. Das war selbstverständlich etwas, was den Reichen dieser Zeit große Angst machte. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Zensur Die Weber sofort verbot. Erst nach einem Prozess durfte man das Drama wieder spielen.

Weitere naturalistische Stücke von Hauptmann, die heute zum festen Spielplan der deutschen Theater gehören, sind die Diebeskomödie Der Biberpelz (1893) und die Tragikomödie Die Ratten (1911). Er schrieb aber auch um die Jahrhundertwende volkstümliche und neuromantische Dramen, wie z.B. Die Versunkene Glocke ( 1896) und Und Pippa tanzt! (1906). Als Erzähler ist Hauptmann vor allem bekannt durch die naturalistisch mustergültige, genau beobachtende Novelle Bahnwärter Thiel (1892).

ARNO HOLZ

( 1863 in Ostpreußen als Sohn eines Apothekers geboren, 1929 in Berlin gestorben )

Heute sieht man Holz als der großer Anreger des Naturalismus in Deutschland: er war der Theoretiker des konsequenten Naturalismus, schrieb naturalistische Gedichte, die die Umgangssprache in die Lyrik brachten, und begründete den Sekundenstil in der kurzen Prosa.

Seine Gedichtsammlung Buch der Zeit (1885) enthielt die beste Lyrik des frühen Naturalismus. Mit seinem Freund Johannes Schlaf schrieb er novellistische Prosaskizzen. Die erste dieser Skizzen, Papa Hamlet (1889) zeigte viel Einfluss der skandinavischen Literatur. In Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze (1891/92) schrieb Holz die Theorie des Naturalismus auf, der auf eine exakte Milieuschilderung unter Einbeziehung auch umgangssprachlicher Elemente abzielt.

Ihren Ausdruck findet diese Theorie in der Formel "Kunst = Natur - x", d. h. die Kunst soll so weit wie möglich der Natur entsprechen, wobei die Aufgabe des Künstlers darin besteht, das „x“ möglichst klein zu halten. Die Forderung: Kunst solle genaue Wiedergabe der Realität sein, führt Arno Holz zu einer neuen, experimentellen Ausdrucksweise, u. a. zum so genannten " Sekundenstil ", mit dem soziales Elend sekundengenau dargestellt wird. 1898 erscheint der sprachlich virtuose Gedichtband " Phantasus ", der als sein lyrisches Hauptwerk gilt.

Arno Holz experimentiert in seiner Lyrik mit einem reimlosen Stil, womit er die traditionellen Formregeln aufgibt. Seiner Programmschrift " Revolution der Lyrik " zufolge soll das Werk, frei von Reim und Versmaß, von seinem "inneren Rhythmus" bestimmt werden. Eine formale Besonderheit der Gedichte im " Phantasus " ist die gedruckte Zentrierung der einzelnen Verszeilen um eine gedachte Mittelachse, weshalb dieser Stil auch als Mittelachsenlyrik bezeichnet wird.

 


Дата добавления: 2015-11-04; просмотров: 16 | Нарушение авторских прав




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