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2.1. Die Motivation des Menschen.



2.1. Die Motivation des Menschen.

In den modernen Lehrbüchern zur Psychologie wird Motivation als ein Konzept der Erklärung von Intensitätsunterschieden des Verhaltens und zur Angabe über die Verhaltensrichtung beschrieben (Heckhausen 1980).

Etwas einfacher formuliert kann man fragen, was Menschen dazu bringt, sich so zu verhalten, wie sie es tun.

Versucht man den gegenwärtigen Forschungsstand zur Motivationspsycho­logie zu sichten, so findet man Ansätze, die sich schwerpunktmäßig auf die bio­logischen Funktionen des Menschen konzentrieren und dazu neigen, die Moti­vation in erster Linie auf den Zusammenhang mit körperlichen Bedürfnissen zu beschränken. Andere Forscher sind der Meinung, daß Menschen vor allem von inneren Gefühlen oder auch emotionalen Entscheidungen motiviert werden. Und es gibt eine weitere Gruppe von Motivationsforschern, die sich auf den Menschen als soziales Wesen konzentrieren und seine Motivation dann von den Beziehungen zu anderen ableiten. Man kann also davon ausgehen, daß die Moti­vation auf biologischem, persönlichkeitsbezogenem und sozial orientiertem Hintergrund entstehen kann. Für den Christen gibt es eine zusätzliche Quelle der Motivation. Es ist der Glaube an Jesus Christus und die Verbindung zu ihm, die ihn motiviert, von seinem Egoismus wegführt und so beispielsweise zu Handlungen der Nächstenliebe führen kann.

Auch wenn die Hintergründe und Entstehungsursachen der Motivation ver­schiedenartig sein können, so zeigen sich doch im praktischen Vollzug zwei ge­meinsame Merkmale:

Das erste besagt, daß Motivation das Verhalten beeinflußt und lenkt. Wenn z.B. ein Junge barfuß über einen heißen Bürgersteig läuft und merkt, daß seine Füße schmerzen, geht er wahrscheinlich auf dem Gras daneben weiter. Sobald das Gefühl von Hitze durch Sinneszellen an den Füßen zum Gehirn wei­tergeleitet wird, wird der Junge motiviert, auf dem kühleren Gras zu laufen. Sein Verhalten hat sich also geändert.

Der zweite, für die Motivation charakteristische Faktor ist, daß sie ein zielbe­wußtes Verhalten beschreibt. D. h., der Junge merkt nicht nur, daß seine Füße heiß sind, er kann diesen Zustand auch auf zweckmäßige Weise verändern.

Dieses Beispiel läßt sich in Kurzform durch die weiter vorne gegebene Defini­tion der Motivation nochmals zusammenfassen: Motivation ist ein Konzept zur Erklärung von Intensitätsunterschieden des Verhaltens und zur Angabe über die Verhaltensrichtung. Es lassen sich im wesentlichen vier Theorien zum Verständ­nis menschlicher Motivationen angeben: die Triebtheorien, die Erregungstheo- rien, kognitive Theorien und soziale Theorien.

2.1.1.

Im Gegensatz zu den früher häufig vertretenen Instinkttheorien (Darwin, James, Doogall oder Freud) hat das Triebkonzept zur Deutung der Motivation eine wis­senschaftlich fundierte, physiologisch orientierte Basis.

Hull (1952) ist einer der wichtigsten Vertreter der Triebtheorie zur Begrün­dung menschlicher Motivationen. Er gehört zur Gruppe der»Behavioristen«, d.h. Forschem, die Zusammenhänge zwischen der Ursache und den Konsequen­zen menschlichen Verhaltens untersuchen und weniger danach fragen, was im Menschen selbst, d.h. in seinem Inneren vorgeht.

Hull geht davon aus, daß es einen»Generalpool«von Energie gibt, d.h. also keine Spezialtriebe, sondern nur Spezialbedürfnisse, und diese dann zu einem unspezifischen Triebzustand aufsummiert werden.

Seine Fragen lauteten: Was erzeugt den Trieb? Wie beeinflußt der Trieb das menschliche Verhalten? Welches ist das Verhältnis zwischen Trieb und Lernen, das dann zu einem bestimmten Verhalten führt. Die Antwort auf diese Fragen hat Hull in der nach ihm benannten»Hull'schen Triebgleichung«zusammenge­faßt, die davon ausgeht, daß das Verhalten abhängig ist von der erlernten Ge­wohnheit, vom aktuellen Wollen und von den Anreizen (d.h. dem Zielcharakter dessen, was zu erreichen ist). Abschwächend auf das Verhalten wirken Ermü­dung, Angst vor Versagen usw.



Mit der Hull'schen Gleichung kann auch zwischen einem Bedürfnis entschie­den werden, das angeboren ist und zum Trieb führt, und Lernverhalten, das er­worben wurde und zu einem Anreiz führt.

Bedürfnis kann demnach, bildlich gesprochen, als Stoßkraft und Ursache, Anreiz als Zugkraft und Folge des Verhaltens gesehen werden.

Zu den Grundbedürfnissen zählen die Forscher u.a. das Bedürfnis nach Luft, Wasser, der richtigen Körpertemperatur usw. Werden solche Grundbedürfnisse nicht erfüllt, entsteht ein Grundtrieb, der den Menschen motiviert, diese Be­dürfnisse zu befriedigen. Entsprechend der Triebtheorie befindet sich der Körper in einem ruhigen Zustand des Gleichgewichts, solange alle Grundbedürfnisse erfüllt sind. Ist dies nicht mehr der Fall, befindet man sich in einem Zustand der Erregung. Je länger ein Grundbedürfnis entbehrt wird, desto größer wird der Trieb und um so erregter wird man. Durch die Erregung wachsen die Aktivitäten des Menschen - und damit wird dann auch die Chance vergrößert, den Trieb zu befriedigen. Wenn dies geschehen ist, geht das Triebniveau wieder auf sehr kleine Werte zurück. Schlüssel zum Triebkonzept ist also ein Gleichgewichts­prinzip, d.h. der Versuch, den nicht erregten Zustand wieder zu erreichen.

Neben den Grundbedürfnissen entwickeln Menschen jedoch auch erlernte oder sekundäre Bedürfnisse. Ein Grundbedürfnis ist beispielsweise, urinieren zu müssen. Die meisten Menschen lernen jedoch früh, daß dies in der Öffentlich­keit nicht gestattet ist, d.h. ein sekundäres Bedürfnis kommt hinzu: zu vermei­den, ein soziales Gesetz zu verletzen. Daher sehen sich die meisten nach einer Toilette um, wenn sie entsprechende Bedürfnisse verspüren.

 

2.1.2 Erregungstheorien zur Entstehung der Motivation

Wesentlicher Unterschied zwischen der Erregungs- und der Triebtheorie ist die Annahme, daß sich das Bedürfnis nach Herstellung eines Triebgleichgewichts das ganze Leben hindurch laufend verändert. D.h., daß Erfahrungen aus der Ver­gangenheit das Niveau des Erregungszustandes verändern können.

So ißt z.B. eine Frau jeden Abend Schokoladeneis, was ihr an den ersten Abenden auch viel Spaß macht, weil es ihr schmeckt. Nach einer Woche jedoch sagt sie vielleicht, daß sie das Eis überhaupt nicht mehr mag.

Ein Vertreter der Erregungstheorie würde nun davon ausgehen, daß sich der Gleichgewichtsspiegel verändert hat, was sich auch physiologisch nachweisen läßt.

Bestimmte Zustände des Erregungsniveaus scheinen für uns von wichtiger Bedeutung zu sein. Wenn z.B. die Stimulierung durch die Sinne oder unsere Er­regung zu niedrig ist, ist unser Verhalten zumeist nicht gut gelenkt. Deshalb stößt man z.B. morgens häufiger mit den Zehen an, wenn man durchs Zimmer geht, um das Licht einzuschalten. Der Erregungszustand des Aktivierungssy­stems im Gehirn ist niedrig. Auch bei großer Erregung oder Angstzuständen werden wir häufiger anstoßen. Jedoch ist auf einem dazwischenliegenden Niveau die Verwertung von Eindrücken optimal. Hier werden alle nützlichen Informationen von den Sinnesorganen angenommen, um unser Verhalten zu steuern.

Zusammengefaßt kann man sagen, daß ein kleinerer Wechsel der Erregung als angenehm erlebt wird, während zu große Änderungen zu Fluchtverhalten führen.

Wenn z.B. ein Angriffsspieler in einem Fußballspiel»optimal erregt«ist, be­merkt er die Abwehrspieler rechtzeitig und kann den Ball abgeben, bevor sie ihn stoppen. Ab einem gewissen Punkt wird jedoch zunehmende Erregung unwirk­sam. D.h., der Spieler wird Angst bekommen und den Ball womöglich daneben­schießen. Die Beziehung zwischen Erregung und wirkungsvoller Leistung durchläuft demnach ein Maximum und verringert sich danach, sie entspricht also einer umgekehrten U-Funktion.

2.1.3 Kognitive Theorien zur Entstehung der Motivation

Auf die Frage, die Psychologen immer wieder gestellt wurde:»Was ist zuerst da, die biologische Erregung oder die Wahrnehmung von Gefühlen?«, sagte William James, daß unsere Gefühle in erster Linie davon abhängen, daß ein Einzelner be­wußt die Botschaften aus verschiedenen Teilen des Körpers wahmimmt. Dem­nach schlug er vor, daß unsere Gefühle unseren biologisch-neuralen Erregungen folgen.

 

Sicherlich spielt dieser physiologische Aspekt, wie bei den beiden vorange­gangenen Theorien beschrieben, eine Rolle. Die aktuelle Forschung zeigt jedoch, daß emotionale und kognitive Prozesse wesentlich bestimmen, wie unsere Re­aktionen aussehen. Ergebnisse von Lazarus, Weiner, Rüssel usw. haben gezeigt, daß kognitive Faktoren alleine für das Auslösen eines Gefühlszustandes genü­gen. Das Gehirn trennt nachweisbar zwischen Gefühl und Kognition, jedoch be­einflussen sich die Bereiche gegenseitig über das zwischengeschaltete Septum zur»Gefühlskontrolle«und den Hippokampus. Man kann also das Gehirn einerseits als Informationsempfänger körperlicher Zustände betrachten, andererseits aber auch als Instanz, die körperliche Zustände kontrollieren und steuern - und damit Emotionen verändern kann.

Eine der wichtigsten kognitiven Theorien zur Entstehung der Motivation ist die Konsistenztheorie (Heider, Festinger, Carlsmith, Aronson usw. 1964).

Sie geht davon aus, daß sich menschliches Verhalten aus einem Zustand des Ungleichgewichts des Denkens ergibt, mit dem Ziel, wieder Balance, d.h. Wider- spruchslosigkeit herzustellen.

Festinger hat auf diesem Hintergrund eine»Theorie der kognitiven Dissonan­zen«entwickelt, die davon ausgeht, daß eine dissonante Beziehung wieder kon­stant gestaltet werden soll. Voraussetzung für eine solche kognitive Dissonanz ist, daß Verhalten und Meinung oder zwei Meinungen oder zwei Verhaltenswei­sen einander widersprechen.

So verlangen z.B. bestimmte Regeln der Gesellschaft von mir ein Verhalten, das meiner Meinung nicht entspricht (z.B. daß man tagsüber arbeitet und nachts schläft, während ich viel lieber nachts arbeiten würde). Oder aber sind meiner Meinung nach zwei Objekte gleichviel wert - aber ich bin oft gezwungen, mich in meinem Verhalten fur eines der beiden zu entscheiden (z.B. konnte es sein, daB mir sowohl eine Tatigkeit als Soldat als auch die eines Zivildienstleistenden gleichermaBen wichtig vorkommt). Oder aber ich muB mich fiir eine Aufgabe so anstrengen, daB der Leistungsaufwand nicht mehr zu meiner inneren Wertung dieser Sache paBt (z.B. konnte es sein, daB ein Leiter eines Gemeinschaftschores zu der Oberzeugung gelangt ist, daB man in den Versammlungen mehr predigen und weniger singen sollte...)•

Einige Beispiele zur Losung kognitiver Dissonanzen

1. Wenn ich davon iiberzeugt bin, zu dick zu sein, sollte ich, um die Dissonanz zu losen, entweder meine Oberzeugung (»ich bin zufrieden, so vvie ich bin«) oder meine Verhaltensweise andern (»ich werde jetzt weniger und gezielter essen und eine Diat machen«).

2. Wenn ich mich fur einen Beruf entscheiden muB und zwei sehr anspre- chende Angebote habe, werde ich unbewuBt im nachhinein dasjenige als besser empfinden (und auch nach au&en hin so darstellen und aufwerten), fur das ich mich entschieden habe.

3. Wenn ich fiir eine Sache, z.B. eine Freundschaft oder eine Arbeit - aber das gilt auch fiir meine Beziehung zu Gott - sehr viel Zeit, Kraft und Liebe hergege- ben und mich angestrengt habe, so wird sie mir dadurch wertvoller. D.h., ich habe mein Verhalten, durch die Anstrengung um die Sache und damit auch de- ren Aufwertung, konsistenter gemacht.

2.1.4 Soziale Theorien zur Entstehung der Motivation

Neben der Begriindung der Motivationen auf biologischem und kognitivem Hintergrund, spielt die soziale Motivation eine bedeutsame Rolle. Forschungen aus der Sozialpsychologie haben deutlich gezeigt, dafi die Anwesenheit anderer Menschen anregt, aktiviert und vor allem eingeübtes (»dominantes«) Verhalten auslöst.

Solomon und Rasch (1946) sehen als Grundtrieb der sozialen Motivation die Konformität, d.h. die Motivation»mitzugehen«, sich anzupassen und Gemein­schaft zu haben. So wird in Konfliktsituationen immer angenommen, daß die Mehrheit im Recht ist. Diese Annahme kann im Extremfall zu einer Verzerrung der individuellen Wahrnehmung führen (»wenn alle sagen, daß sie diese beiden Linien als gleichlang empfinden, so empfinde ich sie auch als gleichlang«). Wei­terhin kann es zu einer Verzerrung des individuellen Urteils kommen (»ich sehe diese Linien anders, als die anderen - aber vielleicht sind sie doch gleichlang?«).

Die Gruppe bestraft den Einzelgänger; oftmals durch indirektes, kaum auffäl­liges Verhalten wie Kopfschütteln, Lächeln, Wegdrehen usw.

Der Konformitätseffekt verschwindet, wenn weitere Personen mit Gegenur­teilen zur Gruppe hinzukommen. Schon bei einer andersartig argumentierenden Person urteilen die Gruppenmitglieder stärker nach ihrem eigenen Denken, als sie dies unter Gruppenzwang täten. So gesehen darf man Andersdenkende auch in einem Hauskreis oder einer Gruppe nicht nur als Störenfriede beschreiben, sondern sollte bedenken, daß sie zu einer Erweiterung des Erkenntnishorizontes und zur Sensibilisierung der gegenseitigen Bezüge führen.

Als zweiten Grundtrieb sehen Solomon und Rasch Gehorsam gegenüber der Autorität. Hier bleibt, im Gegensatz zum nicht-personenbezogenen Gruppen­druck, die Entscheidung frei, von wem man sich beeinflussen lassen möchte.»Autoritäten«erkennt man allerdings an einer Reihe von Merkmalen. Hierzu gehören deutliche Befehle und verbale Aufforderungen. In der Regel nimmt auch die Autoritätsperson einen höheren Status ein, stammt also nicht aus der­selben Gruppe. Die Forschungen von Milgram (1963,1965,1974) haben auch gezeigt, daß der Gehorsam eines Menschen um so höher ist, je niedriger sein Verantwortungsbewußtsein ist.

Besteht in einer Gruppe ein allgemeiner Gehorsam gegenüber einer Autori­tätsperson, führt dies zu einem Doppeleffekt auf das Verhalten des Individuums: Zum einem wirkt der Konformitätsdruck der Gruppe und zum ändern der Ge­horsam gegenüber der Autorität. Ein klassisches Beispiel hierzu waren die Ver­hältnisse im Dritten Reich. Viel Gewalt entsteht in unserer modernen Gesell­schaft aber auch dadurch, daß das Individuum die Verantwortung für sein eige­nes Verhalten abgegeben hat bzw. ihm diese durch geschickte Manipulation ab­genommen wurde und es damit als»Instrument«zur Ausführung von Wün­schen und Befehlen autoritärer Personen wird. Ist die Autoritätsperson nicht eindeutig bestimmt (wenn es beispielsweise zwei Chefs in einer Firma gibt oder bei unklaren Verhältnissen zwischen Vater und Mutter in einer Familie), dann sinkt die»Gehorsamsrate«deutlich ab.

Kommt es zu einer allgemeinen Rebellion gegen die Befehle der Autoritäts­person, führt dies zu einer Mitrebellion des einzelnen. D.h., daß in einem solchen Konfliktfall der weiter oben beschriebene Konformitätstrieb zur Gruppennorm größer als der Autoritätstrieb ist.

Eine weitere gute Erklärung der sozialen Motivation bietet die Attributions­theorie. Sie läßt sich davon ableiten, daß Menschen ihr eigenes Verhalten - und auch das anderer Personen - immer auf bestimmte Einzelfaktoren zurückführen möchten. Ein solches Vorgehen entspringt unserem Bedürfnis, die Umgebung unter Kontrolle zu bringen und durch Beobachtung und Informationen den Zu­sammenhang zwischen Ursache und Wirkung zu ergründen. Attributionen sind demnach Versuche, Ereignisse und unser Verhalten kausal (gesetzmäßig) mit­einander zu verbinden, wobei zur Erklärung ausschließlich die Gründe dienen können, die man tatsächlich auch wahrnehmen kann. Nach den Untersuchun­gen zur»Naiven Psychologie«Heiders (1977) machen die meisten Menschen bei der Suche nach solchen Kausalitäten einen»fundamentalen Attributionsfehler«: Eigenes Verhalten wird situationsbedingt - und fremdes Verhalten persönlich­keitsbedingt zugeschrieben (attribuiert). Damit ist gemeint, daß wir unser eige­nes Verhalten immer mit den Umständen in Verbindung bringen (»ich bin zu spät gekommen, weil es geregnet hat«) und bei fremdem Verhalten von Persön­lichkeitseigenschaften ausgehen, die hierfür verantwortlich zu machen sind (»er kommt zu spät, weil er ein unpünktlicher Mensch ist«). Der Attributionsfehler ergibt sich deshalb, weil zuallermeist nicht nur die Person, sondern auch die Si­tuation an ihrem Verhalten»schuld«ist. Es ist jedoch sehr schwer, einmal festattribuiertes Verhalten aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und von Vorurteilen abzulassen.

 

2.1.5 Einige Beispiele

Hunger, Durst, Schmerz, Sexualität usw. werden in der Psychologie häufig mit einer biologischen Motivation in Zusammenhang gebracht. Vielleicht ist der Schmerz sogar einer der bedeutendsten biologischen Motivatoren. Nachfolgend sollen einige wichtige dieser zur Motivation führenden Triebe diskutiert und auch im Zusammenhang mit den kognitven und sozialen Theorien zur Motiva­tion gesehen werden.

Hunger

Hunger als Motivator wurde von Physiologen und Psychologen gleichermaßen gründlich erforscht, vielleicht deshalb, weil sich die Mechanismen zur Reduzie­rung dieses Triebes leicht erklären lassen. Die Nahrungsaufnahme ist die Reak­tion, die den Hungertrieb reduziert oder zeitweise beseitigt. Bestimmte innere Signale des Körpers veranlassen uns, nach Nahrung zu suchen. Welche Signale sind dies nun?

Der Physiologe W. B. Cannon (1934) konnte zeigen, daß Hungergefühle mit Magenkontraktionen in Zusammenhang gebracht werden müssen. Weitere Forschungen haben nachgewiesen, daß der Blutzuckerspiegel im Zusammen­hang mit Hungergefühlen steht. Diese Erkenntnisse führten zu der Entdeckung, daß ein Teil des Gehirns (der Hypothalamus) das Eßverhalten beeinflußt. Be­stimmte Regionen des Hypothalamus kontrollieren möglicherweise auch das Trinkverhalten und die Aggressionen. Daraus könnte man schließen, daß sich im Hypothalamus ein Nahrungs- und Sättigungszentrum befindet. Das Eßzen- trum reagiert also auf einen niedrigen Blutzuckergehalt, um das Eßverhalten anzuregen - das Sättigungszentrum bringt den Menschen dazu, das Essen ein­zustellen, wenn der Blutzuckerspiegel wieder steigt.

Neuere Forschungen (Wurtman 1986) haben gezeigt, daß Kohlenhydrate den Anstieg des Insulinspiegels im Blut verursachen. Bestimmte Aminosäuren wer­den durch das Insulin ausgelöscht. Dadurch kann eine größere Menge des Amins Tryptophan ins Gehirn gelangen. Als chemische Vorstufe des Neurotransmit­ters Serotonin hat dieser Stoff indirekte Auswirkungen auf Stimmungslage und Appetit. Rosenthal hat in mehrjährigen Untersuchungen gezeigt, daß Men­schen, die an einer sogenannten»Winterdepression«leiden, von einem regel­rechten Heißhunger nach Süßigkeiten in den Herbst- und Wintermonaten heimgesucht wurden und deshalb in dieser Jahreszeit immer Zunahmen. Seine Therapie, die jahreszeitlich bedingten Stimmungstiefs durch intensive Lichtbc- strahlung zu verändern, hatte auch Auswirkungen auf den Appetit der Patien­ten: Wenn sich die Stimmung besserte, verschwand auch die Lust auf Eiscreme und Limonade.

Psychologische Untersuchungen führten zu weiteren Faktoren, die das Eß- verhalten beeinflussen (z.B. die»Macht der Gewohnheit«), und zeigten, daß die Triebtheorien zur Entstehung der Motivation durch kognitive und soziale Theo­rien erweitert werden müssen. S. Schächter hat weitreichende Ermittlungen über das Eßverhalten dicker und normalgewichtiger Menschen angestellt. Seine Entdeckungen zeigten, daß dicke Menschen sich der äußeren Einflüsse in ihrer Umgebung viel bewußter sind, und essen,»weil jetzt Zeit dazu ist«. Sie nehmen auch größere Portionen zu sich und können deutlich vom Geschmack der Nah­rung beeinflußt werden. Normalgewichtige essen meistens, wenn sie hungrig sind, nehmen kleinere Portionen zu sich und sind sich im allgemeinen der inne­ren Einflüsse, die das Eßverhalten kontrollieren, bewußter. Man kann also da­von ausgehen, daß Umwelteinflüsse das Eßverhalten beeinflussen.

Ein weiterer Faktor, der Menschen motiviert, zuviel zu essen, wurde in einer spezifischen Streßsituation gefunden. Besonders übergewichtige Frauen reagier­ten auf experimentell ausgelösten Streß (z.B. Mißerfolg oder starke Geräuschbe­lastung) mit einer deutlichen Steigerung der Nahrungsaufnahme. Schlanke Menschen haben in diesen Situationen ein eher vermindertes Bedürfnis nach Eßbarem.

Ein problematisches Eßverhalten zeigen aber nicht nur diejenigen Menschen, die zu dick sind. Ober 50 % aller deutschen Jugendlichen bis 18 Jahre haben be­reits mindestens eine Diät hinter sich. Ständige Gewichtskontrollen sind in die­ser Altersgruppe verbreitet und besonders häufig bei denjenigen Jugendlichen, die schlank sind. Die massiven Aufklärungsmaßnahmen zur Vermeidung des Übergewichts im Zusammenhang mit den von den Medien propagierten Schlankheitsidealen haben insbesondere bei weiblichen Jugendlichen und jun­gen Frauen eine so normierende und prägende Wirkung gezeigt, daß in diesen Bevölkerungsgruppen von einem»kollektiven Diätverhalten«gesprochen wer­den muß. Seit dem Jahre 1980 hat sich auf diesem Hintergrund der Anteil von Mädchen und jungen Frauen, die mehr als 20 % untergewichtig sind, auf nahezu ein Fünftel verdoppelt. Gravierende Eßstörungen begleiteten diese Veränderun­gen: Anorexia nervosa (»Pubertätsmagersucht«) und Bulimie (Freßsucht) sind zu Wohlstandskrankheiten für junge Mädchen unseres westlichen Kulturkreises geworden.

Wo beginnt nun das Eßverhalten problematisch zu werden? Wenn Sie den nachfolgenden Test (Kasten 4) ausfüllen, können Sie selbst überprüfen, ob Sie ernsthafte Probleme mit ihrem Gewicht haben und inwieweit Ihr Eßverhalten von den Umwelteinflüssen (Außenreizen) abhängig ist.

 


Дата добавления: 2015-11-04; просмотров: 17 | Нарушение авторских прав




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