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Vorlesung 6. Interferenzen



Vorlesung 6. Interferenzen

1. Begriff

2. Translatorische Interferenz

3. Interferenz im Text

Lexikalische Interferenz

Syntagmatisch-syntaktische Interferenz

4. Textuelle Interferenz

5. Kulturelle Interferenz

 

Begriff

Der Begriff „Interferenz“ stammt aus der Physik. Im 20.Jahrhundert gelang der Terminus ab Mitte der 50er Jahre in die sprachwissenschaftliche Literatur.

Interferenzphänomene sind „diejenigen Fälle der Abweichung von den Normen der einen wie der anderen Sprache, die in der Rede von Zweisprachigen als Ergebnis des Sprachkontaktes vorkommen“ (Weinrich).

Danach begegnet man dem Terminus fast ausschließlich in der Kontrastiven Linguistik, wo er „die durch Beeinflussung von anderen Elementen verursachten Verletzung einer sprachlichen Norm bzw. den Prozess der Beeinflussung“ bezeichnet (Juhasz).

Der Interferenzbegriff umfasst also zum einen den singulären Prozess, in dem ein Sprecher einen Normverstoß begeht, weil er Strukturen einer Sprache in eine andere überträgt. Zum anderen umfasst er das Ergebnis dieses Prozesses, wie es sich in Grammatik, Lexik, Idiomatik etc. niederschlägt.

 

Translatorische Interferenz

Die moderne Translatologie gebraucht den Terminus der interlingualen Interferenz für die Projektion von Merkmalen des Ausgangstextes in den Zieltext, deren Ergebnis eine Verletzung der ZT-Normen, -Konventionen und –Diskurse ist, also lexikalischer, thematisch-inhaltlicher, mikro- und makrotextueller, situativer sowie kultureller Art sein kann. Solche Projektionen können beim Übersetzen nicht mehr lediglich kontrastiv als Abweichung von einer grammatischen oder lexikalischen Sprachnorm definiert werden, stellen sie doch meist Verstöße gegen Sprachkonventionen oder die beabsichtigte kommunikative Wirkung dar.

 

Interferenz im Text

Natürlich verletzen auch Translatoren rein linguistische Normen, etwa bezüglich der Wortbildung, der Scheinentsprechungen im Wortschatz, der Kollokationsmöglichkeiten, der Idiomatik und Phraseologie, der grammatisch-syntaktischen Regeln. Diese Normverletzungen sind die häufigsten.

 

Lexikalische Interferenz

Beim Übersetzen in die Muttersprache trifft man sehr selten auf morphologische Interferenz. Recht häufig kommen semantische Interferenzen vor, in denen ein AT-Wort als Lehnübersetzung übernommen wird. En. back-ground wird zu dt. Hintergrund, obwohl Milieu, Herkunft oder Kreis gemeint ist. Semantische Interferenz liegt auch in Fällen polysemischer Ausweitung vor; so wirkt en. paper auf das dt. Papier in der Bedeutung „ Schriftstück, Aufsatz, Artikel, Dokument “.

Auffallend in Fachübersetzungen sind terminologische Interferenzen, d.h. Verwendung von gebrauchsbeschränkter und situationsgebundener Wörtern in einem anderen Sachbereich. Zentrale Bedeutung kommt den falschen Freunden zu, interlingualen Homonymen, also formal ähnlichen Wörtern, die inhaltlich teilweise oder völlig verschieden sind, d.h. in keinem Kontext übereinstimmen. Z.B. en. psychological – dt. psychologisch oder aber auch psychisch. Es gibt Fälle, in denen die Inhalte konvergieren, aber der Gebrauch eines Wortes vom situativen Kontext oder der kommunikativen Funktion im AT und ZT abhängt. So entspricht fr. appendicite sowohl dt. Blinddarmentzündung (allgemeinsprachlich) als auch dt. Appendizitis (fachsprachlich), das an den medizinischen Sprachbereich gebunden ist.

 

Syntagmatisch-syntaktische Interferenz

Die Verknüpfungs- und Verträglichkeitsbedingungen von lexikalischen Einheiten in AT und ZT sind unterschiedlich. Daher gibt es häufiger Interferenz auf der Ebene der Kollokationen und der idiomatischen Wendungen, die aus dem AT übernommen werden.

Syntaktische Interferenzen liegen vor, wenn Wort- und Satzstellung des AT in den ZT übernommen werden. In Fachtexten, in denen logische Progression unterschiedlich ist, müssen Sätze häufig umgestellt, Argumente und ihre Abfolge neugeordnet, Teilinformationen anders angeordnet bzw. gestrichen werden.



 

Textuelle Interferenz

Textuelle Interferenz liegt vor, wenn die Textsortenbesonderheiten eines AT, also die syntaktisch-semantische und textuelle Gestaltung, im ZT reproduziert werden, obwohl andere Konventionen üblich und kommunikativ angemessen sind. Auf der syntaktischen Ebene mag der ZT grammatisch korrekt und akzeptabel sein, trotzdem funktioniert er nicht recht auf der Diskursebene, weil Textaufbau und makrotextuelle Muster von der erwarteten Textsorte abweichen. Die in arabischen Gebrauchstexten übliche Texteinleitung mit einer religiösen Anrufung ist nach deutschen Textkonventionen völlig untypisch. Die Linearität eines wissenschaftlichen englischen Textes steht dem digressiven deutschen gegenüber, der durch Exkurse gekennzeichnet ist, Je strenger konventionalisiert Textsorten sind, um so mehr müssen Divergenzen der äußeren Textformen, der Redemuster und der entsprechend dem Übersetzungszweck situationsangemessenen Textsortenkonventionen beachtet werden.

 

Kulturelle Interferenz

Unterschiedliche Kulturgemeinschaften organisieren ihre Diskurse anders, und die Übernahme ausgangssprachlicher Sprach- und Verhaltensmuster stellt mitunter einen Verstoß gegen den in gegebener Situation üblichen Sprachgebrauch bzw. die Interaktionsmuster dar. So unterscheiden sich die kulturellen Konventionen im Spanischen, Französischen und Deutschen, die betreffen: Zeitauffassung und Gebrauch von Zeitadverbien, Signale für Sprecherwechsel, sprachliche Mittel zum Ausdruck von Höflichkeit. Diese Unterschiede können sein:

- kulturspezifisches Textlayout,

- reale Inkongruenzen (Kulturspezifika),

- kulturbedingte unterschiedliche Konnotationen und Assoziationen,

- gruppen- bzw. sachspezifischen und propagandistischen Sprachgebrauch,

- unterschiedliche Textbaupläne.

Die Gefahr des Hereinwirkens des AT, der in einer imitativen Übersetzung auf ganz andere Verhältnisse der ZT-Kultur verweist, ist da groß, wo die sprachlichen Phänomene und die Ausdruckspotentiale sich ähneln und die Denkweisen scheinbar nahe beieinander liegen: also bei wörtlicher Übersetzung von Sprachroutinen, Sprechhandlungen (bitten, auffordern, entschuldigen, verordnen etc.) und Diskurstypen, die der deutsche Leser nicht als kohärent empfindet oder die er im Rahmen seines Sprachhandelns und seiner Kommunikationskonventionen falsch interpretiert.

 

Translatorische Interferenz basiert sich auf der Annahme einer interlingual lexikalischen / idiomatischen / syntaktischen / situationellen / funktionellen / kulturellen Symmetrie, die nicht vorhanden ist. Vergleichende Analysen literarischer Übersetzungen ergeben, dass das Ergebnis von Interferenz auch eine Form der sprachlichen Kreativität sein kann. Entlehnungen bzw. Lehnübersetzungen füllen eine Benennungslücke, neuartige Ausdrucksweisen für alte oder gewandelte Situationen erweitern und bereichern die Zielsprache, oder Interferenzen dienen zur Wiedergabe von Mehrsprachigkeit. So bewegt sich translatorische Interferenz im Spannungsfeld zwischen Normverletzung und sprachbereichender Innovation.

 


Дата добавления: 2015-11-04; просмотров: 34 | Нарушение авторских прав




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Vorlesung 5. Übersetzungstypen und Übersetzungsverfahren | Министерство образования и науки Республики Казахстан

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